DT Swiss FR 1500 Classic im Test: Mit dem neuen FR 1500-Alu-Laufradsatz stellt DT Swiss den Nachfolger der bekannten FR 1950-Downhill-Laufräder vor. Spannend für alle, die ohne Doppelbrücken-Gabel auskommen: Den Laufradsatz gibt’s nicht nur als 27,5″ oder 29″-Version, sondern auch in Enduro-üblichen Einbaumaßen.
DT Swiss FR 1500 Classic – Infos und Preise
Wie schon der Vorgänger FR 1950 richten sich auch die neuen DT Swiss FR 1500 Classic-Laufräder vor allem an Downhill- und Park-Fahrer. Der Laufradsatz besteht aus DT Swiss 240-Naben, Competition-Speichen und den 2022 vorgestellten FR 541-Felgen mit 30 mm Innenweite. Durch die neuen Bauteile und nunmehr 28 statt 32 Speichen an der Front konnte das Gewicht der 29″-Version auf 2.080 g (nachgewogen) gesenkt werden. Neben den üblichen DH-Einbaumaßen gibt’s die FR 1500 auch mit 15 mm Achse vorn und 148 mm Boost-Breite hinten. Preislich liegen die neuen Laufräder bei knapp 900 €.
- Laufradgröße 27,5″, 29″
- Einbaumaße
- 15 x 110 mm
- 20 x 110 mm Boost
- 12 x 148 mm Boost
- 12 x 150 mm
- 12 x 157 mm
- Material Aluminium
- Maulweite Felge 30 mm
- Freilauf SRAM XD, Shimano Microspline, Shimano HG
- Besonderheiten 28 Speichen vorne, 32 Speichen hinten, 240-Naben, FR 541-Felgen, Competition-Speichen
- Gewicht 2.080 g (gewogen, 29″, 20 x 110 mm / 12 x 148 mm)
- max. Systemgwicht 140 kg
- Farben Schwarz
- www.dtswiss.com
Preis: 899,80 € (UVP) | Bikemarkt: DT Swiss FR 1500 kaufen
Im Detail
In den letzten Jahren gab es bei DT Swiss vor allem News über neue Carbon-Laufradsätze. Mit dem neuen DT Swiss FR 1500 Classic gibt’s nun einen Alu-Laufradsatz, der zwar primär für Downhill- und Freeride-Fahrer vorgesehen ist, allerdings auch eine passende Alternative für so manchen Material-beanspruchenden Enduro-Piloten sein dürfte. Gänzlich neu am Laufradsatz ist dabei lediglich, dass das Vorderrad nur auf 28 statt 32 Speichen setzt. Grund war den Schweizern zufolge, dass sich die Downhill-Profis mehr Flex bei gleichzeitig hoher Haltbarkeit gewünscht haben. Mit weniger Speichen kann man diese laut DT Swiss etwas fester anziehen, was der Haltbarkeit zugutekommt, gleichzeitig aber den Flex erhöhen und Gewicht sparen soll.
Ansonsten setzt der Laufradsatz auf bereits bekannte Parts. Spannend ist natürlich die FR 541-Felge, die für den neuen Downhill-Laufradsatz genutzt wird. Diese basiert auf der Bauweise der EX-Felgen und setzt auf eine 30 mm Innenweite. Zudem soll sie helfen, Snakebites zu verhindern. Dabei wird der Reifen normalerweise zwischen einem spitzen Gegenstand und dem Felgenflansch eingeklemmt und ein Loch eingestanzt. Ein neuer, breiterer Flansch soll für eine weniger punktuelle Kraft und hoffentlich weniger Platten sorgen. Abgesehen davon soll auch die Felge selbst widerstandsfähiger sein und mehr Material in sehr beanspruchten Zonen aufweisen.
Die Felgen drehen sich um die bekannten DT Swiss 240-Naben und sind über klassische Competition-Speichen in J-Bend-Ausführung damit verbunden. Die Naben setzen auf das Ratchet EXP-System mit 36 Eingriffspunkten. Die Schweizer setzen traditionell auf Zahnscheiben statt Sperrklinken. Seit einigen Jahren wird eine Zahnscheibe fest im Nabenkörper verschraubt und nur die Freilauf-seitige Scheibe ist beweglich und wird über eine Feder in Richtung Nabe gedrückt. Laut DT Swiss lässt sich das System rasch zerlegen und somit pflegen und soll mit einem geringen Gewicht und wenig Rollwiderstand überzeugen.
Auf dem Trail
DT Swiss hat mir 2 Wochen vor Veröffentlichung des Artikels einen FR 1500 Classic-Laufradsatz zugeschickt. Ich konnte diesen an zwei Tagen auf der extrem harten Downhill-Strecke am Klinovec/Tschechien nicht wirklich gründlich testen, allerdings im Hinblick auf Haltbarkeit und Fahrgefühl einem echten Härtetest unterziehen. Der Laufradsatz wurde ohne Inserts mit 2,4″ dicken Schwalbe Super DH-Reifen in einem Specialized Demo Downhill-Bike (Specialized Demo Test) verbaut, wobei an Front und Heck auf 29″-Laufräder gesetzt wurde.
Sicherlich spielen Pech, extrem trockene und geröllige Bedingungen und etwas fahrerische Unsauberkeit eine Rolle, allerdings beendete bereits nach etwa 1,5 Fahrten auf der DH-Strecke am Klinovec ein spitz herausstehender Stein das Leben des FR 1500 Classic-Hinterrads. Es konnte mit einigem Aufwand zwar noch den Tag über gefahren werden, lief aber alles andere als rund und gab nach insgesamt 11 Fahrten endgültig den Geist auf. Um trotzdem sinnvolle Eindrücke sammeln zu können, hat DT Swiss mir ein Ersatz-Rad geschickt und ich bin ein zweites Mal an den Klinovec gefahren.
Die Aufbau-Qualität ist insgesamt stimmig und alle Laufräder laufen neu gerade und seidenweich. Die Speichenspannung ist im Vergleich zu einigen anderen Komplett-Laufrädern eher auf der weichen Seite, was wir als positiv empfunden haben. Wir haben die Spannung zwar nicht gemessen, doch unserem Gefühl nach fahren sich die Laufräder angenehm und keinesfalls harsch. Es liegt sicherlich auch an den extrem staubigen und losen Bedingungen, die das Sammeln von Testeindrücken erschweren, aber insgesamt haben die Laufräder einen unauffälligen Eindruck hinterlassen, was meistens ein sehr gutes Zeichen ist.
Das Vorderrad überstand die Tortur am Klinovec über etwa 20 Runs trotz hörbarer Durchschläge problemlos – obwohl es „nur“ über 28 Speichen verfügt. Das zweite Hinterrad musste im weiteren Testverlauf einen weiteren spürbaren Schlag wegstecken, der in einer Delle und einer losen Speiche mündete. Die Tubeless-Fähigkeit war davon nicht betroffen, die Speichenspannung musste hingegen zweimal leicht korrigiert werden. Keiner der Schläge führte übrigens zu einem Defekt am Reifen.
Das ist uns aufgefallen
- zerstörte Felge Zur zeitnah zerstörten Hinterrad-Felge muss man natürlich dazu sagen, dass ich auch wochenlang hätte herumfahren können, ohne diesen spitzen Stein zu treffen. Der Zwischenfall zeigt allerdings, dass man sich im Downhill-Einsatz immer auf einen Defekt gefasst machen muss. Dafür, dass die FR 1500 Classic-Laufräder kein krasses Haltbarkeitsproblem haben, spricht, dass das erste, komplett eingedrückte Hinterrad noch 9 weitere Fahrten gehalten hat und tubeless-fähig war. Dazu wurde die Felge mit einem Hammer an einer Bordsteinkante gerade geklopft, es wurde viel Isolierband an der Stelle verklebt und nach jedem Run die Speichen nachgezogen. Auch das zweite Hinterrad hat bis auf ein singuläres Ereignis keine großen Probleme gemacht.
- Tubeless-Fähigkeit DT Swiss liefert die Laufräder mit Tubeless-Band aus. Neue Schwalbe Super DH-Reifen ließen sich problemlos mit der Standpumpe aufpumpen und hatten ganz ohne Dichtmilch sogar über Nacht keinen signifikanten Druckverlust.
- Reifen-Schäden Die Schwalbe Super Downhill-Reifen haben während des Tests keinen Schaden genommen.
- Tubeless-Milch DT Swiss hat vor Kurzem eine eigene Tubeless-Milch vorgestellt, die ohne Ammoniak auskommt und somit besonders schonend für die Reifen sein soll. Diese kann über das Ventil eingefüllt werden, die Flaschen verfügen über eine eigene Skala, um die korrekte Menge zu bestimmen. Etwas störend ist nur, dass die Milch trotz Schütteln leicht klumpig ist und den Ausguss verstopft, weshalb man diesen regelmäßig freistochern muss. Wirkliche Testeindrücke zur Dichtmilch konnten wir nicht sammeln. Sie scheint allerdings nicht übermäßig schnell im Reifen einzutrocknen.
Fazit – DT Swiss FR 1500 Classic
Unser kurzer Testzeitraum mit den DT Swiss FR 1500 Classic-Laufrädern lief leider nicht ganz problemfrei. Generell würden wir bei einer so materialintensiven Sportart wie Downhill davon Abstand nehmen, allzu große Haltbarkeits-Versprechen zu geben. Die Laufräder setzen insgesamt auf viele bewährte Komponenten und fahren sich ohne Eingewöhnung angenehm und ausreichend nachgiebig. Die Aufbau-Qualität lässt wenig Raum für Kritik. Für detailliertere Eindrücke bräuchten wir allerdings deutlich mehr Zeit.
Testablauf
Wir konnten die DT Swiss FR 1500 Classic-Laufräder an zwei Tagen über insgesamt 20 Fahrten am Klinovec, Tschechien fahren. Die meisten dieser Testläufe fanden auf der aus dem iXS Cup bekannten Downhill-Strecke statt.
Hier haben wir die DT Swiss FR 1500 Classic getestet
- Klinovec, Tschechien: Extrem schnelle, ausgebolzte und steinige Downhill-Strecke, die Mensch und Material ziemlich fordert. Zusätzlich gibt es eine langsamere, aber noch ruppigere Strecke im Wald sowie verschiedene, technisch höchst anspruchsvollere Secret-Trails mit Stein- und Wurzel-Passagen.
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- ausbalanciert, Gegenhalt über die Feder, Druckstufe sehr offen, schneller Rebound
- Vorlieben bei der Geometrie
- eher kurz, hoher Stack, ausgewogener Sitz- und Lenkwinkel
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