Keine Strecke im World Cup-Zirkus ist so berühmt-berüchtigt wie die furchteinflößende Black Snake im italienischen Val di Sole. Seit der legendären Downhill-WM 2008 – ihr wisst schon, Sam Hill, letzte Linkskurve und so – hat die Abfahrt im Tal der Sonne einen Platz in der World Cup Hall of Fame sicher. Und selbstverständlich haben sich Strecke und Sport in den vergangenen beiden Dekaden deutlich weiterentwickelt, doch im Kern ist die Black Snake noch immer das Monster von damals.

Zur allgemeinen Überraschung beim Track Walk ist Warner Brothers Discovery dieses Mal stark vom bisherigen Ansatz abgewichen. Dieser lautete bei den ersten drei Rennen nämlich Never change a running system – Änderungen an der Strecke waren bis dato gänzlich Fehlanzeige. In Val di Sole wurde die Streckencrew hingegen angewiesen, sich so richtig ins Zeug zu legen. Gerüchten zufolge kam von höchster Stelle die Ansage, so viele frische, natürliche und neue Abschnitte zu integrieren. Nach dem Track Walk muss man festhalten, dass das durchaus gelungen ist.
Viele würden sagen, dass die Strecke Enduro-lastiger geworden ist – würde ich auch sagen, stimmt auch. Aber naja, wer Val di Sole kennt, der weiß, dass es sicher nicht Enduro-mäßig ist. Es sind einfach mehr Serpentinen und Sektionen, die nicht wirklich im extremen Gefälle drin sind, dabei. Aktuell schaut alles noch sehr smooth aus, aber es wird sicher richtig zerbröseln. Vor allem, weil wenig Regen vorhergesagt ist. Es wird also richtig trocken und richtig staubig werden. Ich finde es mega cool – endlich wieder richtige Veränderungen mit richtig vielen Lines. Ich freu mich drauf!
So geht es anders als noch in Leogang oder Loudenvielle direkt ab dem Start weg knallhart zur Sache, was sich auf den nachfolgenden gut 500 Tiefenmetern auch nicht großartig ändert. Die oberen Wiesenkurven sind frisch gepflegt worden und sehen simpel aus, werden aber zum Rennlauf in einem bodenlosen Zustand sein. Und spätestens, wenn es in den Wald geht, zeigt die Black Snake dann ihr wahres Gesicht. Im Tal der Sonne steht ein gänzlich anderes Menü als noch im Salzburger Land auf der Speisekarte. Von einem rennentscheidenden Motorway oder einem Wall Ride, über den man unsanft hinaussegeln kann, fehlt in Val di Sole schließlich jede Spur. Stattdessen gibt es in traditioneller Manier dicke Wurzeln, große Steine, noch dickere Wurzeln und – ihr ahnt es schon – noch größere Steine.

Die Änderungen an der Strecke sind sowohl größerer als auch kleinerer Natur. So sind gleich mehrere komplett neue Sektionen dabei. Und auch dort, wo die Strecke im Prinzip der des Vorjahres folgt, hat man sich ganz offensichtlich Gedanken gemacht. So sind die Begrenzungspfosten mal nach links, mal nach rechts gerückt – dort, wo der Boden noch frisch und noch nicht von beindicken Wurzeln durchsetzt ist. Außerdem ist die Strecke ein gutes Stück langsamer geworden, was bei den Profis nach dem Speed-Trip von Leogang und Loudenvielle ziemlich gut ankommt. Kurzum: Es gibt viele Änderungen, die sehr positiv aufgenommen worden sind.
Es ist auf jeden Fall sehr anders. Man war von den ersten drei Runden gewohnt, auf sehr schnellen Strecken zu ballern und wenig Linienwahl zu haben. Jetzt kommt man hier in Val di Sole an und wusste, dass einiges anders sein wird, dass es technisch sein wird. Man muss hier Skill haben. Der Track Walk lief gut und war auch länger als sonst, weil einfach viel, viel frisches Zeug drin ist. Bedeutet: Viele Sektionen sind neu gemacht worden. Es sind viele langsame Stücke gesteckt worden. Zusammengefasst: Val di Sole ist technisch anspruchsvoll, hat viele Linien, viele Details und wird definitiv ein gutes Stück langsamer als Leogang oder Loudenvielle sein. Es ist viel Loam dabei und es ist auch viel Erde aufgefüllt worden an Stellen, wo vorher beispielsweise eine dicke Stufe war. Ich bin sehr happy mit den Streckenveränderungen, weil es einfach mal was anderes ist. Mit Leogang war ich natürlich auch sehr happy, aber wenn es immer so ist, dann ist es natürlich too much – deshalb bin ich glücklich, dass es hier anders ist … technisch, mit Linienwahl, loamig, Steine, Wurzeln!
Was die Favoriten angeht, ist natürlich Team Kanada zu nennen: Jackson Goldstone und Gracey Hemstreet konnten jeweils die letzten beiden Rennen für sich entscheiden – und haben dort vor allem in den technischen, steilen Sektionen unfassbare Leistungen gezeigt. Insgesamt geht es aber bei den Männern wie bei den Frauen eng zur Sache. So werden auch Loïc Bruni und Amaury Pierron, der hier 2024 dominiert hat, auf Sieg fahren und Tahnée Seagrave hätte sicherlich kein Problem damit, wenn sie nach Rennen 4 von 10 in dieser Saison wieder das grüne Trikot der Gesamtführenden tragen würde. Vali Höll hingegen wartet noch immer auf den ersten World Cup-Sieg 2025 – seit nunmehr über einem Jahr konnte die Österreicherin keinen World Cup mehr als schnellste Fahrerin des Finals abschließen.

Aus deutscher Sicht kann man sich definitiv auf das Rennen in Val di Sole freuen – schließlich befinden sich Max Hartenstern und Henri Kiefer gerade in bestechender Form (vor allem der Oberkörper von Henri Kiefer – was ne Maschine!) und auch Nina Hoffmann hat ihren Horror-Crash aus Leogang gut überstanden. Da am Sonntag die XC-Rennen stattfinden, gibt es die Final-Entscheidungen beim Downhill bereits am Samstag. Die Männer sind am Samstag ab 13:05 Uhr an der Reihe, bereits um 12 Uhr geht das Rennen der Frauen los. Beide Finals werden auf Eurosport und Discovery+ übertragen – die Junioren-Rennen am Vormittag gibt’s sogar kostenlos auf Youtube. Und auch am Freitag dürfte sich ein Blick nach Italien lohnen, schließlich stehen da Quali und Last Chance Qualifier an.
Sie haben sehr viel geändert an der Strecke – zum Guten! Die Strecke ist ein bisschen langsamer und damit safer, ein bisschen technischer. Also genau das, was wir Fahrer wollten. Wir haben ja angemerkt, dass die Strecken immer schneller und gefährlicher werden. Jetzt sind wir endlich mal in die andere Richtung gerudert und das ist echt cool. Die Strecke wird sich trotzdem mega ausfahren und es wird ein roughes Val di Sole bleiben. Aber es sind einfach zwei, drei Stellen, die echt krass ausgefahren und sketchy waren in den letzten Jahren, rausgenommen und der Speed insgesamt ein bisschen reduziert worden. Das finde ich echt ganz cool!
Bleibt am Ende natürlich noch die obligatorische Frage nach dem Wetter: Es scheint so, als würde Val di Sole dieses Jahr anders als noch 2024 seinem Namen alle Ehre machen. So war der Boden beim Track Walk bereits staubtrocken und bis zum Finale soll es wenn überhaupt nur minimal regnen. Daher darf man sich auf packende Rennen am Samstag freuen und gespannt sein, welche prominenten Stars dieses Mal der Black Snake zum Opfer fallen werden …






































Pizza oder Pasta: Was ist deine Präferenz?
Alle Artikel zum Downhill World Cup Val di Sole 2025 | Alle Infos zum Downhill World Cup 2025
- Downhill World Cup 2025 – Val di Sole: Richtig krass gegen den Stein geknallt – Rennbericht von Andreas Kolb
- Downhill World Cup 2025 – Val di Sole: Jackson Goldstones POV-Run
- Downhill World Cup 2025 – Val di Sole: Bube, Dame, König, VollgAS – Fotostory vom Finale
- Downhill World Cup 2025 – Val di Sole: Ergebnisse Finale
- Downhill World Cup 2025 – Val di Sole: Gute Zeiten, schlechte Zeiten – Das Quali-Update
- Downhill World Cup 2025 – Val di Sole: Neue Shimano Saint & Maxxis Minion im Anflug?
- Downhill World Cup 2025 – Val di Sole: Pierron & Newkirk verletzt
- Downhill World Cup 2025 – Val di Sole: Ergebnisse Qualifikation
- Mountainbike World Cup 2025 – Val di Sole: Prototypen-Feuerwerk – Boxengasse Powered by Fox
- Downhill World Cup 2025 – Val di Sole: Streckenvorschau mit Goldstone & Dunne
- Downhill World Cup 2025 – Val di Sole: Die Rückkehr der Killer-Schlange – Fotostory Track Walk
10 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumFinde kaum einen Kurs spannender als Zuschauer im DH Kalender - Vorfreude ist groß! Die Amaury Show letztes Jahr muss allerdings erstmal getoppt werden.
Schade nur, dass Norton sich nach dem Pech '24 nicht rehabilitieren kann.
Hammerstrecke!!
Val di Sole:Best 🤘
Auf welches Jahr beziehst du dich denn?
Ganz große Liebe für die Berichte vom Trackwalk. Danke!
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: