World Cup in Leogang – für mich immer ein Rennen, das mit vielen Emotionen verbunden ist. Dank der guten Ergebnisse, die ich hier schon einfahren konnte, aber auch dank der vielen Freunde und Familie, die hier immer vorbeikommen und zuschauen. Für mich ist das immer eine Extra-Motivation, schnell zu fahren und natürlich ein Rennen, auf das ich mich jedes Jahr sehr freue. Auch die Strecke ist cool, bietet alles, was es braucht, und hat mir in den letzten Jahren offensichtlich gut gelegen.

Leogang hat in den letzten Jahren aber auch viel Arbeit für mich bedeutet: Während ich bei anderen World Cups viel Freizeit habe und viel chillen kann, musste ich in Leogang gleich zweimal zur Pressekonferenz. Zunächst eine Kids-Pressekonferenz, was total cool war. Ein paar heimische Kids von den Skihauptschulen sind vorbeigekommen und durften uns Fragen stellen. Generell ist das Medieninteresse deutlich größer – jeder spricht mich an, egal wo ich hingehe, und sagt Dinge wie: „Du gewinnst das Wochenende sicher wieder!“ Das erzeugt für mich immer etwas Extra-Druck, aber in den letzten Jahren hat sich ja gezeigt, dass ich damit ganz gut umgehen kann

Mittwoch – Trackwalk
Beim Trackwalk haben wir die bekannte Leogang-Strecke vorgefunden – es ist eigentlich nichts Spezielles geändert worden. Oben gab es eine neue Wiesen-Offcamber-Kurve, die ganz cool war. Zuvor sind wir da gerade im Bikepark runtergeheizt, jetzt gab’s eine technische, lange Kurve. Die Stumpfsektion war minimal geändert und eigentlich ganz cool gesteckt. Und unten raus im Wald gab es minimale Änderungen – auch nichts Großes.

Natürlich wird die Strecke immer schneller, einfach dadurch, dass Wurzeln und Stufen etwas verschwinden, weil mehr geshaped werden muss. Trotzdem ist es nach wie vor eine richtig coole Strecke. Es gab beim Trackwalk allerdings 2 oder 3 Dinge, über die wir Fahrer nicht so glücklich waren, weil es zu schnell gesteckt war. Zum Glück wurde das aber direkt geändert. Von dem her: Strecke gut und ich hab mich schon aufs Training gefreut.
Donnerstag – Training
Ins erste Training bin ich direkt sehr gut reingestartet und habe eine Streckenvorschau mit meinem Teamkollegen Oisin gemacht fürs Live-Fernsehen. Generell konnte ich ein cooles erstes Training absolvieren und war das erste Mal direkt ziemlich happy mit dem Bike-Setup. So langsam habe ich ein gutes Setup gefunden, weiß, wo ich hinmuss und habe da gemeinsam mit meinem Mechaniker Patrick in den letzten Wochen gute Arbeit geleistet. Zudem habe ich mich mit der 2024er-Gabel wieder um einiges wohler gefühlt.

In der zweiten Trainingssession, dem Timed Training, war mir klar, dass ich direkt auf Pace kommen muss. Dieses Jahr ist das wirklich sehr wichtig, dass man sofort auf Geschwindigkeit ist und in den Sektoren schaut, dass man gut dabei ist, da keiner sich mehr zurückhält, sondern direkt Speed aufbaut. Je schneller man schnell ist, desto weiter kommt man am Wochenende auch, ist mein Credo. Mittlerweile muss man einfach frühzeitig schnell werden, um in den folgenden Tagen dann noch was draufsetzen zu können. Also genau das Gegenteil von dem, wie es bei mir in Loudenvielle lief, wo ich immer so einen Tag hinterhergehangen habe.
Deshalb wollte ich diesmal so schnell wie möglich auf Speed kommen, was aufgrund vieler roter Flaggen gar nicht so einfach war. Im letzten Run hatte ich zum Glück freie Fahrt und konnte mit 1,7 s Vorsprung die Bestzeit im Timed Training rausfahren. Darüber war ich super happy: Das war der erste Run in diesem Jahr, wo ich so richtig zufrieden mit mir war. Ich bin easy gefahren, habe meine Linien gut erwischt, nichts übertrieben und hatte einfach Spaß. Das hat die Motivation für Tag 2 natürlich gesteigert.
Freitag – Qualifikation
Die Emotionen waren am Quali-Tag natürlich etwas erhöht. Der erste Quali-Lauf war eigentlich gut, aber leider in den letzten drei Kurven sehr schlecht. Ich war etwa auf Kurs für Platz 10, aber habe die letzten Kurven richtig versemmelt: einmal fast die Front verloren, einmal fast im Netz gelandet und einmal fast gestürzt. Damit habe ich gute 2 Sekunden liegengelassen und den Final-Einzug in Quali 1 verpasst. Sprich: ich musste wieder hoch für Quali 2.

Zum Glück hatte ich zwischen den beiden Läufen etwas Zeit, denn mental war das ein ziemlich schwieriger Moment für mich: Der Gedanke, beim Heim-Weltcup nicht im Finale dabei zu sein, war schon nicht gerade cool. Ich musste mich also richtig sammeln, habe Zeit für mich selbst gebraucht und mich in den Team-Truck gelegt. Ich konnte mich allerdings gut runterfahren und sammeln und habe sogar kurz geschlafen, was ich echt gebraucht habe. So konnte ich einen neuen Fokus finden: Neue Quali, alles von vorn und ich wusste, ich muss jetzt einfach voll setzen und gar nichts auf safe probieren, sondern Vollgas fahren, nicht nachdenken und genau das hinlegen, was ich kann!

Genau das hab ich dann auch gemacht, bin allerdings teilweise in den Gedanken etwas abgeschweift. Im Wald wollte ich das Tempo fast schon runterschrauben, damit ich mich fix qualifiziere, habe dann aber gleich umgedacht, Vollgas aufgedreht und konnte mich als Erster in Quali 2 qualifizieren – mit der Tagesbestzeit. Die Zeit dürfte etwa vergleichbar sein mit der Bestzeit aus Q1 von Loris Vergier, da wir im Q2 oben etwas Rückenwind hatten und die Splits dadurch etwas schneller waren. Das hat sich für mich schon angefühlt wie ein kleiner Sieg und ich wusste: Am Samstag kann ich Rennen fahren und meine Freunde können mir dabei zuschauen und nicht, wie ich traurig neben der Strecke stehe. Das war mir natürlich extrem wichtig.

Samstag – Finale
Im letzten Training hab ich erstmal richtig überpaced und bin 3 oder 4 Mal aus der Strecke rausgeschossen. Da hab ich einfach alles probiert, was an sich, glaube ich, gut ist. Das habe ich dieses Jahr noch nicht wirklich gemacht – wirklich mal gierig pushen. Der letzte Trainingslauf war dann besser und sauberer. Ich hatte meine Sektionen gut eingespielt … und dann war es eh schon Zeit für den Rennlauf.

Im Rennlauf hatte ich anfangs direkt erst mal einen richtigen Schockmoment: Ein Rettungswagen ist mit Blaulicht und Sirene über den Schotterweg angeschossen gekommen, um einen verletzten Zuseher abzuholen, während ich im allerersten Offcamber war, wenige Sekunden nach Start. Ich musste dreimal hinschauen, um zu wissen, was da jetzt passiert: Muss ich abbremsen oder fährt der mich jetzt über den Haufen oder was passiert? Zum Glück habe ich mich entschieden, nicht allzu viel abzubremsen und bin danach auch schnell wieder in den Modus gekommen. Das war schon sehr irritierend, aber 10 Sekunden später hatte ich es wieder vergessen.
Ich habe meinen Linien an sich gut erwischt, bin aber nahe der oberen Stumpfsektion etwas übermotiviert gewesen, wollte dafür nicht bremsen und habe die nächste Linie verfehlt. Da haben sich dann 3, 4 Fehler hintereinander aufgeschaukelt und ich habe zwischen Split 1 und 2 mit 2 Sekunden richtig viel Zeit verloren. Diese Zeit gewinnt man auf der Strecke leider nie wieder zurück. In den Wald unten rein bin ich fast noch gestürzt: Da habe ich mich mental schon auf den Lärm der Zuschauer vorbereitet, konnte aber dank der heimischen Fans noch eine Sektoren-Bestzeit einfahren. Da merkt man, dass Setup-technisch alles am Rad passt.

Ich bin dann gut ins Ziel reingekommen, nur etwas zu safe in den letzten Kurven, wo die Fehler am Vortag passiert sind, gefahren. Im Großen und Ganzen war es ein geiler Lauf. Ich hab gepusht bis zum Gehtnichtmehr, hab ein paar Fehler erzwungen und bin 1,6 s hinter Jackson Goldstone auf Platz 8 gelandet. Damit kann ich mich im Moment gut abfinden. Das war ein Schritt und die richtige Richtung. Die heimischen Fans waren der absolute Wahnsinn, das war so geil!


Ich weiß, dass die Richtung stimmt und wenn es so weitergeht, Schritt für Schritt nach oben, dann bin ich ziemlich bald wieder vorn mit dabei. Deshalb freue ich mich auf die nächsten Rennen: Val di Sole, La Thuile und so weiter – da kommen richtig geile Rennen. Es sind jetzt noch so viele Rennen wie letztes Jahr während der gesamten Saison. Von dem her gibt es noch genügende Chancen, richtig abzuliefern, und ich freue mich darauf. Das wird geil!
Bis dahin,
euer Andi.
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11 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDanke für den interessanten Bericht. Wir waren auch vor Ort und haben mitgefiebert.




Super EInstellung! Da passt alles! Die Ergebnisse sind doch bisher auch wieder super. Der Anspruch ist halt echt schon hoch.
Schön dass er seine Überraschung und damit einhergehende Ablenkung hier beschrieben hat.
Während dem Live Stream waren wir uns nicht sicher ob der Krankenwagen anfeuern wollte oder ob was passiert war- und ob es Andi abgelenkt hat.
Der YT Mob ist aktuell echt ne sympathische Truppe und hat wohl eine gute Chemie, denn auch Sian, Oisin, Jack, Texi liefern gerade richtig stark ab!
Danke für den Bericht 🙏
Es war so a geile Stimmung als du in den Wald geschossen kamst!
Weiter so 👍
Yeah Andi! Haben Dich auch unter runtergebrüllt. War gigantisch mal live dabei zu sein. Viel Glück für den Rest der Saison. Hau rein!
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