Das Finale beim Downhill World Cup 2023 in Andorra steht vor der Tür – doch diesmal sind nicht die Quali-Ergebnisse das bestimmende Gesprächsthema, sondern das Wetter. Aufgrund eines vorausgesagten Sturms wird das Finale entweder verschoben oder ohne Semi-Finale am Vormittag stattfinden. Hier alle Infos zur Quali und den Wetter-Kapriolen.
Finaltag in Andorra – was haben wir gelernt?
Die Strecke in Andorra ist ganz schön krass! Hier treffen hohe Geschwindigkeiten auf große Sprünge und einen extrem ausgefahrenen und durch den vielen Staub sehr rutschigen Untergrund. Während bisher wenige schwere Verletzungen zu verzeichnen waren, machte am Quali-Tag ein böenartig aufkommender Wind ganz schön Probleme. Prominentestes Opfer ist Camille Balanche – die World Cup-Gesamtsiegerin aus dem letzten Jahr wurde am riesigen Roadgap von einer Böe erwischt und ist stumpf auf der Seite gelandet. Sie musste mit dem Helikopter geborgen werden, soll jedoch nicht in akuter Gefahr schweben. Bereits während des vorher stattfindenden Juniorinnen-Rennens sorgte ein ähnlicher Unfall an selber Stelle für Verzögerungen.
Während des folgenden Männer-Rennens ist der Wind wieder etwas abgeflaut, sodass es keine weiteren Unfälle zu beklagen gab. Es bleibt zu sehen, wie man künftig mit solchen Problemen umgehen kann. Windsäcke an ausgesetzten Stellen wären sicherlich eine gute Idee. Ein Problem könnte nämlich gewesen sein, dass die Windböen vor allem im Bereich des Roadgaps aufgetreten sind, sodass die Fahrer*innen nicht darauf vorbereitet waren.
In der Quali selbst gab es auf den vorderen Rängen wenige Überraschungen. Vali Höll sicherte sich mit fast 4 Sekunden Vorsprung den Sieg vor Nina Hoffmann, die bereits in der Vergangenheit bewiesen hat, dass sie kein Problem mit schnellen und harten Pisten hat. Ziemlich stark ist die Leistung von Mille Johnset, die sich mit fast 9 Sekunden Rückstand auf Rang drei befindet – dahinter werden die Abstände wesentlich enger. Bei den Männern legte Loïc Bruni einen Start-Ziel-Sieg hin, wobei Loris Vergier nach der ersten Split insgesamt schneller war und mit nur 0,387 s Rückstand auf Platz zwei liegt. Jackson Goldstone hat seine Blinddarm-OP unglaublich gut weggesteckt und wurde Dritter vor dem gleichaltrigen Jordan Williams. Andi Kolb raste auf Platz 8, Weltmeister Charlie Hatton liegt mit fast 8 s Rückstand auf Rang 23.
Impressionen: Highlights der Qualifikation
Wie und wo kann man Halbfinale und Finale sehen?
Die Halbfinal-Runs werden live und kostenlos auf dem YouTube-Kanal der UCI Mountainbike World Series übertragen. Um das Finale live zu schauen, ist dieses Jahr eigentlich ein kostenpflichtiges Abonnement von GCN+ oder Eurosport/Discovery+ nötig. Unklarheit herrscht noch über die Übertragungszeiten. Aufgrund vorausgesagter starker Unwetter wird das Rennen entweder vormittags übertragen oder auf den Sonntag verschoben. Sollte das Rennen samstags stattfinden, starten die 17 qualifizierten Frauen um 9 Uhr ins Finale, die 61 qualifizierten Männer um 9:45 Uhr. Das Halbfinale fällt in diesem Fall aus. Die Entscheidung, wann das Rennen durchgeführt wird, soll am Samstagmorgen fallen – wir werden euch hier schnellstmöglich updaten.
Mini-Fotostory: Die Entscheidungen bei den Junioren
Bereits am Freitag haben die Junioren und Juniorinnen eine Show abgeliefert, die auf Gutes für das Elite-Finale hoffen lässt. Klar ist jedenfalls, dass der Downhill-Sport kein Nachwuchsproblem hat. Den Sieg bei den Juniorinnen sicherte sich diesmal Weltmeisterin Erice van Leuven vor Valentina Roa Sanchez und der World Cup-Führenden Lisa Bouladou. In der Junioren-Klasse feierte Ryan Pinkerton seinen ersten World Cup-Sieg vor Nachwuchs-Talent Christian Hauser und Europameister Nathan Pontvianne.
Was ist eigentlich mit dem Wetter los?
Das wüssten wir auch gerne. Zunächst hat es wochenlang in Andorra nicht geregnet, nun sind bereits das zweite Mal in wenigen Tagen sintflutartige Regenfälle vorausgesagt. Diese sollen von starken Windböden begleitet sein, was nicht nur auf der Strecke, sondern auch im Lift ziemlich gefährlich werden könnte. Druckfrisch ist uns von den Organisatoren mitgeteilt worden, dass am Samstagmorgen um 6:30 Uhr die Entscheidung getroffen wird, ob das Rennen samstags stattfindet oder nicht. Die Idee ist wohl, das ganze Event vor dem Eintreffen des Gewitters durchgeführt zu haben, was riskant sein könnte. Das letzte Mal, dass ein World Cup abgesagt oder verschoben werden musste, ist schon einige Jahre her. Plan B lautet, das Rennen sonntags durchzuführen, Plan C könnte sein, die Quali-Ergebnisse zählen zu lassen.
Unsere Prognose: Wer gewinnt in Andorra?
Mit dem ganzen Hin und Her durch das Wetter finde ich es schwer, hier klare Favoriten zu benennen. Andererseits sind die Top-Leute immer schnell, weshalb ich bei den Frauen alles auf Vali Höll setze. Bei den Männern ist es schwieriger. Im Trockenen denke ich, machen es Vergier und Bruni unter sich aus, im Nassen kommt Andi Kolb ins Spiel.
Gregor Sinn – Mann vor Ort
Mein Favorit vor dem Wochenende war eigentlich ganz klar Jackson Goldstone, der in Andorra schon im vergangenen Jahr unfassbar gut war. Nach der Quali würde ich im Wettbüro meiner Wahl aber alles auf einen Fahrer aus der Grande Nation setzen: Loïc Bruni und Loris Vergier werden das Ding unter sich ausmachen. Kaum zu glauben, dass 2023 noch kein Elite-Rennen von den Franzosen gewonnen wurde. Die klare Favoritin bei den Frauen ist Vali Höll. Aufgrund des geänderten Zeitplans gehe ich aber von einem sehr chaotischen Rennen aus. Hier macht sich dann die Erfahrung von Tahnée Seagrave und Marine Cabirou bezahlt – mit besserem Ausgang für die Britin!
Moritz Zimmermann, Experte
Sollte es regnen – wer regelt am Samstag in Andorra?
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