Schon beim Rennen der Junioren war die Anspannung bei den zahlreichen kanadischen Fans groß: Wird es dem wohl größten Nachwuchs-Star, den die Mountainbike-begeisterte Nation seit Finn Iles gesehen hat, gelingen, seiner Favoriten-Rolle gerecht zu werden? Die Antwort: Ein beeindruckendes YesOui! Mit einer Zeit, die sogar noch schneller als die von schnellste Zeit des Vortages war, konnte sich Jackson Goldstone souverän den Sieg in seinem Heimatland sichern. Zweiter wurde Jordan Williams, der damit nun auch in der Gesamtwertung keine Chance mehr hat, seinen Dauerrivalen noch zu überholen. Komplettiert wurde das Podium durch den Kanadier Bodhi Kuhn, der damit den bis dato größten Erfolg seiner noch jungen Karriere feiern konnte.

Auch beim Rennen der Juniorinnen waren alle Blicke auf eine Kanadierin gerichtet, die in dieser Saison schon diverse Male ganz oben auf dem Podium stand. In Mont-Sainte-Anne war jedoch nicht Gracey Hemstreet, sondern ihre britische Rivalin Phoebe Gale die schnellste Nachwuchs-Fahrerin des Tages – vor Izabela Yankova und ebenjener Gracey Hemstreet von Norco Factory Racing. Durch ihren Sieg rückt Phoebe Gale von Canyon FMD Racing nun auch näher an Gracey Hemstreet in der Gesamtwertung heran. Lediglich 25 Punkte trennen die beiden dominierenden Juniorinnen nun vor dem Saison-Finale in Val di Sole.

Nicht nur um den Tagessieg, sondern vor allem um Punkte für die Gesamtwertung ging es auch beim Rennen der Frauen – nachdem sich Camille Balanche, die derzeit Führende in der Gesamtwertung, im Training das Schlüsselbein gebrochen hat. Mont-Sainte-Anne war also eine große Chance für Myriam Nicole, an Camille Balanche vorbeizuziehen. Und zwischenzeitlich sah es auch so aus, als würde die Weltmeisterin aus Frankreich auch nach ganz vorne rasen. Doch ein Stein auf dem berühmt-berüchtigten High Speed-Abschnitt in MSA machte Myriam Nicole einen fetten Strich durch die Rechnung. Als schnellste Fahrerin der Qualifikation bot sich also die große Chance für Vali Höll, einen großen Sprung nach vorne in der Gesamtwertung zu machen. Und die junge Österreicherin, die noch beim Aufwärmen vom Malheur von Myriam Nicole erfahren hatte, ging mit der Drucksituation extrem souverän um. Mit einem Vorsprung von gut drei Sekunden vor Nina Hoffmann, die einen starken und sehr kontrollierten Run lieferte, konnte Vali Höll in Mont-Sainte-Anne den zweiten Saison-Sieg feiern. Noch wichtiger für Vali Höll dürfte aber der Sprung vorbei an Myriam Nicole in der Gesamtwertung sein. Vor dem Finale in Val di Sole liegt Vali Höll nun nur noch 119 Punkte hinter der Schweizerin und rund 60 Punkte vor Myriam Nicole. Es bleibt also ziemlich spannend.

Beim Rennen der Männer konnte Laurie Greenland schon früh ein ziemlich deutliches Ausrufezeichen setzen. Mit einem riesigen Vorsprung katapultierte sich der junge Syndicate-Fahrer in den Hot Seat – Fahrer um Fahrer biss sich die Zähne aus an der Zeit des kompakten Briten. Im Syndicate-internen Ranking war er fast zwei Sekunden schneller als Jackson Goldstone, was am Ende gleichbedeutend mit Rang 2 sein sollte. Sein junger Team-Kollege wäre mit seiner Zeit übrigens Dritter in der Elite geworden …
Starke Runs konnten Aaron Gwin und Troy Brosnan hinlegen. Kaum zu glauben, dass beide inzwischen eher zur alten Garde zählen – und schön, beide auf dem Podium zu sehen. Dort ist auch wie schon in Snowshoe Bernard Kerr auf Rang 5 gelandet, der damit weiter auf der nordamerikanischen Erfolgs-Welle surft. Nach vier Podest-Platzierungen infolge musste sich Andi Kolb hingegen mit Platz 44 zufriedengeben. Schuld daran war in erster Linie ein platter Hinterreifen. Mit seinem Defekt war er nicht alleine – unter anderem Benoit Coulanges wäre in der schnellsten Sektion der Strecke fast ein kaputter Reifen zum Verhängnis geworden. Aus deutscher Sicht lief das Männer-Rennen in Mont-Sainte-Anne nicht gut: Nach einer starken Leistung in der Quali hat Max Hartenstern auf einen Start im Finale verzichtet, nachdem er im morgendlichen Training mit Sehstörungen zu kämpfen hatte. Wir wünschen eine gute und schnelle Genesung.
Als Favorit wurde im Vorfeld eindeutig Amaury Pierron gehandelt, der in diesem Jahr bereits vier World Cups gewinnen konnte. Doch in einer Rechtskurve direkt unterhalb des Stevie Smith-Drops ging der Franzose unsanft, glücklicherweise aber ohne ernsthafte Folgen zu Boden. Am Ende wurde er 26. – was bedeutet, dass er die Vorentscheidung in der Gesamtwertung um lediglich einen einzigen Punkt verpasst hat. Auch Greg Minnaar, in der Quali auf einem fantastischen zweiten Platz, konnte im Finale nicht an die Zeit von Laurie Greenland herankommen. Ausgerechnet an Simbas Leap, einem technischen Gap, das der Südafrikaner vor einigen Jahren als Erster gesprungen ist, verlor er die Kontrolle und knallte unsanft in einen Baum.
Am Ende war der volle Fokus der unzähligen Fans am Streckenrand dann auf Finn Iles. Noch nie konnte der Kanadier einen World Cup in der Elite gewinnen. Der Druck muss immens gewesen sein, doch im Finale zeigte der Specialized-Fahrer eine bärenstarke, kontrollierte und souveräne Leistung. Als erster (und letzter) Fahrer des Tages lag er bei allen Zwischenzeiten vorn. Beinahe wäre ihm eine kaputte Kette in der letzten technischen Wald-Sektion zum Verhängnis geworden. Doch mit jeder Menge Schwung und Aerodynamik rettete Finn Iles einen winzigen Vorsprung über die Ziellinie. Dort brachen dann alle Dämme – auch bei Finn Iles selbst, der nach seinem ersten World Cup-Sieg im Interview sehr emotional war und mit den Tränen zu kämpfen hatte.












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6 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumWas für ein Spektakel!
Die Rennen waren an Spannung kaum zu überbieten, mich hat's kaum im Sessel gehalten.
Nina auf 2, furioser Lauf von Vali und Finn endlich ganz oben - das war richtig grosses Kino!
So super, wie Nina durch die Rumpelsektionen geglitten ist
Das war große Werbung für diesen genialen Sport 😍
Einfach grandios diese Emotionen und wie alle Beteiligten miteinander umgehen🙌🙌🙌
Geniales Rennen. Besser geht es kaum.
Jetzt wo der Sport mal so richtig fahrt aufnimmt und immer mehr sich die Rennen anschauen hoffe ich nur das mit dem neuen Konzept nicht alles von vorne losgeht. Bei RedBull läuft es aktuell so gut da kann es fast nur schlechter werden. Ich hoffe natürlich das Gegenteil.
Danke für die coole Fotostory.
Jup, seh ich ganz ähnlich. Wobei ich sagen muss, dass mich an der Übertragung eine Sache dieses Jahr extrem stört, und das ist der lächerliche Dynamikumfang der Kameras. In Verbindung mit der Art, wie belichtet wird, sind ständig große Flächen des Bildes einfach nur weiß. Das sieht zum einen halt nicht schön aus, zum anderen fehlen da einfach jede Menge Details, die ich gern sehen würde.
Und ich freu mich dafür, dass für Finn einfach alles gepasst hat. Er meinte ja zu Elliot Jackson vorher: "Everything is perfect". Wann hat ein Rennfahrer das schon mal? Um so schöner, dass sich das am Ende fortgesetzt und bewahrheitet hat!
Aber die Hauptsache ist das Rennen und das war einfach unfassbar spannend! Und ich hab mich glaub ich noch nie so sehr für jemanden gefreut, der seinen ersten Sieg in der Elite eingefahren ist! Ich bin ja kein Kanadier und hab mich mit Finn Iles auch noch nie so richtig beschäftigt, aber die ganze Zeit vom Überqueren der Ziellinie bis zum Ende des Interviews hats mich ganz schön erwischt. Das war... emotional.
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