2022 lief bislang für Vali Höll und Loris Vergier wahrlich noch nicht nach Plan – doch in der Höhenluft Andorras konnten die beiden Trek-Stars zeigen, dass an ihnen an einem guten Tag fast kein Weg vorbeiführt. Mit nahezu perfekten Runs ließen sie der Konkurrenz keine Chance.
Doch fangen wir bei den Junioren an – hier konnte sich Jackson Goldstone nicht nur in seinem kleinen Privat-Duell gegen Jordan Williams durchsetzen und damit die Führung in der Gesamtwertung ausbauen. Mit einer Zeit von 2:43.420 legte der junge Kanadier die schnellste Zeit des gesamten Tages hin, wenngleich die Männer wohl mit schwierigeren Bedingungen zu kämpfen hatten. Doch die Fabelzeit des Syndicate-Fahrers ist ein weiterer Beleg dafür, dass den Juniorinnen und Junioren noch mehr Beachtung geschenkt werden sollte. Auf Platz 3 kam Tegan Cruz ins Ziel, der damit erstmals auf dem Podium gelandet ist. Auf dieser Platzierung lag bis wenige Meter vor der Ziellinie noch Remy Meier-Smith – doch dem jungen Australier wurde genauso wie Henri Kiefer am Vortag der, offen gesagt, unfassbar dumm gebaute und lautstark kritisierte Ziel-Drop zum Verhängnis.
Mit einer sauberen und schnellen Fahrt konnte sich Phoebe Gale bei den Juniorinnen souverän durchsetzen: Ihr fast 6-sekündiger Vorsprung vor Gracey Hemstreet war ein deutliches Ausrufezeichen. Komplettiert wurde das Podium mal wieder von Jenna Hastings. Diese Top 3 scheinen derzeit ziemlich eindeutig die schnellsten Juniorinnen der Welt zu sein – mit ihren Zeiten wären sie allesamt in den T0p 10 der Frauen gelandet.
In dieser Kategorie war es letztlich Vali Höll, die erstmals in dieser Saison einen sehr schnellen und fehlerfreien Run ins Ziel brachte. Wenn bei der jungen Österreicherin alles zusammenkommt, dann ist sie nur schwer zu schlagen – und beim Downhill World Cup in Andorra hat sie einen Sahnetag erwischt. Dabei hat die Trek-Fahrerin aber auch von einem Sturz von Myriam Nicole, die bis zu den unteren Steilstücken noch in Führung lag, profitiert. Aber: To finish first you have to finish first … Auch Camille Balanche kam aufgrund einiger Fehler nicht an die Zeit von Vali Höll heran und musste sich letztlich nur mit Rang 3 begnügen – hinter Nina Hoffmann, die auf der staubigen und extrem schnellen Strecke zurück zu alter Stärke gefunden hat.
Das Rennen der Männer war geprägt von packender Action und einigen extrem grenzwertigen Momenten: Matt Walker hatte im Finale einen sehr heftigen Crash, den er zum Glück unbeschadet überstand. Ed Masters verlor bei einem sehr unkontrollierten Huck in die Stumpf-Sektion sogar einen Zahn, konnte seinen Run aber beenden. Und Finn Iles zeigte einen der spektakulärsten Runs der vergangenen Jahre. Morgens im Training wurde die Stimmung deutlich durch einen extrem harten Sturz von Amaury Pierron getrübt. Der Versuch, eine schnelle und steinige Sektion zu gappen, ging massivst in die Hose. Das Resultat war ein komplett zerstörtes Bike. Auch Gerüchte über einen gebrochenen Arm machten die Runde – am Ende dürfte der nach wie vor Führende der Gesamtwertung über Platz 13 mehr als glücklich sein.
Das dritte Podium in Folge konnte Andi Kolb feiern: Der schönste Schnurrbart Österreichs legte vor allem auf den letzten Metern einen furiosen Run hin und konnte sich in den Hot Seat katapultieren. Wer sich schon immer gefragt hat, wie man möglichst schnell auf mit Gummimatten bezogenen Holzbrücken fährt, sollte beim Atherton-Fahrer nachfragen – eventuell wird er uns auch in seinem nächsten Blog verraten. So oder so gratulieren wir zu Platz 5!
Ob man Platz 4 von Aaron Gwin als Comeback bezeichnen mag oder nicht, ist sicherlich Geschmackssache. Fest steht: Nach einigen Jahren, in denen der US-Amerikaner nicht mehr an den Glanz vergangener Jahre anknüpfen konnte, ist ihm in Andorra ein Run gelungen, der an den alten Aaron Gwin erinnert hat. Sein Lauf in der oberen Hälfte war nah dran an der Perfektion, bis ihm ein grober Schnitzer fast einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Mit Platz 4 dürfte er aber mehr als zufrieden sein.
Dass Finn Iles ohne Sturz ins Ziel gekommen ist, grenzt fast an ein Wunder. Der Kanadier war sichtbar schneller unterwegs als die Konkurrenz bis dahin, hat dabei aber auch einen Großteil seines Runs im unkontrollierten Bereich verbracht. Im Ziel hatte der Specialized-Fahrer nach seinem Husarenritt fast eine Sekunde Vorsprung vor Aaron Gwin – doch direkt nach ihm kam sein Teamkollege Loïc Bruni, der gezeigt hat, dass Kontrolle ganz gut ist. So war der Franzose zwar in manchen Sektionen etwas zurückhaltender, dafür aber wie auf Schienen unterwegs. So kennt man es vom mehrmaligen Weltmeister, der nach Platz 2 im Finale mehr als glücklich war: Superbruni ist auf dem Weg zu alter Stärke.
Am Ende ging der Sieg in Andorra aber mehr als verdient an Loris Vergier, der in den letzten Rennen etwas in der Versenkung verschwunden war und seiner Form von früher hinterhergelaufen ist. Der einzige verbleibende Trek Factory Racing-Fahrer zeigte in Andorra einen von oben bis unten perfekten Run, der ihm am Ende mehr als 1,4 Sekunden Vorsprung einbrachte. Das dürfte dem jungen Franzosen auch für die kommenden Rennen in Mont-Sainte-Anne und Snowshoe einen ordentlichen Boost verpassen. Dort war Loris Vergier in der vergangenen Saison übrigens kurz davor, die Gesamtwertung zu gewinnen …
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