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Downhill World Cup 2019 – Leogang
Boxengasse – Summer of 69

Es war im berühmten Summer of 69, als Bryan Adams seine erste richtige Gitarre bekommen hat. Nun, genau 50 Jahre später, steht die nächste Revolution bevor: Laufen die 69er-Bikes den etablierten 650b-Boliden und den aufmüpfigen 29ern den Rang ab? Bisher ist das Duell der Laufradgrößen in dieser Saison noch ausgeglichen – und auch beim dritten World Cup in Leogang wird wieder fleißig experimentiert … 

Zugegeben: Der Begriff 69er wurde schon vor einigen Jahren, als erste Experimente mit 29″-Vorderrädern und 26″-Hinterrädern gemacht wurden, verwendet, doch zumindest an letztere Laufradgröße erinnert sich mittlerweile kein Mensch mehr. Und ganz korrekt ist die Bezeichnung 69er für den Mix aus 29″ vorne und 650b hinten wohl auch nicht. Aber es bedient einen sehr simplen, sehr pubertären Humor. Das ist schließlich das, was zählt – neben der Tatsache, dass die Kombination aus 29″ und 650b, die seit dieser Saison offiziell erlaubt ist, wohl auch ziemlich gut in der Praxis funktioniert. So setzen neben Finn Iles und Loïc Bruni auf ihrem neuen Specialized Demo-Prototypen beispielsweise auch das komplette GT Factory Racing Team und Kaos Seagrave von Transition auf diese eigenwillige Kombination. Ob man sich an die World Cup-Saison 2019 in einigen Jahren an den Sommer der 69er zurückerinnern wird? Adam Brayton geht derweil auf dem brandneuen Nukeproof Dissent mit feinsten Hope-Frästeilen an den Start, während Commençal fleißig am neuen Protoyp des Supreme DH rumtüftelt und Loris Vergiers Santa Cruz V10 29 einige spannende Neuerungen spendiert bekommen hat. Viel Spaß mit dem ersten Teil unserer Boxengasse aus Leogang!

Diashow: Downhill World Cup 2019 – Leogang: Boxengasse – Summer of 69
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Hope Technology

# Den Startschuss in Leogang macht das brandneue Nukeproof Dissent von Adam Brayton - in der Off Season wurde der Prototyp bereits fleißig getestet, nun ist der neue Downhiller serienreif. Der britische Hope-Fahrer fährt derzeit die 27,5"-Version. Einen 29er gibt es auch.
# In bester Hope-Tradition ist das Bike von Adam Brayton bis ins kleinste Detail mit kleinen Custom-Details versehen.
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# Nukeproof setzt beim neuen Dissent wie schon beim Vorgänger Pulse auf Aluminium.
# Custom-gelaserte Bremscover muss man sich erst verdienen …
# Das neue Federungsdesign des Nukeproof Dissent ähnelt auf dem ersten Blick stark dem des Pulses, ist aber komplett überarbeitet - über einen Flip Chip am Hauptlager lässt sich die Charakteristik des Hinterbaus anpassen, ohne die Geometrie zu beeinflussen. Adam Brayton fährt am Heck einen Coil-Dämpfer von Öhlins.
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# Verbaut sind unter anderem die neuen Kurbeln von Hope …
# … und grün eloxierte Naben, in die selbstredend der Name von Adam Brayton eingelasert ist.
# Immer wieder ein schöner Anblick: Die Frästkunst der britischen Schmiede Hope.
# Auch die Bremsen sind eine grün eloxierte Augenweide.
# Die Felgen der Hope Fortus 30-Laufräder haben eine Innenweite von – Sensation – 30 mm.
# Auch das kennt man von Hope-Bremsen: Die typische Stahlflex-Leitung, die für noch mehr Bremskraft sorgen soll.
# Wie am Heck kommt auch an der Front von Adam Braytons Nukeproof Dissent eine Federgabel von Öhlins zum Einsatz.
# Eigentlich ist die DH38 von Öhlins eine Luft-Federgabel - doch es scheint so, als würde hier eine Stahlfeder verbaut sein.
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# In Fort William hatte Adam Brayton einen der heftigsten Stürze der jüngeren Vergangenheit - das Beweisvideo gibt's auf Instagram. Zum Glück ist der Brite mit einigen Prellungen davongekommen und wird am Wochenende in Leogang wieder für spektakuläre Aktionen sorgen.

Unior Devinci Factory Racing

# Für das Unior Devinci Factory Racing Team wird an diesem Wochenende auch erstmals Keegan Wright beim Downhill World Cup an den Start gehen - der Neuseeländer fährt eigentlich hauptsächlich in der Enduro World Series, und das mit großem Erfolg. Nun wird er seinem Devinci Wilson 29 die Sporen geben.
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# Fügt sich gut ins schicke Gesamtbild ein: Der Custom-Sattel von SDG mit einer Aussparung hinten, damit genug Platz für das große 29"-Laufrad ist.
# Die HT X2-Pedale haben eine spezielle silberne Platte, die es ermöglicht, in beide Richtungen einzuklicken.
# Die wohl längste Coil-Praline der Welt?
# Das Unior Devinci Factory Racing Team setzt auf den brandneuen SRAM X01 DH-Antrieb.
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# Am Hinterrad ist ein CushCore-Durchschlagschutz verbaut.
# Die Reifenwahl wird in Leogang entscheidend sein – und der Maxxis Assegai dürfte eine populäre Variante sein.
# Der Hinterbau des Devinci Wilson sieht auf den ersten Blick ziemlich wild aus - auf den zweiten und dritten Blick auch. Im Prinzip handelt es sich aber um einen abgestützten Eingelenker. Der Split Pivot-Drehpunkt in der Hinterradachse soll dafür sorgen, dass die Bremskräfte isoliert werden.
# Wer bei Downhill World Cups die Augen offen hält, findet viele solcher kleinen, aber feinen Detaillösungen.
# Wie die Laufräder stammt auch das Cockpit aus dem Hause Race Face.
# Die Lizard Skins-Griffe haben ein ungewöhnliches Profil und fühlen sich extrem griffig an.
# Bei der Federgabel setzt das Devinci-Team auf die bewährte RockShox Boxxer.
# 220 mm große Bremsscheiben sind im World Cup mittlerweile eher die Norm als die Ausnahme.
# Die Super Alloy Racing-Feder soll besonders leicht sein.
# Keegan Wright fährt an seinem Devinci Wilson eine reguläre Umlenkwippe. Seine Teamkollegen testen hingegen derzeit einen Prototypen, der für mehr Progression sorgt.
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Commençal/Vallnord

# Auf den ersten Blick sieht das Commençal Supreme DH 29 aus wie das Bike, das im vergangenen Jahr für so viel Furore gesorgt hat - doch bei näherem Hinsehen wird klar: Es ist eine komplett neue, in zahlreichen Details veränderte Version.
# Auf dem Hinterbau steht Model Year 2020 – ob das Rad so in Serie kommt?
# Der Hinterbau ist nun etwas kantiger und schlanker als früher.
# Die Kettenumlenkung wurde komplett überarbeitet. Sie ist nun größer und lässt sich offenbar stufenlos verschieben.
# Eins, zwei oder drei – der Dämpfer lässt sich in mehreren Positionen befestigen. Die Position dürfte sich auf die Kinematik auswirken.
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# Praktisch: Rémi Thirion hat seinen Lenker bemalt, damit der Bremshebel immer exakt in derselben Position montiert ist.
# Im Vergleich zu Fort William fährt der Franzose ein etwas höheres Cockpit - wobei etwas höher eben relativ ist …
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# Hier kann nichts mehr stören: Der Flansch der Griffe wurde weggeschnitten. Die kleinen, silbernen Aufkleber sollen Vibrationen rausfiltern. So steht's jedenfalls im Horoskop.
# Amaury Pierron setzt hingegen voll und ganz auf die Kraft des Schnurrbarts …
# … und der großen 29"-Laufräder. Sein Teamkollege Rémi ist seit diesem Jahr hingegen wieder zurück auf 650b gewechselt, weil die kleineren Laufräder besser zu dessen Fahrstil passen. - An beiden Bikes sind auf den Laufrädern Ausgleichsgewichte befestigt.
# Auf diesem Reifen hat Amaury Pierron die Konkurrenz in Fort William in Grund und Boden gefahren - ja, es ist der Schwalbe Eddy Current, und ja, das ist eigentlich ein E-Bike-spezifischer Reifen. Da braut sich ein Shitstorm zusammen …
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# Scheinbar serienmäßig am neuen Commençal-Hinterbau ist die Aufnahme für massive 220 mm-Scheiben.
# Enve bietet auch einen Lenker mit 35 mm-Klemmung an, doch Pierron und Co bevorzugen scheinbar das 31,8 mm-Maß.
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Carbocage Factory Racing

# Seit diesem Jahr ist das Carbocage Factory Racing Team auf dem brandneuen Banshee Legend unterwegs - wir haben uns den 29"-Prototyp von Simon Maurer näher angeschaut!
# Carbocage ist der Titelsponsor des Teams und liefert neben Kettenführungen …
# … auch diese sehr filigranen und optisch ansprechenden Schaltwerk-Röllchen.
# Schaltwerke, die nicht von SRAM oder Shimano stammen, sieht man immer häufiger im Downhill World Cup - das Carbocage Factory Team setzt auf die auffällige Box One-Schaltung.
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# Der Hinterbau stammt derzeit noch von der 27,5"-Version des Legends.
# Entsprechend knapp ist die Reifenfreiheit. An diesem Wochenende wird das Team aber brandneue, spezielle 29"-Hinterbauten bekommen.
# Der Kettenstrebenschutz stammt eigentlich von einem Santa Cruz V10.
# Zieht immer: Detailfotos von Schweißraupen.
# Wie auch bei den Vorgängern sitzt der Dämpfer sehr tief und zentral im Banshee Legend 29.
# Hier war der Meister am Werk - der Dämpfer wurde von Marcus Klausmann höchstpersönlich getunt.
# Neu ist unter anderem der spezielle, härtere Durchschlagschutz.
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# Auf den Schrumpfschlauch, der sauber das Schaltkabel und die Leitung der Hinterradbremse führt, ist Simon besonders stolz - wir ziehen kollektiv unsere Hüte vor dieser Meisterleistung der Ingenieurskunst.
# Die Formula Cura 4 liefert sehr viel Power …
# … die durch die 220 mm großen Bremsscheiben noch vergrößert wird.
# Simon bevorzugt das definierte Ein- und Ausklick-Gefühl der HT Enduro-Pedale gegenüber der Downhill-Version.
# Der spezielle Spacer unter dem Vorbau verlängert den Reach um einige Millimeter.
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Santa Cruz Syndicate

# In Fort William hätte sich Loris Vergier fast mit einem Coil-Dämpfer am Heck den Sieg geholt - für Leogang ist der Franzose zurück auf den Fox Float X2-Luftdämpfer gewechselt.
# Sein Teamkollege Luca Shaw setzt scheinbar hingegen nach wie vor auf die Coil-Version.
# Loris Vergier fährt sein Santa Cruz V10 29 im Low-Setting, um am Sonntag möglichst High auf dem Podium zu stehen. - Spannend ist außerdem das Kugellager, das sich neuerdings an der Dämpferbefestigung befindet. Das hat man vorher von Fox noch nicht gesehen.
# Das Syndicate wollte nicht so wirklich erklären, was hier vor sich geht - es darf spekuliert werden!
# Redseliger zeigte sich Loris' Mechaniker Pierre-Alexandre hingegen bei den Laufrädern - diese aus früheren Zeiten bekannte Lösung soll die Steifigkeit der Laufräder erhöhen, weil die Speichen nicht mehr so stark gegeneinander flexen können.
# Während die Schaltvorgänge von einem Shimano Saint-Schaltwerk erledigt werden …
# … sorgt die neue XTR-Bremse für die Verzögerung. Seine Teamkollegen verwenden hingegen Saint-Bremsen.
# Loris und Luca fahren beide Santa Cruz V10 29-Rahmen in Größe L - an beiden Bikes kommt außerdem ein Chris King Buzzset zum Einsatz, das den Reach um einige Millimeter verlängert.
# Dank speziellem Headset kommt nun auch Nina Hoffmann in den Genuss eines längeren Reaches - um den Steuersatz im Rahmen zu fixieren, hat Greg Minnaars Mechaniker Marshy kurzerhand zur Bohrmaschine gegriffen. Bitte nicht zu Hause nachmachen!

GT Factory Racing

# Heißen sie nun 2975er oder doch Hybrid? GT hat einen anderen Vorschlag: Die Kombination aus 29" vorne und 650b hinten sollte einfach 69er heißen - und genau auf solch einem 69er fährt George Brannigan in dieser Saison äußerst flott. Wie seine Teamkollegen fährt der Kiwi die unterschiedlich großen Laufräder in seinem GT Fury.
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# Den Wechsel möglich macht die Kettenstrebe - diese ist Laufradgrößen-spezifisch und lässt sich sehr unkompliziert austauschen.
# Auch das GT Fury hat eine Kettenumlenkung - durch diese wandert die Kette sehr nah den den Hauptdrehpunkt.
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# Die Kabel laufen sauber auf der Oberseite des Unterrohrs entlang.
# George Brannigan fährt einen Rahmen in Größe L in Kombination mit einem Headset, das den Reach etwas verkürzt.
# Während der Hinterbau 650b-spezifisch ist …
# … setzt das komplette GT Factory-Team vorne auf die Geschwindigkeit der 29"-Laufräder.
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Transition Bikes / Muc-Off Factory Racing

# Ein weiterer Vertreter der 69er-Bewegung ist Kaos Seagrave - der stylische Brite fährt ebenfalls die Kombination aus 29" vorne und 650b hinten.
# Am Heck seines Transition TR11 ist derzeit ein Fox DHX2-Dämpfer verbaut.
# Während das Shimano Saint-Schaltwerk noch sehr frisch wirkt …
# … hat die Kurbel schon bessere Zeiten erlebt.
# Ein Reach Adjust-Steuersatz macht den Rahmen von Kaos Seagrave etwas kürzer.
# Auch hier wird wieder auf die unvorstellbare Geschwindigkeit des Olibas vertraut.
# Kaos Seagrave war zwischenzeitlich auf einem reinen 29er unterwegs - nun also wieder der Wechsel zurück auf 650b am Heck.
# Vorne hingegen sind 29"-Laufräder mittlerweile fast schon Standard. Nur noch wenige Fahrer verwenden vorne ein kleineres Laufrad.
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# Obwohl Kaos Seagrave Brite ist, fährt der die Vorderradbremse auf der linken Seite - er ist allerdings in Frankreich aufgewachsen, was möglicherweise zu diesem für uns regulären Brems-Setup geführt hat.
# Das Cockpit am TR11 von Kaos Seagrave ist nicht nur ganz schön hoch - sondern auch ganz schön schmal. Das sieht man nicht allzu oft.
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# Genau ein halbes Jahrhundert ist der berühmte Summer of 69 her - dieses Jahr sind die neuerdings so bezeichneten 69er zumindest in der Mountainbike-Welt hingegen voll im Trend. Ob sich die Kombination langfristig durchsetzen wird? Und ob Bryan Adams einen weiteren Smash Hit über die Vor- und Nachteile von unterschiedlich großen Laufrädern im Downhill World Cup schreibt? Wir werden es sehen!

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