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Downhill-WM 2020 – Leogang
Das Rennen aus der Sicht von Max Hartenstern

Max Hartenstern dominiert die deutsche Downhill-Szene bereits seit seiner Junioren-Zeit nach Belieben. Und auch auf internationaler Bühne schlägt der Deutsche Meister langsam Wellen: Bei der Weltmeisterschaft in Leogang lag er auf Top 15-Kurs und beendete das Rennen trotz Sturz im berüchtigten Waldstück in den Top 30! Wie dieses denkwürdige Wochenende nach über einem Jahr Rennpause für ihn lief, erfahrt ihr im Rennbericht, den er uns als Tagebuch per Sprachnachricht zukommen ließ!

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Mittwoch – Trackwalk

Leider hatte ich Mittwochmorgen ziemlich Probleme, dass ich überhaupt meine Akkreditierung bekomme. Mit meinem verpflichtenden Corona-Test und dem Befund war etwas in die Hose gegangen, ich musste super viele E-Mails schreiben und im Labor anrufen und dort Stress machen, dass ich einen negativen Befund und damit dann auch meine Akkreditierung bekomme. Das hat im Endeffekt geklappt und ich konnte meine Startnummer holen. Danach habe ich meinem Team geholfen, das Pit aufzubauen.

Max Hartenstern

# Endlich mit negativem Corona-Test-Resultat ausgestattet und bereit für die eigentliche Herausforderung!
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Danach ging der Spaß mit dem Trackwalk eigentlich erst los. Dieser fand komplett im Regen, bei Wind und gefühlt -5° C statt. Aber meiner Meinung nach haben sie eine coole Strecke gebaut. Das ist was anderes, als man es so von Leogang kennt. Es gibt relativ viele frische Sachen und es ist recht eng gesteckt und technisch. Das neue Stück wird definitiv sportlich unten raus, haha! Da ist es einfach nur wichtig, dass du sitzen bleibst und keinen großen Fehler machst. Es wird schon hart, denke ich, sicher wie eine richtige Motocross-Strecke, wo man Tretlager-tiefe Rinnen hat. Ein, zwei Ecken sind auch etwas gefährlich, die bräuchten meiner Meinung nach noch eine Matte und einen Fangzaun. Aber sonst ist es echt cool und ich bin stoked, morgen Rad zu fahren. Mal zu sehen, wie das so wird!

Max Hartenstern

# Unter so herbstlichen Bedingungen hat wohl selten eine Downhill-Saison gestartet. - Beim Trackwalk hieß es deshalb warm anziehen – und zwar nicht nur wegen der anspruchsvollen Strecke!
# Bereits im oberen Teil wich die Rennstrecke deutlich vom Verlauf der Bikepark-Linie ab und sorgte so für technischen Anspruch.
# So kennt man Leogang eigentlich - der geschotterte Motorway war auch 2020 wieder Teil der Strecke.
# Wirklich entscheidend wurde es allerdings kurz später - Max Hartenstern bezeichnet diese Sektion als „durchaus sportlich“!
# Etwas Kritik zogen zum Trackwalk gefährliche Passagen wie diese Holzbrücke ohne Geländer auf sich.
# Max hätte hier gerne ein Fangnetz gesehen - später wurde dann tatsächlich ein großes Holzgeländer gebaut.

Nach dem Trackwalk hab ich dann endlich meine neue Kiste gesehen … richtig geile Bude! Dazu gab es noch ein frisches World Champs-Kit von Bliss. Abends habe ich noch etwas trainiert, um mich auf die nächsten Tage auf dem Rad vorzubereiten, und dann hieß es auch schon abwarten und auf den morgigen Trainingstag freuen!

Max Hartenstern

# Das ist ja wie Geburtstag und Weihnachten auf einmal! - Für die WM wurde Max Hartenstern mit einem brandneuen Cube Two15 29 in Custom-Lackierung überrascht.
# Nicht nur die Lackierung ist edel - auch der Startnummernhalter aus Carbon …
# … und die Abdeckungen der Magura-Bremsen machen einiges her!
# Wer die Strecke in Leogang live gesehen hat, der wird zustimmen, dass dieses Motto teilweise ganz gut zutraf!

Donnerstag – Erstes Training

Der erste Trainingstag – ich habe es ganz entspannt angehen lassen, mit einem angenehmen Warm-up. Dann kam der erste Run … da hat die Strecke erstmal guten Morgen zu mir gesagt, haha! Da war es auf jeden Fall super rutschig am Anfang und relativ schwierig, einen gescheiten Flow zu finden, weil ich nicht so richtig wusste, wo es lang ging und die Strecke sich von Run zu Run immer mehr ausgefahren hatte. Was aber eigentlich gut war, da es so immer trockener geworden ist.

Max Hartenstern

# Morgens hieß es für Max erstmal: Strecke kennenlernen!
# Das bedeutet auch, dass Sektionen nochmals gefahren werden müssen, um verschiedenen Linien zu testen.

Der oberste Teil ist wie beim Motocross – teilweise hast du Bremsscheiben-tiefe Rinnen. Unten raus das neue Stück ist auch super rutschig, weil es relativ klebriger Schlamm ist und die Wurzeln alle keine richtige Rinde mehr haben, sondern einfach nur noch sehr rutschig sind. Sonst war es ein echt angenehmer Tag: Ich hab fünf Runs gemacht – davon einen vollen zum Schluss. Sonst habe ich mich an die Strecke herangetastet und versucht, verschiedenen Linien zu fahren und zu probieren. Auch am Rad wurden ein paar Dinge geändert: Am Anfang bin ich mit einem Schwalbe Magic Mary Ultra Soft vorn und einem Magic Mary Soft hinten gestartet. Das hat sich am Anfang relativ stark zugesetzt – da bin ich vorne für etwas mehr Traktion auf einen Dirty Dan in Ultra Soft gewechselt und bin das auch bis zum Schluss gefahren. Im Anschluss habe ich noch einen Data Recording-Run gemacht und dabei noch ein paar spannende Sachen herausgefunden.

Max Hartenstern

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# Max hat es vorausgesagt - teilweise dachte man, man fährt auf einer Motocross-Strecke.
# An der Reifenwahl wurde viel herumprobiert …
# … nach dem ersten Tag gab's vorne einen Dirty Dan-Schlammreifen.

Freitag – Qualitag

Der Tag hat mit zeitigem Training angefangen – ich habe morgens insgesamt zwei Läufe gemacht. Alles hat relativ gut gepasst, ich habe ein paar Linien optimiert und ein paar Sachen ausprobiert. Auf dem Motorway hatte ich relativ schwierige Sicht, weil der Nebel noch gut im Tal hing. Dann kam auch schon die Quali: Die war bis zum zweiten Tunnel relativ chaotisch – da hätte ich mich fast zweimal in den Tod geschickt, weil ich am zweiten Sprung kurz vorm ersten Tunnel ausgeklickt war, gleich nach dem Start in der Offcamber-Sektion die Linie nicht ganz getroffen hab und nach unten Richtung Tape gerutscht bin. Sonst war es eigentlich ein insgesamt relativ solider Lauf. Ich hatte noch einen kurzen Baumkontakt im Wurzelstück. Aber sonst habe ich einfach versucht, sauber und rund zu fahren. Ich habe schon auch gepusht, aber ich würde jetzt nicht sagen, dass ich auf 100 % und bis ans Limit gegangen bin. Insgesamt war ich mit meinem 16. Platz relativ zufrieden. Ich denke, alle hatten so ihre Probleme und haben die auch immer noch, da die Strecke recht unberechenbar ist. Wenn Sonntag Rennen gefahren wird, wird das ganz spannend.

Max Hartenstern

# Mystische Nebelstimmung auf dem Motorway - für die Fahrer vor allem nervig.
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# Oben war Max' Lauf sehr chaotisch - dafür kam er sehr gut durch den anspruchsvollen Wald und konnte sich über einen tollen 16. Platz freuen!

Samstag – Trainingstag

Heute habe ich nochmal zwei Runs mit dem Data-Bike gemacht und dann haben wir auch noch ein paar Prototypen-Reifen von Schwalbe getestet. Anschließend habe ich mein Custom-Racebike eingefahren, einen entspannten Lauf gemacht, paar Sachen angeschaut und meine Reifenwahl noch ein bisschen optimiert: Ich fahre jetzt vorne einen in der Mitte gecutteten Dirty Dan – also bloß in der Mitte die Stollen weggeschnitten. Jetzt denke ich bin ich ready für das Hauptevent morgen! Wenn es denn stattfinden sollte, das ist mit der Wetterprognose immer noch nicht sicher.

Max Hartenstern

# Samstag hieß es wieder Data-Runs machen und Reifen testen.
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Sonntag – Finale

Angefangen hat der entscheidende Finaltag damit, dass es gefühlt einfach die ganze Nacht geregnet hat und super kalt war! Oben am Start hat es sogar schon angefangen zu schneien. Mein Training war eigentlich relativ solide: Ich habe nochmal zwei gescheite Läufe zusammengefahren. Oben war es eigentlich alles ok. Durch den Regen war es ein Stück besser, da es schon einen kleinen Bach auf der Strecke gab und es dadurch relativ griffig war – auch auf dem Motorway. Unten im Wald ist es allerdings durch den nächtlichen Regen super tief, super langsam und super zäh geworden! Der Schlamm bleibt einfach überall kleben. Trotzdem sind mir zwei gute Trainingsläufe gelungen.

Max Hartenstern

# Oben machte der viele Regen die Strecke Max zufolge eher griffiger und schneller …
# … unten hingegen grüßte die Fahrer zähe Matschepampe.
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# Die Bedingungen am Rennmorgen waren ziemlich übel …
# … Max war mit seinen Trainingsläufen aber trotzdem zufrieden.

Im Finale war eigentlich mein Plan, im Wald sitzen zu bleiben und sauber durchzufahren, was wirklich bis vor den letzten Sprung auch gepasst hat. Ich bin oben smart gefahren, habe auf dem Motorway gepusht und bin zu Beginn im Wald auch alles recht gut gefahren und hatte kaum mal den Fuß unten. Kurz vor dem großen Sprung … keine Ahnung, vermutlich war ich mit den Gedanken schon beim Abspringen. Ich bin auf irgendwas drauf, irgendeine Wurzel, die ich nicht gesehen habe. Draufgefahren, gegen einen Baum und über den Lenker. Da war der Run natürlich gelaufen. Leider am Ende Platz 28 … naja, aber die Splits waren gut, ich denke der Speed ist auch relativ gut und jetzt heißt es positiv denken und weitermachen!

Max Hartenstern

# Im Finale lief es zu Beginn wieder richtig gut - eine Split vor Ziel lag Max sogar auf Rang 13!
# Doch dann hat er sich wohl zu früh auf den großen Sprung am Ende des Waldes konzentriert.
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# Trotz Sturz noch in die Top 30! - Das ist nicht das Ergebnis, das Max wollte, aber immer noch ziemlich stark.

Wie habt ihr euch das Rennen aus Fahrersicht vorgestellt – wärt ihr so gelassen geblieben in diesen Bedingungen?


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