Es geht vorwärts im deutschen Downhill-Sport: Nach dem ersten Nachwuchs-Camp im letzten Oktober luden World Cup-Siegerin Nina Hoffmann und Bike-Coach Ronny Quittschalle Anfang April erneut 9 deutsche Nachwuchsfahrer*innen ein. Trainiert wurde diesmal im Racepark Schulenberg – finanzielle Unterstützung gabs erneut von BikeYoke.
Es war eine erfreuliche Nachricht für den deutschen Downhill-Nachwuchs: Dank der auf MTB-News publizierten BikeYoke Nobel-Hobel-Aktion und in Zusammenarbeit mit dem Bund Deutscher Radfahrer konnten World Cup-Ass Nina Hoffmann und MTB-Coach Ronny Quittschalle im Oktober 2022 das erste BDR-Nachwuchscamp in Todtnau im Schwarzwald durchführen. Dank der finanziellen Unterstützung durch BikeYoke waren jedoch von vornherein zwei Camps geplant. Beide Trainer wünschen sich, dass es auch in Zukunft weitergeht mit der Nachwuchsförderung in Deutschland – doch dazu später mehr.
Größte Schwierigkeit in der Vorbereitung des zweiten Camps war die Location – denn welcher Bikepark hat schon Anfang April offen? Etwas spontan, aber glücklicherweise noch rechtzeitig, tat sich die Möglichkeit auf, das Camp am 3.–5. April – also unter der Woche – im Racepark Schulenberg im Harz durchzuführen. Die Betreiber des sehr familiären Parks waren leicht von der Idee einer ordentlichen Nachwuchsförderung zu begeistern und öffneten Park und Lift drei Tage lang exklusiv für die 9 Teilnehmer*innen und ihre prominenten Betreuer. Dafür gebührt ihnen von allen Beteiligten ein großes Dankeschön. Drei Mitarbeiter sorgten nicht nur für gute Stimmung und einen reibungslosen Ablauf am Lift, sondern auch die Verpflegung am Mittag.
Auch die Unterkunft, das Sporthotel in Schulenberg, bot eine ideale Atmosphäre, um abends in der Sauna zu relaxen, vor der Playstation die Köpfe zusammenzustecken oder das tagsüber Erlebte Revue passieren zu lassen. Zur Anreise wurden die Teilnehmer*innen zunächst von Ronny Quittschalle alleine begrüßt – die Santa Cruz Syndicate-Fahrerin Nina Hoffmann war zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Rückweg von einem Team-Treffen in Großbritannien. Die Teilnehmerliste bestand erneut aus fünf bereits erfolgreichen Nachwuchs-Sportler*innen sowie vier Wildcards:
- Lotta Weinmann – 17 Jahre (Deutsche Vizemeisterin U19)
- Lea Kumpf – 17 Jahre (Deutsche Meisterin U19)
- Leif Kohlgruber – 17 Jahre (Deutscher Vizemeister U19)
- Lino Neumann – 16 Jahre (Deutscher Meister U17)
- Max Becker – 16 Jahre (Vize Deutscher Meister U17)
- Leo Großekettler – 13 Jahre (Wildcard)
- Paul Rodler – 14 Jahre (Wildcard)
- Til Holzhauer – 13 Jahre (Wildcard)
- Finn Leining – 15 Jahre (Wildcard)
Nach der Anreise und Begrüßung stand zunächst ein gemeinsamer Trackwalk auf den Test-Strecken Stempelstieg und Downhill-Strecke auf dem Programm – eine unerlässliche Vorbereitung für die kommenden zwei Tage. Gegen Abend konnte Nina Hoffmann zur Gruppe hinzustoßen.
Tag 2 stand ganz im Zeichen des Sektionstrainings, der Linienwahl und Video-Analyse. Mit zwei Coaches, die selbst Rennen fahren und – teilweise sehr – erfolgreich sind und waren, hat man den Vorteil, dass diese ihre Schützlinge nicht nur vom Streckenrand begutachten können, sondern häufig einfach ganze Sektionen hinterherfahren. Hat man einen ganzen Bikepark für sich alleine – und liegt dieser auch noch in so einer ruhigen und idyllischen Ecke wie der Racepark Schulenberg – fällt die ungestörte Analyse natürlich umso leichter. Nebenbei gab es auch weitere Unterstützung beim Pflegen und Warten des eigenen Arbeitsgeräts – eine Disziplin, in der es offensichtlich Nachhilfe braucht.
Zum Abschluss fand diesmal am dritten und letzten Tag ein kleines Saison-Vorbereitungsrennen statt. Dabei ging es vor allem darum, ein wenig die Nerven der Rennfahrer*innen auf die Probe zu stellen und sie an die Rennsituation zu gewöhnen. Außerdem sollten die Teilnehmer*innen sich gegenseitig pushen und nach dem intensiven Training am Vortag das Beste aus sich herausholen.
Zur Zeitnahme reichte eine einfache Handstoppuhr – es ging schließlich mehr ums Prinzip als die Hundertstelsekunde. Das Feedback auf diesen neuen Abschnitt des Nachwuchscamps fiel durchweg positiv aus. So konnten die Nachwuchs-Fahrer*innen frühzeitig im Jahr eigene Schwächen oder auch Probleme beim Setup des Bikes erkennen und haben nun einige Wochen Zeit, daran weiter zu feilen. Nicht selten sind – wer schon mal selbst ein Rennen gefahren ist, wird nicht überrascht sein – Probleme, in der Drucksituation die Leistung abzurufen, die man von sich selbst gewohnt ist.
Ungewisse Zukunft
Die bisherigen zwei Nachwuchs-Camps konnten dank der finanziellen Unterstützung durch BikeYoke durchgeführt werden. Da diese inzwischen (planmäßig) aufgebraucht ist, scheint die Zukunft der bisher als sehr hilfreich empfundenen Nachwuchsförderung ungewiss. Die beiden Trainer, Ronny Quittschalle und Nina Hoffmann, sind nach eigener Aussage gewillt, auch in Zukunft ehrenamtliches Engagement zu zeigen und weitere Camps durchzuführen. Ohne tatkräftige Unterstützung durch den eigentlich genau dafür verantwortlichen BDR – der in Schulenberg nicht vor Ort war und im Vorhinein nur minimal in der Organisation mitwirkte – oder finanzielle Hilfe aus der global agierenden deutschen Mountainbike-Industrie dürfte das allerdings nicht ausreichen.
Wie bewertest du das Engagement der Trainer – hoffst du auf weitere Nachwuchs-Camps in Deutschland?
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