Wir hatten uns ja für den Roadtrip ein bis zwei hochpreisige Räder gewünscht – nachdem das gestern getestete Rose-Bike preislich dann doch im allgemeinem Mittelfeld lag, haben wir heute aber einen richtigen Leckerbissen im Test: Das Last „Cord“ für 1299 €. Ob es den Preis wert ist, erfahrt ihr im Fahrbericht.
Ausstattung:
Das Cord als zeitlich drittes Testbike ist das erste Rad, was im Vergleich zu den Rädern von YT und Rose eher clean und unauffällig aufgebaut ist: Das Komplettbike kommt ganz in schwarz und mit nur wenigen, rot-eloxierten Highlights aus. Bei der Gabel sind wir skeptisch: Eine von 140mm auf 80mm getravelte Rock Shox Revelation Allmountain-Gabel soll vorne die gröbsten Schläge wegdämpfen? Wir sind gespannt.
Andererseits wird das Rad dadurch extrem leicht: 11,8kg zeigt die Waage an, womit das Last das geringste Gewicht unserer Testbike-Flotte hat. Das lässt ein dementsprechend aktives Fahrgefühl erwarten…
Von Last selbst kommen die neuen „Grammont“-Stahlkurbeln mit rot-eloxiertem Kettenblatt, ebenso die bewährten Naben „Carmen“ (vorne) und „Zakk“ (hinten) sowie die Pivotal-Sattelstütze.
Die Naben sind auf bewährten Atomlab „Trailpimp Light“ aufgespeicht. Die Lenkzentrale besteht aus einem 740mm breiten Boobar von Truvativ und dem Bremshebel der sehr guten, aber diesmal außer Konkurrenz bremsenden Code R von Avid (Bremse kam von Bikestation BS, in der Serie ist eine Elixir 5 montiert). Ebenso wie beim Rose sorgen zwei Schwalbe Table Top für den Kontakt zum Boden. Ein nettes wie sinnvolles Gadget zum Schluss sind die zwei roten Rädchen an den Ausfallenden: Hiermit kann man die Kettenspannung stufen- und schraubenlos verstellen.
Fahrbericht von Hannes:
Skateparks. Zugegeben: Zunächst hatte ich arge Gewöhnungsprobleme, was den breiten und tiefen Lenker anging. Sowas kenn ich von meinem Freerider, aber am Dirtbike?
In der Paarung „Rose/Last“ zwischen Berlin und Augsburg war ich meistens auf dem großen bunten Rad des Bocholter Versenders unterwegs, was sich allerdings, auch aufgrund der Gegebenheiten der Skateparks, am Bodensee änderte.
Ebenso wie das YT ist das „Cord“ vorne breit und tief, jedoch im direkten Vergleich durch die leichte Luftgabel in der Front leichter und, was den Flex des breiten Alu-Lenkers angeht, steifer. Dadurch lässt sich das Bike angenehmer manövrieren, in den Manual ziehen und generell weiter und höher rausschießen als die bisherigen, unter Marzocchi DJ-Flagge fahrenden Testbikes.
Nachteil der Gabel: Ist der Einschlag auch nur leicht unsanft, rauscht die (auf Maximaldruck aufgepumpte) Revelation komplett durch, was sich durch ein sanftes „Klonk“ bemerkbar macht. Ob es an der Federtechnologie liegt oder an Rock Shox – der Durchschlag fühlte sich nicht ganz so materialverletzend an wie bei den Dirtjumper-Modellen, nervte aber dennoch.
Der Sweep des Boobar-Lenker ist mir von meinem eigenen Freerider bekannt und gefällt mir nach einer Weile auch am HT richtig gut, wenngleich auch mit dem Last durch das 20mm hohe Truvativ-Geweih für mich kaum X-Ups und Barspins möglich sind. Positiv an der Breite: Auf Pumptracks funktioniert das „Cord“ richtig gut!
Dank der äußerst massiven Code-Bremse wird das Last in jeder Situation perfekt verzögert – hier sollten die Jungs aus dem Pott vielleicht mal drüber nachdenken, ob die Code serienmäßig montiert werden sollte.
Fahrbericht von crossie:
Das Cord, nunmehr seit 2007 auf dem Markt, in der aktuellen Version in schwarz mit roten Akzenten gehalten, sieht sehr gut aus – und fährt sich auch so. Die verbaute Rockshox Revelation war anfangs nicht ganz so vertrauenerweckend: Last hatte aber von SRAM die Zusage, dass die Gabel wohl auch den Dirt- und Street-Betrieb anstandslos verkraften würde.
Durch die Gabel wird das Gesamtgewicht natürlich erheblich reduziert, auch wenn das Komplettrad weniger auf Leichtbau ausgelegt ist – Tuningpotential hätte man wohl noch bei den Felgen und bei der Lenkzentrale.
Dem bekannten Rezept folgend, hat Last Stahlkurbeln, Stahlrahmen, und bewährte Parts wie die Laufräder verbaut; dadurch ist es sehr solide. Um eine Aussage über die Haltbarkeit der Dichtungen und des Innenlebens treffen zu können, hätte man das Rad allerdings länger als 10 Tage fahren müssen. Die Eloxaltöne am Rad (Steuersatz, Kettenblatt, Sattelstütze) harmonieren. Gut gelöst finde ich den im Rahmen integrierten Kettenspanner. Mit knapp 1300 € ist das Last „Cord“ das teuerste Rad in unserer Testreihe gewesen, stellt aber für diesen Preis einen ordentlichen Gegenwert dar.
Zu den Fahreigenschaften kann man grundsätzlich die Aussage treffen: „Draufsetzen und Wohlfühlen“. Schlussendlich ist das Last definitiv ein Rad was eine Anschaffung wert ist, die Revelation ist eine stabile, leichte Alternative zu den bekannten Dirtgabeln und das Rad benötigt so gut wie keine Eingewöhnungszeit.
Gesamtfazit
Anfangs unauffällig, am Ende sehr geschätzt: Das Last Cord überzeugte mit haltbaren, leichten Anbauteilen und einer ausgewogenen Geometrie. Durch den großzügigen Einsatz von hauseigenen, hochpreisigen Komponenten (Nabensatz, Sattelstütze, Kurbel) ist das Rad technisch wie optisch ganz weit vorne.
Die Rock Shox Revelation hielt zwar, dennoch: Ich (Hannes) machte mir beim Fahren oft Sorgen, ob die Allmountain-Gabel angesichts der vielen Durchschläge (trotz maximal erlaubtem Luftdruck) dauerhaft halten würde oder nicht vielleicht gerade bei schwereren Fahrern doch irgendwann zum Risikofaktor werden könnte. Um ganz sicher zu gehen und die Gabel einem noch breiteren Publikum schmackhaft zu machen, würden wir für 2012 vielleicht zu einer Argyle oder einem ähnlichem Modell zu raten.
Mit leichten Abzügen bei der sehr leichten, etwas genre-fremden Gabel hat sich das Last hervorragend präsentiert: Wenngleich ein ganzes Stück teurer als die drei anderen Testräder, sind die 1299 € angesichts der guten Komponenten sehr gut angelegt.
Von unseren Gastfahrern Erik (in Halle/Saale), Dennis (Berlin) und Jeero (Mainz) das Fazit in Bildern:
Alle Informationen zum Last „Cord“ gibt es unter: www.last-bikes.com
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