Wie im letzten Jahr haben wir die vier Bikes unterschiedlicher Firmen nicht nur zum Spaß dabeigehabt – Ziel war es, die Testräder einem umfangreichen Praxistest zu unterziehen. Und was würde sich dafür besser eignen als ein zweiwöchiger Roadtrip mit völlig unterschiedlichen Spots?

Unsere diesjährige Testflotte war recht international: Bergamont aus Deutschland, DMR und Identiti aus England sowie NS Bikes aus Polen. Zunächst geht der Blick Richtung Vereinigtes Königreich: Unsere Testwoche beginnt mit dem Identiti P66.

IMG 0842
# Das Identiti P66

Ausstattung

Der erste Engländer im Test ist mit vielen hauseigenen Parts ausgestattet – es sind nahezu ausschließlich Marken der ISON Distribution am neonfarbenen P66 zu finden. Darunter fallen die Luftgabel „Xeno“ von Society, der T2-Laufradsatz von Halo Rims mit Combat-Naben und „H-Block“-Reifen und viele Gusset-Parts: „Hydro Chute“-Bremsen, „Tight Bastard“ Lock-On Griffe, Gusset-Stahllenker in 22mm, EXP SL-Stahlkurbeln, „Colt“-Vorbau und die „Integral Kevlar Superlight“-Sattel/Stützen-Combo.
Als I-Tüpfelchen gibt es transparente „Pinhead“-Plastikpedalen, die dank Stahlpins noch ein Stück griffiger sind, sowie die oldschoolige Skinwall-Optik der Halo-Reifen.
In dieser serienmäßigen Ausstattung wandern für dass P66 beim Händler 1050 € über den Tisch.

Die Waage bleibt bei rund 14,0 Kilo (ohne Vorderradbremse) stehen – ein Leichtgewicht ist das P66 somit nicht. Ob das hohe Gewicht durch Stabilität, Parts und Geometrie ausgeglichen werden kann, erfahrt ihr im Test.

IMG 2893
# Halo H-Block: Mit kleinen Seitenstollen für den nötigen Kurvengrip

p661
# Halo T2-Laufradsatz, Society-Forke, Gusset-Bremse – solide Teile

IMG 2885
# Der schlanke Stahllenker baut recht hoch

p662
# Kleine, aber feine Extras

Fahrbericht Hannes

Wir wollten es direkt wissen und schickten das P66 zusammen mit dem anderen Engländer, dem DMR 898, auf den ersten Pumptrack, um den augenscheinlich höchsten Fahrkontrast zu haben. Auf dem Pumptrack hat das Identiti teilweise leichte Vorteile: Die H-Block-Reifen greifen auch auf etwas loser Oberfläche dank den kleinen Seitenstollen sehr gut, sodass man sich über ein Wegdriften in Kurven kaum Gedanken machen muss. In engen Kurven kommt dem P66 zugute, dass der 680 mm breite Lenker das Rad sehr wendig macht, wodurch enge und gegebenenfalls abrupte Fahrmanöver problemlos möglich sind – hier sind wir auch über die Lock-On-Griffe froh.

IMG 7066-2
# Hannes auf dem Luxemburger Pumptrack

Geht es auf breiteren, flachen und schnellen Pumptracks jedoch darum, Tempo zu machen und viel Speed mit durch die Kurven zu nehmen, fühlt man sich auf dem P66 etwas unsicher: Viel Druck auf den Lenker zu geben fällt mit dem hohen und verhältsmäßig schmalen Lenker ein wenig schwer – und die Wendigkeit der Steuerzentrale wirkt sich hier eher negativ aus.
Ganz anders im Skatepark und auf der Straße: Hier gehört das Bike – abgesehen von den für Street zu profilierten Reifen – hin. Sowohl gewichts- wie auch geometrie-bedingt liegt das Identiti sehr gut in der Luft, die Gusset-eigene Bremse packt ausreichend.

IMG 7197-2
# crossie im „Red Rock“-Skatepark

IMG 7288-2
# Hannes – etwas tabletop-artiges

Die Stabilität des Bikes ist vertrauenerweckend und die Society-Luftgabel arbeitet auffällig unauffällig – so, wie es sein sollte. Einmal eingestellt, schlägt die Gabel auch bei heftigen Landungen nicht durch und hat während der zweiwöchigen Testphase keinerlei Schwächen offenbart. Airs und Drehungen gehen mit dem P66 problemlos – dafür ist neben der Gabel auch die gute Geometrie des Rahmens verantwortlich. Den hohen Lenker muss man allerdings mögen.

Sequenz-2
# Bunnyhop 2 Manual: Sequenz in St. Wendel

Was war top: Die günstige, aber sehr gute Gabel – und die für Park, Dirt und Pumptrack passende Allround-Geometrie.

Was war nicht so toll: Das etwas hohe Gewicht und die möglicherweise verwirrende Steckachs-Montage: Bevor die Steckachse herausgedreht werden kann, muss die gegenläufige Sicherungsschraube auf der anderen Seite komplett demontiert werden. Etwas umständlich! Will man mit dem Bike primär Street/Park fahren, sind profilärmere Reifen zu empfehlen.

Fahrbericht crossie

Einfach anders. Klar, die Dirtbikes auf dem Markt nehmen sich heutzutage nicht mehr viel, aber das Identiti sticht heraus. In erster Linie natürlich optisch, der neongelbe Rahmen mit den stimmig blau eloxierten Teilen ist ein Hingucker. In zweiter Hinsicht bei den verbauten Parts: die Society-Gabel ist ein absoluter Exot. Neben bekannten Herstellern wie Marzocchi, Rockshox oder Suntour ist die Firma mit ihren Produkten eher unbekannt. Weit gefehlt! Hinter dem Unternehmen steckt RST, und dieser Name sollte doch den meisten ein Begriff sein. Mit dem Wissen, dass es sich um RST handelt – und somit bei mir gemischten Gefühlen – ging es an den Test. Und ich wurde positiv überrascht: Solide Verarbeitung, vernünftige Performance und ein annehmbarer Preis.
Auf unserer Tour griffen viele Gastfahrer zuerst zum Identiti – nur um dann vom doch recht hohen und nicht mehr zeitgemässen Gewicht des Rads überrascht zu werden.  Das P66 ist mit rund 14kg kein Leichtgewicht, dennoch gewöhnt man sich recht schnell daran und durch die ausgewogene Geometrie macht das Rad sowohl im Park als auch auf Dirt richtig Spaß. Für den Pumptrack ist das Rad im Vergleich zu den anderen Testkandidaten doch eher unruhig.
Ob der integrierte Grindguard am Kettenblatt notwendig ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Die Plastikpedale mit Metallpins sind an sich eine gute Idee – allerdings sind Schienbeinschoner hier auf jeden Fall Pflicht! ;)

Gesamtfazit

Das Identiti P66 ist wie das Klischee eines englischen Pub-Besuchers: Ein bisschen zu schwer, aber ziemlich standfest und keine Herausforderung scheuend. Bis auf die integrierte Vorbau-Klemmung, die die Lenkzentrale nach einem Sturz schonmal leicht verdreht zurücklässt und gefühlt nicht ganz so fest klemmt wie ein regulärer Vorbau, ist an dem Rad nichts auszusetzen: Der Preis von knapp 1050 € ist angesichts der soliden Komponenten durchaus gerechtfertigt, wenngleich man für eine noch „allroundigere“ Ausstattung einen flacheren Lenker montieren könnte.

Mehr Informationen über das Identiti P66: http://www.identitibikes.com

  1. benutzerbild

    Brummaman

    dabei seit 11/2004

    könnt ihr den h-block reifen mit anderen reifen vergleichen?

    ich bin grade am überlegen ob ich mir den hole.

    könnt ihr den generell für brechsand, dirt jumps und pumptracks empfehlen oder gibts eurer Meinung nach dafür noch bessere geeignete reifen?!

  2. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    der reifen ist für die von dir genannten untergründe definitiv eine gute wahl - aber halt ein kompromiss zwischen dirt und street, da die stollen doch relativ flach bauen.
    söderström fährt beispielsweise oft den conti race king - für untergründe wie brechsand und dirt sicher ein reifen, den man sich mal angucken sollte.
    für pumptracks ist der halo vollkommen in ordnung. für street/park/pumptrack ist der KHE Mac 2 Dirt auch eine gute Wahl, den fahre ich am neuen Rad auch. Zumal der KHE wirklich sehr leicht ist...für Brechsand/flache Kurven allerdings weniger geeignet, da dieser nicht wirklich über Seitenstollen verfügt.

  3. benutzerbild

    shield

    dabei seit 02/2006

    schöner bericht!

    @brummaman:
    ich bin das bike bei uns gefahren und werde mir die reifen auch zulegen. ich fahre hauptsächlich trails und pumptracks. strasse is gar nich mehr so meins.
    perfekter reifen für den dreck!
    hat schön grip.

  4. benutzerbild

    Brummaman

    dabei seit 11/2004

    khe und der maxxis dth fand ich interessant aber das problem ist halt dass ich eigentlich nur auf dirts, pumptracks und eben auch auf brechsand mit dem reifen unterwegs bin. street/park ist bei mir kein thema.

    und für diesen Einsatzzweck haben khe und maxxis, denke ich, einfach zu wenig Profil.

    andere reifen neben dem halo die ich sehr interessant finde sind:

    Schwalbe Racing Ralph 2.25
    Intense MK2 2.10
    Kenda Small Block Eight 2.10
    Conti Race King Supersonic 2.20
    Conti Race King Protection 2.20

    kann mir jemand die Entscheidung erleichtern?! smilie

  5. benutzerbild

    shield

    dabei seit 02/2006

    also da mein ekollegen und ich NUR pumptrack fahren, was dirt ähnlich ist mal unsere erfahrungen:

    + racing ralph: absoluter allround favorit! vor allem der neue evolution. und dazu sehr leicht!

    + intense mk: minimaler rollwiederstand, aber fürs VR sehr rutschig wenns mal minimal feucht ist.

    + kenda small block 8: hoher rollwiederstand (im verhätnis) zu den andren. wenns mal feucht wird auch schnell rutschig.

    + raceking: auch guter allround reifen. kommt leider etwas breit auf unsren felgen (alex oder single track)

    + maxxis dth: auch schnell rutschig, dafür in 1.85 schön leicht aber schmal.

    + khe: leider bisher nur die park variante gefahren und die kannst du total vergessen!

    ich fahre im moment einen Vredestein UST reifen. bester reifen bisher!!! aber durch UST und den schlauch leider etwas schwer. deswegen bin ich mal auf den halo gespannt!

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!