Wer gewinnt den Downhill World Cup 2014 im französischen Méribel? Auf der Strecke, die zum ersten Mal im World Cup-Kalender mit dabei ist, ist diese Frage nur schwer zu beantworten. In dieser Saison haben wir viele verschiedene Siegerinnen und Sieger gesehen und wichtiger noch – es ist nichts entschieden. Das bringt uns direkt zur nächsten wichtigen Frage: Wer sichert sich die Gesamtwertung im World Cup? Josh Bryceland, Troy Brosnan oder doch Aaron Gwin?
Am ersten Tag hat in Méribel der Track Walk stattgefunden und nach dem spannenden ersten Track-Check mit Claudio Caluori wissen wir: Diese Strecke ist eine echte Downhill-Strecke im klassischen Sinne. Offen, steil, natürlich. Kein Bike-Park sondern ein echter Berg. Das erfordert für das Finale einen ganzen Fahrer, denn wer hier der oder die Schnellste sein will, der muss sein Rad zu 100% unter Kontrolle haben und alles aus den gelegentlichen Bodenkontakten holen können.
Wer gewinnt?
Herren
Denkt man an die oben beschriebenen Bedingungen, so kommen einem direkt ein paar Namen in den Kopf: Sam Hill? Danny Hart? Rémy Thirion oder Brendan Fairclough? Allesamt mehr als fähig, um auf einer solchen Strecke zu gewinnen. Doch leider spielen sie bis auf Sam Hill keine Rolle mehr in der Gesamtwertung und auch für Sam Hill wäre es selbst im Fall, dass er 250 Punkte holt, noch ein knappes Spiel.
Rechnereien um den Sieg im World Cup haben im Downhill – wie auch in allen anderen Sportarten, die über mehrere Läufe ausgetragen werden – eine lange Tradition. Ein Blick ins Klassement nach sechs von sieben Rennen zeigt, dass die besten Chancen der aktuelle Führende, Josh Bryceland hat. Das liegt nicht allein an seiner knappen Führung mit 43 Punkten vor Troy Brosnan, sondern auch an der Art der Strecke. Bryceland scheint in diesem Jahr den Durchbruch geschafft zu haben und kann seine hohe Geschwindigkeit erstmalig mit Konsistenz kombinieren, so dass er bei jedem World Cup ins Ziel gekommen ist und mit Ausnahme der Rennen in Fort William (21.) und Pietermaritzburg (15.) immer entweder gewonnen oder zumindest den zweiten Platz gesichert hat. Mit dieser Konstanz kann er auch in Méribel ganz nach vorne fahren und nachdem er in Windham erfolgreich und zumindest optisch unbeeindruckt seinen zweiten Sieg eingefahren hat, gibt es kaum etwas, das gegen ihn spricht.
Doch da ist noch Troy Brosnan. Er hat aktuell 43 Punkte Rückstand, doch bereits in der Qualifikation gibt es 50 Punkte zu holen. Im Rennen nochmals 200. Selbst wenn die beiden zu Sturz kommen oder technische Probleme haben, könnten sie irgendwo aus den Top 20 heraus den Gesamtsieg sichern. Zumindest solange, wie Aaron Gwin auf dem dritten Platz (82 Punkte Rückstand auf die Spitze) nicht zu gut punktet. Für ihn muss es bereits eine gute Platzierung im Rennen und ein Sieg in der Qualifikation sein, um in diesem Jahr die Gesamtwertung für sich zu entscheiden.
Für Sam Hill, der aktuell 205 Punkte Rückstand hat, ist ebenfalls noch ein Gesamtsieg denkbar. Doch hier wird es schon deutlich knapper und wir werden präzise Rechnungen anstellen können, sobald die Qualifikation gefahren ist. Für Gee Atherton auf dem aktuellen fünften Platz ist der World Cup-Zug bereits abgefahren. Für ihn gibt es dieses Jahr wohl nur noch die Weltmeisterschaften zu holen.
Damen
Etwas weniger knapp aber dennoch vollkommen offen ist die Situation in der Gesamtwertung der Damen. Während die üblichen Verdächtigen wie Manon Carpenter, Emmeline Ragot und Rachel Atherton für den Sieg im Rennen in Frage kommen, sind sie es auch, mit denen für die Gesamtwertung zu rechnen ist. Manon Carpenter führt mit drei Siegen aber auch einem achten Platz mit einem knappen Vorsprung von 70 Punkten vor Emmeline Ragot, die bislang zwei Siege einfahren konnte. Auf dem dritten Platz folgt Rachel Atherton, die ebenfalls einen Sieg und vier zweite Plätze einfahren konnte – sie hat 1060 Punkte und damit 120 Punkte Rückstand. Unter diesen dreien wird der Sieg ausgefahren werden. Tracey Hannah auf Platz 4 der Gesamtwertung hat hingegen keine Chancen mehr auf den Sieg.
Junioren
Bei den Junioren gibt es pro Rennen weniger Punkte zu gewinnen, als bei den Damen und Herren. So warten auf Platz 1 60 Punkte, während der Zweite 40 bekommt und der dritte 30. Doch die Top 3 – Luca Shaw, Loris Vergier und Taylor Vernon trennen insgesamt nur 33 Punkte. Auch hier ist also noch alles offen und Taylor Vernon hat zuletzt gewonnen, während Luca Shaw zwei Siege holen konnte. Loris Vergier hingegen hat ein Rennen ausgelassen… Auch hier ist es also noch spannend zwischen den Dreien.
Fotostory: DH Worldcup Méribel – Impressionen und Training
Fazit
Spannender könnte eine sehr gute Saison kaum zu Ende gehen: Abgesehen von dem leider verletzt fehlenden Stevie Smith haben wir viele verschiedene Sieger gesehen und vor dem letzten Rennen können noch vier Racer die Gesamtwertung für sich entscheiden. Bei den Damen gibt es drei Anwärterinnen – ebenso wie bei den Junioren. Nach der Qualifikation werden wir mehr wissen… so spannend ist es jedenfalls schon lange nicht mehr gewesen.