Januar 2015 – Update: wir waren mittlerweile vor Ort und haben das TrailCenter Rabenberg getestet – hier findest du den Spot Check: Spot-Check: Trailcenter Rabenberg im Erzgebirge
Ob 7stanes in Schottland oder Woodhill in Neuseeland, Trail Parks sind gefragter denn je. Durch ihre kilometerlangen, perfekt auf Mountainbiker abgestimmten und stetig gepflegten Trails ziehen Trail Parks Mountainbike-Fahrer jeden Fahrkönnens magisch an. Die Philosophie dieser Trail Parks fällt dabei oft ganz unterschiedlich aus: Während es in Regionen wie Nordkalifornien, Wales oder der neuseeländischen Südinsel viele Trail Parks gibt, die mit kommunaler Unterstützung von den örtlichen MTB-Clubs errichtet und gepflegt werden, gibt es anderer Orts Trail Parks, die schlicht und ergreifend einen kommerziellen Gedanken verfolgen. In einem Punkt sind jedoch alle gleich: sie kommen ohne Liftunterstützung aus.
# Trail-Erlebnis auf dem neuen „the rock“ im TrailCenter Rabenberg
In einer vierjährigen Entwicklungsphase entstand im sächsischen Erzgebirge Deutschlands erster Trail Park, der die beiden oben aufgeführten Konzepte mehr oder weniger vereint. Errichtet wurde das TrailCenter vom Sportpark Rabenberg e.V. – auch wenn es sich hierbei um einen Verein handelt, so werden mit dem TrailCenter dennoch kommerzielle Zwecke verfolgt.
Die Tagesgebühr für die Nutzung des Trail Parks ist jedoch mit nur 5 Euro fair bemessen und dürfte wohl eher die Unterhaltskosten denken. Wie auch bei vielen Trail Parks in Großbritannien und Neuseeland liegen die lukrativen Aspekte einer Kommerzialisierung solcher Trail Parks im Bereich der geführten Touren, des Bike Verleihs sowie der umliegenden Infrastruktur mit Unterkünften und Nächtigungsmöglichkeiten.
# So stellt man sich Trail-Vergnügen vor. Warum gab es das nicht schon früher in Deutschland?
Eine Studie des neuseeländischen Forschungsinstituts „Scion“, welche Anfang 2012 veröffentlicht wurde, belegte, dass der Trail Park im Whakarewarewa Forest nahe Rotorua mehr Geld erwirtschaften würde als die kommerzielle Forstwirtschaft in diesem Gebiet [hier der Artikel zur Studie]. Wie man sieht, können solche Trail Parks also nicht nur zur sportlichen Bereicherung einer Region führen, sondern sind auch unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten interessant.
Besonders diese marktwirtschaftlichen Aspekte könnten auch in Deutschland dazu beitragen, dass weitere solcher Trail Parks dem TrailCenter Rabenberg folgen werden. Wir sprachen mit Thomas Schlecking, seines Zeichens Planer des TrailCenter Rabenberg und Initiator der TrailTrophy, über den ersten deutschen Trail Park und die weitere Zukunft solcher Projekte in Deutschland.
# TrailCenter Planer Thomas Schlecking – Bild von P. Masukowitz
Interview mit Thomas Schlecking
MTB-News.de: Hallo Thomas, wärst du so nett und würdest dich uns kurz selbst vorstellen?
Ich bin Thomas Schlecking, Inhaber der Firma Bike Projects, Mountainbiker seit 1990, gelernter Redakteur und habe in dieser Funktion auch schon mal von 2001 bis 2006 bei einem großen Mountainbike-Magazin gearbeitet. Mit Bike Projects betreue ich Tourismus-Regionen im Marketing, organisiere die Enduro-Veranstaltungen „TrailTrophy“ – und plane Singletrail-Parks wie das TrailCenter Rabenberg.
Du warst als Planer im Projekt des TrailCenter Rabenberg involviert. Kannst du uns schildern, was genau deine Aufgaben waren?
Da kommt einiges zusammen. Die ersten Planungen haben ja schon 2008 begonnen, als wir einen ersten groben Streckenentwurf beim Sachsenforst eingereicht haben. Dieser wurde dann zwischenzeitlich mehrfach abgestimmt, einige Änderungen mussten umgesetzt werden etc. Der zweite Schritt war dann die Grobtrassierung im Gelände, um die Art der Maßnahmen (mit Minibagger oder ohne etc.) zu ermitteln. Vor Baubeginn habe ich die Linie gelegt/angezeichnet oder – mit Hilfe von Mitarbeitern des Sportparks – in sehr zugewachsenem Gelände mit der Motorsense die Linie freigeschnitten.
Die Fahrer der Minibagger sind dann der Linie gefolgt, haben an den gekennzeichneten Stellen Anlieger geformt oder Hindernisse wie Kicker und Steine angelegt. Mitunter habe ich natürlich auch selber mal Schippe und Hacke in der Hand gehabt. Parallel dazu habe ich mit Projektleiter Sven Röber vom Sportpark Rabenberg alle anderen Maßnahmen drumherum abgestimmt, bis hin zum Marketing.
Demzufolge wurden die Trails wirklich speziell für Mountainbiker konzipiert und künstlich angelegt, ist das richtig?
Ja! Natürlich habe ich versucht, jeden Meter vorhandenen Singletrail in die Streckenplanung und -führung mit einzubinden, aber leider ist der natürliche Trail-Anteil dort sehr gering. Somit haben wir rund 95% angelegt. Davon rund 70% mit dem Minibagger, den Rest mit Motorsense und per Hand. Die Trails sind explizit für Mountainbiker geplant und dürfen auch nur von Mountainbikern – in der vorgegebenen Fahrtrichtung– benutzt werden! Künstlich angelegt heißt jetzt aber nicht, dass sich kilometerlange schmale Schotterbänder durch den Wald ziehen. Davon haben wir nur einen Trail dieser Art, mehr hätte uns der Sachsenforst auch nicht gestattet. Die Trails sind also sehr naturnah, es gibt neben den gebauten Anliegern, Wellen und Kickern auch Wurzelpassagen, Steine und andere natürliche „Hindernisse“.
# Eigens angelegte Trails für Mountainbiker
Wie kann man sich den Betrieb eines solchen Trail Parks vorstellen? Darf jeder zu jeden Zeitpunkt dort fahren, oder gibt es Betriebszeiten und eine Art Trail-Gebühr?
Betreiber des TrailCenter ist der Sportpark Rabenberg e.V., ein Sportkomplex mit rd. 380 Betten und kompletter Infrastruktur, vom Schwimmbad bis zum Beachvolleyballplatz. Weil die Investition für den Bau und den Unterhalt nicht ganz klein war, wird eine Gebühr in Höhe von fünf Euro pro Tag erhoben. Das Zweitage-Ticket kostet dann acht Euro, die Saisonkarte 30 Euro. Dafür bekommt man eine Trailmap mit den Strecken und kann hinterher bei Bedarf sein Bike waschen und auch duschen. Die Nutzungszeiten sind uns vom Sachsenforst vorgegeben – morgens „öffnet“ das TrailCenter um 8 Uhr, abends geht es dann je nach Jahreszeit bis 17, 18 oder 19 Uhr.
Werden die dortigen Trails regelmäßig gepflegt und in Schuss gehalten? Wenn ja, wer übernimmt diese Aufgabe und wer kommt für die Kosten auf?
Ja, natürlich kümmern sich die Mitarbeiter des Sportparks auch um die Pflege. Wir müssen einmal die Woche intensiv kontrollieren, ob sich eventuell etwas auf den Trails verändert hat. Wenn dann etwas zu tun ist, wird das vom Sportpark bzw. über die Einnahmen aus der Nutzungsgebühr finanziert.
Wie sieht es denn mit der Finanzierung eines solchen Trail Parks aus, finanziert sich das Projekt selbst?
Nein, das ist nicht möglich. Zumindest nicht im Hinblick auf die Erstinvestition, also den eigentlichen Bau. Für das Projekt gab es EU-Fördermittel, genau genommen aus dem Ziel-3-Fonds für regionale Entwicklung.
Im angelsächsischen Ausland sind solche Trail Parks ja längst nichts Neues mehr. Besonders Großbritannien und Neuseeland sind die großen Vorreiter dieser Einrichtungen. Warum hat es so lange gedauert, bis in Deutschland ein solches Konzept realisiert wurde?
Tja, das kann ich dir auch nicht so genau sagen. Ich war das erste Mal 2006 in Wales und habe gleich erkannt, dass hier ein Stück Zukunft des Mountainbikens liegt. Klar, ein Netz aus natürlichen, vorhandenen Trails ist meist das Optimum, aber wo lässt sich das realisieren? Noch dazu in Deutschland. Also muss man versuchen in Regionen, die auch auf die Mountainbiker als Wirtschafts- und Wertschöpfungsfaktor setzen, ein attraktives Angebot zu schaffen. Wie gesagt – attraktiv! Dazu reicht es heute nicht mehr, hunderte von Kilometern Forstwegrouten zu beschildern, denn der Trend zum Biken auf Singletrails wird immer stärker und wird auch noch wachsen.
Nebenbei: Auch Wanderer wollen ja auf Pfaden laufen und nicht auf öden schnurgeraden Forstwegautobahnen. Also muss man sich Gedanken machen, wie man ein kompaktes Wegenetz schafft, das einen entsprechend hohen Trailanteil besitzt, damit sowohl Einsteiger und Familien auf ihre Kosten kommen wie auch All Mountain- und Endurofahrer. Also eigentlich jeder, der nicht zwingend einen Lift sucht/braucht, um nach oben zu kommen. Mich wundert es auch, dass bisher so wenige die Benchmarks im Trail-Bau gerade in Schottland kennen. Die haben Besucherzahlen, die bis zum 10-fachen von den größten Bikeparks in Deutschland gehen.
# Auch Sprünge hat das TrailCenter zu bieten.
Eine Studie des neuseeländischen Forschungsinstituts „Scion“ besagt, dass die Infrastruktur für Mountainbiker im Whakarewarewa Trail Park mehr Geld einbringt als die kommerzielle Forstwirtschaft in diesem Gebiet. Hast du von dieser Studie gehört und glaubst du, dass diese Erkenntnis auch in Deutschland zu weiteren Trail Parks führen wird?
Die Studie kenne ich noch nicht, aber danke für den Hinweis! Werde die in Kürze gleich mal lesen. Ob man das auf deutsche Verhältnisse übertragen kann, vermag ich im Moment nicht zu beurteilen. Gut wäre, man hätte eine vergleichbare Studie aus dem europäischen Raum. Ich weiß, dass es aus Schottland ansatzweise so etwas gibt – dort ist ja die Forestry Commission jeweils der Erbauer und Betreiber der Trail Parks. Natürlich haben die auch nicht geringe Fördermittel erhalten. Aber man muss sich nur mal vorstellen, ein Landesforst XY baut und betreibt einen Trailpark? Ich fürchte, da müssen wir noch viele Jahre drauf warten.
Was muss passieren, dass dem Rabenberger TrailCenter weitere ähnliche Projekte in Deutschland folgen werden?
Das TrailCenter muss gut genutzt werden und damit deutlich machen, dass es eine Nachfrage bedient. Wenn man dann in 1-2 Jahren belastbare (Besucher-)Zahlen hat, besitzt man wieder weitere Argumente. Ich bin aber derzeit in Kontakt mit zwei bis drei Orten und Regionen, die inzwischen schon erkannt haben, dass es auf der Angebotseite eine große Lücke zwischen dem Bikepark und dem Forstweg-Wegenetz gibt. Und: Es gibt ja auch im Bikepark Fahrer, die einen schönen Trail schätzen – oder Touren- und Marathonfahrer, die sich über Singletrails freuen.
# Ein guter Trail Park muss für jede Könnensstufe passenden Trails bieten.
Was ist denn deiner Meinung nach der größte Vorteil eines Trail Centers?
Man hat eine Garantie auf spaßige Singletrails in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Weil man erst mal die jeweilige Strecken bzw. den einzelnen Trail kennen lernen sollte, wird es nie langweilig: Es gibt meist nicht nur eine Linie, und mit der Zeit steigert man auch das Tempo. Die kürzeren Runden eignen sich optimal für Familien und Einsteiger, bei den längeren Runden ist durchaus auch Kondition gefragt.
Außerdem braucht man nichts zur Vorbereitung oder Tourenplanung: Die Runden sind lückenlos ausgeschildert, es gibt eine Trailmap, zwischendurch stehen noch Übersichtstafeln. Das GPS-Gerät kann also zu Hause bleiben…
Vielen Dank Thomas, dass du dir die Zeit genommen hast um unsere Fragen so gut zu beantworten. Die letzten Worte gehören natürlich dir!
Ich hoffe einfach nur auf viele Besucher und Fahrer im TrailCenter – zur Eröffnung am 29./30. Juni und danach. Und darauf, dass dieses Beispiel Schule machen wird – damit wir in Deutschland nicht den Zug in dieser Richtung verpassen, denn andere Länder sind uns hier gerade um Jahre voraus.

TrailCenter Rabenberg
Mit knapp 50 Kilometern Trail-Netz möchte das TrailCenter Radenberg ab dem 29. Juni begeistere Mountainbiker und solche die es werden wollen in Erzgebirge locken. Insgesamt stehen im TrailCenter vier komplett ausgeschilderte und für Mountainbiker angelegte Runden zur Verfügung, die je nach Strecke eine Länge von 6 – 25 km vorweisen. Am 29. Juni wird Sachens Innenminister Markus Ulbig das TrailCenter eröffnen. Ab dann wird es für jedermann befahrbar sein.
Strecken:
- Taster Loop (leicht): 5,7 km/10 Hm
- Border Trail (leicht/mittelschwer): 15,8 km/450 Hm
- Two Mountains (mittelschwer): 16,2 km/560 Hm
- Black Raven (schwer): 26,2 km/880 Hm
# Natur und geile Trails
Preise:
- Tagesticket: 5 Euro
- Wochenende/2-Tagesticket: 8 Euro
- Saisonticket: 30 Euro
Weitere Informationen auf einen Blick:
# TrailCenter Rabenberg: Große Eröffnung am 29. Juni
Informationen zum TrailCenter Rabenberg unter:
trailcenter-rabenberg.de und sportpark-rabenberg.de/
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Redaktion: Maxi Dickerhoff // Bilder: P. Masukowitz/Sportpark Rabenberg
238 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIch würde sich behaupten dass man am rabenberg als Anfänger sehr gut zurecht kommt. Das schöne dort ist, dass man immer Spaß haben kann egal ob noob oder fortgeschrittener. Das Tempo macht den Unterschied. :thumbup:
Waren am Wochenende zum ersten Mal mit fünf Mann im Trailcenter. Glücklicherweise waren alle Strecken ziemlich trocken bis auf wenige Löcher. Die Trails an sich haben allen viel Spaß gemacht. Wir haben einen Downhill / Enduro Background und fanden das zum Teil etwas mehr Gefälle gut wäre. Jedoch sind die Trails auch so sehr anspruchsvoll wenn man sie einfach versucht mit mehr Druck auf dem Pedal zu fahren. Wellen und Anlieger ordentlich pushen, die Bremse möglichst wenig anfassen und daraus resultierende Drifts riskieren hat mächtig Laune gemacht. 2 Tagestouren mit jeweils knapp 30km und 800-900 hm haben ausgereicht um Abends ordentlich platt zu sein
Von den Bikes her hatten wir alles am Start von 120mm 29er bis 160mm 26er Enduros.
Also großes Lob an den Park und macht weiter so!
Hat jemand einen direkten Vergleich zu Pod Smrkem? Würde mich mal interessieren.
Smrk ist wesentlich schneller fahrbar und weniger grob. Die uphills sind meist auch Trails. Wer fit ist kann dort ordentlich Gas geben und hat reichlich airtime. Die Atmosphäre ist sehr chillig.
Ist eigentlich was ganz anderes als Rabenberg.
Pod Smrkem hat viel mehr Brechsand, d.h. man kommt auch mit Hardtail recht gut durch (hab viele Marathonfahrer trainieren sehen). Hochzu gibts meißtens auch Trail, das kann man gut finden (Flow komplett) oder schlecht (Kindtauglichkeit, hochzu auch eng). Ed: oh, da hatte schon jemand Muße...
Ok dank euch. Habe eben auch schon diesen Bericht gefunden: http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?t=589829
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