Vier Bikes, viele Meinungen und am Ende gibt es einen XC-Racebike-Tipp von MTB-News! Wir haben in den letzten Monaten ausgiebig Race-Hardtails getestet und die Räder auf Herz und Nieren geprüft. In den vergangenen Tagen konntet ihr in den Einzeltests schon die meisten Testeindrücke lesen und vereinzelte Vergleiche zu den Bikes ziehen. Abschließend bieten wir euch noch einmal übersichtlich einen kleinen Überblick über unsere Testbikes mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen der einzelnen Exemplare.
Was macht ein modernes XC-Hardtail aus?
Fassen wir den Einsatzbereich und die Anforderungen an ein modernes XC-Bike kurz und knapp zusammen:
Die Einsatzbereiche
- Renneinsatz: Klar, ein Racehardtail ist für XC- bzw. Marathonrennen konzipiert und will als solches auch genutzt werden.
- Training auf den Hometrails: Wer im Rennen schnell sein will, muss natürlich im Vorfeld einige Kilometer abspulen. Mit einem Rad, auf dem man sich auf den Trails in der Heimat wohlfühlt, macht das Training doppelt so viel Spaß!
Das sollte das perfekte XC-Hardtail können
- Gewicht: Das Rad sollte möglichst leicht sein, damit die Fahrerin bzw. der Fahrer möglichst wenig Extrakilos den Berg hinauf schleppen muss.
- Steifigkeit: Vor einigen Jahren legte man fast ausschließlich Wert auf das Gewicht. Doch das Thema Steifigkeit sollte nie vernachlässigt werden! Je steifer ein Rahmen, desto besser ist die Kraftübertragung auf den Untergrund.
- Komfort: Umso entspannter ich auf dem Rad sitze, desto mehr Kraft kann ich sparen. Also sollte der Komfort nicht gänzlich vernachlässigt werden.
- Agilität/Laufruhe: Wer sich mehr auf den XC-Strecken dieser Welt tummelt, wünscht sich meistens eher ein agiles, wendiges Bike. Wer auf den Marathonstrecken zuhause ist achtet mehr auf Laufruhe, da es in schnellen Abfahrten dem Fahrer mehr Sicherheit schenkt.
- Sicherheit: Auch als ambitionierter Rennfahrer will man sich auf seinem Bike stets sicher fühlen. Vor allem in technisch schweren Abfahrten will man zu jeder Zeit die Kontrolle über sein Rad behalten.
- Antrittsfreude: Das wünscht sich natürlich jeder Biker! Sobald man in die Pedale tritt, soll das Bike am besten fliegen. Dieser Punkt ist eng mit dem Thema Steifigkeit verknüpft.
- Haltbarkeit: Es gibt für einen Rennfahrer nichts Ärgerliches als einen Defekt im Wettkampf. Das Bike sollte deshalb möglichst stabil und defektunanfällig sein.
- Fahrspaß: Wie bereits zuvor erwähnt, gewinnt man kein Rennen ohne Training. Deshalb sollte das Bike auch im Training auch Spaß bereiten.
- Allround-Fähigkeiten: Zugegebenermaßen, es gibt kein Bike, das all diesen Punkten perfekt gerecht wird. Doch wer den größten Einsatzbereich abdeckt, ist der Konkurrenz sicherlich einen Schritt voraus.
XC-Racehardtails: Unser Testsieger
Bulls Black Adder Team Di2
Etwas unscheinbar kommt es daher, doch das Black Adder überzeugte uns auf ganzer Linie und hat sich somit definitiv den „MTB-News XC-Race Tipp“ verdient! Eine sehr angenehme Geometrie, die uns im Up-, sowie im Downhill überzeugen konnte, ein agiles Fahrverhalten, ein antrittfreudiges und vor allem ein Bike mit sehr guten Flex-Werten macht das Rad zu einer richtigen Rennwaffe. Den Kölnern ist es gelungen, die meisten Eigenschaften, die ein perfektes XC-Hardtail vereinen sollte, im Black Adder umzusetzen.
„Es wirkt rein optisch etwas unscheinbar, doch Bulls ist mit dem Black Adder ein ganz großer Wurf gelungen. Das Hardtail überzeugte uns in nahezu allen Situationen. Abgesehen von kleinen Details gehört das Bulls Black Adder definitiv zu den besten XC-Hardtails dieses Planeten. Eine angenehme Geometrie im bergauf und bergab, Laufruhe, Spritzigkeit, eine zufriedenstellende Agilität und vor allem ein extrem hohes Maß an Flexibilität und Komfort machen das Black Adder zu einer richtigen Rennwaffe. Chapeau, Bulls – das ist große Klasse!“
=> Zum vollständigen Bulls Black Adder Team Di2 Test
Die weiteren Kandidaten im Überblick
Scott Scale RC Ultimate 900
Das Bike von Nino Schurter und Co. gehört definitiv zur Weltspitze. In unserem Vergleichstest zeigte es sich in den meisten Situationen von seiner besten Seite. Zu unserem „MTB-News-Tipp“ fehlt nicht viel, doch in Sachen Antrittsstärke und Laufruhe hat das Bulls im Vergleich zum Scott Scale etwas die Nase vorn. Überzeugen konnte uns das Rad durch eine tolle Geometrie und ein sehr gelungenes Rundum-Paket.
„Das Scott Scale RC Ultimate stellt einmal mehr unter Beweis, warum es eines der heißbegehrtesten und erfolgreichsten XC-Hardtails auf dem Markt ist. Auf den ersten Blick etwas unscheinbar, zeigt es im Dauereinsatz seine wahre Stärke. Eine ideale Sitzposition gepaart mit einer gelungenen Austattung sorgen für ein sehr gutes Gesamtpaket. Auf dem Trail glänzt es insbesondere durch seine hohe Flexibilität auf verschiedensten Strecken. Insgesamt ist das Scott Scale RC Ultimate ein sehr unbeschwerter Begleiter in allen möglichen Einsatzbereichen eines XC Race-Hardtails.“
=> Zum vollständigen Scott Scale RC Ultimate 900 Test
Radon Jealous 10.0 SL
Der Namen verspricht viel – und das Bike liefert. In unserem Test konnte das Radon Jealous auf jeden Fall überzeugen. Es zeigte sich antrittsfreudig und ist vor allem bei kurzen, steilen Rampen im direkten Vergleich das spritzigste Bike in unserem Test. Auch die Laufruhe auf schnellen Abfahrten sagte uns zu. Kleine Abstriche muss das Bike in Sachen Wendigkeit, Agilität und Komfort machen – vor allem die Konkurrenz von Scott und Bulls liegt hier etwas weiter vorne. Wer allerdings ein absolut edles Racebike mit Top-Anbauteilen sucht, kann für 4.999 Euro beim Radon auf jeden Fall zuschlagen!
„Macht das Bike „jealous“? – Definitiv! Das Bike ist extrem leicht und sehr steif, die Kombination mit den sehr guten Anbauteilen macht es zu einer absoluten Rennmaschine. Das ab Werk eingestellte hohe Cockpit ist unter Umständen nicht jedermanns Sache, doch mit wenigen Handgriffen kann man dies mit einem anderen Lenker und Vorbau anpassen. Bergauf ist das Jealous voll in seinem Element und punktet vor allem durch ein sehr hohes Maß an Antrittsfreude. Bergab glänzt es durch eine enorme Laufruhe, muss in Sachen Wendigkeit und Agilität allerdings etwas zurückstecken. Nichtsdestotrotz kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Radon ein sehr gutes Racebike gelungen ist, welches auf den Rennstrecken dieser Welt ganz vorne mitmischen kann und zudem ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.“
=> Zum vollständigen Radon Jealous 10.0 SL Test
Ghost Lector 8 LC
Das Ghost Lector ging natürlich mit einem kleinen Handicap in unseren Vergleichstest, da es nicht das High-End Produkt der Bayern ist – dies wurde im direkten Vergleich mit den Konkurrenten natürlich entsprechend berücksichtigt. Überzeugen konnte uns das Bike vor allem durch eine ansprechende Rahmengeometrie und ein hohes Maß an Antrittsfreude. Abstriche muss das Bike vor allem aufgrund seines extrem harten Rahmens machen. Insgesamt besitzt das Ghost für 3.999 Euro allerdings ein zufriedenstellendes Preis-Leistungs-Verhältnis: Wer ein schnelles Racebike mit einer sehr guten Ausstattung sucht, ist mit dem Ghost auf alle Fälle nicht falsch beraten.
„Das Ghost Lector 8 LC polarisiert: Die Produktentwickler bei Ghost wagten beim Lector 8 LC einige außergewöhnliche Dinge und schlugen konstruktiv einen anderen Weg ein als die Konkurrenz. Das Herzstück des Bikes ist ein äußerst steifer und harter Rahmen, der einerseits mit einer hohen Antrittsfreude voll überzeugen kann, andererseits im Downhill Schwächen offenbart. Die serienmäßig verbauten Anbauteile sind für Rennfahrer im ersten Moment ungewohnt, können nach einigen Ausfahrten aber durchaus in der Praxis überzeugen. Letztendlich sollte allerdings auch der Preis in Betracht bezogen werden: Für 3.999 Euro erhält der Endkunde ein Racebike, das trotz der Abstriche durch den harten Rahmen auf den Rennstrecken dieser Welt in der Spitze mithalten kann.“
=> Zum vollständigen Ghost Lector 8 LC Test
Wie und wo haben wir getestet?
Wir haben die vier Bikes insgesamt über sieben Monate ausgiebig getestet. Vor der jeweils ersten Ausfahrt legten wir auf das Bike-Setup stets sehr großen Wert. Eine optimale Einstellung der Federgabel sowie eine angenehme und gute Sitzposition ist für einen Hardtail-Test unerlässlich. Zuerst wurden die vier Hardtails in der Serienausstattung über die Trails gejagt, bevor kleine, individuelle Änderungen an den Bikes vorgenommen wurden, damit jeder Testfahrer das Modell bis ans Limit ausloten konnte.
Getestet wurde nicht nur auf den Hometrails der Schwäbischen Alb, sondern in vielen unterschiedlichen Regionen, um die Bikes in unterschiedlichstem Gelände auf die Probe zu stellen. Von sehr ruppigem Gelände in Ligurien über den flowigen Trailpark in Nove Mesto pod Smrkem bis hin zur Weltcup-Strecke in Albstadt war alles dabei. So konnten wir ermitteln, welches das beste XC-Hardtail ist. Die Testregionen in der Übersicht:
- Hometrails Schwäbische Alb
- Trailpark Nove Mesto pod Smrkem (Tschechien)
- Trails im Schwarzwald
- Trails in Ligurien (Italien)
- XC-Weltcupstrecke Albstadt
Tobias Sindlinger
- Körpergröße: 182 cm
- Gewicht: 73 kg
- Fahrstil bergab: zügig, stets bedacht mit dem Blick nach vorne auf die saubere Linie
- Fahrstil bergauf: gleichmäßig, über kurze Rampen meist im Wiegetritt
- Rennerfahrung: hauptsächlich XC (Bundesliga, internationale Rennen)
Gabriel Sindlinger
- Körpergröße: 183 cm
- Gewicht: 73 kg
- Fahrstil bergab: agressiv, mit Blick auf die Idealllinie, verspielt
- Fahrstil bergauf: antrittstark
- Rennerfahrung: Weltcup, Bundesliga, verschiedene Marathonrennen
Christian Schöllhorn
- Körpergröße: 183 cm
- Gewicht: 68 kg
- Fahrstil bergab: flüssige und meist saubere Linie
- Fahrstil bergauf: konstant bei langen Anstiegen, schnellkräftig bei kurzen Rampen
- Rennerfahrung: Bundesliga XC und XCE, Marathonrennen
Bernhard Mast-Sindlinger
- Körpergröße: 180 cm
- Gewicht: 72 kg
- Fahrstil bergab: kontrolliert, aber auch zügig
- Fahrstil bergauf: gleichmäßig, kontrolliertes und zügiges Tempo
- Rennerfahrung: Marathonrennen
Weitere Informationen
Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Racehardtails-Vergleichstests 2017:
- Das beste XC-Hardtail 2017: Vier Rennmaschinen im Vergleichstest
- Bulls Black Adder im Test: Allrounder für den Renneinsatz
- Radon Jealous 10.0 SL im Test: Rennmaschine mit Neidfaktor
- Ghost Lector 8 LC im Test: Preis-Leistungs-Knüller für die Rennstrecke
- Scott Scale RC 900 im Test: Goldener Wolf im Schafspelz
Text & Redaktion: Tobias Sindlinger | MTB-News.de 2017
Bilder: Jens Staudt
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