Im Sommer 2008 schaffte André Wagenknecht das, was vor ihm nur Stefan Kudella gelang – er besiegte Marcus Klausmann bei der DH DM in Tabarz und wurde Deutscher DH Meister. Im darauf folgenden Herbst startete André die Zusammenarbeit mit Cube. Zu diesem Zeitpunkt hatte Cube kein Downhil-Bike in der Produktpalette. Dies musste sich schnellstmöglich ändern. Da man André aber auch nicht auf ein DH-Bike von der Stange setzten wollte, war das erkläre Ziel von Cube, ein komplett neues DH-Bike im eigenen Haus zu entwickeln. Leider gelang das nicht so schnell wie anfangs erhofft. Die Entwickler als auch André wollten das Bike perfektionieren und so vergingen knapp zwei Jahre, bis das neue Cube TWO15, welches wir euch hier nun vorstellen, serienreif war.
TWO15 – der Name ist Programm, denn er lässt auf den Federweg des neuen Cube Downhillers zurückschließen. Die 215 mm Federweg am Heck, der 63,5° flache Lenkwinkel und eine “Race Ready” Ausstattung geben ganz klar vor, wo das Bike bewegt werden will – auf internationalen DH-Strecken. Zuverlässig, wartungsarm und rennorientiert, das waren die Kriterien, welche André den Entwicklern vorgab.
Die Besonderheit des neuen Cube TWO15 ist der Hinterbau, der ein bisher nie verwendetes System verwirklicht. Basierend auf einem Viergelenker, wird der Dämpfer über mehre Umlenkhebel angelenkt. Dieses System taufte man auf den Namen „TRIPLE LINKAGE KINEMATICS“. Sinn und Zweck des Ganzen ist, eine lineare, nahezu konstante Federkennlinie zu erreichen, um die optimale Performance des Dämpfers auszunutzen. Aus diesem Grund arbeitete man eng mit Fox zusammen. Fox gab exakt vor, unter welchen Einflüssen der Dämpfer bestmöglich arbeiten könne. Um keine Abstriche bei der Dämpferperformance machen zu müssen, wurde das Hinterbausystem an den Dämpfer angepasst, und nicht wie in den meisten Fällen üblich, der Dämpfer an den Hinterbau. Um das Übersetzungsverhältnis an die vom Dämpfer vorgegebenen Eckdaten anzupassen, wurde der Dämpferansteuerpunkt auf einen Hebel gesetzt, der an beiden Enden von jeweils einem weiteren Hebel angesteuert wird. Dadurch erzeugt die Umlenkung einen nahezu konstanten Verlauf des Übersetzungsverhältnisses. Dies sei laut Fox für eine perfekte Dämpferleistung maßgeblich ausschlaggebend. Die Erfahrungen und Messergebnisse von Fox zeigten, dass eine Progression im Hinterbausystem nicht nötig sei. Falls vom Fahrer eine bestimmte Progression gewünscht wird, kann der diese auch über das Dämpfersetup erreichen. Vorteil ist eine konstant arbeitende Zustufe. Zudem ermöglicht das System dem Dämpfer, über die gesamte Hublänge feinfühlig anzusprechen ohne zu verhärten.
Größte Nachteile des Systems sind der hohe Schwerpunkt und das Plus an Gewicht, welches durch die Wippen und die damit verbundenen Gelenke verursacht wird. Darüber ist man sich auch im Hause Cube bewusst, dennoch entschied man sich für das System, da es eine optimale Performance des Dämpfers und somit auch des gesamten Bikes gewährleistet.
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Auf die Frage, ob es sich um ein „Race Ready“ Bike handelt, welches auch vor WorldCup Teilnahmen nicht zurückschrecken muss, erhielten wir von Cube folgende Antwort:
„Ja, es handelt sich um ein „Race Ready“ Bike. Wir haben die Geometrie, die Tretlagerhöhe und die Winkel entsprechend der Angaben von André Wagenknecht gestaltet. Das Ziel war, ihm ein Rad zu bauen, mit dem er ganz nach vorne fahren kann. Wir haben uns ganz klar nach den Anforderungen, die ein WorldCup taugliches Rad erfüllen muss, gerichtet. Auch hinsichtlich der Specs. Wenn man sich die Specs ansieht, wird man erkennen, dass es hinsichtlich der Komponenten für den Race-Einsatz nichts mehr zu verbessern gibt. Wir haben alles darauf ausgelegt, dass der Kunde / Fahrer an dem Bike nichts mehr tauschen muss, um an Wettkämpfen teilnehmen zu können.“ (Michael Prell / Cube)
Technische Daten:
– 215 mm Federweg
– Fox DHX RC4 Dämpfer
– Gewicht Rahmen: 4,3 kg mit allen Achsen und Schrauben (ohne Dämpfer)
– Gewicht Komplettbike: ca. 18,4 kg mit Pedalen
– Lenkwinkel: 63,5°
– Sitzwinkel: 74°
– BB-Drop: 0 mm
– Kettenstrebenlänge: 428 mm
– Reach: 402 mm
– Stack: 613 mm
Wir haben André Wagenknecht zu seinem neuen Bike befragt:
Welche Dinge waren dir bei der Entwicklung des neuen Cube TWO15 besonders wichtig?
Mir war wichtig, dass es ein „Racebike“ wird. Das beinhaltet für mich eine passende Geometrie sowie ein gutes und modernes Fahrwerk. Zusätzlich sollte es stabil sein und dem Fahrer Zuverlässigkeit bieten. Die einzelnen Kriterien haben in der Praxis gezeigt, dass das Bike zuverlässig ist und wenig Wartung bedarf. Die Geometrie sollte voll in Richtung Rennsport gehen. Es ist also ein Bike, das schnell ist, aber trotzdem verspielt fährt.
Was zeichnet die Enwicklung des TWO15 sowie das fertige Produkt aus?
Ich als Fahrer kann sagen, dass es für mich eine neue Erfahrung war, zusammen mit FOX und Cube einen passenden Hinterbau nach den Angaben vom Dämpferhersteller zu entwickeln bzw. meine Eindrücke in das Projekt einfließen zu lassen. Das Bike vermittelt dir besonders nach harten Landungen eine enorme Ruhe. Ich habe auf dem gesamten Federweg eine nahezu gleichbleibende Zugstufe. Bildlich kann man es mit einem Rallycar vergleichen. Das Fahrwerk ist immer recht schnell und sensibel, kommen aber extreme Schläge / Situationen, vermittelt es viel Kontrolle und Ruhe. Verglichen mit meinen alten Rädern fahre ich hier nur eine 200´er Feder (bei 72 kg), was erklärt, dass der Dämpfer viel über die Dämpfung und nicht über die Feder macht.
Ist das TWO15 ein „Ready to Race“ Bike, das auch im WorldCup zum Einsatz kommen kann?
Ein „Ready to Race“ Bike ist es zu 100% – man beachte die Parts! Jedoch weiß ich als Fahrer selbst, dass es von Haus aus nie ein perfektes Bike für einen selbst gibt und immer eine Kleinigkeit den „Schuh“ passend macht. Fakt ist aber dennoch, dass man das Bike vom Shop aus an den Rennstart schieben kann, denn das war ein Anliegen von uns allen.
Letzte Worte?
Am Ende ist alles gut! Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, denn die Zeit war lang und nach meinem DM-Titel 2008 habe ich nun wieder ein Racebike. Was mich besonders freut, ist die Zusammenarbeit zwischen Konstrukteur, Designer und mir als Fahrer – wer denkt, dass dies ein einfacher Umstand ist, hat sich geschnitten, aber genau das ist die Mischung, welche ein Bike gut werden lässt. Es gab viele Diskussionen und Testtage, Fox war eng mit der Geschichte vertraut und nun haben wir ein fertiges Bike! Mehr gibt es nicht zu sagen, testet es selbst und habt Spaß am biken!
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