Crankbrothers Stamp MTB-Schuhe im Test: Bring zusammen, was zusammen gehört – Pedale hatte Crankbrothers schon eine ganze Weile im Programm, jetzt gibt es dazu auch die passenden MTB-Schuhe des amerikanischen Herstellers. Wie funktioniert das System aus Stamp-Pedal und Stamp-Schuh? Wir haben zwei Varianten der neuen Flatpedal-Treter ausprobiert – unter anderem, aber nicht exklusiv auf Crankbrothers-Pedalen.
Crankbrothers Stamp MTB-Schuhe – Infos und Preise
Ende 2020 hat Crankbrothers erstmals eine Schuhserie aufgelegt. Passend zu den Flatpedalen des Herstellers heißen die entsprechenden MTB-Schuhe ebenfalls Stamp. Eignen sollen sich die drei verschiedenen Modelle, die sich in der Schnürung und im Preis unterscheiden, für den Trail bis Downhill-Einsatz, natürlich in Kombination zu Plattformpedalen. Crankbrothers nutzt die Möglichkeit, die zwei Kontaktpunkte Pedal und Sohle aus dem gleichen Hause aufzulegen und arbeitet mit einer Sohlenkonstruktion, die sich Match nennt – zu Deutsch also Übereinstimmung. Pedal- und Sohlen-Design gleichen sich also stark. Zum Vorstellungsartikel: Premiere der US-Amerikaner: Crankbrothers präsentiert erste Schuh-Kollektion
Mit der MC2-Gummimischung verspricht sich der Hersteller optimalen Grip bei guter Haltbarkeit und eine starke Vibrationsdämpfung. Details zur Mittelsohle gibt der Hersteller nicht. Beim Verschlusssystem kommen die Unterschiede zwischen den ansonsten baugleichen Modellen Stamp Lace (Tester: Chris), Stamp Boa (Testfahrer: Hannes und Moritz) und Stamp Speed Lace zum Tragen: Mit einfacher Schnürung kommt der Lace aus. Der Speed Lace setzt ebenso auf die Schnürung, verwendet aber einen zusätzlichen Klett-Strap. Auch der Boa-Schuh setzt einen Klett-Strap ein, die Schnürung wird hier jedoch durch das Boa-System ersetzt.
Die getesteten Schuhe wiegen 761 g (Lace, Gr. 42) und 867 g (Boa, Gr. 46) und sind jeweils in 17 verschiedenen Größen von 37 bis 48 verfügbar. Zu den Mallet-Klickpedalschuhen ist ebenfalls ein Testbericht in Arbeit.
- Schuhtyp Flatpedal-Schuh
- Verschlusssystem Schnürung (Stamp Lace), BOA + Strap (Stamp Boa), Schnürung + Strap (Stamp Speed Lace)
- Sohle Match
- besondere Features Sohlendesign entspricht Stamp-Pedaldesign, ausreichend Platz zur farblichen Neugestaltung an der Wibmer-Sonderedition
- Farben Lace black/gum, black/red, navy/gun, white (Fabio Wibmer Edition)
- Farben Boa black/gold
- Farben Speed Lace Classic Edition red/black/white, green/orange, grey/red
- Größen 37, 38, 39, 39,5, 40, 41, 41,5, 42, 43, 43,5, 44, 44,5, 45, 46, 46,5, 47, 48
- https://int.crankbrothers.com
Preis Crankbrothers Stamp Lace: 129,99 € (UVP) | Bikemarkt: Crankbrothers Stamp Lace kaufen
Preis Crankbrothers Stamp Speed Lace: 169,99 € (UVP) | Bikemarkt: Crankbrothers Stamp Speed Lace kaufen
Preis Crankbrothers Stamp Boa: 199,99 € (UVP) | Bikemarkt: Crankbrothers Stamp Boa kaufen
Im Detail
Fangen wir beim wichtigsten Teil eines MTB Schuh-Tests an: der Sohle. Wie bereits erwähnt und optisch auch direkt ersichtlich, gleichen sich die Formen von Sohle und Pedal sehr stark. Das ist natürlich kein Zufall, ebenso wenig wie die Abstände zwischen Profil-Elementen und die Tiefe der Kanäle zwischen diesen Profil-Elementen. Alles ist so angelegt, dass es ideal mit der Höhe der einzelnen Pins interagieren soll. Damit die kleinen Gewindestifte das Profil aber nicht von Anfang an direkt zerlegen, sollen Fasen und Abrundungen die Stollen gegen starke Abnutzungserscheinungen schützen.
Neben der mittig angeordneten Pedal-Zone gibt es im Zehen- und im Fersenbereich jeweils eine Profil-Zone, die sich besser für das Gehen eignen soll. Tiefere Kanäle zwischen den einzelnen Stollen sollen sich im Auf- und Abstieg gut in den Boden graben und für die nötige Trittsicherheit im Gelände sorgen. Bleiben wir gleich bei Fersen und Zehen, wandern aber nach oben: Die beiden exponierten Enden sind im Schuh etwas stärker geschützt. Eine verstärkte Kappe über den Zehen und die weit hochgezogene Fersenpartie schützen vor Steinen, Wurzeln oder jeglichem anderen Kontakt.
Damit trotz vieler wasserabweisender Flächen auf dem Obermaterial die Entlüftung nicht zu kurz kommt, setzt Crankbrothers sowohl an der Lasche als auch im Vorderfußbereich auf eine Perforation. Seitlich am Schuh befinden sich außerdem Mesh-Einsätze, die für frische Füße sorgen sollten. Damit weder Fuß noch Schnürsenkel wild umherschlingern, gibt es noch zwei weitere Features: Eine kleine Tasche, versteckt in der Lasche, kann bei den Schuhen mit Schnürung den Schnürsenkel aufnehmen. Und um den Fuß sicher zu fixieren, wurden auf der Innenseite der Fersenpartie kleine Silikonpunkte angebracht.
Bevor es auf den Trail geht, werfen wir noch einen Blick auf die drei Verschlusssysteme. Als Basis-Version dient der Crankbrothers Stamp Lace – ein herkömmlicher Schnürschuh, ohne weitere Features. Wem der Schuh damit nicht stramm genug fixierbar ist, der bekommt via Klettstreifen am Stamp Speed Lace noch eine zusätzliche Sicherung. Das Nonplusultra der Baureihe ist aber der Stamp Boa, der nach dem gleichnamigen Ratschen-Verschlusssystem benannt ist. Auch hier setzt Crankbrothers auf den zusätzlichen Klettverschluss über dem Spann. Während ein solcher Strap bei vielen Klickpedal-Schuhen ein beliebtes Feature ist, findet man eine solche zusätzliche Fixierung an Flatpedal-Schuhen bislang selten. Gerade die Kombination aus Boa-Verschluss und Klettstreifen beim Stamp Boa hebt diesen also von nahezu allen Flat-Konkurrenten ab.
Auf dem Trail
Im Test sind wir die Stamp-Schuhe mit unterschiedlichen Pedalen gefahren, los ging es mit dem bewährten Stamp-Pedal des Herstellers. Noch bevor es auf den Trail geht, fällt beim ersten Hineinschlüpfen auf, wie gut die Schuhe den Fuß umschließen. An der Ferse wird der Fuß durch dicke Polster komfortabel und perfekt umschlossen, um den Stamp super am Fuß zu sichern. Auch vorne sitzt alles sehr angenehm, liegt gut am Fuß an und drückt nicht. Der Stamp fällt insgesamt also sehr größengetreu aus und fühlt sich am Fuß keineswegs wie ein Fremdkörper an.
Sein eng anliegender Sitz und die gute Polsterung im Fersenbereich sorgen trotz großzügig verteilter Belüftungs-Features für eher moderate Belüftung. So kann der Schuh in einem breiten Temperatur-Spektrum gute Leistungen erzielen, an extrem heißen oder sehr kalten Tagen ist er aber nicht ideal.
Einmal noch mit dem Fingernagel ins Gummi drücken und prüfen, wie weich die Match-Sohle ausfällt – gar nicht so superweich. Auf dem Trail merkt man davon aber recht wenig, denn der Grip passt. Gäbe es Tinder für Pedale und Schuhe, dann hätten wir hier? Richtig! Ein Match. Mit den Stamp-Pedalen verzahnen bzw. verkanten sich Profil-Elemente und die dickeren Pins der Pedale, um den Halt auf dem Pedal zu gewährleisten. Durch die passgenaue Ausrichtung muss sich keiner der dicken Pins irgendwo in die Sohle hineinbohren.
Mit anderen Pedalen ergibt sich hier ein etwas anderes Bild – je nach Pin-Durchmesser entscheidet sich hier, ob sich nach dem ersten Match schnell alles im Sand verläuft oder eben nicht. Den etwas verhaltenen Swipe nach rechts gibt es von uns für Pedale mit dickeren Pins. Funktioniert, könnte aber besser sein, weil das Gummi nicht weich genug ist, dass sich die Gewindestifte ordentlich hineinbohren können – hier merkt man besonders auf ruppigeren Trails, dass die Sohle nicht zu den griffigsten Varianten gehört. Das gelingt mit schmalen Pins deutlich besser. Der Halt auf dem Pedal ist so auch in ruppigen Streckenabschnitten sehr hoch und man muss sich kaum Sorgen darüber machen, das Pedal zu verlieren. Dafür gibt es ein Superlike!
Genug gematched: Machen wir uns an die Sohlensteifigkeit. Crankbrothers hat auch hier seine Aufgaben erfüllt und einen guten Grat zwischen weich und zu hart getroffen. Der Stamp-Schuh kann also auch hier punkten und das harmonische Komplettpaket gut abrunden. Ein kleines Haar in der Suppe haben wir aber noch gefunden. Trotz Gummi-Härte auf der eher harten Seite sind die Profil-Elemente der Sohle recht zügig angefressen. Mehr, als wir uns erwartet haben. Eine gute Saison hält der Schuh aber auf jeden Fall und voraussichtlich auch etwas länger als so manches Konkurrenzprodukt.
Werfen wir zu guter Letzt noch einen Blick auf ebendiese Konkurrenzprodukte: Wie schlägt sich die MC-Gummimischung im Vergleich? An die klebrige Referenz von Five Ten reicht der Grip der Match-Sohle nicht ganz heran. Die Crankbrothers Stamp-Schuhe liegen etwas darunter, vergleichbar etwa mit dem Bontrager Flatline oder dem Northwave Clan.
Das ist uns aufgefallen
- Stabiler Sitz Boa und Klett-Strap? Eine richtig gute Sache! Der ohnehin gute Sitz des Schuhs wird dank des unkomplizierten Boa-Systems in Verbindung mit dem für zusätzliche Stabilität sinnvollen Strap noch besser als die reine Schnür-Variante.
- Auf die Ferse Auch wenn die Silikon-Dots oberhalb der Ferse zunächst ungewohnt sind, so sind sie doch ein angenehmes Feature, um das klassische Rausrutschen des Fersenbereiches zu unterbinden.
- Haltbarkeit Abgesehen von der etwas zu stark angefressenen Sohle im mittleren Bereich macht der Crankbrothers Stamp in Sachen Haltbarkeit bislang eine einwandfreie Figur. Die Materialien wirken hochwertig, die Konstruktion ausgereift: Bislang gibt es keine sonstigen Gebrauchsspuren.
- Fabio Wibmer Special Edition Eine besonders gute Idee ist es nicht, einen weißen Schuh mit ins Gelände zu nehmen. Egal, ob trocken oder nass: Kommen Staub oder Matsch ins Spiel, sehen die weißen Schuhe nach kürzester Zeit alles andere als schön aus. Praxiseignung Mountainbike? Durchgefallen.
Fazit – Crankbrothers Stamp
Mit den ersten Flatpedal-Schuhen hat Crankbrothers eine ganze Reihe spannender Modelle auf den Markt gebracht: Beide von uns getesteten Varianten der Crankbrothers Stamp-Schuhe können mit gutem Sitz, exzellentem Tragekomfort auch auf längeren Touren und ausreichend Grip auf den Pedalen punkten – auf den hauseigenen Stamp-Pedalen sogar mit noch mehr Grip. Dazu kommt eine angenehme Sohlensteifigkeit. Gelungenes Debüt!
Pro / Contra
Pro
- guter Grip auf dem Pedal
- Fuß wird komfortabel, aber sehr sicher umschlossen
- drei Verschluss-Optionen zur Auswahl
Contra
- Überraschung: weiße Farboption sieht nach kürzester Zeit schlecht aus
- Stamp Boa und Stamp Speed Lace nicht gerade günstig
Wie gefallen euch die Crankbrothers Stamp-Schuhe?
Testablauf
Crankbrothers hat uns die drei Paar Flatpedal-Schuhe für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir sind die Schuhe unabhängig voneinander gefahren und haben unsere eigenen Eindrücke gesammelt. Verglichen wurde mit Schuhen, die uns als Referenz gelten.
Hier haben wir Crankbrothers Stamp getestet
- Singletrails BW: von schnell und flach, bis steil und technisch, bei jeden Bedingungen
- Freiburg: hauptsächlich schnelle Strecken, teilweise mit größeren Sprüngen, nasse Bedingungen
- Bikepark Geißkopf: schnelle ruppige Strecken, aber auch Flowtrail
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
- Fahrstil
- verspielt und sauber
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trails, Pumptrack/Park/Street
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Progressiv, nicht zu soft, schnelle Zugstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- Eher kürzerer Hinterbau, Lenkwinkel nicht extrem flach, die Front darf gern etwas höher
- Fahrstil
- Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
- Vorlieben bei der Geometrie
- mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
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