Video: Geometron auf den Craft Bike Days 2022
Geometron Bikes – viel hilft viel
Keine Frage – in Sachen Geometrie hat sich in den letzten Jahren viel getan. Dem Trend deutlich voraus waren die britische Marke Geometron. In Kooperation mit Nicolai Bikes bieten sie seit etwa fünf Jahren das Geometron G1 an – ein Enduro-Bike, das von einer langen Trail-Tour bis zum Lift-unterstützten Bikepark-Einsatz alles in Perfektion können soll. Klingt nach keiner leichten Aufgabe.

Schlüssel zum Erfolg ist den Jungs von Geometron zufolge die Geometrie und natürlich die korrekte Kinematik. Diesen Ansatz verfolgt man hier seit Firmengründung und hat auch nicht viel daran geändert. Frei nach dem Motto: Wenn flacher, tiefer, länger besser ist – warum dann nicht noch mehr davon? Herausgekommen sind Werte wie ein 62–63,5° Lenkwinkel, ein 340 mm tiefes Tretlager und bis zu 1371 mm Radstand. „Viel hilft viel“ wäre dann doch etwas zu simplifiziert, so legt Geometron Wert darauf, dass die Balance und Körperposition auch passen muss: Lange Reach-Werte werden mit langen, mitwachsenden Kettenstreben kombiniert, um mittig im Rad zu stehen, und ein steiler 78°-Sitzwinkel soll zu einer relaxten Uphill-Sitzposition verhelfen.

Außerdem glaubt man fest an die Vorteile einer möglichst großen Anpassbarkeit. So lässt sich das G1 mit 27,5″, 29″ oder gemischter Laufradgröße fahren und bietet Mutatoren – Rahmenbauteile, über deren Tausch sich die Geometrie und Kinematik anpassen lassen. Die Briten bieten verschiedene Rahmensets und Komplett-Bike-Modelle an, wobei bestimmte Schlüsselkomponenten festgelegt sind. So verwaltet stets ein speziell abgestimmter und mit sphärischen Buchsen ausgestatteter EXT Storia-Dämpfer die 162/175 mm Federweg am Heck.
Wichtig ist den Geometron-Mitarbeitern, dass sie stets ihre eigenen Kunden sind. So handelt es sich beim hier gezeigten Geometron G1 um Sams persönliches Rad, das man – bis auf die super auffällige Lackierung – auch genau so kaufen kann. Gefällt ihnen etwas nicht, muss es sofort geändert werden, da man sich sonst nur den eigenen Lunchride versaut.
Was ihr schon immer (nicht) über Geometron wissen wolltet
MTB-News.de: Seit wann gibt es eure Marke?
Geometron: Seit 6 bis 7 Jahren.
Was war die Idee bei der Gründung und wie lief es dann am Anfang? Was lief wie erwartet, welche Überraschungen gab es?
Wenn ein DH-Bike eine anständige Kinematik, einen guten Gangbereich und einen steileren Sitzwinkel hätte, würde es auch gut pedalieren. Wenn ein Trail-Bike eine anständige Geometrie hätte und stark genug wäre, würde es auch im DH gut zurechtkommen! Ein Bike kann alles. Das Tretverhalten im Sitzen wird durch das Verhältnis zwischen Kurbeln, Sattel, Hinterachse und Anti-Squat bestimmt. Das Fahrverhalten eines Bikes wird durch das Verhältnis zwischen Laufrädern, Position und Lenkwinkel sowie deren Verhältnis zu Tretlager und Lenker bestimmt. Es ist möglich, beides ohne Kompromisse zu machen!

Das war die Situation, in der sich Chris Porter, der Gründer von Geometron, vor 8 Jahren befand, nachdem er jahrelang mit seinem Mojo Suspension World Cup Race-Team gearbeitet und Fabien Barel während seiner Zeit bei Mondraker unterstützt hatte. Chris begann, den Einsatz von Mountainbikes zu hinterfragen und das Terrain, in dem er sich bewegte. Er strampelte mit eigener Kraft den Gipfel hinauf und suchte auf dem Weg nach unten die technischste Abfahrt. Keines der damaligen Mountainbikes war für diese Disziplin besonders gut durchdacht.
Die Entwicklung einer besseren Lenkgeometrie mit flachem Lenkwinkel und geringem Gabel-Offset, das Tretlager zur Verbesserung des Handlings abzusenken und die Vergrößerung des Radstandes, um dem Fahrer mehr Bewegungsfreiheit auf dem Rad zu geben – die Kombination dieser Änderungen führt zu einer komfortableren und effizienteren Fahrt auf dem Weg nach oben und zu einer selbstbewussteren, gelasseneren und engagierteren Fahrt auf dem Weg zurück nach unten. Sowohl in leichtem als auch in sehr technischem Gelände kann der Fahrer den Unterschied in den Fahreigenschaften spüren, was zu einer sichereren und schnelleren Fahrt führt!

Wie viele Mitarbeiter habt ihr an welchem Standort?
Zwei Vollzeitmitarbeiter von Geometron in der britischen Zentrale in Südwales sowie Kooperationspartner bei Nicolai in Deutschland und EXT in Italien.
Was würdet ihr selber als euren Markenkern bezeichnen? Warum kaufen die Leute eure Bikes und keine anderen?
Geometron Bikes ist eine unabhängige Bike-Company mit Sitz in Monmouth, Südwales, das von Bikern geführt wird. Geboren aus dem Wunsch, die Grenzen zu verschieben und den Status quo von Geometrie und Fahrwerks-Kinematik zu hinterfragen. Wir möchten hochqualitative Produkte mit dem höchstmöglichen Niveau der Kundenbetreuung kombinieren. Es sind die Details, die für uns wirklich wichtig sind. Wir nehmen uns Zeit, um sicherzustellen, dass alles perfekt ist. Wir sind nicht hier, um Tausende von Fahrrädern zu bauen, sondern eine Handvoll großartiger Fahrräder, die für ihre Besitzer eine echte Bedeutung haben werden.
Wofür steht das Bike, das ihr zu den Craft Bike Days 2022 mitgebracht habt, im Besonderen?
Das ist Sams G1 – er ist unser Ingenieur und Fahrer. Von der custom 90er-Jahre-Surf-Lackierung abgesehen ist es ein reguläres G1. Allein in diesem Jahr wurde das Bike für alle möglichen Disziplinen eingesetzt, von der Arbeit über Testfahrten, gesellige Ausfahrten, Enduro-Rennen, Uplift-Fahrten und XC-Fahrten. Es hat 3.000 km zurückgelegt und dabei über 100.000 Höhenmeter hinter sich gebracht. Wir stehen zu unserem Produkt und sind unsere eigenen besten Kunden, denn wenn es nicht funktioniert oder uns nicht gefällt, werden wir es verbessern.

Welche Art von Bike würdet ihr nie produzieren?
Ein zusammenklappbares, vollgefedertes 20″-Fat-E-Bike.
Welche Entwicklung wird eure Marke nehmen?
Weiterhin die höchstmögliche Qualität an Fahrrädern mit unübertroffener Geometrie, Federung und Kinematik zu produzieren. Zudem möchten wir Transparenz bieten und verstärkte Anstrengungen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in unserem Betrieb aufbringen.

„Steel is real“ und …
… full metal.
Gravel-Bikes sind nicht die Hardtail-Mountainbikes der 2020er, weil …
… es beängstigend ist, irgendetwas MTB-artiges auf einem Gravel-Bike zu fahren.
Wenn ich eine MTB-Bezeichung wie Trail-Bike und Co. prägen könnte, dann wäre das …
… Uni-Disziplin.

Das Mountainbike von 2025 hat …
… robustere Komponenten, modulare Rahmenkonstruktion für Konfigurierbarkeit und Anpassung, weniger Wartung und neue Antriebssysteme.
Das Gravel Bike von 2025 hat …
… 5 cm Federweg an Front und Heck und einen ausklappbaren Flatbar.
Laufräder und Reifen an einem Bike sind …
… der Bereich, der die größte Verbesserung der Integration auf einem Fahrrad sehen könnte. Wir kombinieren derzeit mindestens 4/5 Produkte verschiedener Marken in einem Laufradsatz. Reifen, Dichtmittel, Reifeneinlagen, Felgenband, Felge, Speichen und Naben sind alle von verschiedenen Unternehmen erhältlich. Jede Komponente des Systems birgt ein gewisses Maß an Kompromissen in sich, die mit einer besser durchdachten Integration dieser Komponenten behoben werden könnten.
Ein guter Fahrradrahmen entsteht …
… mit Wissen, Können, Kunst und Liebe zum Detail. Vom Konzept, den Zeichnungen der Ingenieure, den Maschinisten, Schweißern, Lackierern und Mechanikern. Jeder hängt maßgeblich von der Ausführung jedes einzelnen Schrittes ab. Ein Qualitätssiegel – sicher, zuverlässig, robust!
Wenn deine Firma ein Headbadge mit Tiersymbol haben müsste, dann wäre das …
… der Wanderfalke. Er ist ein Symbol für Streben, Ehrgeiz, Kraft, Geschwindigkeit und Freiheit.
Standards in der Fahrradindustrie sind …
… das Paradoxon des Wortes selbst.

Mehr Informationen zum Geometron G1 und der Firma gibt es hier: www.geometronbikes.co.uk
Was sagst du zum Geometrie-Ansatz der Briten?
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60 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumhigh end mtb sind und werden kein massenmarkt. als bikeentwickler wäre motor/getriebeintegration mein nächstes ziel, für urban- und lastenräder. mtb sind halt n gutes testfeld wegen der hohen belastung.
https://kavenz.com/
Okay, langsam wird es anstrengend...
Was Nicolai in den Tech Sheets mit "reeller Sitzwinkel" bezeichnet, ist jener Wert, der bei Kavenz "Seattube Effective" heißt. Nur mit dem Unterschied, dass Nicolai auf Oberkante Steuerrohr misst und Kavenz auf 750mm Sattelhöhe, also viel weiter oben.
Der Winkel des Rohres selbst liegt bei Nicolai je nach Mutatoren bei ~74-75°.
Mein G16 ist im Tech Sheet mit 77° "reeller Sitzwinkel" angegeben. Tatsächlich hat das Sitzrohr 73° "actual".
Beim Pole Voima oder Vikkelä ist es einfacher, da ist effective = actual = 80°
Was für ein Paintjob ! Geniales Rad !
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