Klein, aber oho – die Schweizer Bikefirma Arc8 hat sich in den letzten Jahren innerhalb der Mountainbikeszene zu einem echten Geheimtipp gemausert und sticht mit individuellen Lösungen auf die drängenden Fragen der aktuellen Zeit hervor. In diesem Jahr präsentierte die ursprüngliche Zwei-Mann-Schmiede gleich zwei Räder: Das Race-Fully Evolve FS sorgte bereits im Frühjahr 2022 für mächtig Wirbel in der Szene und wurde bereits von uns auf Herz und Nieren getestet. Im Sommer folgte dann der große Bruder des Evolve FS, das Essential: Ein Bike mit vielen Facetten, das so ziemlich jeden Fahrertyp vom Trailbiker bis zum Enduroracer glücklich machen soll. Wir konnten den neuen Trailflitzer im Rahmen der Craft Bike Days genauer unter die Lupe nehmen.
Video: Arc8 Essential
Arc8 Essential: Infos und Details
Nicht erst seit gestern sind die beiden Köpfe hinter Arc 8, Jonas Müller und Serafin Pazdera, in der Mountainbikeszene ein Begriff. Als Ingenieure und Designer bei verschiedenen Branchengrößen sammelten die beiden über viele Jahre hinweg eine Menge Erfahrung, die sie letztlich dazu bewog, auf eigenen Beinen ihr Wissen in die Entwicklung neuer Räder zu stecken. Zunächst agierten die beiden unter dem Open Mold-Konzept, bei dem die Entwicklungsleistung an andere Hersteller verkauft wurde. Beispiel hierfür war lange Zeit die deutsche Firma Müsing, die einige ihrer Räder unter eigenem Namen verkauften, dafür aber auf Rahmen aus der Entwicklungsarbeit von Müller und Pazdera setzten. 2019 starteten die beiden Schweizer schließlich den Vertrieb eigener Räder unter dem Namen Arc8. Erstes Rad auf dem Markt unter dem neuen Namen war das Trailbike Essential, das nun sein erstes grundlegendes Update erhielt.
Das neue Essential wurde gemeinsam mit dem Race- und Down-Country-Fully Evolve FS entwickelt und besitzt daher einige Gemeinsamkeiten zu dem Weltcup-erprobten Race-Bike: Die auffälligste Besonderheit beider Räder ist der linear geführte Hinterbau, den so kaum ein Hersteller mehr auf dem Markt mehr anbietet. Vor vielen Jahren war die Linearführung noch ein durchaus gängiges Konzept, doch angesichts häufiger Dämpferausfälle und zunehmender konstruktionstechnischer Kreativität verschwand diese von der Bildfläche. Arc8 setzt jedoch beim Essential und Evolve FS gänzlich auf diesen Ansatz und begründet dies mit einer idealen Kinematik in Bezug auf das Übersetzungsverhältnis, das eine gute Mischung aus Sensibilität und Progression ermöglichen soll. Weitere Details zur speziellen Hinterbaulösung findest du im Test des Arc8 Evolve FS.
Die Umsetzung dieses Konzept erlaubt – ohne die beschriebenen Dämpferausfälle auszulösen – ein Slider unterhalb des Oberrohrs, an welchem die Sitzstreben beim Einfedern vorbeigleiten. Dieses Konzept ähnelt in weiten Teilen dem Konzept von Trek bei ihrem Race-Fully Supercaliber. Beim Vorgängermodell setzte man bei Arc8 noch auf einen klassischen Horst-Link-Ansatz, nun ist man von dem neuen Konzept derart überzeugt, dass sowohl das Evolve FS und Essential auf eine Linearführung setzt.
Ein weitreichender Vorteil dieser Umsetzung ist der Zugewinn an Leichtigkeit der Räder: Durch den Wegfall einer Umlenkung spart sich Arc8 einiges an Hardware, im Gegenzug wird jedoch auch zusätzliches Material für den Slider benötigt. Rundum ist die Linearführung spürbar leichter als alle anderen gängigen Hinterbaukonzepte, konkret liegt das Gewicht des Linearhinterbaus vom Essential 118 Gramm (inkl. Hardware) unter jenem des Vorgängermodells. Darüber hinaus spielt in der Firmenphilosophie von Arc8 Gewicht eine große Rolle: Alle Modelle aus dem Haus der Schweizer sind stark auf Leichtbau getrimmt, beim Essential kommen dieselben Carbon-Strukturen wie beim Evolve FS zum Einsatz, das mit zu den leichtesten Race-Bikes auf dem Planeten gehört. Das alles führt letztlich zu einem Rahmengewicht von rund 1.700 Gramm in Größe M ohne Dämpfer aber mit Kleinteilen, mit dem Fox Float X-Dämpfer kommt das Arc8 auf 2.310 g.
Ihre Kompetenz und Erfahrung nutzen die beiden Arc8-Chefs nicht nur im Bereich des Kinematik extravagante Dinge auszuprobieren, sondern auch im Bereich der Geometrie: Sowohl das Evolve FS als auch das Essential sind vermeintlich ihrer Zukunft voraus, zumindest wenn man dem aktuellen Trend nach langen und flachen Geometrien glauben mag. Mit einem Lenkwinkel von 64°, einem Sitzwinkel von 76° und einem beachtlichen Reach von 495 Millimeter klopft Arc8 mit dem Essential an die Tür der fortschrittlichen Enduro-Bikes – und das bei einem anvisierten Federweg von 140 Millimeter.
Das Essential gibt es – genauso wie das Evolve FS – lediglich in den Rahmengrößen M und L. Vielfältige Tests hätten ergeben, dass auch sehr kleine Fahrerinnen und Fahrer bis zu einer Größe von 1,60 Metern sehr gut mit Rahmengröße M zurechtkommen würden, sodass keine weitere, kleinere Rahmengröße vonnöten sei. Alle Personen bis zu einer Körpergröße von 1,80 Meter sollten laut Ratschlag von Arc8 auf Rahmengröße M konzentrieren, größere Fahrerinnen und Fahrer greifen am besten zur Rahmengröße L. Erhältlich ist das Rad via Fachhandel in zwei verschiedenen Ausstattungsvarianten: Die etwas teurere Variante mit Shimano XT-Ausstattung und Fox 36 Performance / Float X-Fahrwerk (150 mm / 130 mm) gibt es zum Preis von 5.399 Euro, eine etwas günstigere Version mit Shimano SLX-Ausstattung und RockShox Pike Select / Deluxe Select+-Fahrwerk (140 mm / 130 mm) kostet 4.599 Euro. Zusätzlich vertreibt Arc8 ein Rahmenset mit RockShox Deluxe+-Dämpfer, das auch online erhätlich ist – den Geldbeutel belastet dieses mit 2.399 Euro. Spannend für alle Fans von invidualisierten Bike-Aufbauten: Arc8 bietet die Option an, das Rad in einem individuellen Farben-Schema lackieren zu lassen – eine Inhouse-Lackiererei macht das möglich.
Über Arc8
Arc8 enstand – wie eingangs erwähnt – aus einem Zusammenschluss der beiden Schweizer Buddys Jonas Müller und Serafin Pazdera, die sich bereits seit ihrer Schulzeit kennen. Während Müller sich nach der Schule dem Ingenieursstudium widmete und wenig später in der Bikeindustrie durchstartete, begann sich Pazdera in der Mountainbikeszene im Designbereich einen Namen zu machen. Müller zog es für seine Tätigkeit als Bike-Ingenieur nach Taiwan, wo er unter anderem als Entwicklungsleiter einer Carbon-Fabrik agierte und somit einen direkten Draht zu den Fertigern der Carbon-Rahmen entwickeln konnte – inklusive beachtlicher Kenntnisse in Mandarin-Sprache. Als Müller im Laufe der Jahre schließlich beschloss, auf eigenen Beinen stehen zu wollen und eine eigene Firma zu gründen, bat er seinen Kumpel Pazdera beim Design einer Webseite um Hilfe. Schnell wurde beiden klar, dass diese Kooperation nicht einmalig bleiben dürfte, woraufhin sich beide zusammenschlossen und das Open Mold-Konzept hinter Arc8 in die Wege leiteten. Stück für Stück entwickelte sich das Duo weiter, bis 2019 letztlich Arc8 als eigenständige Firma mit dem Trail-Bike Essential, dem Race-Hardtail Evolve, dem Enduro-Bike Extra und einem Rennrad-Modell erstmalig in Erscheinung trat.
Mehr Informationen zum Arc8 Essential und der Firma gibt es hier: https://www.arc8bicycles.de/
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