Neues Cervélo ZFS-5
Immer mehr Profis versteifen sich nicht mehr bei der Wahl einer Disziplin im breit gefächerten Gebiet des Radsports: Multi-Disziplinarität ist der aktuellste Schrei innerhalb der Radsport-Community – mit den Top-Stars Mathieu van der Poel, Tom Pidcock und Wout van Aert als Speerspitze. Doch nicht nur die männlichen Stars der Radsportszene sorgen für viel Wirbel in den verschiedensten Disziplinen, wie der Erfolg des etatmäßigen Cyclocross-Asses Puck Pieterse im Damenfeld beim Weltcupauftakt in Nove Mesto vor etwas mehr als einer Woche zeigte. Nicht nur Pieterse, auch ihre niederländische Landsfrau Fem van Empel stand als etatmäßige Cyclocross-Spezialistin in Nove Mesto am Start und möchte in Zukunft auf dem XC-Bike Erfolge einfahren.

Gemeinsam mit Milan Vader, der im vergangenen Jahr einen schwerwiegenden Sturz in einem Straßenrennen verzeichnen musste, greift van Empel für das bekannte Straßenteam Jumbo-Visma im Mountainbike World Cup an. Großes Problem bis vor wenigen Monaten: Hauptsponsor Cervélo hatte kein einziges Mountainbike in seinem Portfolio, geschweige denn ein rennfähiges Gefährt für die anspruchsvollen World Cup-Strecken rund um den Globus. Kurzerhand warfen die Ingenieurinnen und Ingenieure ihre Köpfe zusammen und entwickelten in den letzten beiden Jahren zwei gänzlich neue Räder für die Rennstrecke. Das Race-Hardtail ZHT-5 wurde der Weltöffentlichkeit bereits im vergangenen Herbst vorgestellt und konnte schon im Test hier auf MTB-News.de (Cervélo ZHT-5 Test) überzeugen. Nun folgt ein erstes Race-Fully.
Das neue Cervélo ZFS-5 rollt erwartungsgemäß auf 29″-Laufräder, kommt mit schickem Carbon-Rahmen und wird entweder mit 100 mm oder 120 mm Federweg verkauft. Klare Ausrichtung des Rades ist die Rennstrecke, eine moderne Geometrie unterstreicht diesen Ansatz. Verkaufsstart des XC-Bikes wird im Sommer dieses Jahres sein – genauere Details zu konkreten Austattungsmodellen und Preisen sind zum aktuellen Zeitpunkt jedoch nicht bekannt.
- Rahmenmaterial Carbon
- Federweg 100–120 mm (vorn) / 100–120 mm (hinten)
- Hinterbau Single Pivot mit Flex-Stays
- Laufradgröße 29″
- Rahmengrößen S / M / L / XL
- Verfügbar August 2023
- www.cervelo.com

Die Ingenieure im Hause Cervélo setzen beim neuen ZFS-5 auf das Konzept eines abgestützten Eingelenkhinterbaus mit flexenden Sitzstreben. Letztere ermöglichen den Verzicht auf zusätzliche Lager auf Höhe der Hinterradachse und sollen somit einen idealen Kompromiss aus Leichtbau und Funktionalität bieten. Dieser Ansatz ist keineswegs untypisch in der Cross-Country-Szene und lässt sich an vielen anderen Rädern so wiederfinden. Unter anderem auch am Santa Cruz Blur, was aufgrund der organisatorischen Nähe im identischen Mutterkonzern von Cervélo und Santa Cruz auch nicht gänzlich verwundert.
Das Carbon-Layup soll laut Cervélo zudem stark an jenem der Modelle aus dem Straßenbereich angelegt sein, sodass eine hohe Steifigkeit bei leichtem Gewicht ermöglicht wird. Zudem bemerkenswert: Cervélo setzt – wie schon beim Hardtail ZHT-5 – auf ein geschraubtes BSA-Tretlager. Alle Mechaniker und Hobby-Schrauber wird es freuen, da die Wartung an dieser Stelle wesentlich leichter ausfällt als bei den sonst üblichen gepressten Tretlagern. Details zum Gewicht des Rades sind uns aktuell nicht bekannt.





Geometrie
Während das Race-Hardtail ZHT-5 in seiner Geometrie der aktuellen Entwicklung hin zu längeren und flacheren Geometrien etwas hinterherhinkt, kommt das Race-Fully Cervélo ZFS-5 deutlich moderner daher: Mit einem moderat bis flachen Lenkwinkel von 67,8°, einem steilen Sitzwinkel von 76° bis 76,5° und einem Reach von 469 mm (Größe L) liegt das ZFS-5 am Puls der Zeit und muss sich vor der Konkurrenz in dieser Hinsicht keineswegs verstecken. Spannend zudem: Beim ZFS-5 wachsen die Kettenstreben mit der Rahmengröße hinweg, was im Kontext der gleichzeitig wachsenden Front Sinn ergibt.
Fans von etwas mehr Federweg kommen beim ZFS-5 dank einer Version mit 120 mm Federweg auf ihre Kosten: In diesem Fall fällt der Lenkwinkel auf flache 66,6° ab, der Sitzwinkel fällt auf 74,9° bis 75,3°, genauso wie der Reach (457 mm in Rahmengröße L). Allgemein bleibt festzuhalten: In puncto Geometrie hat Cervélo zumindest auf dem Papier die Hausaufgaben gemacht. Dass dies keineswegs eine Garantie für ein erfolgreiches Konzept auf dem Trail bedeutet, haben wir in der Vergangenheit schon mehrfach feststellen können. Ein ausführlicher Test dürfte in naher Zukunft Gewissheit bringen.
Geometrie Cervélo ZFS-5 – 100 mm
Rahmengröße | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 421 mm | 445 mm | 469 mm | 496 mm |
Stack | 584 mm | 590 mm | 601 mm | 614 mm |
STR | 1,39 | 1,33 | 1,28 | 1,24 |
Lenkwinkel | 67,8° | 67,8° | 67,8° | 67,8° |
Sitzwinkel, effektiv | 76,5° | 76,3° | 76,2° | 76° |
Steuerrohr | 96 mm | 102 mm | 114 mm | 128 mm |
Überstandshöhe | 746 mm | 744 mm | 744 mm | 744 mm |
Kettenstreben | 432 mm | 435 mm | 437 mm | 440 mm |
Radstand | 1.120 mm | 1.149 mm | 1.180 mm | 1.215 mm |
Tretlagerabsenkung | 42 mm | 42 mm | 42 mm | 42 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 100 mm | 100 mm | 100 mm | 100 mm |
Federweg (vorn) | 100 mm | 100 mm | 100 mm | 100 mm |
Geometrie Cervélo ZFS-5 – 120 mm
Rahmengröße | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 409 mm | 433 mm | 457 mm | 484 mm |
Stack | 593 mm | 600 mm | 610 mm | 624 mm |
STR | 1,45 | 1,39 | 1,33 | 1,29 |
Lenkwinkel | 66,6° | 66,6° | 66,6° | 66,7° |
Sitzwinkel, effektiv | 75,3° | 75,1° | 75° | 74,9° |
Steuerrohr | 96 mm | 102 mm | 114 mm | 128 mm |
Überstandshöhe | 756 mm | 754 mm | 754 mm | 754 mm |
Kettenstreben | 432 mm | 435 mm | 437 mm | 440 mm |
Radstand | 1.130 mm | 1.159 mm | 1.190 mm | 1.225 mm |
Tretlagerabsenkung | 42 mm | 42 mm | 42 mm | 42 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Federweg (vorn) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |

Meinung @MTB-News.de
Dass Cervélo schnelle Fahrräder bauen kann, dürfte nicht erst nach dem jüngsten Erfolg des Slowenen Primoz Roglic beim Giro d’Italia klar sein. Nicht nur auf der Straße scheinen die Kanadier ein gutes Händchen dafür zu haben, was in der Praxis wirklich funktioniert. Zumindest überzeugte bereits das Hardtail ZHT-5 im Test und auch das neue Race-Fully ZFS-5 macht auf dem Papier eine gute Figur. Wir sind sehr gespannt, ob und inwiefern das neue Rad tatsächlich auf dem Trail performen kann.

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24 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumWas interessant wäre, mit wieviel Sag Äquivalent der Dummy konstruiert und eingebaut wurde. Müsste auch berücksichtigt werden.
Unterm Strich für die Mechaniker ziemlich Mehrarbeit, der Dämpfer hat auch einen Lockout, und jedesmal den neu einfädeln etc. muss man auch mögen.
Die wenigen Gramm Gewichtsvorteil sind doch echt kein Argument. Sonst würden sie konsequent ein HT an dem Wochenende einsetzen (wenn sie eines hätten ;-)
Erdnah
Cervelo hat das Hardtail mit der Bezeichnung ZHT-5 im Herbst veröffentlicht.
.... genau.
Und dann haben sie ein Fully gebaut, sind es gefahren, haben sich an ihren ZHT-5 Werbetext erinnert und den Alu-Dummy anstelle des Dämpfer montiert. Et voilà! 😉
... Unser Mantra ist es, Fahrer:innen schneller zu machen. Und das bedeutet, Bikes zu entwickeln, die die Kraft so effizient wie möglich in Vorwärtsbewegung umsetzen. Nichts macht das im Gelände so gut wie ein Hardtail. Aber Kraft ist nichts ohne Kontrolle, also haben wir uns darauf konzentriert, ein schnelles Cross-Country-Bike zu bauen, das auch in technischen Passagen souverän agiert ...
Erdnah
Gefällt mir gut; geschraubte Tretlager sind eindeutig zu bevorzugen (habe leider fast nur "press fits" verbaut; habe die entsprechenden Werkzeuge, aber irgendwie ist das mechanisch schlicht nicht zu Ende gedacht...). Wohl nur ein Flaschenhalter im Rahmendreieck? Das mag für Racer i.O. sein; für Hobbyfahrer wie mich eher nicht so. Die Qualität wird vermutlich exzellent sein; das Preisschild sicher fünfstellig...
.
Und, ja, das so viele gute XC-Rahmen so ähnlich aussehen und so ähnlich funktionieren ("Diamant"-Hauptrahmen, abgestützter Eingelenker/Pseudomehrgelenker mit berechnetem flex am Hinterbau etc. p.p.) spricht für mich sehr dafür, daß hier im positiven Sinne der Endpunkt einer langen Evolution erreicht wurde - jetzt müssen sich die Hersteller auf Details (gut gedichtete Lager? Ausreichend Anschraubbpunkte für Flaschenhalter, Taschen...? Wie Leitungen so integrieren, daß es nicht klappert, und der Wechsel nicht zum Mechanikeralptraum wird?.....) konzentrieren
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