Cape Epic 2024 – 4. Etappe
Sprint-Showdowns auf der Königsetappe

Spannung pur bis auf die letzten Meter der vierten Etappe des Cape Epic 2024: Top-Star Nino Schurter und Sebastian Fini sicherten sich im Sprint den zweiten Tageserfolg nach dem Auftaktprolog, bei den Damen jubelten nach einem nicht minder knappen Finish Anne Terpstra und Nicole Koller zum fünften Mal in Folge. Während in der Damenkonkurrenz im Hinblick auf die Gesamtwertung alles beim Alten blieb, schlüpften der Südafrikaner Matthew Beers und der Amerikaner Howard Grotts bei den Herren erstmalig ins gelbe Führungstrikot.

Da die Temperaturen am Westkap seit geraumer Zeit im hoch-roten Bereich verharren, setzten die Organisatoren des Cape Epic am Mittwochabend das Extremwetterprotokoll in Kraft und verkürzten die ursprünglich 88 km lange vierte Etappe auf 73 km, was insbesondere auch eine Reduktion der zu bewältigenden Höhenmeter um 400 Meter bedeutete. Nichtsdestotrotz stellte sich auf dem zuvor als Königsetappe eingestuften fünften Teilstück, respektive der vierten Etappe, des Cape Epic 2024 eine mächtige Herausforderung in den Weg: 73 Kilometer und stolze 2.550 Höhenmeter rund um Wellington bedeutete vor allem eins – Klettern, Klettern, Klettern…

Damen: Fünf aus Fünf für Koller und Terpstra

Im Feld der Damen meisterte die Herausforderung der heißen Bedingungen und der anspruchsvollen Strecke einmal mehr die Niederländerin Anne Terpstra und die Schweizerin Nicole Koller am besten. Bisher gänzlich schadlos unterwegs, sicherten sich die beiden Fahrerinnen des Ghost Factory Racing Teams zum fünften Mal in Folge den Tagessieg und liegen somit weiterhin in Führung in der Gesamtwertung. Auf Rang zwei kletterte auf der vierten Etappe erstmalig das Toyota-Specialized-NinetyOne-Team um Sofia Gomez und Samara Sheppard, Dritte wurden die Österreicherin Mona Mitterwallner und die Südafrikanerin Candice Lill.

Einmal mehr egalisierten sich die drei dominierenden Teams des Cape Epic 2024 in der Damenkategorie über einen Großteil der Etappe: Entgegen leiser formulierter Ankündigungen möglicher Attacken von Mona Mitterwallner und Candice Lill blieb das Renngeschehen an der Spitze des Damenfeldes bis zum letzten Anstieg des Tages, dem Aap d’Huez – der südafrikanischen Variante der legendären Tour de France-Anstiegs Alpe d’Huez – verhältnismäßig ruhig. Verschiedenste Versuche die jeweiligen Konkurrentinnen abzuschütteln, scheiterten und auch die folgende, sehr technische Abfahrt in Richtung Ziel brachte keine Vorentscheidung.

Auf den letzten Metern der Etappe versuchte schließlich die Neuseeländerin Samara Sheppard mit einem Ausreißversuch die Konkurrenz unter Druck zu setzen, doch das bis dato stets erfolgreiche Ghost Factory Team egalisierte diesen Vorstoß. Somit rollten die drei Top-Teams gemeinsam in Richtung Ziel, der Zielsprint musste schließlich entscheiden. Mit ihrer ganzen Routine im Cross-Coutry-Metier spielten Anne Terpstra und Nicole Koller schließlich ihre Qualitäten aus und sprinteten zum erneuten Tagessieg. Zwei Sekunden hinter den beiden Ghost-Fahrerinnen rollten schließlich Samara Sheppard und Sofia Gomez ins Ziel, Mona Mitterwallner und Candice Lill folgten unmittelbar dahinter.

Trotz der nunmehr fünf Etappenerfolge für Anne Terpstra und Nicole Koller ist die Damenkonkurrenz beim Cape Epic so spannend wie selten zuvor: Grund dafür sind die engen Abstände, die immer noch existieren. Mona Mitterwallner und Candice Lill liegen gerade einmal zweieinhalb Minuten hinter den beiden Gesamtführenden und auch Gomez und Sheppard sind mit weniger als acht Minuten Rückstand immer noch in Schlagdistanz. Spannung ist also garantiert auf den drei verbleibenden Etappen!

Ergebnisse

Tageswertung Top 3
1. Ghost Factory Racing – Anne Terpstra / Nicole Koller: 4:08:50
2. Toyota-Specialized-NinetyOne – Sofia Gomez Villafane / Samara Sheppard: 4:08:52 (+0:02)
3. Cannondale Factory Racing – Mona Mitterwallner / Candice Lill: 4:08:52 (+0:02)

Gesamtwertung nach der 4. Etappe Top 3
1. Ghost Factory Racing – Anne Terpstra / Nicole Koller: 19:31:44
2. Cannondale Factory Racing – Mona Mitterwallner / Candice Lill: 19:34:15 (+2:31)
3. Toyota-Specialized-NinetyOne – Sofia Gomez Villafane / Samara Sheppard: 19:39:40 (+7:56)

Herren: Munteres Stühlerücken im Spitzenfeld

Deutlich abwechslungsreicher im Hinblick auf die Veränderungen in der Gesamtwertung geht es indes in der Herrenkonkurrenz zu: Mit Matthew Beers und Howard Grotts schlüpfte nach der vierten Etappe die dritte unterschiedliche Paarung in diesem Jahr ins gelbe Führungstrikot – und womöglich war es auch nicht die Letzte …? Dank einer erneut starken Vorstellung mit Tagesrang zwei und einem etwas verkorksten Tag beim bis dato gesamtführenden Duo Hans Becking und Wout Alleman manövrierten sich Beers und Grotts in die Pole-Position vor den drei abschließenden Etappen. Die Abstände an der Spitze sind jedoch überschaubar: Wie bei den Damen besteht noch viel Potenzial für Veränderungen!

Auch der bereits zweifache Cape Epic-Sieger und MTB-Superstar Nino Schurter ist mit seinem dänischen Teampartner Sebastian Fini nunmehr zurück im engen Kampf um die Gesamtwertung. Die beiden etatmäßigen Cross-Country-Spezialisten waren auf der anspruchsvollen vierten Etappe noch einen kleinen Tick schneller als Howard Grotts und Matthew Beers und fuhren schließlich zum zweiten Tageserfolg beim diesjährigen Cape Epic. Bereits beim Prolog konnten Schurter und Fini aufs oberste Podest klettern.

Dabei war es zu Beginn der Etappe vor allem der deutsche Marathon-Meister Andreas Seewald, der das Tempo derart forcierte, dass sich alle Top-Fahrer im Ziel darüber beschwerten. „Andreas Seewald hat in den ersten zwei Stunden wirklich wie verrückt auf das Tempo gedrückt. Wir hingen stets hintendran und ich war einfach nur froh, dass wir dranbleiben konnten“, gab zum Beispiel Matthew Beers zu Protokoll. Viele der Top-Teams mussten durch das hohe Anfangstempo frühzeitig die Segel streichen, unter anderem auch das deutsche Orbea Leatt Speed Company-Team. Übrig blieben an der Spitze schließlich zunächst die Gesamtführenden vom Buff Megamo-Team Wout Alleman / Hans Becking, Nino Schurter / Sebastian Fini, Matthew Beers / Howard Grotts und Andreas Seewald / Marc Stutzmann.

Doch die frühen Ambitionen des Canyon Sidi-Teams um Andreas Seewald und Marc Stutzmann, sowie eine weitere Tempoverschärfung von Hans Becking und Wout Alleman blieb letztlich ohne Folgen in der Entscheidung um den Tagessieg. Eher im Gegenteil: Sowohl Seewald / Stutzmann, als auch Alleman / Becking waren im Verlauf der Etappe schließlich nicht mehr in der Lage den beiden verbliebenen Spitzenteams zu folgen. Das Toyota-Specialized-NinetyOne-Team um Grotts und Beers und das World Bicycle Relief-Duo Schurter / Fini duellierten sich schließlich bis zuletzt um den Tagessieg.

In der letzten, sehr technischen Abfahrt zum Ziel nutzten Nino Schurter und Sebastian Fini die Gunst der Stunde und zeigten all ihre fahrtechnischen Qualitäten auf. Mit einer kleinen Lücke ging das schweizerisch-dänische Duo auf die finalen flachen Kilometer. Diese hielt jedoch nicht allzu lange: Mit vereinten Kräften rollten Matthew Beers und Howard Grotts wieder an Schurter und Fini heran, es musste also zum Sprint-Showdown auf den letzten Metern kommen. In diesem konnte keines der beiden ein taktisches Manöver platzieren, eher chaotisch ging es auf den letzten Metern vor dem Ziel zu. Letztendlich gelang es aber Nino Schurter und Sebastian Fini sich zwischen Beers und Grotts zu schieben, was somit den Tageserfolg für das World Bicycle Relief-Duo bedeutete.

Dahinter rollten mit 1:10 Minuten Rückstand die beiden Vortagessieger Andreas Seewald und Marc Stutzmann über den Zielstrich. Auf Rang vier kamen nach anfänglichen Schwierigkeiten Lukas Baum und Georg Egger mit einem Rückstand von 3:59 Minuten ins Ziel. Etwas vom Pech verfolgt verloren die bis dato gesamtführenden Wout Alleman und Hans Becking nicht nur aufgrund schlechter Beine, sondern zudem aufgrund eines technischen Defekts ganze 6:50 Minuten. Damit rutschten sie in der Gesamtwertung auf den dritten Rang ab und liegen nun 5:03 Minuten hinter den neuen Trägern des gelben Trikots, Matthew Beers und Howard Grotts. Nino Schurter und Sebastian Fini lauern indes auf Gesamtrang zwei mit knappen 2:00 Minuten Rückstand. Lukas Baum und Georg Egger belegen aktuell Gesamtrang vier mit einem Rückstand von 9:33 Minuten, Andreas Seewald und Marc Stutzmann folgen auf Gesamtposition fünf mit 11:36 Minuten Rückstand.

Ergebnisse

Tageswertung Top 3
1. World Bicycle Relief – Nino Schurter / Sebastian Fini: 3:22:39
2. Toyota-Specialized-NinetyOne – Matthew Beers / Howard Grotts: 3:22:39 (+0:00)
3. Canyon SIDI – Andreas Seewald / Marc Stutzmann: 3:23:49 (+1:10)

Gesamtwertung nach der 4. Etappe Top 3
1. Toyota-Specialized-NinetyOne – Matthew Beers / Howard Grotts: 15:54:04
2. World Bicycle Relief – Nino Schurter / Sebastian Fini: 15:56:04 (+2:00)
3. Buff Megamo – Hans Becking / Wout Alleman: 15:59:07 (+5:03)

Fotostory

Absa Cape Epic 2024 auf MTB-News.de

Wir berichten auch in diesem Jahr täglich ausführlich vom Absa Cape Epic – alles dazu findet ihr auf unserer Kategorie-Seite zum Cape Epic 2024. Wie gewohnt gibt’s jeden Tag große Fotostories und einem ausführlichen Bericht über die Renngeschehnisse vom Spektakel in Südafrika.

Was sagt ihr zu den Ergebnissen?

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