Canyon Lux im Test: Ein Rad mit Erfolgsgarantie? Die Bilanz des vor zwei Jahren vorgestellten, vollgefederten Rennboliden aus Koblenz kann sich sehen lassen: Zwei Weltmeistertitel durch die Französin Pauline Ferrand-Prevot, ein Europameistertitel durch den niederländischen Superstar Mathieu van der Poel und eine ganze Reihe an World Cup-Erfolgen unter anderem durch das deutsche Nachwuchstalent Ronja Eibl stehen für eine der erfolgreichsten Bilanzen eines Racefullies im Rennzirkus. Was macht das Canyon Lux so erfolgreich?
Steckbrief: Canyon Lux
Federweg | 100 mm/100 mm |
---|---|
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 10,3 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | www.canyon.com |
Mit der Vorstellung des Canyon Lux vor zwei Jahren begann zunehmend der Stern von Mathieu van der Poel im MTB-Bereich aufzugehen. War das niederländische Allround-Talent zuvor nur wenig im World Cup-Zirkus unterwegs, arbeitete sich van der Poel Stück für Stück näher an die Dominanz des mehrfachen Weltmeisters Nino Schurter heran, um ihn dann im vergangenen Jahr mehrfach eindrucksvoll zu entthronen.
Dauerhafter Begleiter bei den Erfolgen des Niederländers war stets das Canyon Lux: Trotz oder gerade aufgrund einer tendenziell konservativ ausgerichteten Geometrie scheint das Bike mit 100 mm Federweg eines der schnellsten Racefullies auf dem Markt zu sein. Der Canyon-typische Ansatz eines Drei-Phasen-Federverhaltens des Fahrwerks, welcher auch bei anderen Modellen des Versenders aus Koblenz wiederzufinden ist, soll dabei eine entscheidende Rolle spielen. Darüber hinaus ist das Canyon Lux eines der wenigen Cross-Country-Racebikes auf dem Markt, welches in der Austattungsversion von Mathieu van der Poel, Ronja Eibl und ihren Teamkollegen vom Alpecin-Fenix-Team standardmäßig mit einer absenkbaren Sattelstütze ausgeliefert wird. Ein Streitpunkt in der XC-Szene, der unter Rennfahrern sowohl Befürworter als auch Gegner besitzt.
Geometrie
Bereits seit 2019 verfügbar, zählt das Lux auf dem Markt der Racefullies zu den „erfahrenen und erprobten“ Renngeräten: So verwundert es auch kaum, dass die Geometrie-Daten des Racebikes im Vergleich zu jüngeren und progessiver anmutenden Rädern als klassisches Konzept mit dem Fokus auf ein spritziges und wendiges Fahrverhalten bezeichnet werden können. Konkret bedeutet dies, dass das Canyon mit einem Wert von 70° einen recht steilen Lenkwinkel besitzt und der Stack bei einem moderaten Reach (455 mm in Größe L) verhältnismäßig hoch ist. Dadurch besitzt das Lux in der Rahmengröße L einen kürzeren Radstand als viele vergleichbare Räder auf dem Markt.
Nichtsdestotrotz sollte die Rennfeile keineswegs als antiquiert eingestuft werden: Moderne Werte bei der Länge der Kettenstreben (435 mm) und beim Sitzwinkel (74,5°) könnten für ein ausgesprochen agiles und antrittsfreudiges Verhalten des Fullies sorgen. Zudem spricht die Erfahrung der Canyon-Athleten, die bei der Entwicklung des Rades maßgeblich beteiligt waren, und deren Erfolgsgeschichten für sich: Immer wieder überzeugen Bikes in der Test-Praxis, die auf dem Papier nicht so modern erscheinen – so auch das Canyon Lux?
Rahmengröße | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 415 mm | 435 mm | 455 mm | 475 mm |
Stack | 582 mm | 591 mm | 605 mm | 629 mm |
STR | 1,40 | 1,36 | 1,33 | 1,32 |
Lenkwinkel | 70° | 70° | 70° | 70° |
Sitzwinkel, effektiv | 74,5° | 74,5° | 74,5° | 74,5° |
Oberrohr | 576 mm | 599 mm | 623 mm | 649 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 100 mm | 115 mm | 140 mm |
Sitzrohr | 425 mm | 465 mm | 505 mm | 545 mm |
Überstandshöhe | 786 mm | 789 mm | 796 mm | 811 mm |
Kettenstreben | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Radstand | 1.102 mm | 1.126 mm | 1.151 mm | 1.179 mm |
Tretlagerabsenkung | 38 mm | 38 mm | 38 mm | 38 mm |
Einbauhöhe Gabel | 504 mm | 504 mm | 504 mm | 504 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 100 mm | 100 mm | 100 mm | 100 mm |
Federweg (vorn) | 100 mm | 100 mm | 100 mm | 100 mm |
Ausstattung
Was Mathieu van der Poel, Ronja Eibl und Co. schnell macht, hilft auch Hobbyfahrern bei der Jagd nach Bestzeiten? Wenn es nach den Produktmanagern von Canyon geht, dann ist dies der Fall: Denn die Team-Replika-Version, das Canyon Lux CF SLX 9.0 Team, entspricht fast komplett dem Rad, mit dem das Alpecin-Fenix-Team stets im Gelände unterwegs ist. Da Canyon inzwischen die Modelle für das kommende Jahr vorgestellt hat, ist das getestete Bike nicht mehr in der exakt selben Variante erhältlich und die Profis sind dementsprechend auf den upgedateten Rädern unterwegs. Nichtsdestotrotz ähnelt unser Canyon Lux CF SLX 9.0 Team in Bezug auf die Ausstattung in weiten Teilen dem Modell für das Jahr 2021 und bietet daher eine gute Referenz zu dem Rad, mit dem die Pros im kommenden Jahr auf Podiumsjagd gehen. Tipp: Bikecheck Canyon Lux von Mathieu van der Poel.
Dementsprechend orientiert sich die Ausstattung des Testrads in vielen Bereichen an den Sponsoren des Alpecin-Fenix-Teams: Antriebskomponenten und Bremsen stammen mit Ausnahme der Kurbel von Shimanos Top-Gruppe XTR. Dämpfer und Federgabel kommen aus dem Hause Fox. Wie bei fast allen Rädern im Cross-Country-Rennsport kann beim Lux lediglich ein Kettenblatt montiert werden, das standardmäßig 34 Zähne umfasst und mit einer 10–51-Übersetzung der Kassette harmonieren soll.
Lenker und Vorbau entspringen der eigenen Koblenzer Entwicklung – leichte DT Swiss XRC 1200-Carbon-Läufräder sollen zudem das Gewicht drücken. Bei den Reifen setzt Canyon einmal mehr auf einen Sponsor der Alpecin-Fenix-Equipe – das Lux CF SLX 9.0 Team rollt auf den schnellen Maxxis Aspen-Pneus. Weiteres Feature am Lux: Eine absenkbare Sattelstütze! Immer wieder werden in der Szene Vor- und Nachteile von Variostützen diskutiert. Auch hier spielt dieses Anbauteil eine entscheidende Rolle, die an späterer Stelle ausführlich erörtert wird. Konkret wurde am getesteten Lux CF SLX 9.0 Team das Modell Lev CI von Kind Shock mit 100 mm Hub verbaut – die 2021er Räder sind alle mit den neuen DT Swiss-Sattelstützen mit 60 mm Hub ausgestattet.
- Federgabel Fox 32 Stepcast Factory Remote (100 mm)
- Dämpfer Fox Float DPS Factory Remote (100 mm)
- Antrieb Shimano XTR
- Bremsen Shimano XTR
- Laufräder DT Swiss XRC 1200
- Reifen Maxxis Aspen 2,25″
- Cockpit Canyon H20 Carbon Flatbar (720 mm) / Canyon V14 (80 mm)
- Sattelstütze Kind Shock Lev CI (100 mm)
Lux CF SLX 9.0 Team | |
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Rahmen | Lux CF SLX |
Federgabel | FOX 32 SC Factory 100 |
Dämpfer | FOX Float DPS Factory RMT |
Antrieb | Shimano XTR |
Bremse | Shimano XTR |
Laufräder | DT Swiss XRC1200 |
Innenweite Felge | 22,5 mm |
Reifen | Maxxis Aspen TR + EXO (vorne), Maxxis Aspen TR + EXO (hinten) |
Übersetzung | 34 | 10-51 |
Cockpit | Canyon V14 | Canyon H20 Flatbar Carbon |
Sattel | Selle Italia SLR Lite |
Sattelstütze | KindShocks LEV Carbon 100 |
Farben | Team Replica |
Größen | S, M, L, XL |
Gewicht (Größe M) | 10,2 kg |
Preis | 6.339 Euro (damalige UVP) |
Mit der Bitte um Beachtung: Angesichts der Mehrwertsteuersenkung im Jahr 2020 in Deutschland können die aufgeführten Preise von zukünftigen Preisen abweichen.
Lux CF SLX 9 | Lux CF SLX 9 Team | Lux CF SLX 9 LTD | |
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Rahmen | Lux CF SLX | Lux CF SLX | Lux CF SLX |
Antrieb | SRAM XX1 Eagle (10-52) | Shimano XTR (10-51) | SRAM XX1 Eagle eTap AXS (10-52) |
Federgabel | RockShox SID SL Select+ 100 | Fox 32 SC Factory 100 | RockShox SID SL Ultimate 100 |
Dämpfer | RockShox SID Luxe Select RMT | Fox Float DPS Factory RMT | RockShox SID Luxe Ultimate RMT |
Bremse | SRAM Level TLM FM | Shimano XTR FM | SRAM Level Ultimate FM |
Laufräder | DT Swiss XRC1501 (30mm) | DT Swiss XRC1200 (30mm) | Reynolds Black Label (30/28mm) |
Reifen | Vorne: Maxxis Ikon 2.35 TR+EXO; Hinten: Maxxis Aspen 2.25 TR+EXO | Vorne: Maxxis Ikon 2.35 TR+EXO; Hinten: Maxxis Aspen 2.25 TR+EXO | Vorne: Maxxis Ikon 2.35 TR+EXO; Hinten: Maxxis Aspen 2.25 TR+EXO |
Kurbel | SRAM XX1 Eagle DUB DM (34T) | Race Face Next SL G5 (34T) | SRAM XX1 Eagle DUB DM (34T) |
Cockpit | CP0008 XC Cockpit (740mm) | CP0008 XC Cockpit (740mm) | CP0008 XC Cockpit (740mm) |
Sattel | Selle Italia SLR BOOST | Selle Italia SLR BOOST Kit Carbonio | Selle Italia SLR BOOST Kit Carbonio |
Sattelstütze | DT Swiss D232 | DT Swiss D232 One | DT Swiss D232 One |
Farben | Stealth, Rapid Red | Team | Eclipse White |
Größen | XS ‑ XL | XS ‑ XL | XS ‑ XL |
Gewicht | 10,71 kg (Größe M, Herstellerangabe) | 10,22 kg (Größe M, Herstellerangabe) | 10,13 kg (Größe M, Herstellerangabe) |
Preis | 4.869 € | 6.039 € | 6.819 € |
Mit der Bitte um Beachtung: Angesichts der Mehrwertsteuersenkung im Jahr 2020 in Deutschland können die aufgeführten Preise von zukünftigen Preisen abweichen.
Lux CF 6 | Lux CF 7 | Lux CF 7 WMN | Lux CF 8 | |
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Rahmen | Lux CF SL | Lux CF SL | Lux CF SL | Lux CF SL |
Antrieb | SRAM NX Eagle (10-50) | Shimano XT (SLX 10-51) | Shimano XT (SLX 10-51) | SRAM X01 Eagle (10-52) |
Federgabel | RockShox SID Select 110 | Fox 34 SC Perf. Elite 110 | Fox 34 SC Perf. Elite 110 | RockShox SID Select+ 110 |
Dämpfer | RockShox SID Luxe Select RMT | Fox Float DPS Perf. Elite RMT | Fox Float DPS Perf. Elite RMT | RockShox SID Luxe Select RMT |
Bremse | SRAM Level TL | Shimano XT FM | Shimano XT FM | SRAM Level TLM FM |
Laufräder | DT Swiss X1900 (25mm) | DT Swiss XR1700 (25mm) | DT Swiss XR1700 (25mm) | Reynolds TR289/309c XC (30/28mm) |
Reifen | Vorne: Maxxis Ikon 2.35 TR+EXO; Hinten: Maxxis Aspen 2.25 TR+EXO | Vorne: Maxxis Ikon 2.35 TR+EXO; Hinten: Maxxis Aspen 2.25 TR+EXO | Vorne: Schwalbe Racing Ray 2.25 SpdGrp Tanwall; Hinten: Schwalbe Racing Ralph 2.25 Spd Tanwall | Vorne: Maxxis Ikon 2.35 TR+EXO; Hinten: Maxxis Aspen 2.25 TR+EXO |
Kurbel | SRAM Stylo 6k DM (34T) | Shimano XT (34T) | Shimano XT (32T) | SRAM Stylo Carbon DUB DM (34T) |
Cockpit | Race Face Ride (740mm) | Race Face Ride (740mm) | Race Face Ride (720mm) | Race Face Ride (740mm) |
Sattel | Selle Italia Model X BOOST | Selle Italia Model X BOOST | Selle Italia SLS Lady Flow | Selle Italia Model SLR BOOST |
Sattelstütze | DT Swiss D232 | DT Swiss D232 | DT Swiss D232 | DT Swiss D232 |
Farben | Race Black, Rapid Red | Race Black, Team | Unicorn White | Race Black, Rapid Red |
Größen | XS ‑ XL | XS ‑ XL | XS ‑ XL | XS ‑ XL |
Gewicht | 12,11 kg (Größe M, Herstellerangabe) | 11,94 kg (Größe M, Herstellerangabe) | 11,78 kg (Größe M, Herstellerangabe) | 11,64 kg (Größe M, Herstellerangabe) |
Preis | 2.919 € | 3.509 € | 3.509 € | 3.899 € |
Im Detail
Ein unbekanntes Bike ist das Canyon Lux, das in der heutigen Form erstmals 2018 vorgestellt wurde, keineswegs mehr. Die charakteristische Rahmenform des Koblenzer Erfolgsgaranten dürfte sich inzwischen fast jedem ambitionierten XC-Fan ins Gedächtnis eingeprägt haben. Doch was macht das Lux so speziell?
Im Vergleich zum Vorgängermodell haben die Ingenieure im Hause Canyon vor allem den Hinterbau einmal komplett auf links gedreht. Eine horizontale Anordnung des Dämpfers ermöglicht die Unterbringung von zwei großen Trinkflaschen im Rahmendreieck sowie eine neue Rahmenkinematik. Durch das „Triple Phase Suspension“-Konzept soll das Fahrwerk auf maximale Effizienz getrimmt worden sein, was sich vereinfacht wie folgt vorstellen lässt: Während eines Kompressionsvorgangs durchläuft der Hinterbau drei Phasen – eine sensible, eine lineare und eine progressive. In der ersten Phase arbeitet der Hinterbau sehr feinfühlig und soll Unebenheiten gekonnt wegbügeln, bevor die Kennlinie im mittleren Teil des Federwegs eine lineare Form annimmt. Zu guter Letzt geht der Hinterbau in eine progressive Phase über, die selbst äußerst harte Schläge abfangen sollte, ehe der Dämpfer im Worst-Case-Szenario durchschlägt – aber selbst in diesem Fall ließe sich durch einen größeren Volumenspacer noch mehr Endprogression aus dem Federbein kitzeln.
Laut Canyon gehen weitere positive Nebeneffekte durch das überarbeitete Konzept einher: Aufgrund der horizontalen Anordnung des Dämpfers und einer nahezu geradlinigen Krafteinleitung von den Sitzstreben ins Federbein werden die Lager geringer belastet, welche somit langlebiger und wartungsärmer sein sollen. Reibungsverluste können durch die liegende Position des Dämpfers zudem stark reduziert werden, weshalb der Federweg in Kombination mit dem „Triple Phase Suspension“-Konzept effizienter genutzt werden soll.
Ein Blick aufs Gewicht verrät, dass das Lux mit seinen 1.676 g Rahmengewicht (Größe M, ohne Dämpfer, Herstellerangabe) im Vergleich zu ähnlichen Bikes dieser Preisklasse absolut konkurrenzfähig daherkommt und zudem deutlich weniger Gewicht auf die Waage bringt als der Vorgänger. Umgesetzt wurde dies von den Koblenzer Ingenieuren durch die Konstruktion des Hinterbaus, die weniger Material erfordert als das Lux aus dem Jahr 2013, sowie cleveren Detaillösungen, wie zum Beispiel der leichten und zugleich robusten Wippe. Der Rahmen wird 2021 auch weiterhin als CF SLX-, beziehungsweise CF SL-Variante verfügbar sein. Beim Hardtail Exceed präsentierte Canyon vor geraumer Zeit die CFR-Carbon-Technologie, die mit „Einhornhaar“-Fasern auftrumpft und das Gesamtgewicht des Racehardtails noch weiter drücken konnte. Ob diese Technologie in absehbarer Zeit auch beim Lux zu sehen sein wird, ist seitens des Herstellers bislang noch nicht bestätigt. Es würde allerdings verwundern, wenn Canyon diese Entwicklungsarbeit nicht auf ein zukünftiges Lux ummünzen würde.
Eine Reihe Canyon-typischer Detaillösungen sind selbstverständlich auch an unserem Testrad zu finden. Die praktische Quixle-Steckachse, eine minimalistische Kettenführung, ein leichter Kettenstrebenschutz sowie die Impact Protection Unit (IPU) sind praktische Parts, die in jeglicher Hinsicht auf dem Trail überzeugen dürften. Die Leitungen sind zudem branchenüblich im Rahmen verlegt. Auf ein Gelenk zwischen Ketten- und Sitzstrebe wurde ebenso verzichtet.
Technische Daten
Alle technischen Daten, Details und Standards des Canyon Lux findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:
Technische Daten | Bemerkungen | |
---|---|---|
Kinematik | Abgestützter Eingelenker, Flex-Pivot | |
Verschiedene Lagergrößen | 4 | |
Gesamtanzahl Lager | 8 | im Hinterbau |
Lagerbezeichnungen |
| |
Hinterbau Einbaumaß | 148 x 12 mm | |
Max. Reifenfreiheit Hinterbau | Je nach Reifen/Felge 2,4" (72 mm Freiraum minus je 6 mm ISO-Clerance, d.h. max 60 mm Reifenbreite) | |
Dämpfermaß | 210 mm x 55 mm | Gesamtlänge x Hub |
Trunnion-Mount | Nein | |
Dämpferhardware erstes Auge | 15 mm x 12,7 mm (ohne Hardware, um 90° gedreht für Befestigung an Shock Extension) | Bolzendurchmesser x Breite |
Dämpferhardware zweites Auge | 10 mm x 25 mm | Bolzendurchmesser x Breite |
Freigabe Luftdämpfer | Ja | |
Empfohlener Dämpfer-Sag | 20 - 25 % | |
Steuerrohr-Durchmesser | 44 mm oben (ZS mit Lagerschale für 41 mm Lager), 52 mm unten (IS) | |
Max. Gabelfreigabe | 516 mm (110 mm Federweg) | |
Tretlager | Pressfit BB 92 (41x92) | |
Kettenführungsaufnahme | eigene, in Hauptlagerbolzen geschraubt mit M6-Gewinde | |
Umwerferaufnahme | keine | |
Schaltauge |
| Typ, Kosten |
Optimiert auf welches Kettenblatt | 34t / 36t | |
Bremsaufnahme | Flatmount 160 mm | |
Max. Bremsscheibengröße | 180 mm | |
Sattelrohrdurchmesser | 30,9 mm | |
Sattelklemmendurchmesser | 35 mm | |
Max. Stützen-Einstecktiefe |
| |
Kompatibel mit Stealth-Variostützen? | Ja | |
Messung Sitzwinkel | Auf "Referenzsitzhöhe": S 720, M 760, L 800, XL 840 | |
Flaschenhalteraufnahme | 2 | im Rahmendreieck in allen Größen |
Andere Extras, Werkzeugfächer | IPU, Quixle | |
Gewicht Rahmen |
| Größe M, Herstellerangabe; lackiert, gem. DIN mit Chain Suck Plate, Kettenstrebenschutz, Schaltauge, Sattelklemme |
Gesamtgewicht Bike | 10,3 kg | Größe L, nachgewogen |
Garantie/Service |
|
Auf dem Trail
Bereits bei seiner Vorstellung im Jahr 2018 überzeugte uns das Canyon Lux im Praxiseinsatz in vielerlei Hinsicht: Eine ausgewogene Sitzposition, die auf dem Konzept eines moderaten Reachs mit einem mittellangen 80 mm-Vorbau basiert, sorgte auch beim jetzigen Test bei allen Testfahrern für einen positiven ersten Fahreindruck. Lediglich die Wahl des werkseitig verbauten Vorbaus mit einer Neigung von 6° dürfte für den einen oder anderen Rennfahrer ein zu hohes Cockpit ergeben. In steilen Uphill-Passagen verschiebt sich durch diese Front sowie die kurzen Kettenstreben die Achslast-Verteilung aufs Hinterrad, wodurch die Lenkzentrale nach oben steigen könnte. Naturgemäß zieht man in derartigen Situationen verstärkt am Cockpit, verlagert dadurch den Schwerpunkt weiter nach vorne und muss Einbußen in Bezug auf die Hinterradtraktion in Kauf nehmen. Um dieses Szenario zu umgehen, bietet es sich an, Vorbauten mit stärker Neigung – beispielsweise -17° – zu montieren, die der ein oder andere Fahrer im Testalltag bevorzugte.
Dank für Cross-Country-Bikes typisch kurze Kettenstreben und eines verhältnismäßig steilen Lenkwinkels von 70° strotzt das Lux nur so vor Spritzigkeit. Das Lux transferiert die Leistung vom Pedal spürbar in Vortrieb und lässt sich dementsprechend gerne beschleunigen. Dies gilt insbesondere dann, wenn das Fahrwerk durch den Lenker-Lockout gesperrt ist und keinen Einfluss auf das Antrittsverhalten nimmt. In diesem Zustand kann es das Lux ohne weiteres mit einem Großteil der klassischen Race-Hardtails aufnehmen und bietet beste Voraussetzungen für Bestzeiten auf moderaten Anstiegen im Gelände.
Verlangt die Beschaffenheit des Untergrundes nach einem geöffneten Fahrwerk, verliert das Lux etwas an seiner explosiven Fahrweise. Der Hinterbau arbeitet im Gelände äußerst aktiv und wippt im Antritt etwas stärker als gewünscht. Dementsprechend wird die Frage, ob im ansteigenden Trail-Terrain das Fahrwerk blockiert werden soll oder nicht, oftmals zur echten Herausforderung: Im gesperrten Zustand sorgt die agil ausgerichtete Geometrie dafür, dass das Lux kein sehr hohes Maß an Traktion generieren kann, während im offenen Zustand die Federgabel und der Dämpfer zwar deutlich mehr Grip liefern – durch die nicht ideale Antriebseffizienz verliert das Bike jedoch ein Stück weit seinen sprintstarken Charakter.
Was bergauf schon punkten konnte, spielt uns auch bergab in die Karten. Der verhältnismäßig steile Lenkwinkel und etwas geringere Radstand prädestinieren das Lux dazu, mit atemberaubender Geschwindigkeit um verwinkelte Ecken zu zirkeln. In der Tat überzeugt das Renngerät in dieser Hinsicht auf ganzer Linie und spielt insbesondere bei klassischen Spitzkehren sein volles Potenzial aus. Bei Racefullies bedeutet ein kompakter Geometrie-Ansatz jedoch meist auch, dass die Laufruhe etwas leidet und damit das Überwinden von Wurzeln und Steinen bei höheren Geschwindigkeiten schwieriger wird. Und so erfordert das Canyon bei hohen Geschwindigkeiten in gewisser Weise ein erhöhtes Maß an Haltekraft und Konzentration, um die Spur optimal zu treffen.
Was wir bergauf nicht ideal fanden, kann aber jetzt seine Stärken voll und ganz ausspielen: In den allermeisten Fällen kann das Lux die Geometrie-bedingte, geringere Laufruhe durch sein fantastisches Fahrwerk ausgleichen, welches alle Testfahrer positiv hervorhoben. Dämpfer und Federgabel harmonieren hervorragend, sodass man immer wieder mehr als nur 100 mm Federweg unter sich wähnt. Egal ob entspannter Flowtrail oder verblocktes Steinfeld – das Fahrwerk nutzt den vorhandenen Federweg gekonnt, fährt sich sehr feinfühlig und vermittelt ein hohes Maß an Sicherheit auf dem Trail.
Streitpunkt Variostütze: Als einziger Hersteller im Testfeld stattet Canyon sein Racefully standardmäßig mit einer absenkbaren Sattelstütze aus. Dank interner Zugverlegung fällt diese zumindest optisch nicht ins Gewicht – vielen Rennfahrern ist dieses Zusatz-Feature dennoch ein Dorn im Auge. Das Mehrgewicht von etwa 200 g drückt manchem Racer zu sehr auf die Waage und der Nutzen durch ständiges Auf- und Absenken der Stütze im Renneinsatz wird vielfach in Frage gestellt. Die Vorteile einer Variostütze liegen hingegen auf der Hand: Mehr Sicherheit auf den Trails resultiert in höhere Geschwindigkeiten bergab und eine verbesserte Regeneration im Renneinsatz. Im Testalltag überzeugte die KindShock LEV Carbon-Stütze mit 100 mm Hub durch die genannten Vorteile und eine tadellose Funktion. Sowohl auf verwinkelten Strecken als auch bei schnelleren und verblockten Passagen verstärkte das zusätzliche Maß an Bewegungsfreiheit durch die abgesenkte Sattelstütze die Stärken des Lux-Fahrwerks.
Das ist uns aufgefallen
- Steckachsen Was hat ein Akkuschrauber in der Feed- und Techzone eines World Cup-Rennens zu suchen? Da immer mehr Hersteller auf Steckachsen ohne zusätzlichen Hebel setzen, verwenden die Profiteams im Falle eines Reifendefekts vermehrt Tools wie einen Akkuschrauber, um möglichst schnell Laufräder zu wechseln. Doch was für Profis kein allzu großes Problem darstellt, entpuppt sich für weniger vorbereitete Hobby-Fahrer auf den Trails zur echten Herausforderung. Canyon liefert das Lux im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern mit Steckachsen aus, die einen abnehmbaren Hebel besitzen, der sowohl bei der Vorderradachse als auch am Hinterrad verwendet werden kann. Ein Zugewinn an Komfort bei Plattfüßen, Laufradwechseln und Co.
- Flaschenhalter Bei Etappenrennen wie dem berüchtigten Cape Epic essenziell und auch in heimischem Gebiet durchaus von Vorteil – zwei Flaschenhalter gelten bei Cross-Country-Rädern als grundsätzliche Voraussetzung, um im Rennbetrieb bestehen zu können. Beim Canyon Lux ist dafür besonders viel Platz vorgesehen und dank der selbst entwickelten Flaschenhalter mit seitlicher Aufnahme fällt die Getränkeentnahme besonders leicht.
- Lockout vs. Sattelstütze Eine hohe Funktionalität erfordert viel Platz am Lenker: Schalthebel, Bremsen, Lockout und absenkbare Sattelstütze werden beim Lux vom Cockpit aus angesteuert und sorgen im Griffbereich für etwas Unübersichtlichkeit. Auch wenn Canyon dank geschickter interner Zugverlegung das Kabelwirrwarr in Grenzen halten kann, verbleibt die Kombination aus Lockout-Hebel und Fernbedienung der Variostütze etwas unglücklich. Im ausgelieferten Zustand sorgte das Drücken des Hebels für die Sattelstütze automatisch dafür, dass der Lockout des Fahrwerks betätigt wurde. Für die meisten Testfahrer nicht wirklich zufriedenstellend, da immer wieder Situationen auftraten, die das unabhängige Betätigen der Hebel erforderten. Eine gelungene Lösung in dieser Hinsicht hat Canyon selbst beim Strive 2019 schon präsentiert: Ein hauseigener Shifter sorgt dafür, dass sich die Hebel nicht in die Quere kommen. Ein Ansatz, der auch beim Lux interessant sein könnte.
- Kontaktpunkte Ob Sattel oder Griffe: Die Kontaktpunkte zwischen dem Fahrer und Fahrrad sind von enormer Bedeutung, müssen jedoch sehr individuellen Anforderungen entsprechen. Beim Canyon Lux fielen jedoch bei allen Testfahrern der etwas rutschige Selle Italia SLR-Sattel und die unangenehmen Ergon GA20-Griffe negativ auf.
- Lenkereinschlagschutz Wer möchte schon tausende Euro für sein Traumrad ausgeben, um dann bei einem unglücklichen Sturz den Rahmen zu demolieren? Der Schutz vor Einschlägen der Anbauteile des Lenkers am Oberrohr wird bei Canyon traditionell durch einen integrierten Anschlagschutz sichergestellt. Die Funktion überzeugt voll und ganz, die Optik ist nicht jedermanns Sache.
- Reifen Die Wahl der Reifen kann in einem Cross-Country- oder Marathon-Rennen unter bestimmten Voraussetzungen zwischen Sieg und Niederlage entscheiden: Dementsprechend wichtig ist es für Vollblutrennfahrer, mit dem richtigen Material unterwegs zu sein. Die am Canyon Lux verbauten Maxxis Aspen-Reifen gelten als äußerst schnell rollende Pneus, die vor allem bei trockenen Bedingungen zum Einsatz kommen. Doch der Praxiseinsatz zeigte: Der Aspen kann weitaus mehr, als ihm in der Szene zugetraut wird. Auch bei nassen Bedingungen überzeugten die Reifen in vielen Situationen – einzig der recht zügige Verschleiß ließ etwas zu wünschen übrig.
Fazit – Canyon Lux
Die Erfolgsbilanz des Canyon Lux gibt den Produktentwicklern aus Koblenz recht: Auch wenn das Fully auf dem Papier durch die jüngere und progressiver ausgerichtete Konkurrenz unter Druck gesetzt wird, kann es im Renn- und Tourenalltag bestehen. Für einen vernünftigen Preis erhält der Endkunde beim Lux ein Rad, das fast alle Anforderungen eines XC-Bikes ideal abdeckt. Die eher agil konzipierte Geometrie mit einer ausgewogenen Sitzposition sorgt im geschlossenen Fahrwerkszustand für ein enorm spritziges Fahrverhalten. Bergab glänzt das Lux durch sein fantastisch entwickeltes Fahrwerk, das für viel Freude auf den Trails sorgt. Auch die absenkbare Sattelstütze am Lux trägt zu mehr Fahrspaß bei und hilft insbesondere unsichereren Rennfahrerinnen und Rennfahrern im Wettkampfgeschehen. Gegner von Variostützen können in einfachen Schritten auf eine klassische Sattelstütze umsteigen.
Schwächen leistet sich das Canyon nur wenige: Bei höheren Geschwindigkeiten kann das gelungene Fahrwerk die agile Grundauslegung des Bikes nicht zu 100 % ausgleichen, sodass das Lux etwas unruhig werden kann. Zudem wippt das Fahrwerk im Antritt etwas mehr als bei anderen Rädern auf dem Markt und ermöglicht weniger Traktion am Berg.
Pro / Contra
Stärken
- ausgewogene Sitzposition
- spritzig & antrittsstark bei geschlossenem Fahrwerk
- sehr wendig
- tolles Fahrwerk bergab
Schwächen
- leicht unruhig bei hohen Geschwindigkeiten bergab
- etwas ineffizienter Hinterbau bergauf
Testablauf
Im Rahmen unseres Vergleichstests sind wir den aktuellen Einschränkungen entsprechend auf unseren Hometrails auf der Schwäbischen Alb und in Unterfranken unterwegs gewesen. Alle Abfahrten wurden aus eigener Muskelkraft erarbeitet. Dabei waren auf allen Rädern verschiedenste Fahrer unterschiedlicher Zielgruppen im Cross-Country- und Marathon-Bereich unterwegs: ob 24h-Racer, klassische Cross-Country-Fahrer mit World Cup-Erfahrung, Marathonfahrer im ambitionierten Hobby-Bereich oder auch Enduropiloten mit Cross-Country-Affinität. Unterschiedlichste Sichtweisen und Fahrstile flossen in die Bewertung der Räder ein. Neben individuellen Anpassungen wie Vorbauten, haben wir besonderen Wert auf die Abstimmung je nach Vorliebe des jeweiligen Testers gelegt. Dementsprechend wurden neben dem Standard-Prozedere der Sag-Anpassung auch Anpassungen an Dämpfung und Luftkammervolumen durchgeführt. Im jeweiligen Einzeltest sprechen wir Empfehlungen aus, die sich an verschiedene Fahrertypen richten und helfen sollen, ein eigenes, passendes Setup zu erarbeiten.
Hier haben wir das Cannondale Scalpel getestet
- Schwäbische Alb, Baden-Württemberg Kalksteinboden, der insbesondere bei nassen Bedingungen besondere Herausforderungen bietet. Die Trailbeschaffenheit wechselt von vielen wurzeligen und steinigen Passagen bis hin zu engen, aber meist flowig zu befahrenen Spitzkehrentrails.
- Unterfranken, Bayern Lehmiger und teilweise sandiger Braunerdenboden, der sowohl bei trockenen als auch nassen Verhältnissen guten Grip generiert. Abwechslungsreiches Terrain mit flachen und schnelleren Passagen bis hin zu steilen Strecken mit vielen Wurzeln und Steinen.
Körpergröße | 182 cm |
Schrittlänge | 88 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 63 cm |
Gewicht | 74 kg |
- Fahrstil
- Bergab zügig, aber saubere Linie; bergauf meist gleichmäßig
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, für eine optimale Traktion – auch in Anstiegen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kompakte Sitzposition; kurzer Hinterbau für mehr Agilität; tiefe Front
Körpergröße | 183 cm |
Schrittlänge | 86 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 63 cm |
Gewicht | 73 kg |
- Fahrstil
- Hohes Tempo bergab, mit Blick auf die saubere Linie – bergauf spritzig und schnell
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, für Reserven bei groben Absätzen und eine optimale Traktion in Anstiegen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich; Tiefes Cockpit, nicht zu gestreckt
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 94 cm |
Oberkörperlänge | 49 cm |
Armlänge | 60 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
Hier findet ihr alle Artikel zum Cross-Country-Vergleichstest 2020:
- Vier XC-Racefullies im Test: Welches Rad hievt sich auf den Race-Olymp? Das Fazit!
- Specialized Epic S-Works im Test: Ein „Brain“ für XC-Race und Trail
- Canyon Lux im Test: The Fast & the Furious
- Cannondale Scalpel im Test: Neue Messer schneiden gut
- Trek Supercaliber im Test: Die Revolution des XC-Marktes
- Vier XC-Racefullies im Test: Newschool oder Oldschool – wer hat die Nase vorn?