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Cannondale Enduro Series #2 – Mollau
Rennbericht von Jakob Breitwieser

Der Rennbericht des zweiten Laufs der Cannondale Enduro Tour in Mollau erfolgt diesmal aus einer etwas ungewohnteren Perspektive: das Wort hat nämlich des Autors liebstes Sportgerät.

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Mein Name ist Nulleins, Drei Nulleins. Da mein Reiter Jakob von den Wetterstrapazen zu erschöpft ist, liegt es an mir, euch von seinen Abenteuern kund zu tun. Und ich beginne gleich mal mit einer Schimpftirade: nachdem ich am Samstag Abend noch wirklich schön verwöhnt wurde – sogar neue Reifen und Öl bekam ich spendiert – pferchen die mich am Sonntagmorgen mit viel zu vielen anderen Rädern in ihrer Klapperkiste zusammen. Das grenzt an Bikequälerei! Ich als waschechter Bayer – mit ganz kleinen asiatischen Wurzeln – empfinde das als absolute Zumutung. Ich bin doch keine Versender-Sardine!

# 360 Starter erfordern große Listen - Foto: Eiermann
# Bähhhhhhh - Foto: Eiermann
# Der ultimative Anker in großer Not - Danke an Trickstuff! - Foto: Eiermann

Die Stimmung wird nicht viel besser, nachdem es in Mollau auch immer noch regnet. Schon beim Startnummern abholen ist mein schönes Orange von einer braun-nassen Pampe überdeckt. Jakob zieht sich Regenklamotten an. Toll und ich? Hab ja nicht mal einen Marsh Guard… Immerhin geht es mir nicht so schlecht wie meinem spanischen Mitstreiter Señor Dune, denn sein Fahrer Felix bleibt schon im Uphill im Reverb-Hebel hängen und klatscht voll auf die Straße. Da tut mir schon vom Hinsehen der Lenker weh. Sönke dagegen erzählt die ganze Zeit dumme Witze, über die unsere Fahrer sogar noch lachen. Naja, was will man von einem Carbonradfahrer auch erwarten – Carbon statt Niveau. Nach 60 Minuten feucht-fröhlichem Bergaufstrampeln erreichen wir dann also Stage 1.

Eine Fangopackung mag ja gut für die Haut sein, meiner ansonsten filigranen Figur tun die 15 Kilo Schlamm extra aber gar nicht gut.

Doch es kommt, wie es kommen muss: Jakob zwingt mich trotzdem, mit Vollgas in den Schlamm zu schießen. 300 Starter vor uns haben den Wald schon ganz schön durchwühlt. Nackte Wurzeln grinsen mich glänzend an und scheinen einen riesigen Hass auf meine Reifen zu haben. Denn selbst der frische Shorty flutscht auf ihnen herum wie der Jakob barfuß auf Nacktschnecken – also quasi, falls er mal zufällig auf so viele Nacktschnecken gleichzeitig treten sollte. Dem vor uns gestarteten Kollegen Döring werden die Wurzeln zum Verhängnis, was uns das seltene Vergnügen beschert, den wild fluchenden Felix zu überholen. Im Mittelteil der Stage tut sich ein Steilstück mit mehreren Kehren auf. Hier bin ich als Vertrider natürlich voll in meinem Element. Ich aktiviere meine Versetzautomatik und kann so die französischen Zuschauer begeistern.

# Der Wurstm... äh Eiermann Daniel - Foto: Breitwieser
# Die elsässischen Ortsnamen sorgen für Erheiterung bei unserem kindlichen Gemüt - Foto: Eiermann
# Die Gang - Gutmann, Wegener, Döring - Foto: Eiermann

Im Uphill zu Stage 2 überholt uns ein dünnes Kerlchen mit beeindruckendem Tempo. Julien Absalon ist sein Name. Der fährt berghoch schneller als die E-Biker. À propos E-Bikes: die mag ich ja gar nicht. Denken die wären krasse Sportgeräte, dabei sind sie nur reine Ich-will-konsumieren-Maschinen. Wir richtigen Bikes zwingen unsere Fahrer immerhin noch zu körperlichen Großtaten wie sie ansonsten vielleicht gerade noch Polarexpeditionsteilnehmer erleben. Ok, außer wir werden auf den Shuttlebus geladen. Ohh, ich schweife ab.

Stage 2 ist durch einen eher kiesigen Boden erstaunlich griffig, dafür auch sehr tretintensiv. Mein Fahrer lässt hier eine erste Schwächephase erahnen, ich bestrafe ihn sogleich mit einem klagenden Freilaufsurren, wenn der faule Sack sich einfach rollen lässt anstatt fleißig zu treten. Und dann stopft der Seckel in der Verpflegungsstation auch noch Sauccisson und Käse in sich hinein. Ich will noch warnend eingreifen, aber zu spät. Es dauert nicht lang und im Uphill zur nächsten Stage wackelt der Sattel dank der Flatulenzen. Alu scheint doch auch kein Anzeichen für eine höhere Intelligenz zu sein.

# Die schlammigen Bedingungen sind nicht jedermanns Sache - Foto: Pitchphoto

Stage 3 präsentiert zu Beginn harte Kompressionen. Jakob fährt mich hier so brachial in den Gegenhang, dass ich erst mal beschließe, mich zu rächen. Ich gebe ihm einen solchen Tritt in den Hintern, dass es ihm gleich beide Füße aus den Pedalen reißt und er wie Superman durch den Forêt fliegt. Aber mein Rodeo-erfahrener Reiter schafft es irgendwie, auf mir zu bleiben. Das besänftigt mich wieder und ich beschließe, mich den Rest der Stage zu benehmen. Diese ist insgesamt etwas flacher, erfordert viele kurze Antritte und Ausweichmanöver, um den fiesen Wurzeln zu entgehen. Mein spanischer Kollege allerdings ist auf Grund seiner südländischen Herkunft eher der Sonnentyp und feuert aus Wut auf den Regen Felix zum dritten Mal am Tag in eben genannter Kompression vom Rad. Señor Dune scheint gar keinen Bock mehr auf den Schlamm zu haben und verknotet dabei seine Kette um die Streben. DNF für Felix…

Auf dem Uphill zur letzten Stage merkt man allen Teilnehmern etwas die Strapazen des nasskalten Tages an. Unsere Gruppe überholt einen Schiebenden nach dem anderen. Doch auch mein werter Jakob schwächelt. Hätte ich so einen neumodischen Schmarrn wie eine Wattmesskurbel, könnte ich euch anhand genauer Zahlen den jämmerlichen Zustand seiner dünnen Stelzen aufzeigen. Er könnte ja einmal auf mich hören und gescheit trainieren, dann würden wir auch mal in die Top 10 kommen.

# Fahrtechnik hilfreich - Foto: Pitchphoto
# Fürs leibliche Wohl ist gesorgt! - Foto: Eiermann
# Halbstündiger Vollservice für die zwei Schönheiten - Foto: Eiermann

Für Stage 4 reißt er sich aber noch einmal zusammen und steuert mich souverän und auch ordentlich schnell durch den Schlamm. Um den vielen Zuschauern etwas Show zu liefern, probiere ich geiler Hund möglichst cool und schräg durch die Kurven zu schlittern. Das lieben meine Fans sklchösdln sdfg sjoijkljlkj (Anm. d. R.: Drei Nulleins wird vom Laptop weggezogen, der richtige Autor übernimmt wieder) Entschuldigung für mein arrogantes Rad. Schreibt nur Quatsch, das nicht mal etwas mit dem Thema zu tun hat.

Fazit

Dass Kumpel Daniel Eiermann trotz gecutteter Wade startet, sagt schon alles über dieses Rennen: ein absolutes MUSS! Der Veloclub Dahus präsentiert für die CET in Mollau wieder eines der schönsten Endurorennen, die man fahren kann. Wenn man trotz des Wetters soviel Spaß auf der Strecke haben kann, darf man gar kein anderes Fazit ziehen als „absolut empfehlenswert“. Die Organisation ist top, die Stimmung genial und selbst die Verpflegung ist bemerkenswert gut. Das enorm hochkarätige Starterfeld und wirkliche Bikeprominenz runden die Sache ab. Fünf von Fünf Punkten! (Anm. von 301: Und einen Mittelfinger für Petrus)

# IHHHHHHH - Foto: Eiermann
# Jens Krüger der Farbtupfer - Foto: Pitchphoto
# La grande Tristesse - Sönke Wegener - Foto: Eiermann
# Max DeSimone hüpft durch die Stages - Foto: Pitchphoto
# Sexy Bikewash - Foto: Eiermann
# Zwei meiner Lieblingsfranzosen - Vincent Haulet und FBM - Foto: Eiermann

Ergebnisse und mehr unter: www.cannondale-endurotour.com

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