Der Mountainbike-Sport wächst und wächst, und mit der steigenden Anzahl aktiver Sportler, werden die Anforderungen an das Material nicht nur immer größer, sondern auch zunehmend breitgefächerter. Erlebte man als Mountainbiker Anfang der Neunziger die verschiedenen Facetten unseres Sports noch mit ein und demselben Rad, so kristallisierten sich mit zunehmendem Reifungsprozess über die letzten 20 Jahre die unterschiedlichsten Disziplinen des Mountainbike-Sports heraus, wobei jede von ihnen nach dem jeweils passenden Material verlangte. Wer mit dem Bike in unterschiedlichstem Gelände und auf verschiedenste Weise unterwegs sein wollte, der war zwangsläufig auf mehrere Bikes angewiesen. Der Bike-Keller dürfte demzufolge bei dem einen oder anderen von euch folgendermaßen aussehen. Ein leichtes Hardtail für die schnelle Feierabendrunde mit den Kumpels, ein vollgefedertes Touren-Bike für die alpine Bergtour am Wochenende und ein potentes Freeride-Bike für den Bikepark-Besuch im Urlaub. Jüngst zeichnet sich jedoch ein neuer Trend ab – ein Bike für alles. Die neuen Wunder-Bikes trumpfen zum einen mit viel Federweg auf, welcher beispielsweise dem nicht so versierten Fahrer den Weg ins Tal schlichtweg komfortabler machen soll. Dem Könner sollen sie die Möglichkeit bieten, bergab der schnellste zu sein. Zum anderen versprechen die Hersteller, dass der Käufer mit diesen Bikes, aufgrund cleverer Federungssysteme auch in der Ebene und im Anstieg seinen Spaß haben wird. Wir haben uns drei vielversprechende Modelle ausgesucht, und stellen die Marketing-Aussagen der Hersteller auf die Probe.
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Eins für alles – der große MTB-News Alleskönner-Test 2011:
Die einen nennen sie Super-Enduros, die anderen geben ihnen den Namen Overmountains und wieder andere sagen Big-Mountain-Bikes. Ganz egal wie diese Gattung auch immer heißen mag, eins haben sie alle gemein – ein Federungssystem, durch welches sich das Bike während der Fahrt im Handumdrehen an die jeweiligen Bedingungen anpassen lässt. Wir haben uns die drei Paradebeispiele dieser Gattung ausgesucht und ihnen auf den Zahn gefühlt. Im Langzeittest mussten sich das Cannondale Claymore 2, das Kona Coilair und das Scott Genius LT 30 beweisen. Wie sich die drei Probanden dabei geschlagen haben, erfahrt ihr in dieser dreiteiligen Fahrberichtserie. Der hier zu lesende erste Teil beschäftigt sich mit den Grundlagen und der Technik der drei angeblichen Alleskönner.
Cannondale Claymore 2 2011 – 14,3 kg – Größe M – 3.799 Euro
Kona CoilAir 2011 – 15,6 kg – Größe 18″ – 3.299 Euro
Scott Genius LT 30 2011 – 14,8 kg – Größe M – 3.599 Euro
Eins für alles – Teil 1 – die Vorstellung der Bikes:
Für unsere Alleskönner Fahrberichtserie haben wir uns drei der interessantesten Bikes dieser Klasse ausgesucht. Alle drei verbindet ein Federungssystem, das sich via variablem Fahrwerk und Geometrieanpassung im Handumdrehen an jeden Einsatzzweck anpassen lässt. Bei den Modellen von Cannondale und Scott geschieht das über einen Lenkerhebel der einen zwei- bzw. drei in eins Dämpfer ansteuert. Beim Kona passiert das ganz automatisch, ohne Zutun des Fahrers. Alle drei Bikes bieten einen Federweg jenseits der 160 mm und sollen somit jedem Gelände gewachsen sein. Durch die cleveren Federungssysteme brauche man, laut Hersteller, jedoch auch lange Touren und Anstiege nicht zu scheuen. Am ähnlichsten sind sich ohne Zweifel das Cannondale und das Scott, das liegt natürlich daran, dass beide auf der Entwicklung von Peter Denk basieren. Zwar wurde das Genius LT nicht mehr direkt von Denk entwickelt, beruht aber direkt auf dessen Ingenieurskunst beim kleinen Bruder Genuis. Das Claymore hat hingegen all seine Wurzeln auf dem Zeichenbrett von Peter Denk, der bekanntermaßen seit geraumer Zeit bei Cannondale tätig ist. Beide Bikes besitzen einen Pull-Shock, der zwei Dämpfer in einem vereint und es per Lenkerhebel ermöglicht, zwischen zwei, beziehungsweise drei Set-Ups und Federwegen auszuwählen. Bei Kona verfolgte man ein bedienungsfreies System, das ohne Zutun des Fahrers in den jeweils richtigen Modus geht. Über eine Wippe, die von einem zweiten Dämpfer in Zaum gehalten wird, verändert sich sowohl die Geometrie als auch der Federweg je nach den Einflüssen, die auf das System einwirken.
Das Cannondale und das Kona wurden für den größtmöglichen Spaß bergab ausgelegt, wohingegen das Scott mehrheitlich für den All-Mountain-Biker gedacht ist, der gerne etwas mehr Reserven unter dem Hintern hat. Mit 180 mm und 185 mm Federweg am Heck liegen das Cannondale und das Scott nominell nahe zu gleich auf, doch macht die Geometrie den Unterschied in Sachen Einsatzbereich. Mit bis zu 200 mm bietet das Kona den meisten Federweg und gibt somit ganz klar vor, wie es bewegt werden möchte – im Gelände, und vorzugsweise bergab.
Rahmen:
– Cannondale Claymore 2: Das Claymore trumpft mit einem formschönen Alu-Rahmen auf, der auf den ersten Blick den Eindruck eines Carbon-Rahmens vermittelt. Dies liegt nicht zuletzt an den groß dimensionierten Rohen sowie dem mächtigen Steuerrohrbereich. Das Cannondale hat als einziges der drei Bikes ein durchgehendes 1.5 Steuerrohr. Leider bietet dies aufgrund der vollintegrierten Lager nicht die Möglichkeit zur Nutzung eines winkelveränderden Steuersatzes. Die Kombination des 66 ° Lenkwinkels und des sehr kurz geratenen Rahmens sorgen für den kürzesten Radstand im Test, und das obwohl das Cannondale das beste Abfahrtspotenzial hätte. Der Cannondale Rahmen macht einen äußerst stabilen Eindruck und ist merklich steif. Dies liegt nicht nur an den großen Rohrdurchmessern, sondern auch an den 15 mm Hohlachsen, die an allen Verbindungsstellen von Hauptrahmen und Hinterbau zum Einsatz kommen. Für Steifigkeit am Heck sorgt eine 142x12mm Syntace X-12 Steckachse. Des Weiteren finden sich am Rahmen Features wie eine ISCG 03 Aufnahme sowie ein BB30 Innenlagergehäuse. Das Herzstück des Cannondale Rahmens bildet der Fox DYAD RT2 Dämpfer – dazu jedoch mehr beim Punkt Federung. Der Dämpfer lässt sich am Rahmen in zwei unterschiedliche Aufnahmen einhängen, wodurch der Fahrer die Geometrie auf seine Vorlieben anpassen kann. Es lässt sich somit zwischen einem 67° oder 66° Lenkwinkel und einem 358 mm hohen oder 346 mm tiefen Innenlager wählen.
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– Kona CoilAir: CoilAir – der Name ist Programm, denn das Kona kommt gleich mit zwei Dämpfern daher. Das sogenannte Magic Link-System basiert auf einer Wippe, auf die der „Haupt“-Luftdämpfer Druck ausübt – wird dieser Druck zu groß, knickt die Wippe ein und es wird mehr Federweg freigegeben, zudem verändert sich die Geometrie. Um das Einknicken der Wippe zu dämpfen und sie wieder ausfedern zu lassen kommt ein kleiner Stahlfeder Dämpfer zum Einsatz – daher der Name CoilAir. Das Kona biete über den Magic-Link bis zu 200 mm Federweg. Doch nicht nur der Federweg lässt darauf schließen, dass man vom CoilAir bergab so einiges erwarten kann, auch der 66° flache Lenkwinkel und der 1194 mm lange Radstand lassen auf Abfahrtsqualitäten schließen. Für Steifigkeit im Lenkkopfbereich sorgt ein Zero-Stack Tapered-Steuerrohr. Am Hinterbau findet man eine herkömmliche 12 mm Steckachse auf einer Breite von 135 mm. Die Achse ist in zwei austauschbaren Ausfallenden montiert und muss von beiden Seiten mit einem 4er und 5er Inbusschlüsseln geklemmt werden, was heutzutage nicht mehr ganz zeitgemäß ist.
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– Scott Genius LT 30: In der Schweiz legt man Wert auf Understatement, und genau das verkörpert das Scott Genius LT 30. Mit einer dezent edlen Optik präsentiert sich der hydrogeformte Alu-Rahmen des langhubigen All-Mountains. Obwohl das Genius LT laut Scott nicht als Super-Enduro oder ähnliches gesehen werden soll, weist der Rahmen aber dennoch alle dafür notwendigen Features auf – bulliges Zero-Stack Tapered-Steuerrohr, ICSG 05 Aufnahme und einen 12×142 mm Steckachs-Hinterbau. Auch die Geometrie könnte darauf schließen lassen, dass man mit dem Scott keine Abfahrt scheuen muss – ein 66,3° Lenkwinkel, bei einer 170er Gabel, lässt alle Optionen offen. Ganz zu schweigen von den 185 mm Federweg am Heck. Diese werden im Übrigen, ähnlich dem Cannondale, von einem Pull-Shock in Schach gehalten, der über drei unterschiedliche Modi verfügt – dazu jedoch später mehr. Auch beim Scott kann man über die Dämpferaufhängung die passende Geometrie wählen. Zu Auswahl stehen das „low setting“ mit 66,3° Lenkwinkel und 358 mm tiefem Tretlager oder das „high setting“ mit 67° Lenkwinkel und 367 mm hohem Innenlager. Der Sitzwinkel fällt mit 74,2° beim Scott deutlich steiler aus als bei den beiden Kontrahenten. Dadurch sollte sich das Bike laut Theorie auch deutlich angenehmer bergauf treten lassen.
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Federung:
– Cannondale Claymore 2: Wie schon gesagt bildet der Fox DYAD RT2 Dämpfer das Herzstück des Claymores. Cannondale bewirbt den Dämpfer mit den Worten: „The Dual Personality Shock – elevate your soul and let it Flow.“ Es handelt sich um einen Pull-Shock, der durch zwei getrennte Kammern quasi zwei Dämpfer in einem kombiniert. Jede der beiden Kammer bietet ein unterschiedliches Volumen sowie eine jeweilig einstellbare Zugstufe. Somit steht dem Fahrer auf Knopfdruck ein komplett anderes Set-Up zur Verfügung. Doch nicht nur das Set-Up ändert sich durch Betätigen des Hebels, sondern auch der Federweg. Während einem im strafferen „Elevate-Modus“ 110mm Federweg zu Verfügung stehen, so bietet der „Flow-Modus“ satte 180mm Federweg. Durch den höheren Negativfederweg im „Flow-Modus“ bekommt man zusätzlich einen flacheren Lenkwinkel sowie ein tieferes Tretlager – den Sitzwinkel nicht zu vergessen, der im „Elevate-Modus“ deutlich aufrechter ist. Der Cannondale Hinterbau fällt deutlich progressiver aus als der des Scott, und so wurde auch beim moderneren Fox DYAD Dämpfer auf eine Druckstufe verzichtet. An der Front ist das Claymore ist mir einer Fox 36 Talas R 180 bestückt, welche ebenfalls ohne Druckstufeneinstellung auskommen muss. Für Steifigkeit und Lenkpräzision sorgt ein durchgängiges 1,5 Steuerrohr.
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– Kona CoilAir: Das Magic-Link System von Kona ist auf dem Papier das wohl interessanteste und vielversprechendste System in diesem Test. Die Theorie besagt, dass das System intuitiv die Geometrie sowie den Federweg an die jeweiligen Fahrsituationen anpassen kann. Nicht nur die Geometrie und der Federweg passen sich automatisch an, auch die Federkennlinie verändert sich durch den Magic-Link. Befindet sich der Magic-Link in seinem Ausgangszustand, so bietet der Hinterbau eine lineare Federkennlinie mit 125 mm Federweg. Sobald der Link einknickt, wird die Kennlinie progressiver und der Hinterbau bietet bis zu 200 mm Federweg. Doch wie funktioniert der Magic-Link? Der Magic-Link ist eine Wippe, die tief im Rahmen angebracht ist – an ihr wird der Hauptdämpfer befestigt. Der Hauptdämpfer erzeugt Druck von oben und veranlasst die Wippe nach hinten einzuknicken. Dieses Einknicken wird über einen zweiten Dämpfer, den sogenannten Hilfsdämpfer reguliert. Fährt man beispielsweise bergauf, so zieht der Kettenzug die Wippe nach vorne und hält die Federung in einer neutralen Stellung. In dieser soll, so die Theorie, nur der Hauptdämpfer arbeiten. Durch den geringeren Federweg und das Plattformsystem des Hauptdämpfers soll sich das CoilAir somit leicht und effizient beschleunigen und pedalieren lassen. Sobald der Kettenzug nachlässt, lockert sich das System und die Wippe wird freigegeben, nun kann sie auf den Druck des Hauptdämpfers reagieren und bei Schlägen nach hinten ausweichen. Nicht nur die Kennlinie und der Federweg verändern sich dadurch, sonder auch die Hinterbaulänge – denn der Hinterbau ist direkt am Magic-Link angebracht – weicht dieser also nach hinten aus, so macht dies auch der Hinterbau. Dieser Effekt sorgt dafür, dass man beim überfahren von Hindernissen nicht an Geschwindigkeit verliert. Wie anfangs schon gesagt, ist Konas System in der Theorie somit äußerst vielversprechend. In Sachen Federgabel findet man am Kona, wie auch am Claymore, eine Fox 36 180 Talas R ohne Druckstufe.
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– Scott Genius LT 30: Das Genius basiert auf einem nahezu glichen System wie das Cannondale, mit dem Unterschied, dass sich der Pull-Shock bim Scott via Lenkerhebel in drei verschiedene Set-Ups schalten lässt. Wie auch beim DYAT Dämpfer der Amis, bietet jedes Set-Up des Equalizer 3 Dämpfers, so der Name bei Scott, eine eigens einstellbare Zugstufe sowie eine andere Kinematik. Der Unterschied zum Konkurrenten besteht jedoch darin, dass der Scott Dämpfer, welcher gemeinsam mit DT-Swiss entwickelt wurde, drei Kammern, und somit auch drei Set-Ups bietet. Set-Up eins (Full-Mode) soll dem Fahrer mit 185 mm Federweg den maximalen Abfahrtsspaß bereiten. In der zweiten Position (Traction Mode) stehen deutlich straffere 110 mm zu Verfügung und in der dritten Einstellung (Lock-Out-Mode) ist der Dämpfer komplett blockiert. Gesteuert wird das Ganze über den Öltransfer zwischen den drei Kammern – das gewünschte Set-Up lässt über eine Positiv- und Negativ-Luftkammer einstellen. An der Front kommt eine eigens für Scott hochgetravelte Rock Shox Lyrik RLR mit 180 mm Federweg zum Einsatz.
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Fahrerkontakt:
– Cannondale Claymore 2: Den direkten Kontakt zum Fahrer übernehmen Cannondale Lock-On Griffe, die auf einem 740 mm breiten Cannondale Lenker montiert sind. Über Griffe lässt sich bekanntlich streiten – Fahrer mit kleineren Händen dürften die Cannondale Grips jedoch als sehr angenehm empfinden. Der 740 mm breite Lenker ist absolut zeitgemäß und bei einem Rad dieser Klasse durchaus angebracht. Die Front baut vergleichsweise hoch – das liegt zum einen am etwas längeren Steuerrohr sowie dem nach oben gekröpften Vorbau. Auch baut die obere Steuersatzkappe recht hoch, diese lässt sich aber mittlerweile durch eine dünnere ersetzten. Wir haben die Front auf unsere Vorlieben angepasst, wir drehten den Vorbau um und montierten die Spacer über den Vorbau. Leider verfügt das Cannondale nicht über eine Vario-Stütze. Diese ist zwar nicht für jedermann ein Muss, hilfreich und praktisch ist sie bei einem solchen Alleskönner aber alle Mal. Hinzu kommt der Punkt, dass sich die Stütze beim M Modell des Claymore nur sehr gering versänken lässt. Die macht es größeren Fahrer, die aufgrund der Handlichkeit ein kleines Bike bevorzugen, schwer, den Sattel in die ideale Höhe zum pedalieren zu bringen.
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– Kona CoilAir: Für den Kontakt zum Fahrer sind ein 710 mm schmaler Lenker und die üblichen Lock-On Griffe aus dem Hause Kona verantwortlich. Wie auch die Cannondale Griffe sind die dünnen Kona Griffe für kleine Hände sehr angenehm. Für ein Bike, das so stark zum schnellen bergab fahren einlädt wie das Kona, ist ein 710er Lenker eindeutig zu schmal – ein breiter Lenker vermittelt deutlich mehr Sicherheit und ist heutzutage Pflicht für Bikes mit Abfahrtsambitionen. Aufgrund des ohnehin schon langen Oberrohrs ist der 60 mm lange Vorbau ein Stück zu lang geraten – wobei dies sicherlich auch Geschmackssache ist und stark von der Körpergröße und Armlänge des jeweiligen Fahrers abhängt. Wir montierten beim Kona kurzerhand einen kürzeren Vorbau und einen 750 mm breiten Lenker, zudem wurde das Spacer-Paket auf den Vorbau gesetzt, wodurch die Front ein wenig tiefer wurde. Auch das Kona weist keine Teleskop-Stütze vor – auch hier gilt das Gleiche wie beim Cannondale, einziger Unterschied ist, dass das durchgehende Sattelrohr einen großen Verstellbereich der Sattelstütze gewährleistet.
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– Scott Genius LT 30: Der Kontakt zum Fahrer wird bei Genuis LT über einen 700 mm schmalen Low-Rise-Lenker hergestellt. Auch wenn Scott den Einsatzbereich des Bikes eher im All-Mountain Bereich sieht, wäre ein breiterer Lenker dennoch angebracht – denn kürzen kann man einen Lenker schließlich immer noch. Die verbauten Scott Lock-On Griffe stellen sich schnell als Reinfall heraus – die lediglich einseitig geklemmten Griffe boten kaum Halt und verdrillten sich in sich selbst. Schon nach kurzer Zeit quittierte das Gummi seinen Dienst und riss auf der Lock-On Seite aus. Für Freude sorge hingegen die Crank Brothers Joblin Vario-Stütze – ein nicht zu verachtendes Feature bei einem echten Alleskönner. Hier ist das Scott der Konkurrenz einen guten Sprung voraus.
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Antrieb und Verzögerung:
– Cannondale Claymore 2: Für den Antrieb ist beim Cannondale eine Sram X7/X9 10-fach Kombi verantwortlich. Die KMC X10 Kette läuft über eine FSA Afterburner 2-fach Kurbel zur Sram PG 1030 Kassette mit einer Abstufung von 11-36 Zähnen. An der Kurbel befinden sich Kettenblätter mit der Abstufung 36 – 22. Ein echtes Ärgernis ist die fehlende Kettenführung am Claymore – für ein Bike, das mit seinen herausragenden Abfahrtsqualitäten beworben wird, ist das ein absolutes No-Go. Als schlechten Witz muss man auch den billigen Kettenblattschutz aus windigem Kunststoff bezeichnen. Dieser stand so weit vom Kettenblatt ab, dass er keinerlei Führungsfunktion hatte, zudem ging er beim ersten Bodenkontakt kaputt. Verzögert wird das Cannondale durch Avid Elixir 7 Bremsen mit 200/180 mm Scheiben.
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– Kona CoilAir: Das Kona ist das einzige Bike im Test, das ohne 10-fach Schaltung auskommen muss. Allgemein ist der Antrieb beim Kona eher günstig gehalten. Das SRAM X.9 Schaltwerk und der Shimano SLX Umwerfer werden über SRAM X.5 Trigger bedient. Die SRAM PC 1030 Kette läuft über eine SRAM PG 1030 Kassette hin zu einer 2-fach FSA Moto-X Kurbel. Die FSA Kurbel ist kein Leichtgewicht und unter anderem für das gewisse Übergewicht des CoilAir verantwortlich. Erfreulich hingegen ist, dass das Kona mit einer schaltbaren E-13 Heim 2 Kettenführung ausgestattet ist. Für die nötige Verzögerung sorgt eine Avid Elixir 5 Bremse mit 200 mm und 180 mm Scheiben. Auffallend ist, dass sich bei der Bremse wieder einmal feststellen lässt – je günstiger das Avid Modell, desto besser und zuverlässiger die Leistung.
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– Scott Genius LT 30: Wie auch beim Cannondale setzt man bei Scott auf einen modernen 10-fach Antrieb. Um jedoch die volle Alpin-Tauglichkeit zu gewährleisten, war es den Schweizern wichtig das Bike mit drei Kettenblättern auszustatten. Geschaltet wird beim Genius mit einem Mix aus SRAM X.9 und Shimano SLX – von allen Testbikes kommen beim Scott die hochwertigsten Schaltkomponenten zum Einsatz. Die Kraftübertragung erfolgt über eine Shimano XT Kurbel, eine Shimano CN-H674 Kette und eine Shimano SLX Kassette mit einer Abstufung von 10 – 36 Zähnen. Auch das Scott kommt ohne Kettenführung in den Handel – dies begründet Scott damit, dass man unmissverständlich den All-Mountain Einsatz des Bikes hervorheben möchte. Je nachdem was der Kunde letzten Endes mit dem Bike anstellen möchte, wäre es jedoch ratsam eine Kettenführung zu montieren und das große Kettenblatt gegen einen Bashguard zu tauschen. Wie auch beim Kona wird das Genius LT durch Avid Elixir 5 verzögert – auch hier boten diese mit ihren 203 mm und 185 mm Scheiben eine erstklassige Leistung.
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Laufräder:
– Cannondale Claymore 2: Am Cannondale findet ein eher seltener Laufradsatz Verwendung – der Sun Ringle Charger Pro Systemlaufradsatz. Dieser ist mit 28 mm breiten Stan´s No Tube Felgen aufgespeicht und wiegt lediglich 1699 Gramm. Obwohl der Laufradsatz vorne mit nur 24 und hinten mit 28 Speichen auskommt, gab es während der gesamten Testdauer keinerlei Probleme mit den Laufrädern – auch nicht unter den härtesten Bedingungen. Das Claymore wird von Werksseite mit Schwalbe Fat Albert 2,4″ Reifen komplettiert.
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– Kona CoilAir: Mit den Easton Vice Disc Laufrädern wird die Ausstattung des Konas sehr solide abgerundet. Die Laufräder liegen in Sachen Gewicht voll im Rahmen und machen jede Schandtat problemlos mit. Bei der Reifenwahl spürt man das die Wurzeln der kanadischen Marke eindeutig im Gravity-Bereich liegen. Vorne kommt ein 2,5″ Maxxis Minion zum Einsatz, am Hinterrad wurde dem CoilAir ein 2,35″ Maxxis HighRoller verpasst – eine Reifenwahl, die auch bei vielen Downhill-Fahrern zum Einsatz kommt.
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– Scott Genius LT 30: Das Scott steht ohne einen Systemlaufradsatz im Testfeld alleine da. Am schweizer Alleskönner finden 32 Loch Alex Rims AM-44 Felgen ihre Verwendung. Diese sind an der Front auf eine Scott-Nabe und am Heck auf eine SRAM X.9 V2 Nabe aufgespeicht. Die Laufräder können in Sachen Gewicht nicht mit der Konkurrenz mithalten, schon gar nicht mit dem leichten Sun Laufradsatz aus dem Cannondale. Die Laufräder werden durch Schwalbe Fat Albert komplettiert, beide in der Abmessung 2,25″. Am Vorderrad findet sich die Trail Star Mischung und am Hinterrad Race Star Version.
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Was erwartet euch in Teil 2: Wir hoffen, dass euch dieser Artikel einen recht guten Einblick in die Technik unserer drei Testmodelle bieten konnte. In Kürze findet die „Eins für alles“ Fahrbericht-Serie ihre Fortsetzung. Im zweiten Teil werden wir die alpinen und nicht alpinen Qualitäten der angeblichen Alleskönner auf die Probe stellen. Ich dürft euch somit auf allerlei Erfahrungswerte in Testkriterien wie der Feierabendrunde oder dem Bike-Bergsteigen freuen. Wir hoffen, euch mit dieser Fahrberichtserie ein besseres Bild von der Generation Alleskönner verschaffen zu können.
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