Bontrager Rhythm MTB Schuh im Test: Dass die amerikanische Firma Bontrager gute Bekleidung kann, haben wir schon vor einem Jahr festgestellt – wie sieht es bei Mountainbike-Klickschuhen aus? Die Rhythm-Modelle sind bei Bontrager schon länger im Einsatz, der Rhythm MTB Klickschuh allerdings wurde im vergangenen Jahr neu aufgelegt und soll der ideale Begleiter für entspannte Trail-Abenteuer bis hin zu harten Enduro-Rennen sein. Hier ist der Test.
Bontrager Rhythm MTB – kurz & knapp
- Sohle: Carbonverstärkte Nylon-Innenplatte mit Tachyon-Vollgummi-Laufsohle
- „GnarGuard“-Gummibesatz auf dem Schuh
- BOA IP1 Schnürsystem
- inForm Pro-Leisten
- kompatibel mit allen herkömmlichem Mountainbike-Klicksystemen
- Gewicht: 454 g pro Schuh (Größe 46, ohne Cleats)
- Größen: 39 – 48
- www.trekbikes.com
Preis: 179,99 € (UVP) | Bikemarkt: Bontrager Rhythm MTB kaufen
In der Hand
Ein optisch durchaus ungewöhnliches Modell fällt uns aus dem Schuhkarton entgegen: Der Bontrager Rhythm Pro wirkt clean und auffällig zugleich. Clean, weil der Schuh mit dem aktuellsten BOA IP1-System ausgestattet ist und daher Ratschen- und (fast) alle Klettverschlüsse wegfallen; auffällig, weil die „GnarGuard“ genannte Oberfläche aussieht, als bestünde sie aus schwarzen Swarowski-Steinchen. Der Grund für den Besatz dieser sechseckigen Kunststoffnoppen ist allerdings nur sekundär in Stylegründen zu sehen: Stattdessen verbaut Bontrager diese Oberfläche in erster Linie als zusätzlichen Schutz vor Dornen, Steinen und Gestrüpp. Passend dazu geht es schützend auf der Innenseite weiter: Der Schaft des Rhythm MTB ist weit hochgezogen und dicker gepolstert, um die empfindlichen Fußknöchel vor fiesen Kurbelkontakten zu bewahren.
Dass der Schuh kein Wintertreter ist, offenbaren die unzähligen Belüftungslöcher, die seitlich und aus der Zunge herausgestanzt sind. Die Sohle ist recht grob profiliert, mit der Tachyon-Gummisohle soll sich auch noch gut im Gelände laufen lassen. Eine weitere Besonderheit findet sich in der BOA-Schnürung: Diese ist nicht wie bei den meisten Schuhen auf dem Spann, sondern leicht außen versetzt angebracht. Ob dies Vorteile beim Sitz des Schuhs bietet?
Auf dem Trail
Die Cleats sind schnell und problemlos montiert, also rein in den Schuh: Das BOA-Kabel lässt sich weit aufziehen, sodass man jede Menge Platz beim Hineinschlüpfen hat. Nun lässt sich der Schuh mit wenigen Umdrehungen festziehen und mit dem BOA IP1-Drehverschluss nach Belieben feinjustieren. Der erste Eindruck vom Sitz des Bontrager Rhythm MTB ist außerordentlich gut: uns fallen wenige Klickschuhe ein, die auf Anhieb so enorm gut passen und bei denen die Schnürung den Schuh so allumfassend umschließt. Einen großen Anteil daran hat definitiv die asymmetrische Form der Schnürung: Auf dem Spann direkt ist kaum Druck zu spüren, das BOA-System funktioniert hier definitiv effektiver als beispielsweise im Test des Five Ten Kestrel. Das Laufgefühl ist direkt und kontrolliert, aber nicht staksig; es ist weder im Vorderfuß zu eng, noch hat die Ferse Spiel. Der verbliebene Klettverschluss hat für die Einstellung allerdings kaum eine Funktion. Lediglich für Besitzer sehr schmaler Füße mag diese Feineinstellung von Relevanz sein.
Der Stand auf dem Pedal ist passend, die Sohle weder zu steif noch zu flexibel – man kann mit dem Rhythm MTB definitiv viel Kraft auf das Pedal bringen, ohne dass sich die Sohle merklich verformt. Dennoch ist der Schuh nicht bretthart wie ein XC-Modell (für die Experten: Der Steifigkeitsindex liegt bei 7 von 14). Dabei bleibt die Ferse auch bei harten Antritten immer dort, wo sie ist, der Fersenbereich ist passend ausgeformt.
Getestet wurde der Schuh mit Pedalen von Shimano (Shimano XT), HT (HT T1) und Crankbrothers (Mallet DH). Trotz unterschiedlicher Auflage-Charakteristika der drei Modelle funktioniert der Bontrager Rhythm MTB mit allen Pedalen sehr zufriedenstellend, ein guter Stand ist überall gegeben. Bei Crankbrothers und HT lassen sich die Madenschrauben ausreichend niedrig einstellen, um keine Probleme beim Ausklicken zu bekommen.
Nicht unwichtig ist der Einsatzbereich: Der Bontrager Rhythm MTB ist ein Schönwetterschuh. Trockene und nicht zu kalte Bedingungen sind seine Paradedisziplin. Er ist für einen Klickschuh sehr gut belüftet und sorgt von Frühling bis zum mittelwarmen Herbst für ein optimales Fußklima. Wird es allerdings nass, gewinnt man mit dem Rhythm keinen Blumentopf: Was im Sommer für gute Belüftung sorgt, sorgt auf kälteren und nassen Touren für einen ordentlichen Wasser- und eben Kaltluft-Einzug. Wenn man den Rhythm MTB ganzjährig fahren möchte, kommt man daher nicht um einen wärmenden Überschuh herum.
Haltbarkeit
War da was? Nein. In unserem Testzeitraum gingen weder der BOA-Verschluss noch irgendetwas an Sohle oder dem Schuh generell kaputt, auch nach vielen hundert Kilometern ist der Schuh weiterhin top in Schuss. Wie sich der Schuh über mehrere Saisons verhält, werden wir an dieser Stelle entsprechend aktualisieren.
Fazit – Bontrager Rhythm MTB
Zwar ist Bontrager eine Marke, die viele vielleicht noch nicht ganz auf dem Schirm haben, wenn sie an Bikeschuhe denken. Aber: der Bontrager Rhythm MTB ist ein richtig guter Klickschuh und begeistert mit einer perfekten Passform, einfacher Einstellung via BOA-Drehverschluss und einem guten und griffigen Laufgefühl, wenn die Tour mal eine Tragepassage beinhaltet. Der Rhythm MTB ist robust und dank hohem Schaft auf der Innenseite resistent gegen Kurbelkontakte. Einzig für die kalte Jahreszeit ist der Bontrager Rhythm MTB nicht geeignet – hier sind Überschuhe angesagt.
Stärken
- exzellente Passform
- Robustheit
- Belüftung
- hoher Schaft gegen Kurbelkontakte
Schwächen
- Preis
- nix für nasse oder kalte Ausfahrten
Testablauf
Wir haben die Bontrager Rhythm MTB Klickschuhe über ein halbes Jahr lang auf verschiedensten Trails und bei allen denkbaren Witterungsbedingungen getestet.
Hier haben wir die Bontrager Rhythm MTB Klickschuhe getestet
- Trail Trophy Breitenbrunn: Von waldig bis felsig wird hier unter Rennbedingungen alles Mögliche geboten
- Hometrails am Teutoburger Wald und Bad Kreuznach: Typische Trails im deutschen Mittelgebirge bei jeglichen Witterungsbedingungen.
- Testername: Johannes Herden
- Körpergröße: 193 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 108 kg
- Schrittlänge: 92 cm
- Armlänge: 59 cm
- Oberkörperlänge: 61 cm
- Fahrstil: Verspielt und sauber
- Was fahre ich hauptsächlich: Enduro, Trails, Pumptrack/Park/Street
- Vorlieben beim Fahrwerk: Progressiv, nicht zu soft, schnelle Zugstufe
- Vorlieben bei der Geometrie: Eher kürzerer Hinterbau, Lenkwinkel nicht extrem flach, eher geringere Rahmenhöhe