BMC Speedfox SF02 im Test: Mit BMC ist das immer so eine Zeitfrage. Wenn man sich das Umfeld der Schweizer mal genauer ansieht, dann wird schon klar, wie die Marke tickt – die Uhrenbranche ist im Kanton Solothurn nämlich ganz gut vertreten. Vergesst das Bild vom gemächlichen Schweizer, bei BMC geht’s um Tempo. So auch beim Speedfox. Das 29er All Mountain kommt mit 130 mm vorne wie hinten, hat in der SF02-Variante eine komplette Shimano XT-Gruppe verbaut und soll ein frecher, flinker Fuchs sein. Wir haben geschaut, wer hier wen jagt…
BMC Speedfox SF02: Kurz und bündig
- 29er Trailbike mit Carbon/Aluminium-Rahmen (3-fach konifiziert)
- 130 mm Federweg
- in fünf Größen erhältlich: XS, S, M, L und XL
- Gewicht: 12.7 kg (bei Größe “L”, ohne Pedale)
- Preis: 3.799 € Euro
Was das BMC Speedfox können soll
Die Mischung machts, dachte sich wohl BMC bei der Entwicklung des neuen Speedfox. Die Lücke im Portfolio zwischen dem XC-Fully Fourstroke und dem Endurobike Trailfox soll das 2014 neu vorgestellte Speedfox schließen.
BMC sagt über das Speedfox selbst:
„Frech und vielseitig, überwindet es steile Aufstiege, enge Kurven und wurzelüberwachsene Waldtrails mit Leichtigkeit. Das neue Speedfox 02 ist ein grossartiges Allrounder-Bike, mit dem du deine Abenteuer einfach geniessen kannst.“
Das Speedfox gibt es in drei Varianten, vom Vollcarbon-Modell SF01 bis zur günstigeren Ausgabe, dem Alu-Bike SF03. Als All Mountain steht es im Hause BMC zwischen den aggressiven CC-Fourstrokes und dem Enduro-Trailfox mit 150 mm. Klar, dass die Schweizer keine Flachland-Bikes bauen: Das Speedfox ist auf’s Klettern ausgerichtet, soll aber auch bergab Spaß bringen. Für Selbstvertrauen und Souveränität verantwortlich sind kurze Kettenstreben, tiefes Tretlager, langes Oberrohr und flacher Lenkwinkel.
Der erste Kontakt
Das Carbon-Alu-Konstrukt von BMC (Carbon-Hauptrahmen, Alu-Hinterbau) ist das drittleichteste Bike im Testfeld und anhand des ersten Blicks auf die Ausstattung merkt man deutlich, dass das Bike schnell beschleunigt werden und als erstes auf dem Berg sein will: Schmale Conti X-King Reifen, hauseigener 720 mm Lenker, etwas längerer Vorbau als der Großteil der Konkurrenz. Wir sind gespannt, ob der schmale Lenker in Verbindung mit dem recht langen Vorbau auf den ruppigeren Trails ausreichend mithalten kann. Verbaut ist eine recht günstige Fox 32, im Heck federt ein Fox Float CTD Dämpfer. Gestoppt wird mit Shimano XT Bremsen, auch der Antrieb kommt vollständig aus der XT-Gruppe.
In der Praxis
Schon nach dem Aufsetzen wird schnell klar, dass sich dieses Rad gänzlich anders verhält als die anderen Bikes. Auf dem Weg zum Trail setzt es sich mühelos an die Spitze des Feldes. Die montierten Reifen würden sich auch gut an waschechten XC-Racebikes machen, der 2×10 Antrieb bietet am meisten Reserven und in jeder Situation die richtige Übersetzung. Einen weiteren Vorteil bergauf verschafft sich das BMC durch die im Testfeld angenehmste Sitzposition, welche gestreckt genug ist, um Druck aufs Vorderrad zu bringen, aber nicht zu sportlich, um auch längere Anstiege noch gut zu überwinden. Der Tritt erfolgt außerdem wie bei XC-Bikes von vorn und der Fahrer ist neutral über dem Bike positioniert.
Der Hinterbau taucht nicht ab und mit gelocktem Dämpfer ist das Wippen nur noch minimalst spürbar, aber keineswegs störend. Einziger Kritikpunkt bergauf ist die zu lange 150 mm Reverb: Die Stütze lässt sich nicht soweit im Rahmen versenken, sodass der Maximalhub zu hoch und die passende Sattelhöhe nicht immer sofort einstellbar ist. Dies stört jedoch nur kleine Fahrer und kann durch das Verbauen einer Reverb mit 125 mm Hub behoben werden.
(Mit diesem Wissen stellte sich Testredakteur Dommaas mit dem BMC Speedfox sogar beim Extrem-Marathon Sellaronda Hero an den Start – ein Hardtail wäre zwar klar die bessere Wahl gewesen, doch für ein Bike, mit dem auch ruppige Trails bergab in Angriff genommen werden können, ging es erstaunlich gut.)
Geht es jedoch auf den Trail, wendet sich das Blatt recht schnell – denn die Reifen limitieren die Fähigkeiten, die im Rahmen stecken, deutlich. Ebenfalls kann die Gabel nicht mit den Anforderungen an ein aggressives Trailbike mithalten: Sie spricht nicht nur unsensibel an, sondern steht auch nicht wirklich hoch im Federweg und erholt sich nicht ausreichend schnell von Schlägen. Weitere Schläge werden dann stark an den Fahrer weitergegeben – bei einem Bike, das an der 4000 €-Marke kratzt, wäre ein hochwertigeres Modell als die alte Fox 32 Performance wünschenswert. Dazu sei angemerkt, dass BMC für 2016 nachgebessert hat und eine Fox 34er verbaut (siehe auch die 2016er Ausstattung weiter unten).
Dazu kommt der ebenfalls nicht so recht passende Dämpfer. Der Tune fällt deutlich zu schwach aus und bietet nicht die nötige Dämpfung, die der für den aggressiven Einsatz zu lineare Hinterbau nötig hätte. Dem subjektiven Sicherheitsempfinden tat das aber keinen Abbruch, im Gegenteil: denn der ohnehin schon flache Lenkwinkel wurde noch flacher. Jedoch werden lange extrem schnell gefahrene Abfahrten zu einer Konditionsfrage, denn die meisten Schläge muss der Fahrer abfangen. Für sportliche Touren ist dies ausreichend, nur an den Start eines Endurorennens würden wir uns mit diesem Fahrwerk nicht stellen.
So glücklich alle Tester über den 2×10 Antrieb waren, wenn es bergauf ging, so störte das laute Klappern der Kette in jeder Abfahrt. Auf dem zweiten Kettenblatt fahrend fiel die Kette in ruppigen Passagen auch regelmäßig herunter. Auf dem kleinen Kettenblatt wurde diese zwar durch eine zusätzliche Sicherung gut gehalten, dies klapperte dann jedoch noch lauter und ließ ein Pedalieren aufgrund der geringen Übersetzung nicht mehr zu.
Auch das recht schmale Cockpit und der etwas längere Vorbau werden eher im reinen XC-Bereich verbaut – für eine aggressive Fahrweise sind 720 mm Lenkerbreite nicht ideal. Wird eine Passage technischer und verlangt der Trail nach einem bewussteren Fahren, lässt sich das Speedfox dank steifer Lenkzentrale aber souverän steuern und vermittelt das Gefühl, für fast alles bereit zu sein.
Fährt man alleine eine Tour, werden einen diese Sachen eher weniger stören: Man kommt mühelos bergauf – und sicher und zuverlässig fast überall hinunter. Nach einem Reifenwechsel (X-King wurden durch Specialized Butcher ersetzt) verschob sich der Einsatzbereich des BMCs zudem deutlich und ließ sich damit gut an die individuellen Bedürfnisse des Fahrers anpassen. Die Geometrie gibt auf jeden Fall viel her!
Test: BMC Speedfox SF02 – das Fazit
Das Ziel, die Lücke zwischem dem Trailfox und Fourstroke zu schließen, ist BMC mit dem Speedfox definitiv gelungen. Deutlich potenter als ein XC-Fully in der Abfahrt, aber wesentlich vortriebsstärker in Anstiegen als das Trailfox, platziert sich das Speedfox gut im Segment der Trailbikes. Bei der verbauten Ausstattung geht der Einsatzbereich aber eher in Richtung XC, was für Schweizer sicherlich von Vorteil ist – müssen sie doch für fast jede Abfahrt erst viele Höhenmeter hochtreten. Wem das XC-Bike zu wenig Reserven bietet, das Endurobike aber zuviel des guten ist, der trifft mit dem Speedfox eine super Wahl.
Pro:
- Im Test das stärkste Bike bergauf
- Geometrie bietet viele Reserven
Contra:
- verbaute Teile limitieren den Einsatzbereich
- Kette klappert extrem laut (optional wird eine leichte Kettenführung angeboten)
Alle Details zum Bike und Test
BMC Speedfox Ausstattungsvarianten
speedfox 01 | speedfox 02 | speedfox 03 | |
---|---|---|---|
Rohrsatz | Carbon / Carbon | Carbon / Alloy | Alloy / Alloy |
Gabel | Fox 34 Float Factory Series FIT4 Kashima 130mm | Fox 34 Float Performance Series 130mm | Fox 34 Float Performance Series 130mm |
Dämpfer | Fox Float Factory Series DPS Kashima Remote | Fox Float Performance Series 3-Pos DPS | Dämpfer Fox Float Performance Series 3-Pos DPS |
Gänge | 2x11 | 2x11 | 2x10 |
Kurbelsatz | Shimano XTR FC-M9020 34-24T | Shimano XT FC-M8000 Double 34-24T | Shimano FC-M627 36-22T |
Kassette | Shimano XTR CS-M9000 11spd 11-40T | Shimano XT CS-M8000 11 spd, 11-40T | Shimano CS-HG81 10spd 11-36T |
Kette | Shimano XTR CN-M900 | Shimano XT CN-HG700 | Shimano CH-HG54 |
Umwerfer | Shimano XTR FD-M9020-D | Shimano XT FD-M8020-D, Side-Swing | Shimano FD-M618 |
Schaltwerk | Shimano XTR RD-M9000-GS Shadow+ | Shimano XT RD-M8000-GS Shadow Plus | Shimano XT RD-M786-GS |
Schalthebel | Shimano XTR SL-M9000-I | Shimano XT SL-M8000-I | Shimano Deore SL-M610 |
Bremsen | Shimano XTR BL/BR-M9020 Trail 180/180mm | Shimano XT BL/BR-M8000 Trail 180/180mm | Shimano SLX BL/BR-M675 180/180mm |
Lenker | BMC MFB 01 720mm Carbon | BMC MFB 02 720mm | BMC MFB 03 720mm |
Vorbau | BMC MSM 02 | BMC MSM 02 | BMC MSM 03 |
Sattelstütze | RockShox Reverb Stealth | RockShox Reverb Stealth | BMC MSP 03 |
Sattelstütze | Fizik Gobi M5 K'ium | Fizik Gobi M7 | Fizik Gobi M7 |
Laufräder | DT Swiss XM 1501 Spline ONE | DT Swiss M1700 Spline | Shimano HB-M618 / DT Swiss 483d |
Reifen | Onza Canis C3 29x2,25 / Ibex FRC120 29x 2,25 | Onza Canis C3 29x2,25 / Ibex FRC120 29x 2,25 | Onza Canis C3 29x2,25 / Ibex FRC120 29x 2,25 |
Farbe | Yellow | Stealth Black | Lime |
BMC Speedfox Geometrie
Größe | X-Small | Small | Medium | Large | X-Large |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohrlänge | 390 mm | 420 mm | 460 mm | 500 mm | 530 mm |
Reach | 395 mm | 415 mm | 435 mm | 455 mm | 475 mm |
Stack | 598 mm | 602 mm | 607 mm | 612 mm | 616 mm |
Lenkwinkel | 68,5° | 68,5° | 68,5° | 68,5° | 68,5° |
Sitzwinkel | 74° | 74° | 74° | 74° | 74° |
Oberrohrlänge (horizontal) | 566 mm | 588 mm | 609 mm | 630 mm | 652 mm |
Hinterbaulänge | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Radstand | 1105 mm | 1127 mm | 1149 mm | 1171 mm | 1192 mm |
Tretlagerhöhe | |||||
Tretlagerabsenkung | 35 mm | 35 mm | 35 mm | 35 mm | 35 mm |
Überstandshöhe | |||||
Steuerrohrlänge | 90 mm | 95 mm | 100 mm | 105 mm | 110 mm |
Alle Trailbike-Tests:
- 29″ Trail-Bikes 2015 – Vergleichstest: die nächste Generation Alleskönner?
- Trailbike Vergleichstest: Banshee Phantom – Highspeedballermaschine
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- 29″ Trail-Bikes 2015 – Vergleichstest: Fazit und Testsieger
Weitere Informationen
Website: www.bmc-switzerland.com
Text & Redaktion: Thomas Fritsch, Johannes Herden, Thomas Paatz | MTB-News.de 2015
Bilder: Jens Staudt
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