Hallo, liebe MTB-News.de-Leser!

Seit dem World Cup in Val di Sole ist viel Wasser den Bach hinuntergeronnen und auch so einiges passiert. Nach Platz 4 beim Heim IXS Cup in Leogang folgten ein dritter Platz im Spizak IXS und einige Wochen, wo es im Training nicht so lief, wie man es sich halt wünschen würde.

Es folgten die Vorbereitungen für die Heim-Staatsmeisterschaft in Schladming, wo ich im letzten Jahr eine empfindliche Niederlage einstecken musste. Dieses Jahr stand die Revanche an – wieder ÖM in Schladming und bumm, diesmal war es dann überhaupt nur Platz 4! Nach 6 Jahren in Folge, wo ich vier Mal den Titel holen konnte und mich zwei Mal-Vize Staatsmeister nennen durfte! Ich muss sagen – ich war schon etwas am Boden.

Das Wochenende drauf folgte der Nordketten Downhill Pro in Innsbruck, es ging auf der steilen, engen und unglaublich rutschigen Strecke um 5.000€ Preisgeld! Im Training habe ich mich so locker wie schon lange nicht mehr am Bike gefühlt und war bereit fürs Rennen. Wiederum kam es ein wenig anders, Sturz und ein erneuter vierter Platz. Die Geschichte des Rennens schrieb aber Benny Burner: der Local zeigte uns World Cup-Fahrern wie man auf dieser Strecke richtig fährt, brennte uns alle auf und holte sich verdient den Siegerscheck! Meine Freunde zu Hause hatten nach meinem „vierten vierten“ Platz in dieser Saison schon einige Späße auf Lager…

Dann war aber endlich wieder World Cup-Zeit angesagt und es ging mit dem Teambus nach Andorra! Ganze zwei Tage dauert die Anreise, aber mit unserem Bus fühlt man sich ein wenig wie ein Rockstar. Doppeldecker mit Schlafkabine, Couch mit Fernseher und Playstation, Kühlschrank, Herdplatte usw. Es fehlt einem an nichts und so verging die Zeit auch recht schnell!


# Markus im Fahrerlager in Vallnord

Trackwalk stand kurz nach der Ankunft am Programm und wir bekamen eine extrem geile Strecke präsentiert. Anfangs flach und sogar ein wenig bergauf, dann wurde sie aber immer steiler und steiler. Ich denke das war das Steilste, was wir im WC je gefahren sind. Ich wusste, dass mir sowas liegt – aber was auch immer der Grund an diesem Wochenende los war, die innere Freude aufs Fahren war nicht da, und die braucht man, um schnell zu sein. Ich versuchte mein Bestes, aber das Gefühl für „Fullmoto Wide open“ wollte einfach nicht kommen. Die Folge war ein zu braver Quali-Run auf Platz 31. Im Ziel war ich nicht einmal müde, da lief was falsch.


# Gleiche Stelle – einige Sekunden langsamer: Markus Pekoll wird am Ende 31. in der Qualifikation.

Am Abend sah ich mir die Videos unseres Filmers an und es bestätigte mein Gefühl, vom Set Up her zu weich zu sein – und entschied mich, dass ich dieses viel härter fahren muss. Auch die Reifenwahl war schon lange nicht mehr so schwer. Fährt man Spikes voll oder gecuttet, Trockenreifen vorne und hinten, oder nur vorne? Was ist einem lieber? Weniger Rollwiderstand im oberen Teil, dafür umso härter das Bremsen um unteren Teil aufgrund zu wenig Grip. Je mehr aber die Strecke abtrocknete, entschied ich mich für die Magic Mary von Schwalbe. Der Luftdruck lag auf dieser Strecke mit 1.65 Bar vorne und 1.9 hinten deutlich unter dem, was ich in Fort William oder Val di Sole gefahren bin.

Am kurzen Samstagstraining fühlte sich das härtere Fahrwerk gleich viel besser an, jedoch war nach einer Fahrt Schluss. Ich fuhr mit viel Kompression in einen Anlieger und beleidigte einen Zwischenrippenmuskel: Tief Luft holen, Husten und jede Kompression auf der Strecke fühlten sich wie Messerstiche an. Ich stoppte das Training und ging dafür am Abend nochmal die unglaublichen 700 Höhenmeter hinunter, um mir die Linien anzuschauen. Zum Vergleich: die ehemalige WC Strecke in Schladming hat ca. 550 Höhenmeter.

Renntag: Mein beleidigter Muskel entschied sich nach einer Behandlung am Vortag von unserem Teammasseur Martin Newhill, dass er sich wieder in Ordnung fühlt – so war das Problem Gott sei Dank nicht mehr so schlimm. Dafür verwandelte Regen am Morgen die staubtrockene Strecke für kurze Zeit in einen Eislaufplatz. Der Wolkenbruch war aber nur von kurzer Dauer und so war die Strecke alsbald wieder trocken. Mein Gefühl am Bike war jedoch furchtbar schlecht! Wie am Anfang beschrieben liebe ich solche Bedingungen eigentlich! Gut, dachte ich mir, im Rennlauf wird’s schon wieder passen.


# Markus lässt es laufen

Kurz vor dem Rennen war ich dann von mir selbst überrascht. Die ganzen letzten Tage kämpfte ich um mich ordentlich zu motivieren, schaute, dass ich irgendwie locker werde und mich an meiner Aufgabe erfreue. Ich war auf einmal voller Motivation fürs Rennen und war richtig geil drauf Gas zu geben. Tja, Übermut tut selten gut, und nach einem Startsprint, wo selbst Cavendish schlecht ausgesehen hätte, wäre ich in Kurve 1 fast im Baum gelandet. Ich musste vor dem Bergaufstück bremsen und so war ungefähr mein ganzer Rennlauf. Mein Bike fühlte sich super an, ich machte aber schrecklich viele Fehler und am Ende stand ein 31. Platz zu Buche. Mehr war nach so einem Wochenende auch nicht zu erwarten…

Wenn ihr bis jetzt durchgehalten habt und noch immer am Lesen seid, wird sich so mancher gedacht haben – was ist mit dem los, negativer und lustloser geht’s kaum noch! Ich habe bewusst so geschrieben und einfach wiedergegeben, wie die letzten Wochen so für mich waren. Das erste Mal in meiner Karriere war es soweit, dass aus irgendeinem Grund ich in einem gewissen Trott gelandet bin und die Sache nicht mehr genossen habe.

Wie heißt es so schön: nur was man gern macht, macht man gut! Aus diesem kleinen Tief gilt es jetzt herauszukommen und die Sache wieder mehr zu genießen. Ich habe es oft von anderen Sportlern gehört, die sagten, dass ihnen der Spaß fehle und sie es als Arbeit ansähen. Ich dachte mir immer – das kann doch nicht sein, du hast den geilsten „Job“ der Welt! Tja, jetzt bin ich selber so weit. Also schnellstmöglich umschalten, genießen und positiv denken.

Nach dem nächsten Weltcup in Canada lasse ich euch wissen wie die Sache so funktioniert hat… :-)

Markus

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Bilder: Colin Meagher

  1. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    Tja - dafür das es so beschissen gelaufen ist -ist doch Platz 31 ziemlich gut oder?
    Gut finde ich auch das Markus über das Setup redet. Ist immer interessant.
    Schlecht ist das Ergebnis keineswegs, aber nach Rang 10 und 14 in den ersten beiden World Cups kann ich nachvollziehen, dass er nicht so zufrieden ist...aber angesichts der Bedingungen ist ein Platz 31 wirklich nicht verkehrt.
  2. benutzerbild

    hetorider

    dabei seit 08/2012

    Wirklich schön was von einem richtig schnellen World Cup Rider so offen und ehrlich zu lesen! Die Motivation kommt bestimmt wieder smilie

  3. benutzerbild

    disdof

    dabei seit 09/2007

    Finde die Berichte von Markus auch sehr interesssant. Und das Motivationloch ist vielleicht auch durch die extrem heißen Temperaturen derzeit zu erklären smilie Bei mir ist auf jedenfall so ...puh schwitz

  4. benutzerbild

    BigAirBetty

    dabei seit 05/2009

    Ich kann nur sagen, sehr sehr informativer gut geschriebener Beitrag. Vielen Dank hierfür... Und zum Thema Spass am "Job" verloren zu haben. Das geht definitiv mit dem ersten Erfolg wieder weg. Also Kopf hoch, Arschbacken zamme und ruff auf's Podium! smilie

  5. benutzerbild

    shape

    dabei seit 09/2007

    Kompakt und ehrlich, dazu noch informativ! Danke hierfür....

    Mein Job macht auch nicht immer nur Spass und sogar die Reichsten der Reichen sind manchmal auch arm dran smilie

    das Bike mal 3 Tage stehen lassen und was anderes machen, dann geht das wieder wie von alleine mit dem Spaß smilie

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