Normalerweise berichte ich an dieser Stelle über gute Platzierungen, Podiumsplätze und richtig geile Raceaction. Viele beneiden uns dann, weil wir ein geiles Leben auf den Rennstrecken dieser Welt führen und nur für unseren Sport leben. Beim ersten World Cup in Punta Ala gab es leider nichts davon für uns und deswegen werde ich euch diesmal einen Einblick in den unangenehmen Teil des Sportlerlebens geben, und zwar Wochenenden an denen gar nichts läuft, wenn sich das monatelange Training mal nicht auszahlt, man mit gesenktem Haupt die Heimreise antritt, um dann am Dienstag doch wieder weiter zu trainieren. 

Bevor mein Teamkollege André mich Mittwochs Mittags zuhause abholte, stattete ich der örtlichen Apotheke noch einen kleinen Besuch ab. André und ich waren beide noch erkältet und wollten möglichst schnell wieder gesund werden. Nachdem ich die Anti Doping Liste der Nada genau studiert hatte fielen die richtig harten Hustensäfte schon mal raus und am Ende blieb nur noch der Salbei Tee und ein Pflanzlicher Hustensaft als letztes Heilmittel übrig. Ich denke, letzteren hätten wir vom Wirkungsgrad auch durch einen Grappa ersetzten können. Man glaubt gar nicht, wo Doping schon anfängt, mit Aspirin Complex und Gripostad ist man auf jeden fall schon Positiv bei einem etwaigen Test. Mit einem Hauch von Salbei bestritten wir also die ca. 10 stündige Reise in die Toscana, um beim ersten Rennen der Enduro World Series an den Start zu gehen.

Mit der Erkältung hatten wir noch das kleinere Übel am Hals, unser Teamkollege Gusti Wildhaber war schon früher nach Punta Ala angereist, hatte sich beim Training auf der Strecke bereits die Hand und eine Rippe gebrochen und somit sein Rennen schon am Montag beendet.

Donnerstags starteten wir mit dem Training auf den Stages, zu unserer Verwunderung trafen wir fast niemanden mehr auf der Strecke, was wohl daran lag das die meisten Fahrer schon zuvor auf den Strecken Trainiert hatten und wir mit einer handvoll anderen sozusagen die Trainingsnachhut bildeten. Während der Salbei Tee mich nahezu geheilt hatte, musste André das erste Training nach wenigen Metern bereits abbrechen.


# André Wagenknecht hatte noch mit seiner Erkältung zu kämpfen

Nach der ersten Trainingsrunde wurde uns sofort klar das es hier in Italien anders zu Sache ging als zu Hause. Stage vier und fünf waren inkl. Transfer Etappen etwa so lange wie in Treuchtlingen das ganze Rennen.


# Ludwig Döhl und Petrick Brückner: gute Laune im Regen

Im weiteren Verlauf des Tages machte sich im Shuttlewahnsinn auf Stage eins, zwei und drei leichte Überforderung bei mir breit. Konnte ich mir bisher immer alle Rennstrecken mit nur einem Trainingslauf sehr gut einprägen, setzten die Streckenlänge und eine zum verwechselnd gleiche Optik der Strecken meinem Hirn die Grenzen.


# Entweder dichter Wald oder ein Steinhaufen, optisch nur sehr schwer einzuprägen.

Auch nach dem zweiten Trainingsrun am Freitag konnte ich mir nur die krassen Schlüsselstellen einprägen, alles andere musste mehr oder weniger auf Sicht gehen. Der Shuttleverkehr gipfelte Freitags übrigens in einem auf der Beifahrertüre liegendem Pick up. Beim Training haben die Italiener ebenfalls eine andere Auffassung vom Enduro als wir. Shutteln ist dort ganz normal und zwar in einem Ausmaß welches jedes DH Rennen in den Schatten stellt.


# Shutteln mit Schräglage

Samstags relaxten wir am Morgen in unserer Wohnung. Das gute an Wochenenden, an denen nichts läuft ist – man weiß es meistens erst am Sonntag Abend. Und so hatten wir (Petrik Brückner, Nicolas Lau, André und Ich) dennoch eine Menge Spaß in unserer freien Zeit.

Doch beim Prolog bekamen wir schon den ersten Denkzettel verpasst. Die Top Jungs brummten uns deutschen Fahrern in der Gesamtheit ca. 6 Sekunden auf, bei einer Streckenlänge von lediglich 44 Sekunden.


# Ein dauer-gutgelaunter Robin war selbst beim Regen hoch Motiviert

Petrik flippte beim anschließenden Abendessen in unserer Wohnung deswegen fast aus, konnte sich aber dadurch anscheinend ganz gut Motivieren. Denn letztendlich bestritte er das gesamte Rennen als bester deutscher landete auf Platz 41 und konnte sich als einziger von uns Punkte sichern.


# Ost-West Integration: Trotz schlechtem Ergebnis selten schlechte Laune

Nico zerstörte nach einem fünften Platz beim Prolog seine Podiumshoffnung Sonntags bereits auf Stage eins. Bei einem brutalen Sturz vernichtete er sein Vorderrad und konnte das Rennen nur noch unter ferner liefen bestreiten. Ich fand eigentlich einen guten Rhythmus, musste aber feststellen das mit einem guten Rhythmus leider nichts zu holen war.

# Alex Lupato nutze seinen Heimvorteil und lieferte eine solide Leistung ab. PS: wer findet Robin?

Bei einem Worldcup musst du schon auf Attacke fahren wenn du was reissen willst. Gesagt getan, auf Stage drei ging ich mit aggressiven Fahrstil in den Wald, das einzige was ich dabei riss war mein Trikot bei zwei Stürzen. Auf Stage vier konnte ich einmal eine gute Leistung runter bringen, was aber am vernichtenden Gesamtergebnis nichts mehr änderte. Ich landete auf Platz 62.

André kämpfte während des gesamten Rennens mehr mit seinem Husten als mit der Strecke und landete auf Platz 81.
Alle deutschen Fahrer ließen den Tag dann locker am Meer ausklingen und fachsimpelten. woran es wohl lag das die anderen so viel schneller waren.

# Geiler Ausklang

Das Ende vom Lied war, dass wir einfach noch mehr trainieren müssen, und auch wenn wir den ganzen Montag noch mit gesenkten Haupt nach Hause fuhren hatte das Rennen in Punta Ala wenigstens etwas gutes: Wir motivierten uns im Auto wieder gegenseitig so gut das jeder von uns bereits Dienstags wieder auf dem Rad saß um den Rückstand aufzuholen.

Cube Action Team in Punta Ala – Video von Wolfgang Watzke

CUBE Action Team Enduro World Series Punta Ala von Thomas – mehr Mountainbike-Videos

  1. benutzerbild

    Merkur

    dabei seit 02/2009

    seh hier keine knackigen Mädels, sondern nur Regenwolken....

  2. benutzerbild

    Hurzelwurzel

    dabei seit 12/2011

    Guggst Du Video... finden Du wirst! smiliesmilie

  3. benutzerbild

    Honigbrot

    dabei seit 08/2012

    Wenn alle "Verlierer" so einen Bericht schreiben haben die Depris richtig viel zu lesen

    Ich vertsehe den Bericht nicht wirklich. Andere waren halt besser

  4. benutzerbild

    Deleted 8566

    dabei seit 12/2015

    Weil sonst immer nur vom Siegen berichtet wird, obwohl es im Sport mehr ums Verlieren geht.

  5. benutzerbild

    Merkur

    dabei seit 02/2009

    Genau. Sieg und Niederlage - wie im "richtigen" Leben. Deswegen natürlich schade für die "Verlierer", aber halt auch ganz normal und damit ziemlich weit entfernt von "dunklen Seiten" bzw einem besonders bemitleidenswerten Geschehen...

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