So sollte es dann für die Jungs auch kommen. Am Abend vorher noch schnell die Bikes Raceready gemacht und wichtige Fragen geklärt wie: Fahren wir mit Knieschonern? Was muss man auf einer Etappe eigentlich mitnehmen? Beide konnte man schließlich lösen. Neben zwei Schläuchen, genug Ersatzkartuschen und Reifenflickmaterial war vor allem das am Vorabend gemalte Höhenprofil von der XCO-Teamkollegin Anne hilfreich, spätestens wenn es um die Frage geht, wann der nächste Anstieg kommt. Knieschoner blieben übrigens zu Hause, schließlich verlieren die Enduristi ihre Zeit tendenziell eher bergauf.
Die Nervosität vor der ersten Etappe lag in der Luft und schon bei der 15 minütigen Zugfahrt nach Zermatt wurde die Konkurrenz genau beleuchtet. Warum fahren die mit einem XCO Fully? Am Ende stellten sich die schweizer Konkurrenz als Teilnehmer des „normalen“ Swiss Epic heraus und Michal konnte weiter seiner Morgengymnastik im Zug nachgehen …
Die Reise ging von Zermatt aus mit mehreren Gondeln auf das 3104 m hohe Rothorn, dem gleichzeitig höchsten Punkt des ganzen Rennens. Ganz schön schwer wenn man früh um 08:30 feststellt, dass die insgesamt 2h Anreise zum Start kaum mehr zu schaffen ist. „Michal, we have to leave in two minutes.“ Die Antwort war deutlich: „And if we take the train, in 32?“ Frühstück verlängert und den Morgensport vertagt. „We will warm up, up there.“ Nicht dass es die Endurofraktion weniger ernst nehmen würde, denn nach dem Rennen liegen auch diese Kollegen auf der Blackroll und wissen genau was sie schnell macht, aber die Herangehensweise ist doch manchmal pragmatischer. Zum Glück hatte es auf der Mittelstation auf 2200 m noch fast 20°, die zu erwartenden Frostbeulen blieben also am ersten Tag aus.
Das Rennen verlief für die Kollegen überraschend gut. Platz zwei hieß es am Ende und unser tschechischer, ehemalige 4X-Weltmeister musste mehr leiden als ihm lieb war: „Ich bin an 45-sekündige Rennen gewohnt, 1,5h ist wirklich hart für mich.“ Ganz so schlimm war es dann doch nicht, denn nach 1:07:04 war alles erledigt und der Rückstand auf die Tagessieger hielt sich mit 3:30 auch noch im Rahmen. Für Tobi lief es heute hervorragend und er konnte den Tag etwas mehr genießen als sein Teamkollege: „Das RIOT war perfekt und Martin hat einen Top Job gemacht, am Ende haben wir das Rad eigentlich heute getestet. Ich hatte etwas bessere Beine als Michal und konnte deshalb auch erholter in die Downhills gehen und somit meinen Nachteil, den ich ihm gegenüber eigentlich habe, ganz gut kompensieren.“
Das wichtigste für beide: Prolog gut überstanden, gleich ein Podium geholt und ohne Probleme durchgekommen. Doch die wichtigste Frage, wer ist jetzt eigentlich schneller? Boys or Girls? Dafür mussten wir ein paar Stunden warten, den die Startzeiten lagen über 3h auseinander.
Dass auf dieser Etappe die Zeiten nicht weit auseinander liegen würden, war von Anfang an klar. Aber genau das hat uns bei diesem Projekt interessiert. Wie knapp die Zeiten nach über eine Stunde Fahrzeit am Ende beieinander lagen, hat uns dann aber überrascht, doch der Reihe nach…


Bei den Damen startete der Tag gegen Mittag und die Info von den Teamkollegen war schon vorher: „dusty and slippery“, so sollte es dann auch sein. Anne beschrieb den Tag in wenigen Worten mit „gut, gut, gut, Scheiße, gut, Scheiße, Scheiße, Scheiße.“ Damit war alles gesagt, wenn auch das Knie den ersten Tag überstanden hat, so machten sich die zwei Wochen ohne Rad doch bemerkbar und die Intensität war im ersten Anstieg noch etwas zu viel: „Ich habe wirklich gelitten und mein Körper war wohl etwas überrascht, dass er sich wieder anstrengen muss, aber dann habe ich das morgen schon nicht mehr vor mir. Hoffentlich.“ Lisi ging es währenddessen ähnlich wie Tobi: „Anne fuhr in den schnellen Abfahrten voraus, im Anstieg bin ich dann nach vorne. Ich bin froh, dass Annes Knie gehalten hat und freue mich auf die nächsten Tage, denn die Trails und der Ausblick hier sind wirklich der Hammer!“
Nach einer Stunde stand am Ende eine Zeit von 1:08:32 auf der Uhr. Das heißt nach, +550 Hm / -2000 trennten die beiden Teams 1:28 Minuten. Von wem sollen wir jetzt beeindruckter sein, von Endurofahrern, die scheinbar doch bergauf fahren können oder XCO-Ladies die mit Hardtails doch recht zügig bergab fahren? Am Ende bleibt nur festzuhalten, jeder sollte auf seine Weise am Mountainbiken Spaß haben und immer genügend Respekt vor allen anderen mitbringen.

Platzierungen des Tages Swiss Epic
Herren
1. | BMC Mountainbike Racing Team I | Lukas Flückiger Reto Indergand | 51:37,9 |
2. | Centurion Vaude | Daniel Geismayr Jochen Käss | 53:00,6 |
3. | Wheeler Pro Team | Fabian Paumann Martin Gujan | 53:04,9 |
Damen
1. | Stöckli Pro Team | Jolanda Neff Alessandra Keller | 1:00:57,0 |
2. | Team Spur Ötztal | Corina Gantenbein Ariane Kleinhans | 1:04:09,4 |
3. | Wheeler / Rocky Mountain | Esther Süss Hielke Elferink | 1:06:10,1 |
Platzierungen des Tages Swiss Epic Flow
Herren
1. | fusion-world.ch | Anthony Mayr Samuel Kummrow | 1:03:33,7 |
2. | GHOST FACTORY RACING RIOT | Tobias Müller Michal Prokop | 1:07:04,5 |
3. | Ride Flow | Alex Fiva Nevin Galmarini | 1:09:42,6 |
Damen
1. | fusion-world.ch * Santa Cruz | Nadege Vetterli Jeanette Mayr | 1:19:24,4 |
2. | NORTHLANDS CLINIC/SCOTT | Dani Storch Cathy Zeglinski | 1:19:46,4 |
3. | PERSKINDOL | Katariina Laakkonen Martina Aitolehti | 2:24:58,8 |
Auf in einen neuen Tag, bei dem mit 95 km / 2900 Hm (Flow 78 / +1600 / -4100) wohl alle die Hosen herunterlassen müssen.
Das Video zum Prolog
Fotos





Alle Artikel zum GHOST Factory Racing Team beim Swiss Epic 2016:
- Blog – GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic #1
- Blog – GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Prolog
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 1 – „We almost died“
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 2 – Die Revanche!
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 3 – Die Königsetappe
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 4 – Der Wetterumschwung
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 5 – Das eiskalte Finale
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