Es ist, als hätte sich der internationale Rennzirkus gerade erst getrennt und dennoch sind bereits sechs Monate vergangen, als wir uns wieder mit unseren Freunden aus aller Welt im neuseeländischen Sommer treffen. Dazwischen ist viel Schweiß geflossen, doch trotzdem sind wir bis zum ersten grossen Rennen unsicher, ob sich der Fleiß auszahlt.
Um die Winterstarre abzulegen und um uns perfekt auf unsere Bikes einzustellen sind wir bereits etwas früher aus dem Winter abgereist, damit wir befreit vom Jetlag und mit gutem Selbstvertrauen auf dem Bike in die Saison starten können. Am Sonntagabend vor dem Rennen werden die Tracks für das Eintages-Rennen im Whakarewarewa Forest bekannt gegeben; sieben Stages, 65 Kilometer und rund 2000 Höhenmeter. Wir sind überrascht, dass die erste Runde in diesem Jahr bereits solche Fakten aufweist!
Am Freitag startet endlich das langersehnte Training zum Rennen, alle Fahrer scharren buchstäblich mit den Hufen, um endlich in die Gänge zu kommen. Wir brechen bereits um 8 Uhr in der Früh auf, damit wir sicher genug Zeit haben, um die Stages genau zu inspizieren. Etwas übermotiviert wie es scheint, denn wir haben es ausgelassen, dabei noch den Wetterbericht zu berücksichtigen. So fahren wir die erste Strecke im strömenden Regen und bleiben auch den Rest des Tages nass. Caro beeindruckt mich derweil mit ihren „Wurzelbezwingungs-Künsten“ – wo sie sonst in nassen Bedingungen eher die Nerven verliert, überzeugt sie mich mit ihrem leichtfüssigen Wurzeln-überspringen. Der Schauer am Morgen macht die Strecke zwar stellenweise recht nass, aber mit unserer Maxxis Minion Bereifung lässt sich das Ganze noch gut bewältigen.
Am zweiten Trainingstag lassen sich zu unserer Zufriedenheit einige Höhenmeter mit dem Shuttle zurücklegen. Die zwei übrig bleibenden Abfahrten überzeugen uns mit einer abwechslungsreichen Charakteristik, dazu zeigt sich sogar noch die Sonne. Dennoch schauen wir immer wieder nervös auf den Wetterbericht, für den Renntag schaut es nicht so rosig aus. Wir hoffen auf das Beste, sind aber auf alles gefasst.
Just als wir von der prunkhaften Crankworx Bühne rollen, fängt es an zu tropfen und die herannahende schwarze Wetterfront schaut auch nicht nach einer baldigen Wetterbesserung aus. Schon bevor wir überhaupt in die erste Wertungsprüfung starten, stehen die Schleusen am Himmel offen. Wir sind froh, denn wir haben beide vorne noch auf einen Schlammreifen gesetzt (Shorty), trotzdem habe ich nach Überstehen der ersten schwierigen Passage zu wenig Grip auf dem Vorderrad und falle darauf hin die Böschung hinunter. Bis ich wieder oben bin, fällt schon die hinter mir gestartete Isabeau Courdurier in mich hinein.
Im Ziel der Etappe bleibt uns nicht viel Zeit um über unsere Fehler zu diskutieren, die Transfers sind eng gehalten und wir machen uns besser gleich auf den Weg. Die allgemeine Stimmung unter den Frauen ist gedämpft, man könnte es als ein stilles gemeinsames Leiden betiteln. Energie, um ein nettes Wort an die Fahrerinnen, die arg zu kämpfen haben, zu richten, haben aber alle noch.
Als wir nach drei Abfahrten die ersten Zwischenzeiten erhalten, bin ich nicht erstaunt, dass Caro mit einigem Abstand vor mir liegt. Sie ist immer noch voller Tatendrang, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mich an diesem Rennen in Grund und Boden fahren wird. Meine Laune verschlechtert sich mit meinen zunehmenden starken Rückenschmerzen.
Diese sind beim Zwischenstopp in der Techzone so stark, dass ich kaum mehr gerade stehen kann. Die aufmunternden Worte der Betreuer und Caros „Los Anita, weiter fahren!“ halten mich aber davon ab das Handtuch zu werfen, schließlich liegen nur noch zwei Abfahrten vor uns. Vor allem auf die sechste Wertungsprüfung freuen wir uns, diese führt über den Downhill-Kurs und beinhaltet neben vielen Highspeed Sektionen auch noch ein spaßiges Gap.
Den Weg zur finalen Stage bewältigen wir in unserer angestammten Gruppe: Ines Thoma und Cécile Ravanel. Mit dem Ausblick auf die erlösende Zieldurchfahrt und genügend Zeit, den Start der letzten Etappe zu erreichen, haben wir wieder mehr zu lachen. Dieses EWS-Rennen bleibt uns in Erinnerung. Wahrscheinlich weniger durch das gute Resultat (3. Rang), das ich dabei trotzdem heraus fahren konnte, mehr als apokalyptisches Enduro-Marathonrennen mit allzeit tiefen Matsch-Rinnen.
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