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Blog – Gehrig Twins
EWS #2 Tasmanien – Tas-MANIA in Down Under

Hitze, Staub, Strände und unendliche Weiten gepaart mit kurrigem Wildgetier: So habe ich mir Australien vorgestellt! Derby, das kleine Kaff östlich von Launceston in Tasmanien, erfüllt wohl nur wenige dieser Kriterien. Zum Erhalt der Ortschaft hat sich die Region dem Mountainbiken verschrieben – ein massiver Aufschwung für die ehemalige Geisterstadt, die bei einem Naturunglück fast komplett ausgelöscht wurde. Die Biker haben dem Ort neues Leben und Perspektive eingehaucht und man merkt so richtig, das alle Leute hinter dem Event stehen und ihr ganzes Herzblut reinstecken.

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Wir sind beide aufgeregt, als wir uns auf Track Walk begeben, aber weniger wegen der Strecken sondern wegen dem unbehaglichen Gefühl, dass wir einer totbringenden Schlange oder Spinne über den Weg laufen würden. Bewaffnet mit einem Holzstock treffen wir aber nur auf unsere Rennfahrerkollegen und auf keine Wildtiere. Wir sind zufrieden, dass wir uns gegen unserer normalen Race Routine dafür entscheiden, einige der Stages abzulaufen, um Ausschau nach den besten Linien zu halten. Auf den kurzen Stages, bei denen mit einer Overall-Zeit von etwa 20 Minuten gerechnet wird, ist es von Vorteil, die schnellsten Linien bereits im ersten Trainingslauf zu kennen. Denn was sich uns an Stages zeigt, ist mehr als überzeugend: Technisch anspruchsvoll und sehr abwechslungsreich führen die Stages die nur rund 450 Meter hohen Hügel hinunter.

# Hier sind wir nun in Tasmanien, Australien - am anderen Ende der Welt!
# Bevor es losgeht mit dem Training wird erstmal entspannt - die lokalen Köstlichkeiten müssen natürlich probiert werden.
# Eat local: Wallaby-Burger stand auf dem Menü und schmeckt wie eine Mischung aus Wild und Rind - echt lecker!
# Flat White wie aus dem Bilderbuch …
# Die Stimmung unter den Enduro–Girls ist super - am Strand treffen wir uns zum gemeinsamen Chillen mit Katy Winton & Cécile Ravanel.

Schon am ersten Trainingsstag ist das liebevoll erstellte Event-Village mit großem Festzelt, zahlreichen Ausstellern und Essensbuden, Konzertbühne und Bierschenke am beben. Wir befahren an diesem Tag sechs der sieben Stages und sind über die Vielfalt mehr als glücklich. Wo Stage 1 noch relativ flach und flowig ist, ist bei der 2 schon im obersten Streckenteil Feuer im Dach: Rock Slabs, anspruchsvolle Sprünge inmitten von Felsen und „The Crack“, eine nur ein Meter breite Durchfahrt zwischen zwei hohen Felsblöcken. Die ganzen Felspassagen sind recht gut zu befahren, da der Stein eher sandig und grob ist. Die Trail-Passagen, die für das Renne neu angelegt wurden, fallen durch die trockenen Bedingungen schon arg auseinander. Stellenweise gleicht die Strecke bereits einem Sandkasten.

Am Samstag halten wir das Training kurz und befahren nur zwei Stages: Wir möchten uns für das Rennen frisch halten. Die ersten Regenwolken rollen bereits ein und wir müssen uns wohl oder übel damit abfinden, dass es am Renntag wieder nass werden könnte …

# Der erste Trainingstag fängt super an - wir fühlen uns sofort wohl auf den schnellen und technischen Stages. Foto: Sven Martin
# Die Stages haben es in sich - obwohl sie eher kurz sind geht es ganz schön ab!
# The Crack: Der Name ist Programm - die erste Durchfahrt brauchte etwas Überwindung.
# Kein Problem für Anita: Ellbogen einziehen und Luft anhalten.
# Nach einem Abflug im Training schaut es schlecht aus für Anitas Helm - Darth Vader lässt grüßen! Foto: Dave Trumpore
# Style-Punkte für Anitas Spoiler - Foto: Sven Martin
# Am Samstag Abend waren wir noch zuversichtlich, dass das Wetter gut wird - Sonntags sah es dann nicht mehr so gut aus … Foto: Dave Trumpore

Am Sonntagmorgen ist der prasselnde Regen im Bett liegend schon nicht zu überhören. Schade, es hätte uns nicht gestört zur Abwechslung ein trockenes Rennen zu haben! Zum Start klart es etwas auf und wir hoffen auf das Beste für den weiteren Tagesverlauf. Am Start der ersten Wertungsprüfung prasselt Starkregen nieder und sogar Blitz und Donner machen sich bemerkbar. Uns beiden gelingt auf der recht flowigen Stage ein solider Start und wir werden am Streckenrand massiv angefeuert. Die Massen bewegen sich aber in Richtung des oberen Teils der Stage 2, denn dort ist Spektakel garantiert. Caro gelingt trotz der stark veränderten Bedingungen eine fast makellose Fahrt. Ich habe einige Fehler drin, bin aber dennoch recht zufrieden. Der Transfer zur nächsten Etappe zieht sich lange hin, doch er führt ausschliesslich auf gebauten Biketrails durch den faszinierenden Wald. Beim Pit Stop nach der Stage erfahren wir die Zwischenresultate – Caro liegt auf Platz 3, hell yeah!! Ich weiß, dass ich alles geben muss um ihr hier die Stirn zu bieten, denn schon im Training hat sie ordentlich vorgelegt.

Am Start von Stage 4 kommt plötzlich Hektik auf: Cécile Ravanel kommt mit einem Plattfuss oben an und wir versuchen ihr auszuhelfen. Zusammen können wir den Defekt beheben und stehen alle rechtzeitig an der Startlinie. Die erste Gerade ist extrem schmierig und es gestaltet sich schwierig, den Flow zu halten. Durch die langsamen Manöver am Start merke ich erst in der Einfahrt des Rock Gardens, dass meine Hinterradbremse den Dienst streikt und gehe folglich hart zu Boden. Die Versuche, die Bremse mit Pumpen wiederzubeleben, scheitern – ich versuche (mehr schlecht als recht) trotzdem ins Ziel zu fahren. Fluchend und von beiden nach mir gestarteten Fahrerinnen überholt stehe ich im Ziel und merke, dass auch Caro in Rage ist. Mit Tränen in den Augen meint sie: „Ich hatte den verdammten Lauf meines Lebens und – zack! – wickelt sich mein Ersatzschlauch ins Vorderrad und ich versuche am Streckenrand, Herr der Situation zu werden.“ Mit einem Schmunzeln fügt sie hinzu: „Die fetten Sprünge habe ich gerade trotz der Misere gesendet – Send is life!“ Ich versuche sie aufzuheitern und überlege nicht einmal, ob ich mit meiner defekten Bremse aussteigen soll. Mit dem Ziel, keine Dummheiten zu machen und Unnötiges zu riskieren, rette ich mich irgendwie ins Ziel – bei weitem nicht immer auf meinem Bike, sondern laufend … Immerhin kann ich so einige Punkte für das Gesamtklassement mitnehmen.

# - Foto: Dave Trumpore
# Anita startet in den Renntag - der strömende Regen setzte im ersten Transfer ein und hörte bis zum Schluss nur kurz auf. Foto: Sven Martin
# Full Attack-Mode: Auf Stages, die nur rund 5 Minuten kurz sind, heißt es vom Start bis ins Ziel ALLES zu geben - Foto: Sven Martin
# Anita hat ab der dritten Stage mit Bremsproblemen zu kämpfen. - Foto: Dave Trumpore
# Auf der vierten Stage steigt die Hinterradbremse dann komplett aus.
# Caro hat die Fahrt ihres Lebens - mit Vollgas durch den Rock Garden. Foto: Sven Martin
# Ohne etwas Akrobatik-Künste auf dem Bike war da kaum ein Durchkommen …
# Der Schreckensmoment folgte leider kurz danach, als Caro realisierte, dass ihr Ersatzschlauch, der am Rahmen befestigt war, runtergefallen war und sich im Vorderrad verfangen hatte!
# So schnell kann es gehen - das war's mit den Hoffnungen auf's Podium. Foto: Sven Martin

Caro beendet die restlichen Abfahrtssektionen wieder in alter Stärke und kann trotz Debakel und horrendem Zeitverlust das Rennen auf Platz 7 abschließen. Das Rennen in Tasmanien hat ihr immerhin etwas gebracht: Nämlich die definitive Gewissheit, dass auch sie das Tempo hat, um auf dem Podium zu stehen! Es hat halt einfach noch nicht sein sollen …

# Trotz Pleiten, Pech & Pannen schafften wir es mit dem Team auf das Podium an dritter Stelle - Foto: Dave Trumpore
# Team-Mechaniker Mats bei der Arbeit - ein großes Dankeschön für den super Support geht an ihn und Ibis Cycles! Foto: Dave Trumpore
# Nach diesen 5 Wochen in Down Under brauchen alle Bikes mal zuerst eine komplett Renovation …
# Cheers Tasmanien, du hast unsere Erwartungen bei weitem übertroffen! - Weltklasse-Trails, unglaubliche Gastfreundschaft und wunderschöne Landschaften
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