Auch für dieses Jahr erwarten die Veranstalter des Black Forest Ultra Bike Marathons in Kirchzarten wieder knapp 5000 Fahrer, die bei acht unterschiedlichen Strecken an der Startlinie stehen werden. Dazu wird es auch wieder Rennen für die allerjüngsten Biker geben und auf einer Expo im Stadion des Zielbereichs kommt jede Sorte von Radfahrer auf seine Kosten. Allein diese Zahlen machen deutlich, dass solch ein großes Vorhaben gründlich geplant und professionell durchgezogen werden muss. Gerade bei einem Outdoor-Sportevent muss mit allem gerechnet und entsprechende Vorsorge getroffen werden. Unzählige freiwillige Helfer von verschiedenen Vereinen, auch nicht Radsportler, müssen unter einen Hut gebracht, Polizei und Rettungsdienste müssen informiert und aufgeteilt, sowie Landeigentümer, städtisch und privat überzeugt werden. Das alles ist nicht nur für die startenden Rennfahrer ein Marathon.

Vor wenigen Jahren stand der Ultra Bike Marathon kurz vor dem Aus. Nicht weil es an Interesse gemangelt hätte, sondern weil die Arbeit im Hintergrund zu kompliziert und nervenaufreibend war.
Um zu erfahren, was alles erledigt werden muss, dass alles möglichst reibungsfrei über die Bühne geht und die vielen Freiwilligen Jahr für Jahr bereitwillig mithelfen, haben wir uns mit dem Orgateam vom SV Kirchzarten in Person von Benjamin Rudiger unterhalten. Benjamin fuhr selbst über mehrere Jahre lang im XC-Bereich an der deutschen Spitze, bis im Jahr 2015 ein folgenschwerer Unfall sein Leben komplett veränderte. Mehr dazu in hier. Er ist dem Sport aber treu geblieben, hat die Seiten gewechselt und engagiert sich mittlerweile für die Organisation des größten deutschen Marathons.

Interview mit Benjamin Rudiger
MTB-News.de: Hallo Benjamin. Wie kam es denn dazu, dass du in das Organisationsteam des Ultra Bike Marathons eingetreten bist?
Benjamin Rudiger: Hallo MTB-News-Leser. Als Jugendlicher habe ich mehrere Sportarten ausprobiert, durch die DM, den Marathon und spätestens durch die WM hier in Kirchzarten hat mich das MTB-Fieber vollends gepackt. Durch das Radfahren konnte ich viel über mich lernen und hatte viele Privilegien. Nach meinem Unfall bekam ich aus der Szene auch extrem viel Unterstützung und das von Leuten, mit denen ich ja eigentlich nur Rennen gefahren bin. Der Ultra Bike war meine komplette Karriere über eine feste Größe und da will ich einfach etwas zurückgeben, damit auch andere so eine Chance bekommen wie ich. Seit drei Jahren ist der Veranstalter die Black Forest ULTRA Bike UG (Anm.d.Red.: haftungsbeschränkt) und ich bin ehrenamtlich der Vorsitzende.
Kommen wir zum Ultra Bike Marathon. Wie seid ihr aufgestellt und worin besteht deine Hauptaufgabe?
Die Organisation einer Mountainbike-Veranstaltung in der Größenordnung des Black Forest ULTRA Bike Marathon ist ohne ein optimal funktionierendes Team undenkbar. In regelmäßigen Sitzungen wird die Veranstaltung mit Teamgeist, großem Engagement und Liebe zum Detail vorangebracht. Die zahlreichen unterschiedlichen Aufgaben haben wir in einzelne Arbeitsbereiche, Kommissionen und Resorts aufgeteilt. Die acht Resorts sind an insgesamt 14 Leute vergeben. Da treffen wir uns alle drei Wochen, um uns gegenseitig auf dem Laufenden zu halten.

Das gesamte Orga-Team beträgt ca. 56 Leute. Das läuft aber alles super und die Leute sind eingespielt, denken selbst viel mit, sodass im großen Kreis drei Sitzungen pro Jahr reichen.

Alle die dabei sind, machen das ehrenamtlich – mit Ausnahme von drei Mini-Jobbern im Bereich Office und Teilnehmermanagement. Meine Hauptaufgabe besteht eigentlich darin, viel Werbung zu machen, damit der Enthusiasmus erhalten bleibt und wichtige Personen in einzelnen Bereichen wissen, was sie von dem großen Marathon haben.

Was steht am Event-Wochenende für euch selbst noch an?
Von der Planung her ist da schon das Allermeiste erledigt. Lediglich in unvorhersehbaren Fällen müssen wir da noch eingreifen. Viel zu tun haben dagegen unsere ca. 1650 ehrenamtlichen Helfer, davon 380 bei der Feuerwehr, die auch einen Großteil der Straßenabsperrungen übernehmen, alle Streckenposten von den verschiedenen Vereinen, das Catering und die Bergwacht, die teils ehrenamtlich, teils mit Bezahlung agiert. Wobei das eher die Unkosten selbst sind. Insgesamt muss man schon sagen, dass das Event in der Region sehr stark verwurzelt ist und für die meisten Vereine die Haupteinnahmequelle schlechthin ist. Das kommt dann wieder der Nachwuchsförderung zugute, egal ob MTB- oder Skiverein.

Vor einigen Jahren stand der Marathon auch einmal kurz vor dem Aus? Wie kam es dazu und wie sieht die Situation heute aus?
Die Kommunikation mit einigen Behörden ist recht schwer. Damals waren die Fronten dann verhärtet und der Weg vonseiten der Organisation, etwas durchzusetzen, war extrem und dadurch frustrierend. Mit dem neuen Team hat sich das dann ein wenig verbessert, durch sehr viele Gespräche, verbesserte Kommunikation und freundliches Herantreten. Doch immer noch haben wir viel Widerstand im Auerwild-Bereich, dem Naturschutz oder von privaten Grundstücksbesitzern. Das können wir auch sehr gut nachvollziehen und finden ihre Arbeit auch wichtig. Gerade für den Sport in der Region ist es da dann aber eben wichtig, sich an den Tisch zu setzen und eine gemeinsame Lösung zu finden, mit der beide Seiten gut leben können. Damit die Veranstaltung in diesem Umfang bestehen bleiben kann, müssen wir die politischen Würdenträger mit ins Boot holen und ihnen die Vorteile aufzeigen. Statt vom hohen Ross aus gemeinsam an Konflikte rangehen und bereden. Vermutlich klappt das ganze auch so gut, weil wir alle mit Begeisterung und ehrenamtlich dabei sind.

Bis vor 2 Wochen stand die Genehmigung vom Landratsamt für die Strecke noch nicht fest.
Für 2019 darf das Event jetzt stattfinden!
Die Naturschutzbehörde und die Forstwirtschaftliche Versuchsanstalt hatten dies bisher blockiert. Für 2019 darf das Event aber auf der aktuellen Strecke stattfinden. Für 2020 und die Folgejahre sind wir absolut gesprächsbereit, um gemeinsam mit den Behörden Streckenvarianten zu erarbeiten, welche dann möglichst alles Anforderungen genügen.

Wie sieht die Veranstaltung dieses Jahr aus?
Losgehen soll es mit der „ULTRA-Bike-Laufrad-Trophy“ am Freitag in der Fußgängerzone in Kirchzarten und dem „Kids-Cup“ am Samstag für Kinder/Jugendliche von sechs Jahren bis 15 Jahre. Dieses Jahr neu auch am Samstag der „Gravel Track“ 81 km und der „E-Bike Track“ 81/60 km auf der gleichen Strecke. Dann die Hauptrennen am Sonntag mit fünf Strecken „ULTRA“ 109 km und „Marathon“ 75 km ab Kirchzarten, „Power Track“ 80 km und „Short Track“ 39 km ab Hinterzarten (inkl. Shuttle) sowie der „Speed Track“ 52 km ab Todtnauberg (inkl. Shuttle).

An wen richtet ihr euch mit dem Event? Wen wollt ihr erreichen?
Für Teilnehmer von zwei bis 80 Jahren haben wir was im Angebot. Da jeder eine unterschiedliche Fitness oder Vorlieben aufweist, haben wir auch mehrere Strecken im Angebot. Das Ganze soll ein Event sein, mit dem jeder etwas anfangen kann – mit toller Atmosphäre wie in Fidle-Brugg oder dem Ziel im Stadium in Kirchzarten.


Die Strecken sind dabei auch bewusst fahrtechnisch nicht richtig schwer, sodass fast jeder mit ein wenig Übung auf dem Mountainbike teilnehmen kann. Eher die Anstiege und die Streckenlänge machen dann die Schwierigkeit aus.

Wie wollt ihr euch für die Zukunft aufstellen? Was können wir in ein paar Jahren erwarten?
Dieses Jahr haben wir neu das E-Bike Rennen aufgenommen, weil das eben der aktuelle Trend ist und wir vom Umfeld gehört haben, dass so etwas schon auch seine Daseinsberechtigung hat. Es gibt viele unterschiedliche Arten vom Radfahren und der Altersschnitt bei uns wird älter. Es als Rennen auszuschreiben finde ich aber eher unsinnig, da der Wettkampfgeist, die Chancengleichheit nicht gegeben ist. Aus diesem Grund wird es auch vorerst keine Zeitmessung geben. Wie im letzten Jahr wird es wieder ein Gravelrennen geben, aber diesmal auf einer veränderten Strecke und statt einem durchgehendem Rennen wird es drei Sektionen geben, die in Summe gewertet werden. Das Gelände ist für ein reines Gravelrennen einfach zu bergig. Ein Endurorennen mit dazu zunehmen haben wir uns auch einmal überlegt, aber dafür müssten wir dann nach Freiburg gehen, da es in Kirchzarten wegen des Naturschutzes einfach nicht möglich beziehungsweise zu aufwändig wäre.
Auf längere Sicht wollen wir wieder ein XC-Nachwuchsrennen dabeihaben oder sogar ein Bundesliga-Rennen. Mit Simon Stiebjahn bin ich regelmäßig in Kontakt. Zusammen mit Markus Bauer organisieren sie bereits ein Bundesligarennen in der Region und da könnte dann auch ein Austausch stattfinden.
Wenn du auf das letzte Jahr zurückschaust: Was war besonders gut und was schlecht?
Das 20-jährige Jubiläum war natürlich super und das Wetter hat perfekt mitgemacht. Die Ausrichtung der beiden Deutschen Meisterschaften war genial und schon bei der Sprint-DM am Freitag in der Innenstadt war eine super Stimmung. Im Großen und Ganzen hat alles super funktioniert und wir waren sehr zufrieden. Wirklich schlecht lief eigentlich nichts, da waren nur Kleinigkeiten.

Vielen Dank für die Einblicke hinter die Kulisse und viel Erfolg für dieses und die kommenden Jahre. Wie können Euch Interessierte am besten helfen, wenn Sie euch unterstützen wollen?
Sehr gerne! Am einfachsten selbst teilnehmen oder vorbeikommen und etwas zur guten Stimmung beitragen!
Daten und Fakten zum Event
- Erste Austragung 1997 (nach Deutscher Meisterschaft 1990, Welt-Cup 1992 und Weltmeisterschaft 1995)
- Jährlich rund 5.000 Teilnehmer an drei Tagen, dieses Jahr 21./22./23. Juni 2019
- Insgesamt rund 1.650 ehrenamtliche Helfer
- 23 Feuerwehren im Einsatz, gesamt rund. 380 Personen
- Rund 150 Helfer der Bergwacht im Einsatz
- Gesamtumsatz 2018: ca. 471.000 €
- Satzungsmäßig verankerte jährliche Überschussverwendung/Spende an die Nachwuchsarbeit des SV Kirchzarten mit Ziel 12.500 € p.a.
- Helfer-Ausschüttungen (2018) an Feuerwehren: ca. 10.000 €
- Helfer-Ausschüttungen (2018) an Vereine: ca. 54.000 €
- Aufwand Rotes Kreuz/Bergwacht (2018): ca. 21.000 €
Weitere Infos und Anmeldung
Weitere Infos und regelmäßige Neuigkeiten findet ihr auf der Homepage des Black Forest Ultra Bike Marathons. Falls ihr Lust bekommen habt euch anzumelden, so ist das zum Rennwochenende möglich. Direkt vor Ort oder günstiger per Online-Voranmeldung mit Direktlink.

Wer von euch ist beim Black Forest Ultra Bike Marathon mit am Start?
Kommentare
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Black Forest Ultra Bike Marathon: Was steckt hinter dem Riesen-Event?
Und für diejenigen, denen das immer noch nicht genug ist, gibt's ja auch noch die Salzkammergut Trophy

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