Wer an den Bikepark Schladming denkt, denkt vermutlich erst mal an die berühmte World Cup Downhill-Strecke, die ab der Mittelstation startet. Daher die gute Nachricht zuerst: An dieser hat sich so gut wie gar nichts geändert! Durch den Neubau des Lifts mussten zwar einige Stellen wie beispielsweise der berühmte Step-Up neu geshaped werden, insgesamt fallen diese minimalen Änderungen jedoch nicht ins Gewicht. Stattdessen wurde vor allem im oberen Teil zwischen Planai-Gipfel und Mitte Erde bewegt: Highlight für viele Bikepark-Fans ist sicherlich der Jumptrail mit einer Vielzahl an verschiedenen Tables, Doubles und Wellen.
Wer es gerne etwas gemütlicher angehen lässt, wird auf der neuen Flowline glücklich werden – anschließend kann man statt mit dem Lift auch einfach über einen frisch gebauten Uphill-Flowtrail wieder gen Gipfel aufbrechen. Üben kann man dort übrigens vor der Abfahrt erst mal in der Bike-Area. Ab der Mittelstation hat man dann die Wahl zwischen der World Cup-Strecke oder der roten Kessler-Line, von der der Jack Lumber-Northshore-Trail sowie der sehr leichte Fairy Trail abbiegen.

Viermal am Tag verbindet ein Shuttle-Bus mit Anhänger zudem den Bikepark Schladming mit den 10 km entfernten Reiteralm-Trails am Preunegg-Jet. Diese richten sich vor allem an Enduro und Trail-Biker und erfordern auch den ein oder anderen selbst getretenen Höhenmeter. Der Großteil der rot und blau gekennzeichneten Trails ist maschinell erstellt und bietet einen eher leichten Schwierigkeitsgrad – wer sucht, findet jedoch auch den ein oder anderen wurzligen Meter und ein paar ruppigere Passagen, in denen man die Bremse komplett offen lassen kann. Die am Gipfel gelegenen Junior-Trails mit Förderband und sogar mit Laufrad befahrbaren Strecken machen das Gebiet zudem recht familienfreundlich.
Wir haben die beiden Bike-Gebiete letzten Sommer gründlich für euch ausgecheckt – viel Spaß mit dem Spot-Guide. Wenn du noch nie in einem Bikepark warst, dann solltest du dir unbedingt unseren Bikepark Einsteiger Guide anschauen.

Bikepark Schladming
Anlaufpunkt für Besucher des Bikeparks ist die Talstation der Planai-Bahn am Ortsrand von Schladming. Für Neuankömmlinge gut zu wissen ist, dass sich neben einem Parkplatz und einem Parkhaus zwei Supermärkte, eine Drogerie, Sportgeschäfte sowie mehrere Hotels, Restaurants und Bars in der unmittelbaren Umgebung der Bergbahn befinden. Direkt nebenan liegt zudem ein Bikeshop mit Werkstatt und Verleih sowie die frisch gegründete Pekoll Bike School von Ex-World Cup-Profi Markus Pekoll. Der ehemalige Top-10-Fahrer und gebürtige Schladminger ist oft selbst anzutreffen, gibt Kurse und ist stark in den Ausbau des Parks involviert – hier unser Interview mit Markus Pekoll zum Park-Ausbau.

Die 10er Gondel-Bahn ist in Kabinen für Biker und Wanderer unterteilt – pro Bike-Kabine ist Platz für zwei Bikes, die einfach ins Innere geschoben und dort in praktischen Halterungen fixiert werden. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs schien die Kapazität auch am Wochenende auszureichen – trotz bestem Wetter bildeten sich keine nennenswerten Schlangen. Die Gondel startet auf 745 m Höhe und endet circa 12 Minuten später auf 1.900 m über dem Meer – 1.160 m ununterbrochenen Abfahrtsspaß findet man nicht überall auf der Welt. Dank Mittelstation kann man allerdings auch kürzere Ausfahrten unternehmen und sich auf die obere oder untere Hälfte des Bergs beschränken, die sich im Charakter übrigens teils deutlich unterscheiden.
Wer zum ersten Mal im Bikepark Schladming ist, für den lohnt sich definitiv die Fahrt nach ganz oben. Von der Bergstation aus genießt man eine hervorragende Aussicht ins Tal und den imposanten, in der Ferne gelegenen Dachstein. Außerdem verteilen sich die Höhenmeter im oberen Teil auf wesentlich mehr Strecke, sodass man sich erst mal ganz in Ruhe einfahren kann. Allen Strecken in Schladming, egal ob Flowtrail oder Downhill, oben oder unten, sind übrigens zwei Dinge gemein: Erstens, der Boden ist extrem Kies-haltig, was für perfekte Grip-Verhältnisse in leicht feuchten Bedingungen sorgt. Zweitens, Kurven sind meist steil und lang genug gebaut, sodass man sich richtig schön reinlegen kann.
Flowtrail
- Länge 7.700 m
- Tiefenmeter 482 m
- Anspruch sehr leicht (blau)
Ein paar Meter oberhalb der Bergstation startet der neue Flowtrail – außerdem liegt hier praktischerweise das Ende des zu Teilen parallel laufenden Uphill-Flowtrails. Durch den eher flachen Start können Downhill-Fahrer auf dem Flowtrail ins Schwitzen kommen – ideal sind wohl eher Enduros, kurzhubige Trail Bikes oder sogar Hardtails. Ab zirka der Hälfte nimmt der Trail deutlich an Fahrt auf und bietet nun auch richtig hohe Anlieger und kleinere Sprünge, bleibt aber für Anfänger komplett rollbar.







Pro & Rookies Downhill
- Länge 2.200 m (Pro) | 3.100 m (Rookies)
- Tiefenmeter 471 m (Pro) | 483 m (Rookies)
- Anspruch sehr schwer (Pro, schwarz) | mittelschwer (Rookies, rot)
Für viele Besucher sicherlich ebenfalls interessant: die neue 99 Jumpline! Um diese zu erreichen, muss man direkt neben der Bergstation in den schwarzen Pro oder den roten Rookies Downhill einsteigen, was leider nicht komplett offensichtlich durch Schilder gekennzeichnet ist – wir mussten auch erst mal suchen. Die Pro-Strecke ist deutlich schneller, bietet einige größere Doubles, die sich nicht so einfach abrollen lassen, und lässt Downhill-Herzen sicherlich höher schlagen.
So war sie der Austragungsort der iXS NotARace-Testsession und wurde von den anwesenden World Cup-Profis gelobt. Vor allem im unteren Teil wird die Strecke enger, natürlicher und ausgewaschener, was versierte Fahrer sicherlich anspricht. Die rote Line ist etwas enger gehalten und sowohl mit dem Enduro, als auch Downhill Bike spaßig, allerdings durchaus ruppig. Sie bietet typische Bikepark-Anlieger und kleinere Tables und Wellen – wer Ausschau hält, findet allerdings auch ein paar Instagram-würdige Gaps.








99 Jumpline
- Länge 3.200 m
- Tiefenmeter 247 m
- Anspruch sehr schwer (schwarz)
Zur 99 Jumpline gelangt man, indem man die schwarze oder rote Strecke auf dem zweiten geschotterten Querweg nach rechts verlässt – der Eingang ist nach einigen hundert Meter bergab rollen klar mit einem Bogen markiert. Die Strecke bietet einen Mix aus Tables und Doubles verschiedener Größen. Im unteren Teil zweigt zudem die Monster Jumpline ab, die bis zu 12 m lange Sprünge bietet. Die meisten Features passen gut zum Speed der Strecke – trotzdem sollte man sich etwas Zeit nehmen und sich den ungefähren Verlauf einprägen, da man für manche Doubles etwas ziehen muss, andere hingegen eher wegdrückt.
Der Streckenverlauf ist recht flach gehalten, was zusammen mit dem sehr verregneten Frühsommer bei unserem Besuch dafür gesorgt hat, dass kleinere Abschnitte zu zäh wurden, um sie wie geplant zu rollen. Das sollte sich mit aushärtender Strecke zwar geben, um ein paar Pedalumdrehungen wird man aber auch dann nicht umhinkommen – ein kleines bisschen mehr Gefälle würde vor allem dem oberen Abschnitt gut zu Gesicht stehen. Insgesamt hatten wir aber viel Spaß auf der Jumpline und haben uns – obwohl wir alle eher auf Naturtrails aufgewachsen sind – schnell wohl auf den geschotterten Absprüngen gefühlt.







World Cup Downhill
- Länge 2.600 m
- Tiefenmeter 576 m
- Anspruch sehr schwer (schwarz)
Ab der Mittelstation bis zum Talboden hat sich für die Saison 2020 wenig geändert – warum auch? Schließlich führt hier die wohl beste Downhill-Strecke der Welt lang! Was genau die World Cup-Strecke auszeichnet, ist schwer zu beschreiben. Sie ist extrem steil, was Kurbelumdrehungen unnötig macht, bietet dank des schottrigen Naturbodens zeitgleich aber enorm viel Grip sowie steile, gut zueinander passende Anliegerkurven und große Sprünge. Das lässt das Speed-Limit trotz der eng gewundenen Streckenführung stark nach oben schießen und erzeugt ein extremes Achterbahngefühl.
Doch auch weniger versierte Fahrer müssen sich nicht fürchten. Alle technischen Sektionen und Sprünge verfügen über angenehm fahrbare Chickenways, wodurch man sein Wohlfühltempo gut durchziehen kann, ohne ständig heftig abzubremsen oder sich in Gelände zu wagen, das einem eigentlich zu anspruchsvoll ist. Klar ist allerdings auch, dass bei 576 hm auf 2,6 km Länge weniger Tempo auch mehr Bremsen bedeutet. Wer also nicht in Top-Shape ist und keine Finger aus Stahl hat, sollte nicht damit rechnen, den ganzen Tag auf der Strecke verbringen zu können.




Kessler & Downtown Line
- Länge 3.780 m
- Tiefenmeter 586 m
- Anspruch mittelschwer (rot)
Alternativ zur World Cup-Piste kann man zirka 300 m weiter rechts, nahe der Kessler Alm, in die Kessler Line einsteigen, die weiter unten in die ebenfalls passend benannte Downtown Line mündet. Die roten Strecken sind im oberen Teil wesentlich flacher, nehmen gegen Ende jedoch auch Fahrt auf und kreuzen auf den letzten Metern auf der steilen Skiwiese mehrfach die World Cup-Strecke. Von der Kessler Line abzweigend gibt es einen kurzen und anspruchsvollen Northshore-Trail, den Jack Lumber, sowie den blauen Fairy Trail. Die Trails halten alle, was sie versprechen: hohe Bikepark-Anlieger, kleinere, gut gebaute Sprünge und Drops und eine insgesamt spaßige und nicht allzu anspruchsvolle Linienführung.
Diese kann allerdings nicht ganz darüber hinwegtäuschen, dass der untere Teil der Planai einfach sehr steil ist – vor allem ab der Skiwiese sind Bremswellen vor, in und nach Anliegern die Regel. Gegen Ende des Tages müssen da selbst Downhill-Profis die Zähne zusammenbeißen und den Lenker noch mal extra feste anpacken. Eine flachere und einfachere Streckenführung soll allerdings bereits in Planung sein und dürfte den unteren Teil des Parks wesentlich anfängerfreundlicher gestalten.


Reiteralm-Trails
Mit den Reiteralm-Trails hat die Region Schladming ein Alternativ-Programm zum Bikepark im Angebot, das für Trail-Liebhaber und Familien interessant sein dürfte. Während im Bikepark Schladming vor allem durch den steilen unteren Teil ein gewisses Fahrkönnen vorausgesetzt wird, bietet dieses Gebiet am Preunegg-Jet Trails, die sich von oben bis unten perfekt für Anfänger eignen. Zwischendurch sind immer wieder mal einige Transfermeter zu leisten, weshalb ein Enduro-Bike oder sogar ein sehr kurzhubiges Trail- oder Down-Country-Bike wohl die perfekte Wahl ist.
Viermal täglich verbindet ein Bikebus die etwa 10 km entfernten Gebiete miteinander. Die Nutzung ist mit der in der Übernachtung inkludierten Sommercard kostenlos und keine schlechte Idee, da die Parkplätze am Fuß des Preunegg-Jets begrenzt sind – bei unserem Besuch war erst mal etwas Rangieren angesagt.


Junior Trails
- Länge 600 m insgesamt
- Beförderung Förderband
- Anspruch kindergerecht
Der Lift hat eine eher begrenzte Kapazität von einem Rad pro Gondel, die bei unserem Besuch trotz Wochenende und bestem Wetter jedoch keineswegs ausgereizt wurde, und legt etwa 700 Höhenmeter zurück. Knapp unterhalb der Bergstation liegen die Junior Trails – ein eingezäuntes Areal direkt an der Reiteralm-Hütte, auf dem es der Nachwuchs krachen lassen kann. Ein Förderband bringt die Kleinen zum Start. Die zwei Strecken sind zusammen etwa 600 m lang und bestehen aus sanft geschwungenen Anliegern und kleineren Wellen, auf denen sich gut üben lässt. Außerdem stehen auch Leihbikes und Helme zur Verfügung.


Eiskar & Schnepfenwald Trail
- Länge 7.560 m
- Tiefenmeter 690 m
- Anspruch leicht (blau)
Für Erwachsene und etwas größere Kleine eignet sich der als blau kategorisierte Eiskar-Trail, der direkt unter der Gondel startet. Er bietet einen eher flachen und anfängerfreundlichen Streckenverlauf mit geschottertem Boden und nicht allzu steil gebauten Anliegern. Zwischendurch hat man immer wieder die Chance, auf verschiedene rote Trails auszuweichen. Die Reiteralm-Trails sind insgesamt gut ausgeschildert und am Start mit großen Toren markiert, sodass man nicht befürchten müsste, sich zu verirren. Im unteren, steileren Teil des Bergs wird das Tempo auf dem Schnepfenwald Trail etwas höher und die Anlieger ordentlich hoch und steil, was dazu einlädt, die Bremse etwas mehr aufzulassen und es rollen zu lassen – der Charakter bleibt allerdings eher gemächlich und flowig.



Gassl Trail
- Länge 2.240 m
- Tiefenmeter 200 m
- Anspruch mittelschwer (schwarz)
Hat man es gerne technisch anspruchsvoller und möchte zumindest mal kurz die Oberschenkel brennen fühlen, kann man von der Bergstation aus einen steilen Schotter-Stich zum Start des Gassl-Trails zurücklegen. Hier genießt man bei gutem Wetter eine grandiose Aussicht auf den gegenüberliegenden Dachstein. Der Trail selbst ist ebenfalls künstlich angelegt, bietet jedoch einige steilere Passagen, enge Kurven, kleinere Sprünge und fällt insgesamt etwas ruppiger aus. Vor wirklich unlösbare Aufgaben werden hier allerdings die Wenigsten gestellt.
Deutlich natürlicher geht es auf dem Buckelwald-Trail zu, einem für Radfahrer freigegebenen Wanderweg mit eher flachem Verlauf, aber einigen spaßigen Wurzelpassagen und Brücken. Zum Abschluss kann man noch in den schnellen und ruppigen, aber sehr spaßig gelegten Route 66-Trail abbiegen, auf dem auch versierte Enduro-Fahrer voll auf ihre Kosten kommen.





Insgesamt präsentieren sich die Reiteralm-Trails eher als familienfreundliche und gut gepflegte Alternative zum Bikepark Schladming. Aggressive Fahrer, für die jeder Tiefenmeter und Stundenkilometer zählt, sind sicherlich besser auf der Planai aufgehoben.
Fazit: Lohnt sich ein Besuch im Bikepark Schladming?
Für Downhill-Fans und Racer dürfte diese Entscheidung nicht erst seit dem Umbau klar sein: Ja, absolut! Spannender wird es für Bikepark-Liebhaber, die sich bisher von den harten Tiefenmetern und steilen Streckenabschnitten haben abschrecken lassen. Durch die vielen neuen Streckenkilometer kommt nun vom Anfänger bis zum Profi wirklich jeder auf seine Kosten. Im Großen und Ganzen überzeugen alle Strecken mit einer spaßigen Linienführung und gut gebauten Anlieger-Kurven. Dazu kommt ein schneller Lift mit einer problemlosen Bike-Beförderung sowie eine extrem angenehme Infrastruktur mit Shops, Bikeschule, Parkplätzen und sogar einem Dusch-Container direkt an der Talstation. Wenn wir uns für 2021 etwas wünschen dürften, dann wären das wohl ein etwas flowigere Alternativ-Strecke auf der untersten Skiwiese sowie ein paar Kilometer Naturtrails an der Reiteralm!

Wer von euch war 2020/2021 schon im Bikepark Schladming und auf den Reiteralm-Trails? Was sagt ihr zum Park und den Änderungen – welche Strecke gefällt euch am besten?
17 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumKann man im Parkhaus eigentlich noch campen, oder gibts sonst irgendwo was (kein Camping Platz)?
Gerne auch per PN.
Threads verwechselt
Aber danke für deine Initiative, getreu dem Motto, er war stets bemüht
ich soltle beim antworten auch drauf achten in welchem Thread ich bin
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: