Bike der Woche
On One 456 Evo Carbon, night-mare

MTB-News.de: Hallo night-mare, dein Bike On One 456 Evo Carbon sticht dank wartungsarmem Rohloff Speedhub-Antrieb und schlichtem Carbon-Rahmen mit schicker Ausstattung aus der Masse heraus. Wie ist es zu deinem Bike gekommen, das wir heute als Bike der Woche vorstellen?
Hm… lange Geschichte. Vielleicht sollte ich damit anfangen, dass ich seit 25 Jahren bike und erst seit drei Jahren ein Fully besitze. Am Hardtail hat mich schon immer die cleane Optik und die Einfachheit begeistert. Vor etwa zehn Jahren ist mir dann quasi „die Krönung“ in Form eines Rohloff-Hardtails über den Weg gelaufen. Der Wegfall des ganzen „Schalt-Geraffels“ zusammen mit der klaren Kettenlinie an einem klassischen Diamant-Rahmen – optisch und funktionell geht es meiner Meinung bis heute kaum besser: Kein exponiertes Schaltwerk, unauffällige Funktion selbst in Schnee und Schlamm und mit minimalster Pflege, weniger Teile, Schalten im Stand über 10 Gänge und der Gang ist auch wirklich immer auf Anhieb drin. Genial!
Naja, dummerweise war ich damals in meiner „Weight-Weenie-Phase“. Mein Carbon-Hobel wog weniger als 9 Kilo. Und egal wie man rechnete, mit 700 Gramm Mehrgewicht zu einer optimierten XTR, damals das Maß der Dinge, musste man rechnen. Welten! ;)
Und dazu die Optik eines normalen Rohloff-Aufbaus: Drehmomentstütze, Zuganschläge oder optional die externe Schaltbox: grausig! Diese Teile machten nicht nur die ohnehin schon katastrophale Gewichtsrechnung komplett zur S… sondern waren (und sind) optisch eine Zumutung. So vergingen zwei, drei Jahre, in denen sich die Idee bei mir im Kopf immer wieder um sich selbst drehte und ich dabei diverse Themen auf MTB-News hoch und runter las.
Lange Einleitung, aber: Irgendwann bin ich es angegangen. Der Kern war damals bis heute eine leicht modifizierte Rohloff: Der Drehgriff von IBC-User Speedskater sparte etwa 50 Gramm zum Originalgriff. Ein Rohloff-Zwitter mit interner Schaltführung und Scheibenbremsaufnahme (so nicht von Rohloff vorgesehen) ermöglichte mir die Nutzung einer Scheibenbremse bei gleichzeitigem Verzicht auf die hässliche, 100 Gramm schwere externe Schaltbox. Die Zugführung aus der Nabe erfolgt mit steifen Zughüllen, statt der standardmäßig vorgesehenen Gummibälge im 80er Jahre Design, knapp aber sicher an der Bremsscheibe vorbei. Die Drehmomentaufnahme übernahm der damals noch sehr unbekannte „Monkey-Bone“, den man mittlerweile auch auf der Rohloff-HP findet. Last, but not least – die Zugtrenner: ein Eigenbau, welcher sowohl die Trennfunktion als auch die Feinjustage der Schaltzuglänge übernimmt und so nochmals die Optik (durch den Wegfall der riesigen Zuganschläge am Rahmen) und das Gewicht optimiert.
Drumherum entstand „Rolff 1“, ein nur 9,5 Kilo schweres Rohloff-Carbon-Hardtail. Interessant (ein Rohloff-Bike unter 10 Kilo) aber irgendwie nicht lange spannend: Meine Zeit als Gewichtsfetischist war vorbei, biken sollte irgendwie mehr Spass machen. Der folgende Aufbau („Rolff 2“) war ein klar vom 29er „Steel is real“ Thread auf MTB-News geprägter Aufbau: Ein umlackiertes Niner MCR, an welchem ich auch die Zuganschläge für den Rohloff-Aufbau neu anlöten liess. Beide Bikes und kleinere Details vom Aufbau finden sich noch in meinem Fotoalbum.
Und dann? Bin ich umgezogen. Und das Land mit richtigen Bergen ;) in dem ich jetzt wohne hat mich dann sanft aber mit Nachdruck nach etwa zwei Jahren vom „heiligen Hardtail-Pfad“ weggebracht. Das wäre es fast gewesen. Wenn da nicht immer noch so ein verdammt gut aussehendes Hardtail im Keller gestanden hätte. Und so wollte ich es vor etwa zwei Jahren nochmals wissen und baute „Rolff 3“ auf.

Worauf hast du beim Aufbau deines Bikes besonders geachtet?
Das Ziel war ein Enduro-Hardtail zu bauen, welches sich im von mir bevorzugten Gelände (steil und technisch – bis leichtere S4) bergab genauso anfühlte wie mein Ion 16. Minus Federung am Heck, dafür „knackiger“ bergauf. Entsprechend stand das Gewicht (schon lange) nicht mehr im Vordergrund sondern ein vernünftiger Mix aus robusten, zuverlässigen und nicht zu schweren Teilen. Einige davon (Reifen, Lenker, Sattelstütze, Bremsen) hatten sich schon am Fully bewährt.
Wie geht es mit deinem Bike weiter?
Leider ruht das Projekt „Rolff 3“ wegen eines Schadens am Rahmen im Moment. Aber Rolff 4 fängt so langsam an in meinem Kopf zu reifen … ;)

Welchen Einsatzbereich hat das Bike?
Trail
Was wiegt das Bike?
12,2 Kilo
Was ist dein persönliches Highlight an deinem Bike der Woche?
Ganz klar: Die Optik.

Wie fährt sich das Rad?
Wie erwartet: Bergauf ist es eine Rakete, verglichen mit meinem Nicolai Fully. Aber auch bergab hatte ich, nach über zwanzig Jahren Hardtail und nur zwei Jahren Fully, einfach keine Vorstellung mehr, was mich erwartete: Autsch… ;) Gut, die Schweizer Berge sind einfach auch nicht die Schwäbische Alb. Was nicht negativ gegenüber letzterem Revier gemeint ist!
Die erste Reise machte das Rad ungeplant nach Korsika wegen eines Defektes am Fully. Bergab in langsamen technischen Trails: Top! Steil, Switchback, Stufen, Geröll: Kein Problem, ich fühlte mich so sicher wie auf meinem ION 16. Nur schnell auf ruppigen Hochgebirgstrails – da war ich mittlerweile anderes gewohnt, ganz klar! Aber insgesamt war ich zufrieden. Das Projekt war als Zweit-Bike geplant: Wenn am Fully was ist oder um die Fahrtechnik zu trainieren oder für richtig mieses Wetter.
Ich genoss es unheimlich, mal wieder im Wiegetritt den Berg hochzustechen. Mit dem Fully undenkbar. In der Folge „lernten“ meine beiden Bikes voneinander: Das Hardtail bekam mit einem Procore hinten etwas mehr Komfort. Das Fully mit einem anderen Dämpfer deutlich mehr „Bergauf-Gene“.

Wie bist du zum Mountainbiken gekommen?
Ich bike seit dem zarten Alter von 17 Jahren, also mittlerweile 25 Jahre. Warum? Für mich ist es DAS Hobby: Ausdauersport, kombiniert mit Körperbeherrschung und etwas Mut, um immer schwierigere technische Passagen zu beherrschen. Entspannung bergauf – Spannung und Action bergab. Natur, ein bisschen Abenteuer, das Kennenlernen meiner Umgebung oder ferner Länder abseits der üblichen Pfade. Und dazu immer wieder faszinierende Technik, welche man jedoch immer noch selbst beherrscht.
Mountainbiken als Lifestyle / die Industrie – deine Sicht.
Als Ingenieur fasziniert mich Technik und diese Faszination ist wie gesagt ein Teil meiner Leidenschaft für dieses Hobby. Insofern freue ich mich immer über spannende technische Neuerungen am Bike. Naja, und sicher lässt sich nicht jede Anschaffung rational begründen oder mit dem ökologischen Gewissen klar vereinbaren.
Auch ich bin skeptisch und so manches bereitet mir ernsthafte Kopfschmerzen. So zum Beispiel die e-Bike-Welle, deren richtige Größe sich aus meiner Sicht gerade erst am fernen Horizont abzeichnet und uns Bikern sicher neue Auseinandersetzungen mit den „traditionellen“ Wegenutzern bescheren wird. Ich denke jedoch auch, dass hier wieder einige grundlegende Bedürfnisse (Schwächen?) des Menschen adressiert werden und das Ganze deshalb unaufhaltsam sein wird. Darüber muss man meiner Meinung nach nicht mehr diskutieren. Man muss sich vielmehr der Probleme, die kommen werden, bewusst sein und sich ihnen stellen.
Letztendlich denke ich, jeder muss selbst sehen, wie er den Spagat zwischen der Faszination Technik und dem damit verbundenen „Haben-wollen-Effekt“ und der Verantwortung gegenüber Geldbeutel und Umwelt schafft. Und dabei ein gesundes Maß an Verantwortung und Vernunft mitbringen.

Du und die Internet Bike Community – Wann und wie bist du zu uns gekommen und was verbindest du mit dem IBC?
Ich habe hier Freunde zum Biken gefunden, Anregungen nicht zuletzt auch zu meinem Bike der Woche erhalten es ist meine erste Quelle zu neuen Themen rund um mein Hobby.
Technische Daten: On One 456 Evo Carbon
Rahmen: On One 456 Evo Carbon (2015), Größe: S
Gabel: Fox 36 – 150 mm
Steuersatz: Works Components -2° Winkelsteuersatz
Bremsen: Magura – vorne MT5, hinten MT 4 – also quasi MT Trail
Vorbau: Syntace Megaforce 119, 35 mm
Lenker: Syntace Vector Carbon High Rise 20 780 mm 12°
Griffe: Billige Griffgummis, einseitig gekürzt wegen Rohloff Drehgriff
Felgen: Spank Oozy Trail 295
Naben: Vorne eine mit SKF-Lagern getunte Fun Works, sorglos eben… ;)
Reifen: Magic Mary 2,35 v/h
Kurbel + Innenlager: B.O.R. 1x
Kettenblatt / Kettenblätter: B.O.R. 32 Zähne
Schalthebel: Speedskater Leichtbaugriff für Rohloff mit Rohloff – Griffgummi
Schaltwerk: Rohloff Speedhub
Pedale: Shimano XTR
Zughüllen: Die Zughüllen sind normale Shimanos, die Verbinder aber selbst gebaut – siehe Beschreibung
Kette: SRAM
Sattel: SDG Circuit
Sattelstütze: Thomson Elite 410 mm
Sattelklemme: Tune Würger
Sonstiges: Drehmomentabstützung, Zugführung, Verbinder und Zugversteller sind eigens für das Bike und mit Hinblick auf eine möglichst dezente Optik selbst gebaut worden – siehe Beschreibung und teilweise Details in meinem IBC-Bilderalbum

Über das Bike der Woche
Ihr habt auch ein Bike, das sich bestens in die ehrenhafte Riege der „Bikes der Woche“ einfügen kann? Dann lest euch die Regeln für folgendes Album durch und ladet ein Bild in selbiges hoch. Viel Erfolg! Die Regeln: So wird dein Bike „Bike der Woche powered by bike-components“
Das Album findet ihr hier: mtb-news.de/s/55943.
Die 20 letzten Bikes der Woche findet ihr hier:
Alle Bikes der Woche? Hier klicken!
52 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumUm dann überraschend
Geh woanders weinen. Zähl mal schwarze und dann die bunten. Merkste was? Dein Kommentar ist überflüssig
Genau genommen lässt sich eine Nabenschaltung auch schwerer tretten, was mit der Kettenspannung eines Singlespeed Bikes zusammenhängt bzw. vergleichbar wäre.
Ja leider nicht nur klackern, auch Vibrationen spührt man an den Kurbelarmen, es kann zwar nach längeren Gebrauch etwas weniger werden, mich persönlich hat es bei der Getriebenabe ob Rohloff oder Pinion schon immer gestört.
Im City oder Touren Bereich ist das was anderes, da finde ich sowas schon ziemlich cool.
Nach acht Jahren mit nur etwa 500.000 Höhenmetern (Auf/Ab) mit der Rohloff am Mountainbike und lediglich weiteren gut 300.000 Höhenmetern mit der XX1 in technisch nicht zu schwerem Gelände (bis S4, hochalpines Mittelgebirge bis maximal 3.000 m) bin ich wahrscheinlich, verglichen mit der Mehrzahl der hier schreibenden, kein Massstab. Deswegen kann und wird man meine Einschätzung sicher nicht als relevant erachten. Trotzdem:

Vergleich XX1 - Rohloff:
Wartung: Bei beiden muss man halt ab und an die Kette reinigen und ölen, jedoch klar häufiger bei der XX1. Ketten- und Ritzel/Kassetten-Wechsel ähnliche Intervalle. Rohloff jedoch einmal im Jahr Ölwechsel. Überraschend aber wahr: Unentschieden.
Zuverlässigkeit: Im Schlamm oder Schnee ist die Rohloff einer XX1 weit überlegen. Auch die Einstellung ist nicht so kritisch, selbst mit falsch eingestellter Zugspannung schaltet die Rohloff noch tadellos. Die XX1 ist hier weitaus kritischer. Punkt für die Rohloff.
Komfort: Die Rohloff schaltet einfach. Aussetzer, Überspringer, Kettenabwurf hatte ich (im zugegebenerweise etwaaaas kurzen Testzeitraum...) an der Rohloff nie. O. k., ein paar Gänge sind etwas laut. Aber schwereres Treten ist mir nie aufgefallen. Punkt Rohloff.
Montage: Zugverlegung und Laufradausbau ist etwas komplizierter bei der Rohloff. Punkt XX1.
Robustheit: Kein verbogenes oder abgerissenes Schaltwerk wenn ich wie so oft mit meiner beschränkten Fahrtechnik wieder mal auf Steinkontakt fahre. Klarer Punkt Rohloff.
Gewicht: Etwa 800 g mehr bei der Rohloff. Relativiert sich bei schwereren Schaltungen jedoch deutlich. Trotzdem: Klarer Punkt XX1.
Bandbreite: 514% Rohloff, 500% XX1 - Punkt Rohloff
Optik: Klarer Punkt Rohloff
Zusammenzählen könnt ihr selber.
Kurze Anmerkung noch zum Thema Mehrgewicht auf dem Hinterrad (wird oft angesprochen wegen ungefederte Masse, Switchback und so): Rohloff Nabe ca. 1500 g vs. 1100 g = 400 g Differenz (durchschnittliches Schaltwerk 350 g, durchschnittliche Nabe 350 g, durchschnittliche Kassette 350 G, längere Kette und Speichen ca. 50 g). Wer das merkt hat meinen Respekt. Ich nicht, aber die im Durchschnitt vielleicht gerade einmal ein bis zwei Dutzend Switchbacks, die ich auf einer meinen durchschnittlichen Touren so eben gerade mal fertig bringe zählen sicher auch nicht als Referenz.
Bin weg...
Die XX1 an den Schaltröllchen ist in der Tat eine ganz schöne Dreckschaufel!
Die Technik mit dem Schlitzschraubendreher drann halten und altes Öl abkratzen funktioniert nicht mehr so gut, da empfiehlt sich eher eine alte Zahnbürste.
Bei älteren System oder bei der Eagle geht das hingegen wieder schneller und einfacher.
Die Schwerläufigkeit der Kette merkt man vorallem im Montageständer, wenn du mit der Hand die Kurbel drehst, ähnlich wie beim Singlespeed.
Im Gelände kommt noch die Belastung und der Rahmenflex hinzu, was die Kette hin und wieder unter Spannung bringt.
Da wo ein Schaltwerk mit der Feder nachgeben kann, funktioniert das bei einem Singlespeed Antrieb nicht mehr so einfach.
Bei Singlepeed muss man immer eine goldene Mitte finden, nicht zu schwergängig, aber auch nicht zu locker das die Kette runter springt oder man arbeitet mit einer Kettenspannrolle, was allerdings wiederum Bodenfreiheit nimmt.
Zum Gewicht, also ich hab den Wechseln von der XX1 Kassette auf die schwere Eagle Kassette bereits gemerkt, das waren ca. 100g.
Davor war das Rad vom Gewicht her sehr ausgewogen, nach der Montage der Eagle Kassette habe ich das Gewicht im Heck deutlich wahrgenommen.
Für ein Winterrad ist die Idee mit der Nabe sicherlich eine Überlegung wert.
Danke für dein Feedback!!
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: