Schiff Ahoi, Krk: Die letzte Überfahrt der Tour

Fast ein bisschen wehmütig sind alle beim frühen Frühstück angesichts der heutigen letzten Etappe. Wir essen deswegen wieder um 7 Uhr, weil sich für die Überfahrt nach Krk wieder die fiese Bora angekündigt hat und der Transfer laut Kapitän etwas schaukelig wird. Schaukelig und essen? Semi-optimal. Tatsächlich bläst der Fallwind schlimmer als die Windmaschine beim Eurovision Song Contest und die See lässt das Schiff ordentlich stampfen. Wir landen ziemlich pünktlich um 10 Uhr im Hafen von Krk, tragen die Räder raus und treffen uns zur letzten Lagebesprechung der Tour.



Ausgehend von der gleichnamigen Stadt Krk wollen wir uns zunächst nordöstlich halten, in Vbrnik zur Mittagszeit stoppen und im Anschluss in Dobrinj kulinarisch neue Kräfte schöpfen. In Omisalij im Norden, mit Blick auf’s Festland, soll die Reise enden. Also los: Nach einer kurzen Fahrt durch die Stadt – die Zeit reicht leider nicht für eine Stadtführung – geht es die ersten Schottersteigungen bergauf und die Guides sind schon voller Vorfreude auf einen Spot, der anscheinend DER Foto-Spot überhaupt sein soll. Und sie sollten Recht behalten: Schmale Schottertrails, durch die berüchtigten Steinmauern begrenzt, ziehen sich den Berg wieder herunter, mit perfekter Aussicht auf das Meer und die auf der anderen Seite der Bucht liegenden Stadt Punat. Wow!




Nachdem ich mit meiner Kamera etwas zu lange bei der vierköpfigen „Foto-Gruppe“ verweile, die zusammen mit dem anderen Fotografen Jens auch im Auftrag für eine Story eines Bike-Herstellers mit dabei ist, ist die Hauptgruppe schon 15 Minuten weitergezogen. Ich lasse mir die grobe Wegbeschreibung geben und mache mich zum vermeintlichen Pausenziel auf – ziemlich außer Puste komme ich mit brennenden Oberschenkeln nach einem Gewaltritt an der Kirche in Kornic an. Mist, die Gruppe ist auch hier schon weg, blöd gelaufen. Guidin Sabrina dreht netterweise um und sammelt mich ein, weiter geht es. Nun heißt es ordentlich reintreten, denn wir sind fast schon etwas spät dran. War der Foto-Rucksack mit 13, 14 Kilo schon die letzten Tage etwas lästig, so verfluche ich ihn auf der Tour heute stündlich: So gut er auch sitzt – die Belüftung ist mit voller Beladung semi-optimal und mein Rücken klatschnass.





Steile Rampen, tolle Aussicht
Die folgenden Trails legen wir ohne große Pausen und relativ zügig zurück, nach 20 Kilometern kommen wir in Vbrnik an. Eine Cola, eine Orangina hinterher, irgendwas mit Zucker ist grad gut. Aber wir liegen zeitlich etwas eng, nach 15 Minuten geht es weiter. Der weniger angenehme Teil der Tour steht an: Undulierend geht es weiter, per Asphalt und Schotter Richtung Mittagessen. Die Aussicht ist wie immer toll, aber die Rampen sind teilweise so steil, dass mein Fotorucksack kurz davor ist, „absteigen und schieben!“ zu krächzen. Doch es geht gerade noch gut und so treffen wir kurz vor 15 Uhr in Dobrinj ein. Es gibt Schupfnudeln mit Gulasch, eine schmackhafte, lokale Spezialität. Wir füllen die Trinkblasen frisch auf und machen uns frisch gestärkt auf die letzte Etappe.








Nach ein paar Abfahrten und Windschatten-Fahren hinter Guide Elvis an der sogenannten Schlammbadebucht vorbei geht es nach weiteren Asphaltkilometern endlich wieder auf die Trails. Abwärts geht es allerdings nicht, nein: Fast in der Ebene geht es mit Power über einen Mix aus Gras, Schotter, Steinen und Erde. Das Gelände ist so flach, dass man enorm weit gucken kann und auch viel vom Festland nahe Krk sieht – trotz 40 Kilometern in den Beinen fahre ich vor und zurück, um jede Menge Fotos zu machen. Die Sonne steht grandios, die Trails sind auf positive Weise anstrengend und irgendwann sind alle Fotos im Kasten.








Schiff in Sicht
Nach über sieben Kilometern läuft der Trail auf einer Schotterstraße aus und wir sind mittlerweile in vielen vereinzelten Grüppchen unterwegs – wir sind kurz vor der Hafenstadt und finden uns alle gut zurecht. Zusammen mit Jürgen und Lisa finden wir sogar noch einen stadtnahen Trail „Kroatische Art“ (steinig, mit vielen Absätzen versehen), der uns fast genau vor unserer Andela Lora im Hafen ausspuckt. Das war es also. Wir klatschen uns ab, lassen uns ein Finisherbier zapfen und sehen zu, wie Ulf und Sebas ins 14° kalte Hafenbecken hineinspringen.
An Deck und im Hafen ist es still. Das Wasser klatscht sanft an die Kaimauer, wir Teilnehmer der Tour stehen am Bug, sehen der Sonne beim Untergehen zu und legen uns nach dem Captain’s Dinner zum letzten Mal für diese Tour in die Kojen. Doviđenja!



Die Trails auf Strava
Alle Teile unseres Insel-Logbuchs Kroatien gibt es hier:
- Bike & Boat – Insel-Logbuch Kroatien: Teil 1: Učka-Gebirge & Cres
- Bike & Boat – Insel-Logbuch Kroatien: Teil 2: Lošinj
- Bike & Boat – Insel-Logbuch Kroatien: Teil 3: Rab
- Bike & Boat – Insel-Logbuch Kroatien: Teil 4: Finale auf Krk
Weitere Informationen: http://www.inselhuepfen.de
14 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumLiebe Fernweh-Geplagte, als sehr Kroatien-erfahrener Urlauber sowohl in Istrien, auf Rab und großen Inseln als auch in Dalmatien zwischen Zadar und Korcula und ihren Archipel-Inseln kann ich NIEMANDEN ermutigen, aufgrund dieser Fotos dort einen Bike-Urlaub zu planen. Die in dem Artikel gezeigten Sachen sind imho Fahrwege oder Fußwege, aber in meiner Wahrnehmung nicht das, was wir zwischen Ruhrpott und Finale Ligure bitteschön als Trails verstehen. Das ist aber nicht der Grund meines Beitrags, hier mögen die Autoren mehr gesehen haben als ich kenne, sondern es ist die wirklich unglaubliche (!!!) Gefahr durch das Karstgestein. Wer es nicht erlebt hat, wird es nicht glauben, aber diese "Steine", egal wo zwischen Triest und Dubrovnik, sind so scharf wie neue Windmühlen-Küchenmesser (wer sie kennt
und sorgen für ratzfatz tiefe Fleischwunden beim kleinsten Fehler, Absteiger, Ausrutscher. Dort läuft noch nicht mal jemand 100 m barfuß, egal wie sanft er sich bewegen kann.
Und jetzt: In Kroatiens Inselwelt einen MTB-Sturz abzuliefern dürfte mit dem Ende des Urlaubs gleichkommen. Und schließlich wenn das Meer endlich 25° Badetemperatur hat, also Juli, August, September, dann fährt dort auch niemand mehr mit Verstand (bei 35°C im Schatten!!) in der Sonne diese Uphills. Ich liebe Kroatien, seine Küste und Mountainbikes und bin zig Mal dort gewesen. Aber diese Story hier hat für mich keinen Sinn. Geile Fotos! Unbestritten, aber Sorry: Ich sehe das Mountainbike-Revier nun mal gar nicht. Und wo fährt jemand bitte auf Asphalt bergab? Wo keine Trails und keine Bikekultur existiert.
Eine meiner Erfahrungen dort
Kroatien ist und bleibt für mich primär auch ein Badeurlaub-Land, man kann hier und da mal nen Abstecher in die Berge mit dem MTB machen, habe ich damals auch so gemacht in dem ich bei 35 Grad den Vojak Gipfel hochgekurbelt bin (waren sicher so 1500hömes an dem Tag) und dann den nicht so einfachen Heming Way Trail zum Strand runter. Wir waren vorher 1 Woche in Slovenien, da passt das Mountainbike einfach deutlich besser hin, da gibt es im übrigen auch ein geniales MTB-Tourbook: http://mtb-slowenien.de/
@vitaminc
Danke für den Tip: Slovenien steht schon lange auf meiner Wunschliste. Direkt hinter den Karawanken bis runter zur Adria (bin lange Soca-Paddler gewesen, siehe links: Minipic). Und meine Anmerkungen oben galten auch bei Kroatien für die Inselwelt und Küste, also im Inland bei Zagreb fern ab des Karst sieht das auch bestimmt ganz anders aus.
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hvar kann ich auch sehr empfehlen !
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ein mtbike-paradies ...
Tolle Foto-Story!
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