Bespoked 2024 in Dresden: Die Welt der kleinen Rahmen-Hersteller und Manufakturen hat uns für drei Tage wieder in Ihren Bann gezogen – wir haben uns auf der Messe umgeschaut und Highlights von Marken wie Actofive, Cybercycles, Huhn Bikes und vielen Weiteren mitgebracht!
Video: 18 krasse & ausgefallene Mountainbikes von der Bespoked 2024
Actofive
Simon Metzner hat für die Bespoked etwas Neues im Petto: Das I-Train V2, flexibler denn je und als Rad für viele Eventualitäten gebaut. Der Hinterbau ist jetzt dank eigener Kettenstrebe zu 100 % im eigenen Haus gefertigt. Zwei Hälften werden hier durch eine Kunststoffbrücke zusammengehalten – Hintergrund: Das soll die verschraubte Konstruktion knarzfrei machen und die Möglichkeit bieten, mit dem Flex des Hinterbaus zu experimentieren.
Das I-Train kann am Heck 120 bis 140 mm Federweg bereitstellen und wird wahlweise mit einer 130 oder 150 mm Federgabel gepaart. Das modulare Konzept, das Actofive bereits beim P-Train erfolgreich einsetzt, wird hier noch erweitert durch ein Anschraubteil an der Kettenstrebe, durch das Mullet-Aufbauten ermöglicht werden, sowie einen Flipchip auf dem der Hauptdrehpunkt sitzt. Vier verschiedene Positionen ermöglichen es mit dem Anti Squat zu spielen – die extremste Position bietet satte 180 % in den kleinen Gängen – hier wird empfohlen ein Anti Pedalrückschlagskit a la e*thirteen oder OChain zu verwenden.
Der Rahmenpreis liegt bei 6.000 € für einen truly Made in Germany Rahmen aus Dresden.
Alonukis
Johannes Wandinger von Alonukis Frameworks hat ein klappbares Starrbike mit auf die Messe gebracht. Hinter dem Tretlager wird geklappt, dafür muss die Schraube an der Sitzstrebe gelöst werden. Einer der Aheadspacer kommt mit Klemmung und sichert das Steuersatzspiel, während sich der Vorbau mit einem Schnellspanner vom Gabelschaft abnehmen lässt. Das Rad ist mit simplen sowie haltbaren Parts ausgerüstet und rollt auf Vittoria 27,5“ Reifen.
Atherton
Eines der Kernthemen auf der Bespoked ist die Fertigung. Atherton Bikes ist vermutlich der einzige Hersteller, bei dem es für Additive und Subtraktive Fertigung ein eigenes Modell gibt – das A.170 und S.170 kommen mit Überschneidungen beim Federweg, jeweils in vielen verschiedenen Größen, unterscheiden sich ansonsten aber deutlich: Während die 3D-Druck-Muffen beim einen Rad mit Carbon Rohren verbunden werden, kommen in die gefrästen Muffen des S.170 nicht schweißbare Alu-Rohre.
Auch der Hinterbau unterscheidet sich. Das A.170 ist mit dem DW6-Link ausgerüstet, auf dem Charlie Hatton und Andreas Kolb in den vergangenen Jahren im World Cup Top-Ergebnisse einfahren konnten. Der DW6-Link kombiniert einen DW-Link Hinterbau mit einem Horst-Link ähnlichen Drehpunkt auf der Kettenstrebe. Etwas weniger sophisticated geht es beim S.170 mit einem klassischen DW-Link und einem einteiligen Hinterbau zu.
CDuro
CDuro war letztes Jahr bei den Craft Bike Days mit dem Epona zu Gast – zu dem Zeitpunkt noch als Vorserienrad. Seit Anfang des Jahres kann das Rad jetzt auch gekauft werden. Zur Serienreife gab es nur noch kleine Anpassungen wie das UDH-Schaltauge.
Herzstück des leichten Enduro-Bikes ist die Fertigungsmethode – die Rahmenrohre werden aus einem kontinuierlichen Carbon-Faserstrang gewoben. Am Beispiel Oberrohr: Zuerst wird der Faden um Steuer- und Sitzrohr gewoben, anschließend wird das Rohr dann umkreist, und die Verbindung zwischen Steuer- und Sitzrohr auf Spannung gebracht.
Das Epona wird in vier Rahmengrößen angeboten, der Rahmenpreis liegt bei 3.860 €
Coerrent
Coerrent Components – bzw. Kalle, der dahintersteckt – fertigt in seiner Freizeit nicht nur Lenker mit viereckigem Querschnitt, sondern seit einer Weile auch Rahmen. Aktuell befindet sich sein Bike noch im Prototypenstatus. Das Mullet Enduro fällt vor allem durch seinen außergewöhnlichen Look auf – Kalle verfolgt hier das Ziel einen möglichst kraftschlüssigen Rahmen zu bauen – die Rohre fluchten immer mit den Drehpunkten, damit eine bestmögliche Stabilität erzielt werden kann.
Zur nächsten Bespoked ist geplant, das Rad zu Serienreife gebracht zu haben – bis dahin sollen die Hinterbaustreben noch in House aus Carbon gefertigt werden. Der Plan ist, gepresstes Carbon zu fräsen und sich optisch nicht weit vom aktuellen Design zu entfernen. Auch die Umlenkung wird bis dahin finalisiert – aktuell gibt es hier noch Versuche mit verschiedenen Dämpferlängen, Progressionseinstellungen und daraus resultierend verschiedenen Federwegen.
Der Highpivot Hinterbau quetscht aktuell etwa 150 mm aus dem Dämpfer, gepaart wird das mit einer 170 mm Gabel. Kalle will das Rahmenset nur mit Custom abgestimmten Öhlins-Dämpfern anbieten.
CraftBikes
Craft Bikes aus dem vereinigten Königreich hatte ein Trail Hardtail mit auf der Bespoked. Dieses wurde am Schwalbe-Stand ausgestellt. Dank sehr cleaner Formsprache, Titan-Rahmen mit Raw-Finish und passenden silbernen Komponenten eine absolute Augenweide. Das Rad ist aktuell nur als Komplettes Bike für 10.600 Pfund zu erwerben, in Zukunft sollen aber auch Rahmen angeboten werden.
James – dem Erbauer – ist es wichtig zu zeigen, dass er das Schweißhandwerk beherrscht, aber auch moderne Ästhetik Platz an seinen Rädern findet. Eine Mischung aus 3D gedruckten Teilen und klassischen Rohrstößen ist das Ergebnis. Besonders schön, wie wir finden, ist das Ausfallende mit der Bremsaufnahme!
Cybercycles
Auf Messen wie der Bespoked wird schnell deutlich, dass Kurbeln abseits von SRAM und Shimano ihre Berechtigung haben. Zu filigranen Eigenbauten, Retro-inspirierten Bikes und der bevorzugt nischigen Ausstattung passt die Cybercycles Kurbel wie Arsch auf Eimer.
Cybercycles arbeitet aber auch weiter an neuen Produkten – die zweite Iteration der Kurbel ist fertig, eine Gabel mit Canti-Sockeln wurde von Fern Bikes aus Berlin gewünscht und Vorbauten sind in der Prototypenphase. Geschweißt wird weiterhin von Stefano Agresti in Frankfurt.
Dawley Bikes
Am Stand von Schwalbe war ein Dawley Bikes T16 in weiß-gold marmorierter Lackierung ausgestellt. Thom Dawley fertigt seine Bikes in Kimberley, UK – die Rahmen werden auf Stoß gelötet, das T16 gibt es in fünf verschiedenen Größen zu kaufen. Mit 115 mm Federweg am Heck und 120 bis 140 mm Federgabel soll das Rad eine Trailrakete sein.
Zur Messe konnte Thom selbst nicht kommen – weitreichendere Infos konnten wir hier also nicht sammeln.
Good Grief
Das vermutlich größte Bike der Messe und Best in Show geht an das Good Grief Cheeku – ein sehr langes Hardtail mit 510 mm Reach, 690 mm Stack, 475 mm langen Kettenstreben und 63° Lenkwinkel. Die lange Geometrie wurde für den über 2 m großen Fahrer erdacht und soll vor allem eines versprechen: Balance.
Der Hauptrahmen ist durch ein zweites dünnes Oberrohr verstärkt, der Hinterbau gänzlich aus filigranen Streben gefertigt – hier dürfte ein steifer Hauptrahmen auf ein nachgiebiges Heck für spannendes Fahrverhalten sorgen.
Balance findet sich auch im Artwork, das von den beiden indigenen Familien des Rahmenbauers Christopher Schmidt inspiriert ist.
Hüttel
Jonas Hüttel verkauft keine Rahmen – baut aber gerne Rahmen. Für den Bikepark und für Trails wollte er ein stabiles Fully bauen. Sein vierter Rahmen, ein Eingelenker Fully, passend für seine 2 m Körpergröße. Besonders ist auch der Dual Speed Antrieb, zwei Ritzel mit Kettenspanner auf einer eigens gefertigten Hinterradnabe.
Der Großvater war Werkzeugmacher und konnte Knowhow und Werkstatt zur Verfügung stellen, um die Rahmen- und Nabenbaubemühungen zu unterstützen.
Huhn
Ralf von Huhn Cycles hat sich dem Titanbau abgewandt und stellt ein neues Stahl-Fully mit knappem Federweg für Trail und XC vor. Das 29er Fully kommt mit einer Mischung aus Frästeilen, 3D-Druck-Teilen und klassischen Rohrstößen am Hauptrahmen, ist trotz des Rahmenmaterials auf ein geringes Gewicht ausgelegt und bringt es als Komplettrad auf unter 13 kg.
Der Flexstay-Hinterbau kann mit 120 mm oder 108 mm gefahren werden, kombiniert wird wahlweise mit einer 130 mm oder 120 mm Federgabel. Huhn-typisch ist das Artwork auf Ober- und Unterrohr – das pastellige Altrosa aus Cerakote hat viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen – vom Rahmen über die Intend-Gabel bis zu den Bike Ahead Laufrädern zieht sich das Farbkonzept durch. Die Mischung aus polarisierender Beschichtung, verschiedener Fertigungstechniken und dem kompletten Konzeptbike-Look hat uns dazu bewegt, dem Rad den „Best MTB Award“ zu verleihen.
Rheintritt
Philip von Rheintritt hat zur Bespoked nicht nur Teile des Rudels dabei, sondern auch feine Updates am Rudelfully Ruffy. Der Rahmen wird jetzt auch aus Titan angeboten, spart dadurch satte 600 g Gewicht am Hauptrahmen und 1 kg insgesamt.
Das Stahl Ruffy kann weiterhin im Rahmenbaukurs gebaut werden. Das im Kurs gebaute Bike von Fred mit feinem Finish aus Erbsengrün und poliertem (?) Hinterbau war absoluter Eyecatcher. Mit am Stand war außerdem der Dual Speed Klunker Namens Lovechild, stilecht aus Stahl, mit doppeltem Oberrohr, das gleichzeitig als Innenverlegung für die Bremsleitung dient und per Rahmenschalthebel geschalteter Hammerschmidt Kurbel. Schwer, aber auch schwer geil!
Rizzo
Rizzo Bikes aus Madrid hatte ein optisch besonders wildes Finish am Titan DJ Bike. Spitze Zielgruppe, aber cooler Rahmen!
Significant Other
Im SRAM Scholar Programm wurde auch das beste Singlespeed Bike der Show gefunden – ein BMX Bike von Significant Other. Die Bespoked hat eigentlich für jede Spielart ein passendes Rad, BMX Bikes waren bisher aber sehr limitiert sichtbar. Umso cooler, dass das Rad die entsprechende Aufmerksamkeit bekommen hat.
Sour Bikes
Sour Bikes hatte am Stand die dieses Jahr vorgestellten Fullys Double Choc und Cowboy Cookie ausgestellt. Die Rahmen der Dresdner Marke wechseln für je 3.499 € Besitzer, sind in drei Größen (Double Choc) bzw. vier Größen (Cowboy Cookie) verfügbar und werden in Wunschfarbe lackiert.
Der Hauptrahmen des Bikes wird in Dresden geschweißt, die Sitzstreben und der Rocker bei Actofive Cycles in Dresden gefräst und die Alu-Kettenstreben bei Nicolai geschweißt. Am Stand war das super schicke Double Choc in glänzendem Lila zu bestaunen.
Starfish
Starfish war letztes Jahr im SRAM Scholar Programm und war mit einem schicken oldschool Rennrad/Randonneur und einem starren Mountainbike auf der Bespoked. Das MTB wird zukünftig als Redaktionsrad und Packesel für die Foto- und Videoproduktionen verwendet ;-).
Welches der Bikes von der Bespoked 2024 gefällt euch am besten?