Ein Bericht in der aktuellen Ausgabe der Cronenberger Woche hat vor allem unter Mountainbikern für viel Wirbel gesorgt. Inzwischen hat die Wuppertaler Wochenzeitung zurückgerudert und ein Statement zum Zeitungsartikel veröffentlicht. 


UPDATE: Wie geht es in Cronenberg weiter? Was hat sich seit dem Erscheinen des Artikels vor Ort getan? Wir haben ein Interview mit David Mörs, der sich für eine legale Lösung einsetzt, geführt!


So berichtet die Zeitung in der aktuellen Ausgabe im Artikel „Wildschweine und Biker: Im Dorf müssen Recht und Ordnung wieder her” von einem Treffen der Bezirksvertretung zum Thema Wildschweine. Bei diesem Treffen ging es allerdings nicht nur um die Vierbeiner, von denen es sehr viele in der Gegend rund um Wuppertal gebe, sondern auch um Mountainbiker. Liest man den Artikel weiter, dann entsteht der Eindruck, dass der Titel des Artikels von vornherein in „Wildschweine und wilde Schweine” hätte geändert werden können.

Es werden diverse Lokalpolitiker zitiert, die ein negatives Bild von den Mountainbikern im Wald zeichnen. Laut den bei der Bezirksvertretung anwesenden Lokalpolitikern müsse dringend etwas passieren, die Wälder würden kaputtgefahren und „Einstiege zu den wilden Mountainbike-Strecken” würden an Bäumen markiert. Das Problem seien dabei weniger jugendliche Mountainbiker, sondern vor allem Ü40-Biker, die mit ihren schweren E-Bikes für die Bodenschäden verantwortlich seien; diese würden angeblich bevorzugt nachts die Wälder unsicher machen.

Trails mit Ästen und Stämmen zulegen, Mountainbiker bei der Polizei anzeigen
# Trails mit Ästen und Stämmen zulegen, Mountainbiker bei der Polizei anzeigen - das sind nur einige der Maßnahmen, die beim Treffen der Bezirksvertretung geäußert wurden. Die Cronenberger Woche hat über das Treffen berichtet. Die Chance, sich von diesen teils sehr gefährlichen Vorschlägen zu distanzieren, hat die Wochenzeitung leider vertan.

Der Artikel endet mit einem Appell der Bezirksverwaltung an die Bevölkerung, Radfahrer auf illegalen Strecken bei der Polizei oder dem Ordnungsamt zu melden. Außerdem könne Mountainbikern „ihr zweifelhaftes Vergnügen (…) vielleicht etwas verleidet” werden, indem Spaziergänger die Strecken in den Wäldern kurzerhand mit Stämmen und Ästen versperren. Der vollständige Artikel ist in dieser PDF-Datei auf Seite 7 nachzulesen.

Wenig überraschend hat die Cronenberger Woche auf diesen Artikel einen veritablen Shitstorm geerntet und nun auf der eigenen Website einen Artikel veröffentlicht, der weniger Emotionen und dafür mehr Gespräche fordert. In dem Beitrag wird die Frage an die Leser zurückgegeben, was die Zeitung denn hätte anders machen können, als in indirekter Rede von den Äußerungen im Rahmen der Bezirksvertretung zu berichten. Hätte die Zeitung anders über das Treffen berichtet, dann müsse sie sich nun womöglich den Vorwurf tendenziöser Berichterstattung oder gar Fake-News vorwerfen lassen, so die Redaktion. Die Zeitung stellt im Online-Beitrag klar, dass mit dem Artikel niemand dazu aufgefordert werden sollte, Fallen im Wald zu stellen oder Verletzungen von Mountainbikern sogar in Kauf zu nehmen. Außerdem sei für die kommende Woche ein Gespräch „mit Mountainbikern” geplant, das auch in einem Bericht münden solle. Abschließend hofft die Zeitung, dass ihr dann nicht wieder „‘einseitige Berichterstattung’ vorgeworfen wird …!”

Meinung @MTB-News.de

Es gibt immer wieder Konflikte zwischen verschiedenen Nutzergruppen des Waldes. Hierzu tragen sicherlich auch Mountainbiker einen Teil bei. Insgesamt ist aber die überwältigende Mehrheit aller Radfahrer daran interessiert, eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung zu finden. Dazu ist es notwendig, dass die Interessengruppen miteinander in den Dialog treten, wie beispielsweise in der vergangenen Woche in Koblenz – wir berichteten – gezeigt wurde.

Einen Artikel zu veröffentlichen, in dem sehr polarisierende Äußerungen wiedergegeben werden, die teilweise dazu aufrufen, Körperverletzungen von Waldnutzern billigend in Kauf zu nehmen, trägt auch nicht im Geringsten zu einer positiven Entwicklung der Situation bei. Wir möchten der Redaktion der Cronenberger Woche keine Absicht unterstellen, fragen uns aber dennoch, was genau die Zeitung mit dem veröffentlichten Artikel bezwecken möchte. Wenn die Äußerungen im Rahmen der Bezirksvertretung tatsächlich so geäußert worden sind, dann ist es durchaus erlaubt, sich kritisch mit den Aussagen zu beschäftigen. Mit „Fake-News”, wie im Online-Artikel beschrieben, hat dies nichts zu tun, sondern mit seriöser Berichterstattung.

Wir sind gespannt auf den angekündigten Bericht, der den Dialog mit den Mountainbikern beschreiben soll. Generell ist es aus unserer Sicht zu begrüßen, wenn bei dieser Thematik mehrere Gruppierungen zu Wort kommen, damit im Idealfall eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung gefunden werden kann. Es gibt zahlreiche Beispiele, die zeigen, dass sowas durchaus möglich ist. Fraglich bleibt aus unserer Sicht leider, ob die Cronenberger Woche als Vermittler in dieser Sache geeignet ist.

Welche Maßnahmen fallen euch ein, um einen Konflikt so richtig eskalieren zu lassen? Die Lokalpolitiker in Wuppertal freuen sich über jeden Hinweis!


UPDATE: Wie geht es in Cronenberg weiter? Was hat sich seit dem Erscheinen des Artikels vor Ort getan? Wir haben ein Interview mit David Mörs, der sich für eine legale Lösung einsetzt, geführt!


  1. benutzerbild

    fntms

    dabei seit 04/2009

    Stimmt schon, das ist auch eine Möglichkeit, des miteinander in Dialog treten. In diesem Fall war das anhand eines grellen Schutzes um jede Jungpflanze herum schon recht gut erkennbar. Rücksichtnahme sieht dann auch anders aus.
    Grundsätzlich gebe ich euch da auch recht – ein freundlich aufklärendes Schild, ggf. ein kleiner Zaun würde das auch für den letzten Depp deutlicher kommunizieren. Aber so viel Menschenverstand und Sozialkompetenz erwarte ich persönlich dann doch noch von jedem Biker. Eine extra Beschilderung hierfür bleibt in meinen Augen aber ähnlich unnötig, wie sich zB Schilder ans Auto kleben mit "Bitte keine Parkrempler und keine Fahrerflucht". Das sind Sachen, die nicht sein müssen – insbesondere, wenn die Hutschnur in einer Gegend grad brennt.

    Trails habe ich selbst schon woanders gebaut (wurden im Laufe dann auch bei Forstmaßnahmen oder weil sonst niemand sich drum gekümmert hat und sie nur gefahren ist, sich selbst überlassen bzw. zerstört), Pflege aktuelle 'illegale Trails' oder schneide sie aktuell zurück. Danke für den um ein paar Jahre verspäteten Hinweis an dieser Stelle an den Kollegen. 'Illegal' müssen wir unsere Leidenschaft nunmal fast alle ausleben. Das ist weniger Doppelmoral, sondern einfach weil es nicht anders geht. Legale Trails ohne viel Stress drumherum wären in jedem Fall eine schöne Lösung. Aber mit unbedachten Aktionen gegenüber den anderen Parteien verspielen wir Biker uns solche Entwicklungen auf Dauer nur, wenn das Fass irgendwann überläuft.

  2. benutzerbild

    JensDey

    dabei seit 01/2016

    Eine extra Beschilderung hierfür bleibt in meinen Augen aber ähnlich unnötig,
    Eben nicht. Du musst auch andere Sicherungsmaßnahmen treffen, obwohl klar ist, dass gewisse Dinge verboten sind.
    Wenn ich weiss, dass die Szene halb in der Illegalität steckt und sich nur geduldet fühlt, darfst du gar nix erwarten. Sondern du kannst pro-aktiv handeln.
  3. benutzerbild

    specialized99

    dabei seit 01/2013

    Schwieriges Thema. Strecken bauen ist nun mal verboten, kann man sich dran halten muss man aber nicht. Genauso wie der normale Bürger hat man anderen Bikern erstmal nichts zu sagen, trotzdem finde ich vieles was im Burgholz abläuft mittlerweile schon suboptimal. Ich baue und pflege selber, bilde mir aber zumindest ein das mit einem gewissen Augenmaß und Rücksicht zu tun.
    Vermutlich ist die Strecke in der Nähe der Sambatrasse bei Cronenberg gemeint, das ging jahrelang gut. Der Trail begann direkt an einem breiten, stark genutzen Hauptweg, die ersten Sprünge waren vom Weg aus ohne Probleme zu sehen. Nach und nach verschwanden die Fichten und es wurden, teils eingezäunte, Schonungen mit Laubbaumsetzlingen angelegt. Falls da die alte Linie reaktiviert wurde wäre das schon ziemlich bescheuert.

  4. benutzerbild

    Waits

    dabei seit 04/2018

    Wir haben früher auf der anderen Wupperseite, oberhalb vom Klärwerk, eine Dirt-Strecke gebaut und betrieben,
    Das hat niemanden aufgeregt, waren auch nur eine Handvoll Biker und so gut wie keine Spaziergänger im Wald.
    Ungefähr zur gleichen Zeit haben wir die Anfänge der Downhill-Strecke im Kothen gebaut, da wurden wir von den alten Männern schon mal mit Ästen beworfen, mehr aber nicht. ?
    Viele Leute sahen uns einfach zu und fanden die Aktionen toll.
    Heute gibt es zu viele Waldnutzer die alles andere als umsichtig und tolerant sind, das trifft auf Spaziergänger aber auch auf MTBler zu. Am Wochenende -bei Sonnenschein- meide ich den Wald, wenn es regnet ...ist alles ok.

  5. benutzerbild

    fntms

    dabei seit 04/2009

    Dort (vermutlich meinst Du den Wald am Dasnökel/Realschule) war ich 2003 noch nicht unterwegs, auf dem Trail am Kothen aber schon. Da war der also noch weit weg von der jetzigen RV-Adler-Vereinsstrecke. Ab 2017 dann auch mit meinem Hund sowie dem Rad sehr oft dort oberhalb des Klärwerks im Wald. Als Hundebesitzer waren die anderen Spaziergänger (überwiegend auch Leute mit Hund) stets freundlich und nett. Auf dem Rad aus der Ferne haben mich die exakt selben Leute direkt anders wahrgenommen – bis sie einen unter dem Helm erkennen und merken, dass man auf einer Wellenlänge liegt bzw. sie einem vertrauen können. Das sind alles Leute, die nicht überängstlich mit ihrem Hund sind. Sie erwähnten dann auch, dass sie immer mehr Rücksichtslosigkeit dank ein paar wenigen Bikern erleben, weshalb sie anfänglich so skeptisch auf Biker reagieren.

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