Obwohl in Deutschland mit Racement einer der umtriebigsten Anbieter von Downhill-Rennserien seinen Sitz hat und es vom Kids- und Anfänger-Level bis zum Profi-Sport passende Renn-Angebote gibt, sind deutsche Downhill-Fahrer*innen auf internationaler Bühne seit Jahren kaum konkurrenzfähig. Ausnahmetalente wie Nina Hoffmann, Max Hartenstern oder auch Allround-Ass Johannes Fischbach heben den Schnitt, können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass dringend etwas in Sachen Nachwuchsförderung unternommen werden muss. Vor einigen Wochen wurde mit dem ersten BDR-Nachwuchscamp vom 7. bis 9. Oktober in Todtnau ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan.

Einfluss auf diesen Sinneswandel hatte wohl auch die Wahl von Nina Hoffmann zur neuen Athleten-Sprecherin beim BDR. Gegenüber MTB-News bestätigte die Thüringerin, bereits Anfang 2022 Gespräche mit dem MTB-Koordinator Fabian Waldenmaier geführt zu haben, bei denen auch die Idee eines Nachwuchs-Trainingslagers und ihre Bereitschaft, als Coach zur Verfügung zu stehen, besprochen wurden. Beim Downhill-Rennen in Tabarz konnte mit Ronny Quittschalle ein erfahrener Fahrtechnik-Trainer (www.ronmanshow.com) als Ergänzung zur Syndicate-Fahrerin gefunden werden – die Finanzierung übernahm schließlich BikeYoke über seine auf MTB-News bekannt gemachte NobelHobel-Aktion. So konnte der BDR nicht nur den organisatorischen Part übernehmen, sondern den eingeladenen Talenten auch Kost und Logis sowie Liftkarten kostenlos zur Verfügung stellen. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass sowohl Nina Hoffmann als auch Ronny Quittschalle das BDR-Camp ehrenamtlich unterstützt haben – Fotos stellte Torsten Kumpf zur Verfügung.
Man gar nicht genug schätzen, dass Nina und Ronny sich bereit erklärt haben, dieses Camp als Coaches zu begleiten. Insbesondere bei Nina als Vollprofi mit sehr gefülltem Terminplan ist dies einfach eine tolle Geste an den Nachwuchs, ihre Freizeit hier einzusetzen.
Fabian Waldenmeier, MTB-Koordinator beim Bund Deutscher Radfahrer

Ausgewählt wurden die 9 Teilnehmer*innen vom BDR nach ihren Ergebnissen bei der deutschen Meisterschaft in Ilmenau sowie der restlichen Saison 2022 – zusätzlich konnten sich noch 3 Wild Cards mit Text und kurzem Video bewerben. Somit sollten auch Talente gefunden werden, die vielleicht noch nicht die größte Renn-Erfahrung aufweisen, dafür aber Potenzial zeigen. Angereist zum BikeYoke-BDR-Camp sind schließlich:
- Lea Kumpf – 17 Jahre (DM 1. Platz U19)
- Maxima Jaax – 15 Jahre (DM 3. Platz U19)
- Leif Kohlgruber – 17 Jahre (DM 2. Platz U19)
- Lino Neumann – 16 Jahre (DM 1. Platz U17)
- Max Becker – 16 Jahre (DM 2. Platz U17)
- Lukas Lämmlein – 15 Jahre (DM 3. Platz U17)
- Leo Großekettler – 13 Jahre (Wildcard)
- Paul Rodler – 14 Jahre (Wildcard)
- Til Holzhauer – 13 Jahre (Wildcard)

Los ging es freitags mit der Anreise in den Schwarzwald gegen Mittag und einer Vorstellungsrunde. Bevor es dann für ein paar lockere Warm-up-Runden in den Bikepark ging, musste natürlich das Material auf Renntauglichkeit geprüft werden, wobei schon erste Mängel wie abgefahrene Bremsbeläge auffielen. Nach einigen entspannten Laps – bei denen die Trainer sich schon einmal ein Bild vom fahrerischen Niveau machen konnten – stand dann der im Downhill-Racing so entscheidende Trackwalk auf dem Programm: Meter für Meter wurde die Strecke auseinandergenommen, Tipps zur Linienwahl gegeben oder auch einfach zur Problematik, wie man sich das Ganze eigentlich bis zum nächsten Tag merken soll?

Der Samstagvormittag stand dann ganz im Zeichen des Sektionstrainings. Vorher allerdings hieß es: Frühsport! Auch der gehört schließlich zum Erfolg auf der DH-Strecke. Grundlagen wie Joggen, ABC-Lauf, Aufwärm-Übungen, Dehnen oder sogar Atemtechniken wurden vermittelt. Die WM-Zweite Nina oder auch Ex-Judoka Ronny konnten den Teilnehmer*innen über das Wochenende auch helfen, sich physisch und mental auf einen Rennlauf einzustimmen. Dazu blieb noch viel Zeit für Downhill-Runs, GoPro-Abfahrten und Fahrtechnik-Training.


Auch der Sonntag begann mit Frühsport – das Warm-up konnte dank des bereits Erlernten sogar ohne Anleitung durchgeführt werden. Am Nachmittag stand die Abreise zurück in die Heimatorte in ganz Deutschland an. Vorher blieb jedoch Zeit für einige weitere Downhill- und Jumpline-Runden, diesmal jedoch ganz ungezwungen, sodass auch Zeit für etwas Video-Produktion blieb, um den eigenen Social-Media-Kanal zu füllen.

Das Feedback beschreiben die Trainer Nina Hoffmann und Ronny Quittschalle als durchweg positiv. Die Jungs und Mädels konnten gut gemeinsam fahren, haben sich gegenseitig unterstützt und einen echten Team-Vibe aufgebaut. Etwas, das im deutschen Downhill-Sport doch recht häufig zu fehlen scheint. Die Nachwuchs-Fahrer*innen sollen bereits Interesse an weiteren Trainingslagern dieser Art geäußert haben, sodass ein zweiter Termin im Frühjahr geplant ist, der ebenfalls dank BikeYoke durchgeführt werden kann. Doch auch darüber hinaus beabsichtigen die Coaches, das Konzept auszubauen und als festen Teil der deutschen Nachwuchsförderung zu verankern. Ob es die Verbands-Chefs allerdings schaffen, in Zukunft die Finanzierung zu sichern, scheint fraglich. BDR-Koordinator Fabian Waldenmeier gibt zu bedenken, dass in Deutschland olympische Disziplinen vom DOSB gefördert werden und Gravity-Mountainbiker von diesen Töpfen ausgeschlossen sind. Förderungen aus anderen Mitteln hingegen hängen oft an sehr guten Ergebnissen, die aktuell noch unrealistisch erscheinen. So bleibt vorerst zu hoffen, dass weitere Firmen sich dem Beispiel von BikeYoke anschließen.

Was sagst du zum Konzept – würdest du gerne eine verbesserte Nachwuchsförderung in Deutschland sehen?
26 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIrgendwie ist das Ganze echt undurchsichtig. Und nicht falsch verstehen: damit meine ich nicht Deine Erläuterungen. Die können ja bestenfalls so nachvollziehbar sein wie das Chaos, das sie zu erklären versuchen.
@onkel_c NRW
Naja ich bin schon der Meinung dass man dem Innenministerium den schwarzen Peter zuschieben kann.
Afik kommt da die Vorgabe her Leistungen in Olympia-Medaillen zu messen. Genauso wie gute Leistungen zur Voraussetzungen für Förderung zu machen, anstatt mit Förderung gute Leistungen zu ermöglichen.
Genau das ist doch das Problem wenn es um nicht olympische Sportarten oder langfristig Förderung geht
Ich gebe euch beiden recht , ich wollte mich nur nicht in den Sack mit 'Schuld sind die anderen' bewegen aber es ist auch meiner Ansicht nach wenig sinnvoll jemand (Einzelperson) oder einem Verband/Institution erst dann Fördergelder zu ermöglichen wenn bereits eine mehrjährige Zugehörigkeit zur absoluten Weltspitze nachgewiesen ist da sich zum einen die Frage stellt wie haben er/die das ohne Förderung erreicht und wohin möchte man denn nun hin fördern nachdem man sowieso schon ganz oben ist. Hier hakt es ja bereits in der Theorie, von der Praxis ganz zu schweigen.
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