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Nathalie Schneitter unterwegs – Teil 2
„Balkan Shredding“ in Montenegro

Dies ist die Fortsetzung von Balkan Shredding – Teil 1 – den ersten Teil findest du hier.

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Eigentlich wollten wir ja von der Küste Kroatiens direkt in das Durmitor-Gebirge in Montenegro weiterziehen. Dank einer spontanen Eingebung laden wir jedoch die Trailforks-Karte von Montenegro herunter und entdecken darauf zwei Trails in der Bucht von Kotor, im südlichsten Zipfel des Landes. „Zwei Trails” meint eine Abfahrt von fast 2000 Höhenmetern, von einem Gipfel des Lovcén Nationalparks bis nach Kotor hinunter ans Meer. Natürlich wollen wir uns das nicht entgehen lassen und so ändern wir kurzerhand die Pläne und fahren nach Kotor.

Kotor entpuppt sich als mediterrane Hafenstadt, die dank ihren kulturhistorischen Bauwerken und ihrer Lage in das UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe aufgenommen wurde. Manchmal findet man eben tolle Orte, die man gar nicht gesucht hat!

Abenteuer-Tipp 1: Wer bevorzugt nicht auf öffentlichen Campings nächtigt, sondern Spots mit Panorama-Aussicht bevorzugt, findet auf der App „park4night” Tipps zu tollen Plätzen.

# Der Campingspot beim Fort Gorazda mit Aussicht auf die Bucht von Kotor war mein Favourit auf unserer Reise!

Weil es bereits nachmittags um 17 Uhr dunkel wird, müssen wir unseren Schlafplatz beim verlassenen Fort Gorazda bei Dunkelheit beziehen. Am Morgen werden wir überrascht mit der Aussicht auf die Bucht von Kotor. Steile felsige Berge ragen aus türkisfarbenem Wasser und so verschlägt es uns am Morgen zunächst gleich mal die Sprache.

# Die Straßen bei Kotor sind atemberaubend und das Panorama steht dem in nichts nach
# Weil wir in der Nebensaison unterwegs sind, sind die meisten Berggasthöfe zu. Rund um Kotor haben wir aber Glück!

Wir navigieren mit Trailforks auf kurvigen Bergstraßen in den Lovćen Nationalpark. Die Strassen sind so schwindelerregend gebaut, dass wir gleich beschließen, irgendwann mit dem Rennrad zurückzukommen. Nach tausend Höhenmetern gibt’s einen Kaffeestopp, dann geht die Kletterei weiter und weiter, bis wir irgendwann oben sind. Auf dem höchsten Gipfel des Lovcén Nationalparks befindet sich das Nationalmuseum von Montenegro. Den ganzen Tag schon fühlen wir uns wie in einem Science Fiction-Roman. Weiße, karge Berge, Laubbäume bis in Höhen, wo bei uns noch Tannen wachsen, perfekte Straßen und keine Menschenseele weit und breit. Das imposante festungsähnliche Museum auf der Bergspitze, zu dem man nur über einen Tunnel mit tausend Treppenstufen gelangt, verstärkt diesen Eindruck noch.

# Laubwald und lose Steine ...
# ... gehören langsam schon zu unseren Spezialitäten.

Abenteuer-Tipp 2: Wer zeitlich flexibel ist, geht am besten in der Nebensaison auf Reisen. Die lokale Bevölkerung ist in dieser Zeit viel hilfsbereiter und man trifft weniger Touristen auf den Trails.

# Rockgarden next Level - Dieser Trail war tatsächlich fahrbar!

Unser Trail führt vom Gipfel bis ans Meer hinunter. Wir sind froh, dass uns Trailforks den Weg weist. Ausgeschilderte Wanderwege gibt es in Montenegro tausende, aber das Gelände ist so felsig, dass nur wenige davon fahrbar sind. Auf dem Weg in Richtung Küste müssen wir mehrere Stopps einlegen um die Aussicht zu genießen, Glücksgefühle begleiten uns auf jedem Meter. Bei Sonnenuntergang schaffen wir es zurück nach Kotor und den Campingspot beim alten Fort erreichen wir mit den allerletzten Sonnenstrahlen.

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Je näher es zur Küste geht, desto steiniger werden die Trails.
# Wir nutzen den Tag bis zum letzten Sonnenstrahl! Dieses Mal schaffen wir es vor Einbruch der Dunkelheit zum Van zurück.

Lokale Mountainbiker haben wir bisher keine kennengelernt. Und da uns die Wanderer permanent anfeuern und Fotos von uns machen, müssen wir leider fast davon ausgehen, dass der Mountainbiker hier eine noch nicht so oft gesehene Spezies ist.

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Trail-Traum bis zur Altstadt von Kotor, die direkt am Meer liegt.

Abenteuer-Tipp 3: Duschen wird auf einem solchen Trip zum Luxus. Diesen gibt es für ein paar wenige Euro in öffentlichen Schwimmbädern, auf Autobahn-Raststätten und Muckibuden, aber auch nach dem Schwimmen in Seen oder dem Meer fühlt man sich um einiges frischer.

# Die alte Frau auf dem Rücksitz haben wir als Autostopperin mitgenommen. Vor Freude hat sie mir gleich zwei Küsschen gegeben!

Trailforks lotst uns weiter ins Land hinein zum Biogradska Gora Nationalpark. Auch hier erreichen wir unseren Schlafplatz wieder erst bei Dunkelheit und als wir aus dem Van steigen, überrascht uns eisige Kälte. Dankbar darüber, den dicken Schlafsack eingepackt zu haben, hoffen wir auf warmen Sonnenschein am nächsten Morgen. Als wir aufwachen, ist der Boden noch gefroren und meine Nasenspitze mutiert zu einem Eiszapfen. Schon um 8 Uhr wärmen uns aber die ersten Sonnenstrahlen und der Entdeckergeist erwacht.

# Biogradska Gora - Camping am Gletschersee mitten im Nationalpark
# Auf kleinsten Raum leben und sich dennoch nicht im Weg rumstehen: Camping-Leben

Abenteuer-Tipp 4: Auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein ist das A und O. Eine Daunenjacke, Wind- und Regenjacke, Mütze und Handschuhe gehören auch im Sommerurlaub ins Gepäck. Kalt und hungrig sein ist nicht nur bei uns Mädels der Stimmungskiller Nr. 1!

# Nach einem Aufstieg im Wald überraschen uns auf 2000 m Bergweiden.

Biogradska Gora besitzt nur einen einzigen Trail, der auf Trailforks eingezeichnet ist. Dieser jedoch hat 600 Tiefenmeter und führt durch einen unberührten, uralten Wald. Eine ausgedehnte Bergwelt mit Höhen von über 2000 Metern, Gebirgsbächen und grünen Bergweiden sowie Gletscherseen begleiten uns auf dieser Ausfahrt.

# Der Ausblick ist phänomenal und es wächst die Gewissheit: Montenegro ist ein bergiges Land.

Der Nationalpark beschert uns ein Trailerlebnis der Extraklasse und einen Campingspot direkt am See. Frisches Wasser direkt von der Quelle gibt es auch, nur eine Dusche natürlich nicht und der Gletschersee braucht viel, viel Mut zum Reinspringen. Da sich Coni aber nach der Biketour sofort in den Bikini stürzt, bleibt meinem Kämpferherz nichts anderes übrig als es ihr nachzutun.

# Das Durmitor-Gebirge ist für Wanderer und Skitourengänger eine bekannte Destination, für Mountainbiker jedoch noch gänzlich unbearbeitet

Von Biogradska Gora bis Kabljak im Durmitor-Gebirge ist es nur noch ein Katzensprung. Wir fahren durch die imposante Schlucht des Flusses Tara und einmal mehr verspüre ich die Lust, diese atemberaubenden Straßen auch mit dem Rennrad zu erkunden. Im Durmitor entscheiden wir uns zuerst mal, zwei Tage wandern zu gehen. Es gibt halt (leider) auch Trails auf dieser Welt, die man besser auf zwei Füßen anstatt zwei Rädern erkundet.

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Zur Abwechslung tut wandern ab und zu gut. Vor allem auf solchen Pfaden, die man mit dem Bike nicht befahren kann.

Dummerweise schauen wir danach etwas zu tief ins Rotwein-Glas und als am Morgen noch Schneeflocken fallen, entscheiden wir uns, weiterzuziehen – ohne Durmitor unter die Räder genommen zu haben. Wir konnten aber noch ausfindig machen, dass es hier einen gebauten Enduro-Trail gibt und viele viele Cross Country-Trails im Wald rund um den schwarzen See bei Kabljak. Dumitor ist im Sommer mit Sicherheit ein Traum zum Mountainbiken, Ende November bringt man zur Sicherheit die Ski mit!

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Trek Slash 9.9 - es war Liebe auf den ersten Blick!

Da das Wetter eh schlecht ist und uns langsam aber sicher die Zeit davonrennt, entscheiden wir uns einen ganzen Tag im Auto zu verbringen und düsen von Kabljak Richtung Norden, queren Bosnien-Herzegowina und fahren bis in die kroatische Hauptstadt Zagreb. Dabei ignorieren wir erstmal die Trails, die auf Trailforks locken. Vor allem rund um Sarajevo hätte es einiges, das mich schon sehr zum Erkunden reizen würde!

# Spaßiges Laub-Shredden in Zagreb!

Zagreb entpuppt sich als hübsche Stadt, deren Hausberg einiges an Biketrails zu bieten hat. Nebst einem gebauten Enduro-Trail gibt es auch viele Wanderwege unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen, die sehr spaßig sind. Nur an den Wochenenden sollte man hier aufpassen, denn wer gerne durch die Gegend ballert, wird hier im Naherholungsgebiet der Stadt sonst nicht auf seine Kosten kommen.

# Coni beim Aufwärmen - Nach kalten Touren ist eine heiße Schoggi einfach das Allerbeste!

Von Zagreb geht es nun endlich Richtung Slowenien. Aber leider reichen unsere zwei verbleibenden Reisetage nicht, um das Land in seiner ganzen Vielfalt zu erfahren. Die Hauptstadt Liubljana empfängt uns aber mit offenen Armen und Andrej Dekleva von mtb.si zeigt die Golovec-Trails, die bis zur Haustüre der Downhill-Rakete Jure Zabjek führen. Hier kommen wir richtig in unser Element. Dirt, den wir sonst nur aus Kanada kennen, gespickt mit vielen rutschigen Wurzeln, sodass wir vor lauter Spaß kaum bemerken, dass die Zehenspitzen die Null-Grad-Grenze bald unterschreiten.

# Ride Liubljana - Der "Chairlift Trail" bringt uns auf spaßig-flowige Weise wieder auf den Hügel zurück, wo alle Golovec-Trails ihren Anfang nehmen
# Andrej und Jernej sind unsere Guides in Ljubliana. Die Gastfreundschaft haut uns aus den Socken!

Zum Abschluss unseres Trips geht es vom Trail gleich direkt zum Ćevapčići. Coni und ich sind uns einig: Drei Wochen waren viel zu kurz, um den Balkan in all seinen Facetten erleben zu können. Deshalb sind die nächsten Trips bereits in Planung: Im nächsten Jahr geht es ganz sicher nochmals nach Slowenien und auch das unentdeckte Albanien nehmen wir dann noch unter die Räder! Die Berichte dazu gibt es natürlich hier auf MTB-News.de!

Dies ist die Fortsetzung von Balkan Shredding – Teil 1 – den ersten Teil findest du hier.


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Information: MTB-News.de steht in keiner Weise in finanzieller Verbindung zu Verfasser, Fotograf oder Organisator des Berichts. Der Bericht wurde uns von Nathalie Schneitter kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Text: Nathalie Schneitter | Fotos: Cornelia Hug, Nathalie Schneitter
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