
Ausprobiert: Specialized Rhyme FSR Expert 2016
Geschichtliches
Specialized hat sein neues Traumpaar Stumpjumper & Rhyme frisch auf die Trails entlassen. Wobei man sagen muss: Für ein Traumpaar ist die Altersdifferenz recht groß. 1981 kam das erste Stumpjumper auf den Markt. 2015 jetzt das Damen-Pendant Rhyme. Das wären dann laut Taschenrechner 34 Jahre. Vierunddreißigjahre! Immerhin gibt es sogar das Frauenwahlrecht in der Schweiz schon seit 1971.

Schön also, dass es endlich da ist, das Rhyme. Und schön auch, dass es jetzt von Specialized eine 27.5 Zöllerin gibt – und dass ab August noch das 650b-Rumour dazu stößt (aktuell gibt es lediglich die 29er-Variante).
Hinweis
Zum Stumpy hat Maxi alles, aber auch alles geschrieben. Das ist gut so, denn dort können sich die Detailfetischisten alle Informationen holen. Und zum Rhyme gibt es ebenfalls einen technischen Test von Maxi. Bitte lesen – speziell wenn Ihr nicht so klein gewachsen seid wie ich und richtig sauber auf dem Rad sitzt.
In eigener Sache
Ob für einen Test oder ein ‚Ausprobiert’: Ein Selbstdarstellung ist super wichtig, um zu sehen wie nahe / fern wir uns in Sachen Körper, Können, Geschmack sind.
Größe: 160 cm. Gewicht: Moment – 52,8 kg heute morgen (vor dem Frühstück). Fahrkönnen: nicht besonders. Fahrpräferenzen: gerne bergauf, gerne bergab. Ich sammle gerne Höhenmeter und fahre sehr gerne auf Trails – aber sehr gerne ohne Felsbrocken, wilden Wurzelpassagen, Geröll-Einheiten. Liegt an fehlender Fahrtechnik, Alter und meiner Liebe zu Gusto.

Das Einsatzgebiet
Genau mein Ding: Ein sonniger Tag auf den Trails im Vinschgau. Technisch harmlos, variantenreich, immer wieder mit Anstiegen gespickt. Eine Allround-Runde wie gemacht für ein ‚Ausprobiert’. Was fehlt: Lange Touren mit satt viel Höhenmetern.
Test: Auf dem Trail
Eindruck
Es trifft sich ganz gut, dass ich klein bin: Das Rhyme ist in Sachen Geometrie eher auf kurze Damen zugeschnitten. Erhältlich ist es in XS, S und M. Ich sitze auf S und ich sitze kompakt. Weder eng geknautscht noch athletisch gestreckt. Das ist für mich entscheidend, weil es mir in Sachen Handling ein Sicherheitsgefühl vermittelt und sich doch (oder gerade deswegen) spaßig steuern lässt. Das Rhyme zieht und verzeiht, reagiert schnell, steckt ein und ist wendig.

Es ist ein bisschen wie die beste Freundin sein sollte: unkompliziert, zuverlässig und sie lockt dich raus zum Spielen und Spaß haben. Für mich tatsächlich ein richtiges Trail- oder Enduro-Bike mit satten 150 mm Federweg.
Bleibt für mich die Frage, in wie weit das Rhyme auch ein Allmountain-Bike ist. Als FSR Expert Carbon kommt es mit 1×11 Antrieb. Einfach-Antrieb leuchtet mir teilweise sehr ein und fährt sich auch knackig und kurz auf den Trails. Aber ich vermisse die Bandbreite dann doch – und Bandbreite ist für mich bei einem Allmountain wichtig. Übrigens kommt das Rhyme in den Comp und Comp Carbon Ausgaben mit 2×10 Antrieb.

Einwurf 1: Shut up and drive
Was mich in Sachen Konstruktion ein wenig irritiert, ist die Beschreibung aus dem Hause Specialized, die dem Rhyme-Rahmen eine Nähe zu den „Hüften von Rihanna“ (Zitat) unterstellen. Rihanna? Er erinnert vielleicht eher an Rihanna als an Petra Gerstner. Trotzdem! Rihanna? Die räkelt sich viel, berauscht sich viel und singt „Bitch better have my money“. Ich musste ganz schön in meinem Kopf kruschtln, um hier einen Zusammenhang zu finden. Ergebnis: Rihanna passt gut zu Rhythm & Rhyme, sie sing auch „Shut up and drive“ und neben dem Stumpy wurde 1981 auch Justin Timberlake geboren, der wiederum mit Rihanna gesungen hat und da schließt sich ganz klar der Kreis.
Einwurf 2: Sonst noch
Mein Extra-Highlight: Das SWAT-Programm (Storage, Water, Air und Tool) von Specialized hat sich bei Rhyme und Stumpy ausgeweitet. Neben dem Mini-Tool, das im Oberrohr verstaut wird gibt es jetzt Stauraum in den Carbon-Rahmen. Kollege Maxi spricht von einem Kofferraum, ich sage aus Eigenständigkeitsgründen Handschuhfach. Der Flaschenhalter ist eine Geheimtür (SWAT Door), die sich unkompliziert öffnen lässt und den wirklich enormen Hohlraum frei legt. Very nice, very smart, very hot!
Fazit – Specialized Rhyme FSR Expert 2016
Ein unglaublich schönes Bike, speziell für diejenigen unter Euch, die viel, viel Trails fahren und viel, viel Spaß haben wollen. Für mich: Ich würde es sofort nehmen, obwohl ich auch gerne viel bergauf fahre. Aber ich warte noch ab bis 1. sich mein Bankkonto (durch Heirat, Spenden andere dankbare Zufälle) füllt. 2. das Rumour im August in der 650B-Variante erhältlich ist – denn das könnte es sein...
Weitere Informationen
Ausführliche Vorstellung Specialized Rhyme
Website: www.specialized.com/de
Text & Redaktion: Sissi Pärsch | MTB-News.de 2015
Bilder: Specialized, Maxi Dickerhoff
33 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumZum Artikel:
mei, am interessantesten dürfte der Punkt sein wie du dich auf dem Rad gefühlt hast, der Rest interessiert möglicherweise weniger Frauen (auch wenn ich etliche Nerdeusen persönlich kenne).
Zum Thema Entfaltung:
ich als nicht ganz unfitter Mann fahre trotzdem beharrlich 2x10 (oder auch 2x9), denn es gibt lange giftige Rampen, und andererseits auch flache Passagen wo ggf. mal Windschatten gefahren wird, da kommt man ohne Bolzen trotzdem auf Geschwindigkeit.
Oder ich fahre zu vielseitig
Zuerst einmal, Danke Sissi, für deine Rückmeldung. Das Specialized das Fahrwerk entsprechend abstimmen wird ist ja klasse!
Puh, klar die Überschrift mit „Kurz-Test“ passt vielleicht wirklich nicht perfekt.
Es ist eher ein Wink, dass es etwas neues auf dem Markt gibt und das ganze nett serviert mit tollen Bildern.
Ich finde es gut, dass Sissi das Produkt kurz vorgestellt hat.
Wichtig wäre halt jetzt noch ein Folgeartikel.
Oft musste ich schon die Erfahrung machen (und ich fahre erst seit 2,5 Jahren), dass Bike-Produkte für Frauen nur das gute „Herrenprodukt“ in einer schlechteren Variante sind.
Also, braucht die Welt wirklich ein Frauen-Mountainbike???
Ich habe mich, als bei mir jetzt aktuell ein Neukauf anstand, nicht nach speziellen Frauenbikes umgeschaut.
Das Interesse scheint aber anscheinend vorhanden zu sein, sonst hätten sich hier nicht so viele kritisch zu Wort gemeldet.
Was sind wirklich die Unterschiede zum Herrenmodell:
Mittlerweile gibt es einige gute Hersteller die Hochwertige Bikes extra für Frauen anbieten:
Vor allem fällt mir da Propain ein. –Dort wird man sogar gefragt, wie viel man wiegt und das Fahrwerk wird entsprechend angepasst.
Dann gibt es auch von Canyon viele Damenmodelle
Und anscheinend zieht jetzt auch Specialized mit und es gibt noch viele andere.
Ein Vergleich wäre echt mal toll.
Da derzeit der Bereich der 150-170 mm Federweg Bikes boomt, wäre es genial, wenn in dem Bereich die Bikes mal auf Herz und Nieren miteinander verglichen und getestet werden würden. Auch im Vergleich zu den renomierten Herrnmodellen.
Habe ich bisher noch nirgends gesehen.
Ich würde mich freiwillig als Testfahrerin anbieten ;-)
Und hätte da so einige Fragen an die Hersteller.
@Sissi
Aber, auf jeden Fall Sissi, lass dich nicht unterkriegen, mach bitte weiter so und sei die weibliche Seite von Mtb-News!
Und zur Kettenblatt und Übersetzungsfrage, klar interessiert das auch Frau!
Und eigentlich finde ich jetzt, dass Specialized mit einem 30er Kettenblatt da auch auf Frau eingegangen ist. Andere Hersteller montieren 34 Kettenblätter!
Ich persönlich habe vor jetzt mal ein ovales 30 oder 32 zu probieren.
Mit dem ovalen 30 würde ich dann zwischen einem Runden 28 und 32 liegen.
Also... ich habe schon viele Kurztests (auch in Printmagazinen) gelesen, die weitaus weniger Informationen geboten haben. Insofern könnte die eine oder andere kritische Stimme die Kirche im Dorf lassen und den Kurztest einfach Kurztest sein lassen.
@Hasifisch Ein 28er KB entspricht vorne 24, hinten 36.
Korrekt, sollte da eigentlich auch stehen...sorry.
Bei Santa Cruz fand ich es besonders putzig, mit Juliana bikes gleich eine neue Marke aus der Taufe zu heben.
Ansonsten bin ich nicht der größte, und habe da schon eine Herausforderung passende Räder zu finden, und kenne andere Männer die kleiner und leichter sind als ich, für die die Auswahl auch eng wird, ähnlich wie bei kleinen/leichten Frauen.
Aber unterm Strich sehe ich es wie du, dass das Geschlecht weniger eine Rolle spielt als Körperbau und sonstige Vorlieben.
Klar suche ich mir auch Räder heraus, die mir Sicherheit vermitteln und sich möglichst leicht fahren lassen...
Ein Kumpel von mir hat jetzt auch als erstes an seinem neuen Rad das 34er durch ein 30er Kettenblatt ersetzt - aber der ist 10 Jahre Jünger als ich, ich bleib einfach bei 2x vorne, taugt mir mehr...
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