Ab dieser Saison geht Christian Textor für den YT Mob im Enduro World Cup an den Start. Sein neues Arbeitsgerät bezeichnet Texi als das schnellste Bike, das er bisher gefahren ist – wir haben uns das neue YT Capra von Christian Textor ausführlich angeschaut und einige spannende Details entdeckt!
Schon seit vielen Jahren ist Christian Textor der schnellste Enduro-Fahrer Deutschlands. In der abgelaufenen Enduro World Series-Saison konnte er die stärksten Ergebnisse seiner bisherigen Karriere einfahren – und durch den Wechsel zum YT Mob hat sich für den ehemaligen Einzelkämpfer nun einiges geändert. Sein neues Umfeld sei „jetzt denkbar perfekt, um zu performen“ – so die Aussage im großen Interview, das wir kurz nach seinem Wechsel mit Christian Textor geführt haben.
Ein wichtiges Element, um im anstehenden Enduro World Cup so weit wie möglich nach vorn zu fahren, ist natürlich das neue Arbeitsgerät von Texi. Der gesamte YT Mob verfolgt dabei in diesem Jahr einen sehr interessanten Ansatz, den die Forchheimer als Live Uncaged bezeichnen: Alle Team-Fahrer haben die Möglichkeit, ihre Bikes nach eigenen Vorstellungen auszustatten. So gibt es zwar gute Partnerschaften, die YT mit bestimmten Firmen pflegt, doch prinzipiell sind Christian Textor und seine Team-Kollegen vom YT Mob frei in der Wahl der Komponenten. Um ein bestmögliches Setup zu finden, hat das Team mehrere Wochen lang auf den harten Trails in Ligurien getestet. In diesem Rahmen sind auch die Fotos des Bikes entstanden – seitdem hat sich am YT Capra von Texi aber schon wieder einiges verändert. Was genau und welche spannenden Details es noch am neuen Schwöricht von Christian Textor zu entdecken gibt, erfahrt ihr in unserem Bike Check!
Arbeitsgerät: YT Capra von Christian Textor
- Fahrer Christian Textor (1,83 m, 79 kg)
- Rahmen YT Capra, L-Hauptrahmen, XL-Hinterbau, Works Components -1°-Steuersatz
- Geometrie Reach: 467 mm / Lenkwinkel: ~62,8° / Kettenstreben: 443 mm
- Federweg 180 mm / 170 mm
- Fahrwerk RockShox Zeb Ultimate / RockShox Super Deluxe Ultimate Coil
- Laufräder DT Swiss EX1700
- Reifen Schwalbe Magic Mary / 21 psi vorne / 24 psi hinten
- Lenker Renthal Fatbar / 760 mm Breite
- Bremsen TRP DH-R Evo / 203 mm Scheiben
- Schaltung SRAM X01 AXS / 1 x 12
Rahmen und Geometrie
Der YT Mob hat im Enduro-Bereich praktisch freie Wahl hinsichtlich der Komponenten – der Rahmen ist wenig überraschend hingegen vorgegeben: Christian Textor und seine Team-Kollegen sind auf einem YT Capra aus Carbon unterwegs. Das schnelle Enduro aus Forchheim konnte in unserem Test sehr überzeugen (zum Artikel: YT Capra im Langzeit-Test), auch wenn die großen Erfolge im Race-Bereich fehlen. Damit sich das ändert, geht Texi ab sofort auf einem Capra an den Start – allerdings entspricht der Rahmen nur bedingt der Serien-Version.
Ich habe da eigentlich fast genauso viel Leidenschaft und Spaß dran wie am Rennen fahren selbst. Also das Fahrrad zu dekonstruieren und rekonstruieren, wenn man es so will – mit allem, was dazugehört.
In den letzten Wochen hat der YT Mob viel auf den harten Trails rund um Finale Ligure getestet. Dabei konnten Texi und Co. auch beim Rahmen zahlreiche verschiedene Ansätze gegeneinander fahren. Nach diesen ausführlichen Test-Sessions ist Texis Wahl auf einen Capra-Hauptrahmen in Größe L in Kombination mit einem XL-Hinterbau gefallen. Mit einer Größe von 183 cm liegt Texi gerade an der Schwelle zwischen L und XL, wenn man der Größen-Empfehlung auf der Website vertraut. Der L-Rahmen ist mit einem Reach von 467 mm im Vergleich zu anderen aktuellen Enduros fast schon auf der kurzen Seite, für Texi jedoch genau richtig. Der XL-Hinterbau misst 443 mm und ist damit einen halben Zentimeter länger als das L-Heck. Dieser Geometrie-Ansatz dürfte etwas mehr Balance ins Bike bringen, ohne den Radstand zu sehr anwachsen zu lassen. Interessanterweise hat sich Texis Team-Kollege Jack Moir für das Gegenteil entschieden: Der etwas größere Australier fährt einen XL-Hauptrahmen in Kombination mit einem L-Hinterbau. Insgesamt experimentiert Texi aber viel rum hinsichtlich der Hinterbau-Länge und schließt auch nicht aus, doch ein reguläres L-Heck zu verwenden. Dieses würde insbesondere in engen, verblockten Passagen gegenüber der XL-Variante Vorteile bieten.
Auch beim Lenkwinkel hat Texi während des Testcamps herumexperimentiert. Standardmäßig liegt dieser beim YT Capra bei 64,2° und fällt damit für Enduro Race-Verhältnisse ähnlich wie der Reach eher moderat aus. Abhilfe schafft ein Works Components-Steuersatz, der den Lenkwinkel um 1° auf 63,2° abflacht. Zusätzlich ist vorne eine RockShox Zeb mit 180 mm statt der am Capra üblichen 170 mm verbaut. Diese Maßnahme dürfte den Lenkwinkel zusätzlich um etwa 0,5° flacher gestalten. Um den Sweet Spot zu finden, wird Texi demnächst noch ein Angle Set mit lediglich 0,5° ausprobieren, damit der Lenkwinkel nicht zu flach wird. Hinsichtlich der Laufradgröße hat sich Texi für die reguläre 29″-Variante und gegen die MX-Version des Capras entschieden.
Fahrwerk und Setup
Beim Fahrwerk setzt Texi auf vertraute Komponenten aus dem Hause RockShox, was wenig verwunderlich ist: YT pflegt eine enge Partnerschaft zu RockShox und auch während des Testcamps waren einige Fahrwerk-Spezialisten vor Ort, um das beste Setup mit den Fahrern zu erproben. Vorne ist an Texis YT Capra eine RockShox Zeb Ultimate mit 180 mm Federweg verbaut. Diese verfügt laut YT über eine speziell angepasste Charger 3-Kartusche – gut möglich, dass das Team bereits an den Produkten der Zukunft herumtüftelt.
Mit einem Luftdruck von 65 psi in der Gabel liegt Texi einige psi über der Empfehlung, die RockShox für sein Gewicht ausgibt – allerdings fährt er auch einen Speed, von dem viele nur träumen können. Interessant ist außerdem, dass kein einziger Volumenspacer in der Gabel verbaut ist. Die weiteren Einstellungen in der Gabel sind 8 Klicks Rebound, 11 Klicks Low Speed-Compression und 4 Klicks High Speed-Compression. Das ist insgesamt ein eher offenes Setting.
Insgesamt bin ich mir ziemlich sicher, dass es das schnellste Bike ist, das ich bisher unter meinem Hintern hatte.
Am Heck vertraut Texi einem Coil-Dämpfer aus dem Hause RockShox, während seine beiden Team-Kollegen auf die Luft-Version des RockShox Super Deluxe Ultimates setzen. RockShox hat fleißig am Innenleben des Dämpfers gewerkelt und einen Super Deluxe Coil mit einem Tune, der eine besonders geringe Druckstufen-Dämpfung hat, zur Verfügung gestellt. Verbaut ist eine Feder mit einer Härte von 375 lbs, geschlossener High Speed-Compression, 3 Klicks Low Speed-Compression und 9 Klicks Low Speed-Rebound. Zudem ist der hydraulische Bottom Out des Coil-Dämpfers komplett geschlossen, was bei den harten Schlägen im Enduro Race-Bereich sicherlich keine verkehrte Wahl ist.
Laufräder und Reifen
Sehr viel rumexperimentiert haben das Team und Texi bei der Wahl der passenden Laufräder und Reifen. Zum Zeitpunkt, als die Fotos entstanden sind, war Texi noch auf der Kombination aus Continental-Reifen und Crankbrothers Synthesis Carbon-Laufrädern unterwegs. In der Zwischenzeit gab es allerdings einen Wechsel bei den Laufrädern – und die Wahl ist auf bewährte DT Swiss-Laufräder aus Aluminium gefallen. Die Crankbrothers-Laufräder waren laut Texi spannend, aber die Carbon-Felgen springen für seinen Geschmack in steinigen Passagen zu sehr herum. Aluminium-Felgen seien hinsichtlich der Compliance einfach das Maß der Dinge. Vorne fährt Texi eine DT Swiss 511-Felge, hinten hingegen die stabilere DT Swiss 541-Felge.
Spannend ist auch die Wahl der Reifen. Während sich seine beiden Team-Kollegen für Produkte von Maxxis entschieden haben, war das YT Capra von Christian Textor zum Zeitpunkt des Fotoshootings mit Continental Kryptotal-Reifen ausgestattet. Die überarbeitete Continental-Range erfreut sich seit einiger Zeit großer Beliebtheit, auch im Race-Segment. Inzwischen ist Texi jedoch wieder zurück auf Schwalbe gewechselt, da er die Produkte schon seit über einem Jahrzehnt genaustens kennt. „Ich habe die Contis einen Monat lang sehr intensiv getestet, aber bin insgesamt auf den Schwalbe-Reifen mehr zu Hause. Insbesondere der Magic Mary vorn ist vom Feeling einfach der Reifen, dem ich am meisten vertrauen kann. Die Continental-Reifen sind wirklich klasse und es hat Spaß gemacht, sie zu fahren. Aber ich konnte mich nicht ganz so dran gewöhnen wie an die Schwalbe-Reifen – deshalb bin ich zurück zu Schwalbe gegangen.“ Vorn und hinten sind aktuell ein Schwalbe Magic Mary mit Downhill-Casing und Ultra Soft-Gummimischung verbaut. Auch dadurch kann Texi trotz vergleichsweise geringen Luftdrücken auf Inserts verzichten.
Komponenten-Check
Einer der wichtigsten Aspekte am Arbeitsgerät ist laut eigenen Angaben der Lenker – hier hat sich Texi bewusst für einen Renthal-Aluminium-Lenker mit 31,8 mm-Klemmung entschieden, während an den meisten Bikes mittlerweile Carbon und 35 mm verbaut sind. „Das ist meine Präferenz für mehr Flex und ist handschonender als dicke Lenker oder Carbon-Lenker“ – ein Ansatz, den wir nachvollziehen können. Gekürzt ist der Lenker auf eine Breite von 760 mm, beim Vorbau setzt Texi auf eine traditionelle Länge von 50 mm. Sendhit Knock-Handguards bieten zusätzlichen Schutz für die Hände, die in Kontakt mit Griffen von Odi kommen.
Beim Antrieb sind an Texis YT Capra Produkte von SRAM verbaut, nachdem der Burbacher in den vergangenen Jahren auf Shimano unterwegs war. Ein SRAM X01 Eagle AXS-Schaltwerk ist für die Gangwechsel zuständig – soweit keine Sensation. Interessanter wird es da schon bei der 170 mm langen Carbon-Kurbel, die wie schon erwähnt mit einem O-Chain-System bestückt ist. Das kleine Produkt aus Italien erfreut sich immer größerer Beliebtheit im Race-Bereich. Es handelt es sich um einen speziellen Kurbel-Spider, der eine gewisse Bewegung zwischen Kurbel-Arm und Kettenblatt ermöglicht, was wiederum den Pedal-Kickback deutlich reduzieren soll. Dass er weiterhin ein O-Chain fahren wird, war für Texi eine leichte Entscheidung. Aktuell setzt er auf das 9°-Setting. Crankbrothers Mallet DH-Pedale sorgen für eine sichere Verbindung zum Arbeitsgerät.
Ein Wunsch, den Texi für die nahe Zukunft hat, ist die Kombination aus O-Chain und DT Swiss Aluminium-Felgen mit Industry Nine-Naben. Im Zusammenspiel mit dem O-Chain mache es laut Texi komplett Sinn, eine Nabe mit einer möglichst feinen Verzahnung zu fahren – was bei Industry Nine mit einem Einrastwinkel von lediglich 0,58° definitiv der Fall ist. Derzeit ist Texi auf einer DT Swiss-Nabe mit einer gröberen Verzahnung unterwegs, was zu einem Leerweg von bis zu 27° an der Kurbel führen kann – teilweise aber auch nur 9°. In Kombination mit den fein verzahnten Industry Nine-Naben wird Texi das O-Chain wohl ins 12°-Setting bauen, sodass er unterm Strich trotzdem einen kürzeren Leerweg hat, der vor allem sehr viel konstanter und berechenbarer ist.
Ähnlich wie bei den Laufrädern gibt es auch bei den Bremsen noch einige Änderungen. Hier hat Texi generell viel experimentiert und diverse Hersteller durchprobiert. Zwischenzeitlich sah es so aus, als hätte er sich für SRAM Code RSC-Bremsen mit 200 mm-Scheiben entschieden. Dies hat sich in der Zwischenzeit geändert: Mittlerweile sind TRP DH-R Evo-Bremsen mit 203 mm-Scheiben verbaut. Diese ist Texi bereits im vergangenen Jahr an seinem E-Bike gefahren und war schon damals sehr positiv überrascht. „Das sind richtige Anker, die aber trotzdem schön smooth anfangen. Außerdem ist der Leerweg vom Hebel sehr leichtgängig. Das ist mir wichtig.“ Mineralöl und Leitungen von Shimano machen die Bremse laut Texis Mechaniker noch ein wenig knackiger und beständiger.
Wie es nun mit der Testerei und den Experimenten bei den Komponenten weitergeht? „Irgendwann muss man einen Strich drunter machen, bevor man anfängt, es zu verschlimmbessern. Ab einem gewissen Punkt muss man einfach viele Runs machen, um mit dem bestehenden Setup so vertraut wie möglich zu werden. Mit jeder Veränderung muss man theoretisch wieder einige Abfahrten machen, um so vertraut zu sein wie mit den vorherigen Einstellungen. Und irgendwann muss man einfach sagen: Okay, das ist es jetzt.“ Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt, ob und was sich noch bis zum Saison-Auftakt des Enduro World Cups tut – und wie Texi dann mit seinem neuen Arbeitsgerät zurechtkommt!
Was sagst du zu Texis YT Capra und zum Ansatz, praktisch freie Wahl bei den Komponenten zu haben?
Hier findest du weitere Arbeitsgeräte von den Stars der Mountainbike-Szene:
- Arbeitsgerät – Cape Epic-Edition: Orbea Oiz OMX von Georg Egger
- Arbeitsgerät – Cape Epic-Edition: Scott Spark RC von Nino Schurter
- Arbeitsgerät Spezial: Pinnit Shredmaster V2 von IBC-User Grottenolm
- Arbeitsgerät: Mondraker-Prototyp von David Trummer
- Arbeitsgerät: Rose Scrub von Lukas Knopf
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