Was soll man über Loïc Bruni noch erzählen, das nicht schon gesagt worden ist? Der junge Franzose gilt seit seinem Karriere-Start als ein absolutes Über-Talent im Downhill-Sport – mit gerade einmal 26 Jahren ist er schon vierfacher Elite-Weltmeister und kann einen Junioren-Titel sein Eigen nennen. Geholfen hat ihm dabei sicherlich sein methodischer Ansatz, der typisch für südfranzösische Mountainbike-Profis zu sein scheint: Vor Loïc haben schon Nico Vouilloz und Fabien Barel erfolgreich verstanden, das Maximum aus ihren Arbeitsgeräten herauszuholen. Während Data Recording und Custom-Tuning mittlerweile von vielen der großen Downhill-Teams eingesetzt werden, waren Loïc Bruni und sein Mechaniker Jack Roure der Welle weit voraus – sie nutzen bereits seit 2014 ein aus dem Motorsport adaptiertes System.

Damit konnte Loïc Bruni 2019 immerhin drei World Cup-Rennen, das Gesamtranking und die Weltmeisterschaft in Mont-Sainte-Anne für sich entscheiden. Bis dato galt der Specialized-Fahrer zwar als sehr schneller, aber nicht immer ganz konstanter Racer. In 2020 hat Superbruni sicherlich auch aufgrund der besonderen Situation und des späten World Cup-Starts erst einen etwas eingerosteten Eindruck hinterlassen. Doch bereits beim zweiten World Cup-Finale der Saison in Maribor verpasste er den Sieg auf seinem besonderen Specialized Demo nur um Haaresbreite. Hier erfahrt ihr alle verfügbaren Details über die knallrote Rennmaschine!
Arbeitsgerät: Specialized Demo von Loïc Bruni
- Fahrer Loïc Bruni (1,80 m, 80 kg)
- Rahmen Specialized Demo, S3, Aluminium
- Geometrie Reach: 446 mm / Lenkwinkel: 62,2–62,8° / Kettenstreben: 438–448 mm
- Federweg 200 mm / 200 mm
- Fahrwerk Öhlins DH38 M.1 / Öhlins-Prototyp
- Laufräder DT Swiss 240/EX741 / 29″ & 27,5″ / Aluminium
- Lenker Joystick 8Bit Alloy / 778 mm Breite
- Bremsen Magura MT7 Pro / 203 mm Scheiben
- Schaltung SRAM X01 DH / 1 x 7


Rahmen und Geometrie
Beim Hauptrahmen handelt es sich um ein reguläres Specialized Demo 2021 in der Größe S3. Das ist im Jahr 2020 durchaus ungewöhnlich, denn Loïc Bruni ist mit 1,80 m Körpergröße nicht gerade klein, sein Rad darf mit 446 mm Reach jedoch als durchaus kurz bezeichnet werden. Hier zeigt sich wieder einmal, dass World Cup-Profis dem Trend zu immer längeren Rädern nur bedingt folgen. Etwas mehr Spielraum bekommt Bruni jedoch durch einen speziellen Steuersatz – Infos hierzu werden vom Team nicht preisgegeben. Allerdings spricht die Einbaulage dafür, dass dieser das Rad um ein paar Millimeter länger macht. Wieder aufgehoben wird dieser Zugewinn über ein exzentrisches Tretlager, das sich in einer weit nach vorne gerichteten Position befindet. Das verkürzt den Reach wieder und verlängert die Kettenstreben.

Generell wird es von der Mitte des Bikes nach hinten ziemlich ungewöhnlich. Die silbrig polierten Links, die den Öhlins-Dämpfer ansteuern, sind extra von Specialized für Loïc Bruni gefertigt worden. Vermutlich wird die Progression des FSR-Hinterbaus damit zusätzlich etwas erhöht. Außerdem verzichtet das World Cup-Bike auf die verstellbaren Kettenstreben des 2021er Modells. Trotzdem ist am Heck ein 27,5″-Hinterrad verbaut und kein 29″-Hinterrad wie beim 2020er-Modell (hier unser Test des Specialized Demo 29), das noch ohne Flipchip auskam. Trotz all der Änderungen soll die Geometrie inklusive des Reach insgesamt grob der des S3-Modells entsprechen.

Fahrwerk und Setup
Das Specialized Gravity-Team ist bereits seit einigen Jahren auf Fahrwerken von Öhlins unterwegs. Im Downhill-Segment genießen die Motorsport-Experten mittlerweile einen exzellenten Ruf – natürlich ist an Loïcs Bike jedoch nichts von der Stange. Die Öhlins DH 38 M.1-Federgabel ist von außen nur mit großen Ö-Logos markiert und verfügt Jack Roure zufolge über eine spezielle Dämpfung. Ansonsten fährt Loïc 125 psi in der Haupt-Luftkammer und 235 psi in der unteren Luftkammer, die für die Endprogression zuständig ist.

Der Dämpfer hingegen wird gut vom Rahmen und einer zusätzlich angebrachten Carbon-Abdeckung versteckt und soll ein Prototyp sein. Wer etwas auf der Öhlins-Website herumsurft und sich Loïcs Rad genauer ansieht, könnte jedoch eine Ahnung bekommen, was unter der Haube steckt. Die Schweden produzieren nämlich auch elektrische Fahrwerke für den Motorsport. Außerdem gibt es einen kleinen Knopf samt Kabel am linken Lenkerende, dessen Zweck ebenfalls geheim ist. Es wäre also durchaus denkbar, dass Loïc hier entweder ein intelligentes, elektrisches Fahrwerk à la Fox Live Valve testet oder einfach verschiedenen Dämpfungssettings durchklicken kann. Vielleicht liegen wir jedoch auch falsch und es steckt ein mechanisches System dahinter und der Knopf am Lenker … heizt den Sattel.


Laufräder und Reifen
Bei den Felgen handelt es sich um die im Downhill World Cup äußerst beliebten DT Swiss EX 471. Diese fallen mit 25 mm Innenbreite deutlich schmaler als, als es der normale Mountainbiker mittlerweile bevorzugt. Hier zeigt sich jedoch wieder einmal, dass Trends ihren Ursprung häufig gar nicht im Rennsport haben. Die Felgen sind auf die bekannten 240-Naben von DT Swiss aufgespeicht, wobei es sich hinten aufgrund des schmalen Demo-Hinterbaus um eine 142 mm breite Nabe handelt. Gegenüber des Ventils wurden zudem Gewichte zum Auswuchten der Felge angebracht. Das soll verhindern, dass sich das Rad bei schnellen Geschwindigkeiten aufschwingt.

Laut Loïcs Mechaniker Jack handelt es sich um Specialized-Reifen … unsere Augen sagen uns jedoch, dass er zu Beginn in Maribor auf mit Edding übermalten Michelin DH Mud-Matschreifen unterwegs war. Das grüne Ventil verrät außerdem, dass im Hinterrad ein Cushcore-Reifeninsert verbaut ist, das Reifen und Felge vor Durchschlägen schützen soll und zusätzliche Dämpfung bereitstellt.

Komponentencheck
Der Antrieb stammt aus dem Hause SRAM – es handelt sich um eine ältere Version des SRAM X01 DH-Antriebs. Natürlich befinden sich auch hier spannende Details am Rad – so wird das Schaltauge durch die von älteren Demo-Modellen bekannte Verstärkung geschützt. Diese befindet sich zwischen Hinterrad-Achse und Schaltwerk und soll sicherstellen, dass Loïc seine Rennläufe auf alle Fälle beenden kann. Das Kettenblatt wiederum wird von einer e*thirteen Kettenführung geschützt, die zwar einen Bashguard aber keine untere Führung besitzt. Der Shifter wiederum wurde leicht eingekürzt und mit Grip-Tape beklebt.

Zum Stehen kommt Loïc Brunis Specialized Demo mit Magura MT7-Bremsen. Diese sind mit großen 203 mm-Scheiben ausgerüstet – es handelt sich allerdings nicht um die schwarzen E-Bike-Scheiben, die man mittlerweile an vielen Downhill-Bikes sieht. Außerdem sind natürlich Loïcs eigene Custom-Griffe verbaut, die sich vor allem an Fahrer mit sehr großen Händen richten.

Das Cockpit stammt aus dem Hause Joystick und besteht aus einem 8Bit Alloy-Lenker mit 28 mm Rise und 778 mm Breite, der von einem Binary Direct Mount-Vorbau gehalten wird. Dieser wiederum befindet sich in der langen 50 mm-Position. Unter der oberen Federgabel-Brücke sind mehrere Spacer montiert und die Gabel selbst ist fast ganz herausgezogen, sodass die Cockpit-Höhe durchaus beachtlich ausfällt. Kontrolle über sein Rad gewinnt Superbruni über einen normalen Specialized-Sattel, der von einer Thompson-Sattelstütze gehalten wird. Außerdem klickt er natürlich seine eigenen Crankbrothers Mallet DH-Pedale im Superbruni-Design ein.

Was denkt ihr, was es mit der mysteriösen Box auf sich hat? Postet eure Ideen in die Kommentare!
Hier findest du weitere Arbeitsgeräte von den Stars der Mountainbike-Szene:
62 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumund redakteure von bike magazinen werden auch kaum diesem klientel wirklich helfen können...
Carbonlenker zu steif? Dem ist nicht immer so und meiner Erfahrung nach haben die Carbonlenker wesentlich bessere Dämpfungseigenschaften. Kommt natürlich auf das Layup an...
ich denke doch. ein zahnarzt kommt in den laden und will ein fahrrad kaufen. völlig egal, was nach dem kauf passiert, dass einzige, was danach zählt, ist, ob er zufrieden ist oder nicht. ist er zufrieden, wird er wieder kaufen. das ist im interesse des ladens und des herstellers, denn die wollen geld verdienen.
Hab ich. Das liegt am Reach und der Kettenstrebenlänge. Beides lang.
ich sprach grundsätzlich von herstellern, nicht händlern, anyway...
es gibt alles was man dafür braucht käuflich zu erwerben. daran besteht kein mangel. wenn der händler seinen job korrekt macht und der käufer weiß was er möchte, sich ausdrücken kann ... wird das so klappen.
hersteller produzieren dass, was der markt gerade kauft. wenn dass zeug nicht entsprechend interagiert, wird es NICHT gekauft. der hersteller reagiert, denn sein oberstes ziel ist: verkaufen. it's not a question of the chicken act!
es gab noch nie so viele und auch definitiv gute möglichkeiten zum persönlichen 'traumbike' zu kommen.
und dahin zu kommen ist grundsätzlich eigenverantwortung!
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: