Letzte Saison feierte Jordan Williams ein echtes Traumdebüt in der Elite-Klasse. Nach einer sehr erfolgreichen Junioren-Zeit konnte der junge Brite sich bereits in seiner ersten Herren-Saison einen Downhill World Cup-Sieg sichern. Zusammen mit seinem ewigen Konkurrenten Jackson Goldstone gelang ihm damit auf Anhieb das, woran zahlreiche Top-Fahrer jahrelang scheitern. Dass wir es hier mit einem absoluten Ausnahmetalent zu tun haben, steht also außer Frage.
Zusammen mit seinen ebenso schnellen Team-Kollegen Loïc Bruni und Finn Iles bildet er das Specialized Gravity-Team – zweifelsohne eines der aktuell stärksten Teams im World Cup-Zirkus. Anders als die beiden erfahreneren Piloten war Williams 2023 allerdings noch nicht auf dem neuen Specialized-Prototyp unterwegs. Stattdessen lieferte er seine herausragenden Leistungen auf einem gewöhnlichen Serien-Demo ab. Damit ist dieses Jahr allerdings Schluss. Beim Saison-Auftakt in Fort Williams stand Jordan Williams genau wie seine Teamkameraden mit dem spektakulären Demo-Prototyp am Start. Wir haben das interessante Arbeitsgerät für euch genauer unter die Lupe genommen.
Arbeitsgerät: Specialized Demo Prototyp von Jordan Williams
- Fahrer Jordan Williams (85 kg)
- Rahmen Specialized Demo Prototyp, Carbon-Rohre mit Alu-Muffen
- Laufradgröße Mullet (29″ vorn / 27,5″ hinten)
- Fahrwerk Öhlins DH38 / Öhlins TTX–Stahlfederdämpfer
- Lenker Renthal Fatbar (780 mm Breite, 30 mm Rise) / Renthal Integra (50 mm Länge)
- Bremsen Magura MT7 / 220 mm und 200 mm Scheiben
- Schaltung SRAM X01 DH mit 34-Zähne-Kettenblatt


Rahmen und Geometrie
Der Specialized Demo-Prototyp ist zweifelsfrei als solcher zu erkennen. Die Konstruktion mit den gefrästen Aluminium-Muffen und verklebten Carbon-Rahmen wirkt wie die nächste Erfindung von Daniel Düsentrieb. Auch die voluminösen, gefrästen Kettenstreben muten martialisch an und vervollständigen das industrielle Design – form follows function. Zahlreiche Ösen und Gewinde ermöglichen Verstelloptionen, die Befestigung von Telemetrie-Systemen oder sind vorgesehen, um delikate Rahmenbereiche durch Verkleidungen vor den Blicken Neugieriger oder vor zeitraubenden Wind-Verwirbelungen zu schützen.
Viele Informationen über die Geometrie konnten wir dem Team leider nicht entlocken und tappen somit in Bezug auf Fakten wie Reach-Werte, Lenkwinkel und Tretlagerhöhe sowie Kettenstrebenlänge weiterhin im Dunkeln. Allerdings soll der Rahmen von Jordan Williams etwas größer ausfallen als das aktuelle Demo in S4. Dabei ist der Größensprung laut Team jedoch nicht so groß, dass man hier von einer hypothetischen S5-Größe (beim aktuellen Demo ist bei S4 Schluss) ausgehen könnte. Laut seinem Mechaniker ist die Rahmenplattform des Prototyps allerdings extrem variabel und kann durch die möglichen Verstelloptionen gleich drei bis vier Rahmengrößen abdecken. Hier können nicht nur Reach und Kettenstrebenlänge, sondern auch die Tretlagerhöhe angepasst werden. Neben Verstelloptionen an Geometrie und Kinematik lässt sich offensichtlich auch die Steifigkeit des Rahmens über einen verschraubten Steg an der Umlenkung anpassen.


Auch das zukünftige Demo setzt genau wie sein Vorgänger auf einen Viergelenker-Hinterbau. Neu ist allerdings die auffällig unter dem Tretlager positionierte Zugstange, die eine schräg im Rahmen liegende Wippe betätigt und so den Dämpfer ansteuert. Diese Kinematik ist auch der Grund für die wuchtig ausgeführten Kettenstreben, da diese neben der Aufhängung über dem Tretlager auch den Drehpunkt unter dem Tretlager in sich vereinen müssen.

Fahrwerk und Setup
Jordan Williams fährt im Gegensatz zu seinen beiden Teamkollegen ein sehr weiches und schnelles Fahrwerk. Laut seinem Mechaniker Nathaniel Carr ist die Rebound-Dämpfung so offen, dass sich der Brite gerade so noch an seinem Rad festhalten kann. Elektronische Spielereien am Dämpfer, wie man sie seit Jahren von Loïc Bruni kennt, sucht man hier vergeblich. Jordan Williams setzt auf einen herkömmlichen Öhlins TTX-Stahlfeder-Dämpfer mit einer 502er Feder. Passend dazu ist die Öhlins DH 38-Doppelbrückenfedergabel mit einem Druck von 110 psi befüllt.

Laufräder und Reifen
Interessant ist, dass Jordan Williams genau wie das restliche Specialized Gravity Team nach wie vor auf die im World Cup beliebten und 25 mm breiten DT Swiss EX471-Felgen und nicht auf die eigentlich prädestinierten DT Swiss FR541 setzt. Die Gründe hierfür liegen zum einen darin, dass sich die Felgen besonders gut anfühlen und eine perfekte Steifigkeit bieten sollen. Zum anderen vertraut man gern auf bewährte Produkte und weist darauf hin, dass die Specialized-Reifen perfekt mit der 25 mm breiten Felge harmonieren würden.

Auch beim Thema Inserts bleibt es interessant. Williams setzt auf das leichte CushCore XC-Insert am Heck, während das Vorderrad ohne zusätzliche Schaumstoff-Wurst auskommt. Welche Reifen Jordan Williams auf der Strecke in Bielsko Biala fahren wird, steht bislang noch nicht fest. Aufgrund der neuen und noch sehr wandelbaren Strecke sowie der schwankenden Wettervorhersage ist das Team auf alles vorbereitet. Aktuell sind Specialized Hillbillys (Hier geht’s zum Specialized Hillbilly Test) montiert, es liegen aber auch bereits vorbereite Specialized Cannibal Reifen (Hier geht’s zum Specialized Cannibal Test) auf Halde.

Jordan Williams fährt in der Regel einen Luftdruck von 24 psi am Vorderrad und 27 psi am Hinterrad. Je nach Strecke kann letzterer auch mal auf 26 psi abgesenkt werden. Größere Änderungen werden für gewöhnlich allerdings nicht vorgenommen.

Komponenten-Check
Vor allem im Vergleich zu Finn Iles fährt Williams eine relativ hohe Front. Der Brite setzt auf einen 30 mm Riserbar sowie Spacer mit 5 mm unter dem Vorbau und 15 mm unter der Brücke. Dazu kommt noch der 50 mm lange Renthal-Vorbau, der ebenfalls mit 10 mm Rise aufwarten kann. Ein System zur Reduzierung des Pedalrückschlags gibt es beim Specialized-Team nicht. Währen viele andere Fahrer auf O-Chain-Spider oder die neue e*thirteen-Nabe setzten, lösen diese Systeme laut Specialized Gravity ein Problem, das es am Specialized-Prototpy nicht gibt. Beim Antrieb setzt Williams auf eine SRAM X01 DH-Schaltgruppe mit einem 34-Zähne-Kettenblatt, während Magura MT7-Bremsen für die Entschleunigung zuständig sind. An der Front kommt hier eine 220 mm-Scheibe zum Einsatz, während am Heck das kleinere 200 mm-Modell verbaut ist.



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20 Kommentare
» Alle Kommentare im Forum"#2 Die wuchtigen Kettenstreben sind gefräst und wurden zugunsten der Geräuschdämmung mit VHS-Tape versehen."
Ich hätte Betamax genommen. Wieder falsch...naja.
Cool. Lasst Specialized da mal dran basteln und dem Bambus-Downhillbike steht bald nichts mehr im Wege.
das war es dann fürs demo, schade eigentlich, was sammel ich jetzt
schade das man es nicht als demo erkennt
Ich finde man erkennt es als Demo.
Da gab es Ausreißer die deutlich weniger machndemo aussahen
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