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Arbeitsgerät
Mondraker-Prototyp von David Trummer

Seine Saison 2023 hat sich David Trummer sicher ganz anders vorgestellt. Der schnelle Österreicher musste sich zu Saison-Beginn einer Bandscheiben-Operation unterziehen. Ende der Saison war er jedoch zurück im World Cup-Zirkus und hat eines der spannendsten Räder in den Pits mitgebracht. An seinem Mondraker-Prototyp ist so gut wie nichts von der Stange, sondern es wurde an jedes Detail gedacht. Hier gibt’s den spannenden Bikecheck!

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Ähnlich wie bei seinem schnellen Landsmann und Kumpel Andreas Kolb verlief die Karriere von David Trummer nicht ganz linear. 2019 war der Österreicher seinem Karriere-Ende nahe, erlebte als Privateer jedoch eine unglaubliche Saison mit mehreren Top-10-Platzierungen (David Trummer im Interview). 2020 folgte der Vize-Weltmeister-Titel – seitdem ist dem Steirer ein Platz in einem der Prestige-trächtigen Factory-Teams sicher. Seit zwei Jahren geht er für das MS Mondraker-Team an den Start und war in die Entwicklung des extrem anpassbaren Mondraker-Downhill-Prototyps involviert. Das Arbeitsgerät des stillen Österreichers hat es ganz schön in sich, denn David ist seinem Mechaniker Jens Prahlov zufolge absolut detailverliebt und weiß genau, was er will. Vom Speichenwinkel bis zum Backsweep seines Custom-Renthal-Lenkers ist an diesem Mondraker-Downhill-Bike wirklich alles besonders.

# Für David Trummer war es eine verletzungsgeplagte Saison 2023 - der Österreicher hat jedoch eines der spannendsten Bikes in den Pits. Hier wurde an jedem Detail gefeilt.
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Arbeitsgerät: Mondraker-Prototyp von David Trummer

# Wie der Rest des MS Mondraker-Teams fährt David seit Anfang der World Cup-Saison den Mondraker Wrap-Prototyp - der Aluminium-Rahmen wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Team entwickelt und ist hochgradig anpassbar.
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# Neben Kinematik- und Geometrie-Änderungen lässt sich sogar die Steifigkeit des Bikes beeinflussen.

Rahmen und Geometrie

Allein über den Rahmen ließe sich wohl ein ganzes Buch schreiben. Das Bike wurde speziell für das MS Mondraker-Team entwickelt und gebaut. Es erinnert optisch an das bekannte Mondraker Summum, auf dem das Team bis Anfang des Jahres unterwegs war, und setzt auch auf eine Variation des Mondraker-typischen Zero-Federungssystems. Dieses besteht aus einem einteiligen Hinterbau und Hauptrahmen, die über zwei Umlenkhebel miteinander verbunden sind. Derartige Systeme mit virtuellem Drehpunkt sind nicht ungewöhnlich. Allerdings ist der Dämpfer bei Mondraker schwimmend gelagert, also zwischen zwei beweglichen Teilen. Unten war dies bisher der untere Umlenkhebel, am Prototyp hingegen wird das Dämpferauge am Hinterbau befestigt.

# Der Aluminium-Prototyp erinnert immer noch stark an das aktuelle Downhill-Bike von Mondraker, das Summum Carbon. - Die Kinematik wurde jedoch auf die Wünsche der World Cup-Profis angepasst und der Rahmen lässt sich großzügig anpassen.
# Eigentlich ist Mondraker für schlanke und schicke Carbon-Rahmen bekannt - die Spanier beherrschen offensichtlich jedoch auch die Fräse …
# … und das Schweißgerät. - So mancher IBC-User würde das Rad vermutlich direkt so kaufen.
# Der Dämpfer ist weiterhin schwimmend im Hinterbau gelagert - das untere Dämpferauge ist jedoch am Hinterbau befestigt und nicht mehr am unteren Umlenkhebel.

Flipchips und auch verstellbare Steuersätze sind an sich nichts Neues und finden sich auch an so manchem modernen Serien-Bike. Auch der Wrap genannte Prototyp – das Rad wurde lange nur mit einem um den Rahmen gewickelten Sichtschutz (englisch „wrap“) gefahren – verfügt über jede Menge Flipchips und noch mehr. So lässt sich etwa die Kettenstrebenlänge justieren. Hier setzt David Trummer auf das mittlere Setting, das immer noch sehr geräumige 455 mm ergibt. Ein weiterer Flipchip sitzt im Dämpferauge und beeinflusst die Progression – auch hier tut’s das mittlere Setting für David. In Andorra hat er das untere, linearere Setting getestet, aber nicht für überzeugend befunden.

# Im Dämpferauge ist ein Flipchip untergebracht, über den sich die Progression in drei Positionen justieren lässt. - David Trummer bevorzugt das mittlere Setting. Nach unten wird es linearer, das obere ist progressiver.
# Auch die Kettenstrebenlänge ist einstellbar - das von David Trummer genutzte mittlere Setting ist mit 455 mm allerdings nicht gerade kurz.
# Es gibt aktuell nur extrem wenige Prototyp-Rahmen und diese müssen für das Team ständig um die halbe Welt geschickt werden. - Damit keiner verloren geht, wurden Apple Airtags unauffällig im Rahmen integriert.

Der Steuersatz lässt sich in mehreren Stufen verstellen und wird von David im längsten Setting mit für seine Körpergröße von 1,84 m recht geräumigen 482 mm Reach gefahren. Außerdem hat er den Lenkwinkel um 0,5° steiler auf 63° eingestellt. Im flacheren Setting war ihm das Rad zu lang und er hatte zu wenig Druck auf der Front. Der steilere Lenkwinkel kürzt den Radstand um ca. 7 mm. Das ergibt ausreichend Agilität, ohne auf zu kurze Kettenstreben setzen zu müssen. Auch das hat er ausprobiert, damit jedoch zu wenig Druck auf dem Hinterrad gehabt. Die Schraube im Steuersatz sichert die Schalen, die aufgrund des Prototyp-Status sonst etwas zu viel Spiel haben und knarzen.

# Es gibt nur eine einzige, aber sehr anpassbare Rahmengröße für alle Teamfahrer. - Mit 184 cm Körpergröße mag es David geräumig und bevorzugt den längstmöglichen Reach von 482 mm. Dafür hat er den Lenkwinkel auf moderate 63° gestellt.

Ziemlich ungewöhnlich ist das verschraubte Tretlager. Mondraker hat verschiedene Versionen, die unterschiedliche Positionen ergeben, produziert. Damit lässt sich einiges beeinflussen – neben der Tretlagerhöhe auch der Reach oder die Kettenstrebenlänge. David setzt hier jedoch auf das mittlere Standard-Bauteil. Auffällig sind auch die insgesamt drei verschraubten Brücken im Hinterbau. Als einziger Fahrer im Team setzt David nur auf die unterste Brücke, um einen möglichst weichen, flexiblen Rahmen zu haben. Den Prototyp gibt es nur als Mullet-Bike mit 29″-Vorderrad und 27,5″-Hinterrad.

# Durch die verschiedenen Tretlager-Einsätze lässt sich die Geometrie sehr großzügig anpassen - die Position des Tretlagers lässt sich nicht nur höher oder tiefer stellen, sondern auch weiter nach vorne oder hinten.
# David Trummer hats gern nachgiebig - der Steirer hat sein Downhill-Racebike mit vielen kleinen Details darauf ausgerichtet und hat auch zwei von drei optionalen Brücken im Hinterbau ausgebaut.
# Die Bikes von David Trummer, Tuhoto Airiki-Pene und Brook Macdonald im Vergleich - nur David baut die Brücken lieber aus.

Wichtig für David Trummer ist außerdem ein leises Bike. Deshalb ist der Hinterbau nicht nur großzügig mit dämpfendem VHS-Tape beklebt – Mechaniker Jensen hat auch die Kabelführung angepasst. Diese verläuft eigentlich unter dem Tretlager, an Davids Rad jedoch entlang der Sitzstrebe. So gibt es kein Rattern und das Kabel läuft in einem guten Winkel und ohne Knicke direkt ins Schaltwerk. Seit seiner Bandscheiben-OP fährt David den Sattel außerdem 2 cm weiter hinten als sonst. Erklären kann er sich das auch nicht – der Sitzwinkel des Prototyps entspricht eigentlich seinen Vorstellungen. Zudem ist der Sattel recht hoch, da David lange Beine hat.

# Ein leises Rad ist ein schnelles Rad - David Trummers Mondraker-Prototyp wurde am Heck großzügig mit dämpfendem VHS-Tape aus Neuseeland beklebt.
# Warum weiß er nicht, aber seinen Sattel fährt er seit seiner Rücken-Operation 2 cm weiter hinten - damit fühlt es sich für ihn neuerdings komfortabler an.

Das genaue Gewicht weiß man beim Team nicht – es soll jedoch knapp über 17 kg und damit in einem guten Bereich liegen. Am Mondraker Summum Carbon ist David Gewichte unter dem Tretlager gefahren, um einen tiefen Schwerpunkt und ein stabileres Fahrgefühl zu erreichen. Am neuen Rad hingegen hält er das nicht mehr für notwendig.

Fahrwerk und Setup

David Trummer setzt auf ein komplettes Fox-Fahrwerk: An der Front werkelt eine Fox 40 Factory-Federgabel, am Heck ein Fox DHX2-Stahlfederdämpfer. In der Federgabel fährt David 91 psi Druck und ganze 6 Volumenspacer – ein straffes Setup. Am Heck ist eine 475 lbs Feder verbaut. Allerdings misst das Team – so wie die meisten World Cup-Teams – die Federhärte nach und es handelt sich um 456 lbs. Bei vielen Herstellern ist die Federhärte einer gewissen Toleranz unterzogen.

# An der Front verrichtet die bekannte Fox 40 Factory-Federgabel ihre Arbeit. - David fährt bei 75 kg Gewicht 91 psi Druck und ganze 6 Volumenspacer.

Auf den Ausgleichsbehälter des Dämpfers wurde ein Temperaturmessstreifen aufgeklebt. Dieser zeichnet die maximal erreichte Temperatur auf – schließlich hat diese einen großen Einfluss auf die Performance des Dämpfers. So kann Mechaniker Jensen zu Fox gehen und um ein besser für den Temperaturbereich geeignetes Setting bitten. Spannend ist, dass David auf eine hohe obere Krone an der Federgabel setzt. Diese braucht er nicht, um eine höhere Front zu bekommen. Stattdessen senkt er so die Distanz zwischen den Brücken und damit die Steifigkeit der Federgabel.

# Auf den Fox DHX2-Stahlfederdämpfer klebt Davids Mechaniker Jensen immer einen Temperatur-Messstreifen. - Das Vereinfacht das Feedback an Fox. Die Temperatur hat einen großen Einfluss auf die Funktion eines Dämpfers. So kann dann hoffentlich der richtige Tune für die Strecke gewählt werden.

Laufräder und Reifen

Im Gegensatz zu seinen Teamkollegen, die Carbon-Felgen fahren, setzt David Trummer auf e*thirteen LG1+ Alu-Laufräder. Der Österreicher fährt zudem eine extrem geringe Speichenspannung, um mehr Flex und ein angenehmeres Fahrgefühl zu generieren. Trotzdem ist sein Mechaniker nicht gerade viel beschäftigt – David hat so einen smoothen Fahrstil, dass er kaum Felgen zerstört. Nur ausgerechnet auf der Material-mordenden Highspeed-Strecke in Andorra hat er in der Quali einen Baumstumpf mitgenommen und die Felge plattgedrückt. Hier hätte aber wohl auch ein Carbon-Laufrad alt ausgesehen.

# Auch bei den Laufrädern geht David eigene Wege und vertraut den e*thirteen LG1+ Alu-Felgen.
# Eine weitere Besonderheit seiner Laufräder …
# … ist die extrem geringe Speichenspannung.
# Außerdem fährt David den breiten Freilauf mit 10-fach-Kassette - dadurch sind die Speichenflansche enger beisammen und ergeben einen steileren Speichenwinkel und mehr Nachgiebigkeit. Trotzdem hat David dank seines Fahrstils extrem wenige Defekte.

Am Hinterrad setzt er auf eine ältere Version der e*thirteen-Nabe mit breiterer Kassette und somit schmalerem Nabenkörper. Diese ergibt einen etwas flacheren Speichenwinkel, was erneut mehr Nachgiebigkeit erzeugt. Am Heck ist ein Michelin DH16-Reifen verbaut – ein Prototyp, der für harte Bikepark-Strecken entwickelt wurde und schnell rollen soll. Auf Hardpack hat David damit zudem mehr Kurvengrip – nur in Andorra ist er auch hinten den bissigen DH22 gefahren. Dieser ist meist vorne verbaut, hat allerdings mit dem Serienreifen wenig gemein. Der Prototyp hat einen runderen Querschnitt sowie eine veränderte Karkasse und Gummimischung.

# Am Heck setzt David Trummer auf den meisten Strecken auf den noch nicht käuflichen neuen Michelin DH16-Reifen.
# Das Profil ist für harte Böden und hohe Geschwindigkeiten optimiert worden - das trifft auf die meisten Downhill World Cup-Strecken zu.

Komponentencheck

Bei der Wahl der Komponenten geht David Trummer sehr eigene Wege. Auffällig ist natürlich das sehr hohe Cockpit mit einem 780 mm breiten Renthal Fatbar-Alu-Lenker mit 40 mm Rise. Für mehr Flex ist ein Modell mit 31,8 mm Klemmdurchmesser verbaut – außerdem hat der Lenker mehr Backsweep als die käufliche Version. Diese Lenker wurden früher für Danny Hart produziert, als dieser noch für Mondraker an den Start ging. Auch David fühlt sich auf dieser Version heimischer.

# Mit ganzen 40 mm Rise sieht der Renthal Fatbar aus wie ein Hirschgeweih - an Davids Bike ist eine Version mit mehr Backsweep montiert.
# David setzt auf die etwas besser flexende 31,8 mm Klemmung - die Markierung stellt sicher, dass der Lenker immer in der richtigen Position montiert wird.
# Renthal stellt auch sicher, dass David seinen Lenker immer fest im Griff hat.

David fährt seine Shimano XTR-Bremshebel extrem weit nach innen verschoben und mit völlig unterschiedlichen Druckpunkten: Während der hintere Bremshebel fast an den Lenker geht, hat der vordere einen deutlich früher einsetzenden Druckpunkt. Der Shimano-Schalthebel wurde stark bearbeitet und abgefeilt, weil David mit seinen großen Händen sonst dranstößt. Zudem setzt der MS Mondraker-Fahrer auf die günstigen Shimano RT66-Bremsscheiben mit 203 mm Durchmesser. Diese liefern seiner Meinung nach die beständigste Performance.

# Wie so viele Shimano-Profis bevorzugt David das Gefühl der Shimano XTR-Bremsen mit vier Kolben.
# Eine Besonderheit ist allerdings, dass er sehr günstige Bremsscheiben fährt. - Hiermit gefällt ihm das Bremsgefühl am meisten.

Natürlich ist auch am Antrieb nichts normal bei diesem Race-Bike. Seit 2023 setzt David auf einen O-Chain-Kettenblatt-Spider. Dieser sorgt für eine Relativbewegung zwischen Kurbel und Kettenblatt, über die sich der Pedalrückschlag, den jedes Bike hat, neutralisieren lässt. David ist mittlerweile im 9°-Setting unterwegs, hat aber auch mal das 6°-Setting probiert. Da es dafür eine Kurbel mit Direct-Mount-Aufnahme benötigt, wurde eine 165 mm lange Shimano XT-Kurbel verbaut. Beim 36-Zähne-Stahl-Kettenblatt handelt es sich um die E-Bike-Version mit sehr ausgeprägten Zähnen und einer idealen Kettenführung.

# Seit diesem Jahr ist an Davids Mondraker ein O-Chain verbaut. - Dieses soll den Pedalrückschlag von Downhill- und Enduro-Bikes verringern.
# Um den O-Chain-Spider zu montieren, braucht es Shimano XT-Kurbeln.
# Der Shifter wurde von Mechaniker Jens abgefeilt, um mehr Platz für Davids Hände zu schaffen.
# Ein Shimano Saint-Schaltwerk ist für präzise Gangwechsel auf der Strecke zuständig.

Bereits seit 2019 fährt David Trummer DMR V-Twin-Klickpedale. Grund ist eine Verletzung an Knie und Knöchel, die ihm das Ausklicken erschwert. Diese Pedale setzen auf das alte Shimano SPD-System mit schwimmend auf der Achse gelagertem Klickmechanismus, der ihm das Ein- und Ausklicken leichter macht. Dafür hat er auch sämtliche Pins aus dem Pedalkörper entfernt.

# Seit einer Bein-Verletzung bevorzugt David die DMR V-Twin-Klickpedale - damit kann er am leichtesten ein- und ausklicken.
# Sieht schon im Stand schnell aus - der Mondraker-Downhill-Prototyp von David Trummer.
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