Ähnlich wie bei seinem schnellen Landsmann und Kumpel Andreas Kolb verlief die Karriere von David Trummer nicht ganz linear. 2019 war der Österreicher seinem Karriere-Ende nahe, erlebte als Privateer jedoch eine unglaubliche Saison mit mehreren Top-10-Platzierungen (David Trummer im Interview). 2020 folgte der Vize-Weltmeister-Titel – seitdem ist dem Steirer ein Platz in einem der Prestige-trächtigen Factory-Teams sicher. Seit zwei Jahren geht er für das MS Mondraker-Team an den Start und war in die Entwicklung des extrem anpassbaren Mondraker-Downhill-Prototyps involviert. Das Arbeitsgerät des stillen Österreichers hat es ganz schön in sich, denn David ist seinem Mechaniker Jens Prahlov zufolge absolut detailverliebt und weiß genau, was er will. Vom Speichenwinkel bis zum Backsweep seines Custom-Renthal-Lenkers ist an diesem Mondraker-Downhill-Bike wirklich alles besonders.

Arbeitsgerät: Mondraker-Prototyp von David Trummer
- Fahrer David Trummer (1,84 m, 75 kg)
- Rahmen Mondraker-Prototyp, Aluminium
- Geometrie Reach: 482 mm / Lenkwinkel: 63° / Kettenstreben: 455 mm
- Federweg 200 mm / 200 mm
- Fahrwerk Fox 40 Factory / Fox DHX2 Factory
- Laufräder e*thirteen LG1+ / 29″ + 27,5″ / Aluminium
- Reifen Michelin DH22 / Michelin DH16-Prototyp / 1,5 bar vorne / 1,8 bar hinten
- Lenker Renthal Fatbar (custom) / 780 mm Breite
- Bremsen Shimano XTR / 203 mm Scheiben
- Schaltung Shimano Saint / 1 x 10


Rahmen und Geometrie
Allein über den Rahmen ließe sich wohl ein ganzes Buch schreiben. Das Bike wurde speziell für das MS Mondraker-Team entwickelt und gebaut. Es erinnert optisch an das bekannte Mondraker Summum, auf dem das Team bis Anfang des Jahres unterwegs war, und setzt auch auf eine Variation des Mondraker-typischen Zero-Federungssystems. Dieses besteht aus einem einteiligen Hinterbau und Hauptrahmen, die über zwei Umlenkhebel miteinander verbunden sind. Derartige Systeme mit virtuellem Drehpunkt sind nicht ungewöhnlich. Allerdings ist der Dämpfer bei Mondraker schwimmend gelagert, also zwischen zwei beweglichen Teilen. Unten war dies bisher der untere Umlenkhebel, am Prototyp hingegen wird das Dämpferauge am Hinterbau befestigt.


Flipchips und auch verstellbare Steuersätze sind an sich nichts Neues und finden sich auch an so manchem modernen Serien-Bike. Auch der Wrap genannte Prototyp – das Rad wurde lange nur mit einem um den Rahmen gewickelten Sichtschutz (englisch „wrap“) gefahren – verfügt über jede Menge Flipchips und noch mehr. So lässt sich etwa die Kettenstrebenlänge justieren. Hier setzt David Trummer auf das mittlere Setting, das immer noch sehr geräumige 455 mm ergibt. Ein weiterer Flipchip sitzt im Dämpferauge und beeinflusst die Progression – auch hier tut’s das mittlere Setting für David. In Andorra hat er das untere, linearere Setting getestet, aber nicht für überzeugend befunden.



Der Steuersatz lässt sich in mehreren Stufen verstellen und wird von David im längsten Setting mit für seine Körpergröße von 1,84 m recht geräumigen 482 mm Reach gefahren. Außerdem hat er den Lenkwinkel um 0,5° steiler auf 63° eingestellt. Im flacheren Setting war ihm das Rad zu lang und er hatte zu wenig Druck auf der Front. Der steilere Lenkwinkel kürzt den Radstand um ca. 7 mm. Das ergibt ausreichend Agilität, ohne auf zu kurze Kettenstreben setzen zu müssen. Auch das hat er ausprobiert, damit jedoch zu wenig Druck auf dem Hinterrad gehabt. Die Schraube im Steuersatz sichert die Schalen, die aufgrund des Prototyp-Status sonst etwas zu viel Spiel haben und knarzen.

Ziemlich ungewöhnlich ist das verschraubte Tretlager. Mondraker hat verschiedene Versionen, die unterschiedliche Positionen ergeben, produziert. Damit lässt sich einiges beeinflussen – neben der Tretlagerhöhe auch der Reach oder die Kettenstrebenlänge. David setzt hier jedoch auf das mittlere Standard-Bauteil. Auffällig sind auch die insgesamt drei verschraubten Brücken im Hinterbau. Als einziger Fahrer im Team setzt David nur auf die unterste Brücke, um einen möglichst weichen, flexiblen Rahmen zu haben. Den Prototyp gibt es nur als Mullet-Bike mit 29″-Vorderrad und 27,5″-Hinterrad.



Wichtig für David Trummer ist außerdem ein leises Bike. Deshalb ist der Hinterbau nicht nur großzügig mit dämpfendem VHS-Tape beklebt – Mechaniker Jensen hat auch die Kabelführung angepasst. Diese verläuft eigentlich unter dem Tretlager, an Davids Rad jedoch entlang der Sitzstrebe. So gibt es kein Rattern und das Kabel läuft in einem guten Winkel und ohne Knicke direkt ins Schaltwerk. Seit seiner Bandscheiben-OP fährt David den Sattel außerdem 2 cm weiter hinten als sonst. Erklären kann er sich das auch nicht – der Sitzwinkel des Prototyps entspricht eigentlich seinen Vorstellungen. Zudem ist der Sattel recht hoch, da David lange Beine hat.


Das genaue Gewicht weiß man beim Team nicht – es soll jedoch knapp über 17 kg und damit in einem guten Bereich liegen. Am Mondraker Summum Carbon ist David Gewichte unter dem Tretlager gefahren, um einen tiefen Schwerpunkt und ein stabileres Fahrgefühl zu erreichen. Am neuen Rad hingegen hält er das nicht mehr für notwendig.
Fahrwerk und Setup
David Trummer setzt auf ein komplettes Fox-Fahrwerk: An der Front werkelt eine Fox 40 Factory-Federgabel, am Heck ein Fox DHX2-Stahlfederdämpfer. In der Federgabel fährt David 91 psi Druck und ganze 6 Volumenspacer – ein straffes Setup. Am Heck ist eine 475 lbs Feder verbaut. Allerdings misst das Team – so wie die meisten World Cup-Teams – die Federhärte nach und es handelt sich um 456 lbs. Bei vielen Herstellern ist die Federhärte einer gewissen Toleranz unterzogen.

Auf den Ausgleichsbehälter des Dämpfers wurde ein Temperaturmessstreifen aufgeklebt. Dieser zeichnet die maximal erreichte Temperatur auf – schließlich hat diese einen großen Einfluss auf die Performance des Dämpfers. So kann Mechaniker Jensen zu Fox gehen und um ein besser für den Temperaturbereich geeignetes Setting bitten. Spannend ist, dass David auf eine hohe obere Krone an der Federgabel setzt. Diese braucht er nicht, um eine höhere Front zu bekommen. Stattdessen senkt er so die Distanz zwischen den Brücken und damit die Steifigkeit der Federgabel.

Laufräder und Reifen
Im Gegensatz zu seinen Teamkollegen, die Carbon-Felgen fahren, setzt David Trummer auf e*thirteen LG1+ Alu-Laufräder. Der Österreicher fährt zudem eine extrem geringe Speichenspannung, um mehr Flex und ein angenehmeres Fahrgefühl zu generieren. Trotzdem ist sein Mechaniker nicht gerade viel beschäftigt – David hat so einen smoothen Fahrstil, dass er kaum Felgen zerstört. Nur ausgerechnet auf der Material-mordenden Highspeed-Strecke in Andorra hat er in der Quali einen Baumstumpf mitgenommen und die Felge plattgedrückt. Hier hätte aber wohl auch ein Carbon-Laufrad alt ausgesehen.


Am Hinterrad setzt er auf eine ältere Version der e*thirteen-Nabe mit breiterer Kassette und somit schmalerem Nabenkörper. Diese ergibt einen etwas flacheren Speichenwinkel, was erneut mehr Nachgiebigkeit erzeugt. Am Heck ist ein Michelin DH16-Reifen verbaut – ein Prototyp, der für harte Bikepark-Strecken entwickelt wurde und schnell rollen soll. Auf Hardpack hat David damit zudem mehr Kurvengrip – nur in Andorra ist er auch hinten den bissigen DH22 gefahren. Dieser ist meist vorne verbaut, hat allerdings mit dem Serienreifen wenig gemein. Der Prototyp hat einen runderen Querschnitt sowie eine veränderte Karkasse und Gummimischung.


Komponentencheck
Bei der Wahl der Komponenten geht David Trummer sehr eigene Wege. Auffällig ist natürlich das sehr hohe Cockpit mit einem 780 mm breiten Renthal Fatbar-Alu-Lenker mit 40 mm Rise. Für mehr Flex ist ein Modell mit 31,8 mm Klemmdurchmesser verbaut – außerdem hat der Lenker mehr Backsweep als die käufliche Version. Diese Lenker wurden früher für Danny Hart produziert, als dieser noch für Mondraker an den Start ging. Auch David fühlt sich auf dieser Version heimischer.

David fährt seine Shimano XTR-Bremshebel extrem weit nach innen verschoben und mit völlig unterschiedlichen Druckpunkten: Während der hintere Bremshebel fast an den Lenker geht, hat der vordere einen deutlich früher einsetzenden Druckpunkt. Der Shimano-Schalthebel wurde stark bearbeitet und abgefeilt, weil David mit seinen großen Händen sonst dranstößt. Zudem setzt der MS Mondraker-Fahrer auf die günstigen Shimano RT66-Bremsscheiben mit 203 mm Durchmesser. Diese liefern seiner Meinung nach die beständigste Performance.
Natürlich ist auch am Antrieb nichts normal bei diesem Race-Bike. Seit 2023 setzt David auf einen O-Chain-Kettenblatt-Spider. Dieser sorgt für eine Relativbewegung zwischen Kurbel und Kettenblatt, über die sich der Pedalrückschlag, den jedes Bike hat, neutralisieren lässt. David ist mittlerweile im 9°-Setting unterwegs, hat aber auch mal das 6°-Setting probiert. Da es dafür eine Kurbel mit Direct-Mount-Aufnahme benötigt, wurde eine 165 mm lange Shimano XT-Kurbel verbaut. Beim 36-Zähne-Stahl-Kettenblatt handelt es sich um die E-Bike-Version mit sehr ausgeprägten Zähnen und einer idealen Kettenführung.


Bereits seit 2019 fährt David Trummer DMR V-Twin-Klickpedale. Grund ist eine Verletzung an Knie und Knöchel, die ihm das Ausklicken erschwert. Diese Pedale setzen auf das alte Shimano SPD-System mit schwimmend auf der Achse gelagertem Klickmechanismus, der ihm das Ein- und Ausklicken leichter macht. Dafür hat er auch sämtliche Pins aus dem Pedalkörper entfernt.



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Hier findest du weitere Arbeitsgeräte von den Stars der Mountainbike-Szene:
- Arbeitsgerät: GT Fury von Danny Hart
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- Arbeitsgerät: Mondraker-Prototyp von David Trummer
24 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIch frag mich ja immer ob das auf Dauer stabil genug ist, kann mich noch gut an einige Nicolai Teamfahrer erinnern die früher nach Stoppies ausgeschlagene Steuerrohre hatten und damals war noch nix verstellbar.
Tolles Bike...!
Bin das aktuelle Summun als Leihbike im Saalbach-Sommerurlaub ausführlich gefahren... und ja, fuhr sich super.
Ebenfalls das Foxy in Leogang auch aus Neugier gefahren.
Für mich eindeutig auf meinen Top 5 Bikefirmen!!!
Dann hätte ich ja Summun "Carbon" geschrieben... und mich geschämt 🤭
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