Rahmen und Geometrie
Nicht umsonst bezeichnen wir die Weltcup-Bikes oft als Arbeitsgerät. Beim täglichen Umgang mit dem Bike muss alles passen – wie bei einem qualitativ hochwertigen Werkzeug. Josh hat unzählige Stunden auf dem V10 verbracht und mit seiner langjährigen Erfahrung immer weiter perfekt auf sich abgestimmt. So ist es nicht verwunderlich, dass sich sein aktuelles Setup in den letzten drei Jahren kaum mehr verändert hat. Josh kommt damit gut zurecht und so fängt er auch trotz unterschiedlichsten Strecken nicht an, großartig an den Einstellungen herumzudrehen.

Seit 2007 ist Josh Bryceland Teammitglied im Santa Cruz Syndicate und hat in dieser Zeitspanne mehrere Evolutionsstufen des Downhill-Bikes V10 mitgemacht. Aus dem Alu-Boliden entwickelte sich in mehreren Zwischenschritten eine Carbon-Rennmaschine. Mit dem Modelljahr 2015 wurde die aktuellste Ausführung mit 650b-Laufrädern auf den Markt gebracht und wird seitdem von Josh Bryceland und seinen nicht minder berühmten Teamkollegen Steve Peat und Greg Minnaar im Weltcup bewegt.
Die grundsätzliche Rahmenform ist über die Jahre ähnlich geblieben, wurde aber im Zuge der Evolutionsstufen immer weiter optimiert. So besteht der aktuelle Rahmen aus viel Carbon: Hauptrahmen, Hinterbau, Ausfallenden, Bremsaufnahme und die obere Wippe sind aus Kohlefaser hergestellt. An Stellen, die hohe Kräfte aufnehmen müssen, wurde der Rahmen mit zusätzlichen Lagen verstärkt. An Stellen wo Material eingespart werden kann, wird weniger Carbon verwendet. Lediglich die untere Wippe an Joshs Arbeitsgerät ist aus Aluminium gefräst, generiert 216 mm Federweg aus dem Dämpfer und wurde um 5 mm verlängert. Das Santa Cruz V10 des Briten kommt so auf ein Gewicht von 16,3 kg. Schaltzug und Bremsleitung sind außen am Rahmen geführt und verschwinden am Steuerrohr unter einem Gabel-Anschlagschutz. Der Rahmen ist auch an der Kettenstrebe und am Unterrohr durch Gummischoner geschützt.
Beim Hinterbau handelt es sich um ein klassisches VPP-System, bei dem ein einteiliges Hinterbau-Dreieck von zwei Wippen angelenkt wird. Für Santa Cruz ist hier weniger die Raderhebungskurve wichtig, vielmehr soll die Hinterbau-Performance perfekt angepasst worden sein. Im Vergleich zum sehr progressiven Vorgänger wurde die Kennlinie etwas linearer.
Nachdem das Team in der Vergangenheit mit Offset-Steuersätzen experimentiert hatte, wechselte Josh von der XL-Rahmengröße zurück auf einen L-Rahmen mit regulärem Steuersatz. Das liegt zum einen an seinem verspielten Fahrstil, zum anderen konnte er auf dem XL-Bike nicht genug Druck an der Front erzeugen und fühlte sich so nicht so sicher, wie es für ihn auf den harten Weltcup-Strecken nötig wäre. Um den Druck am Vorderrad noch weiter zu erhöhen, fährt Ratboy eine speziell angepasste untere Wippe. Diese verlängert die Kettenstrebenlänge um 5 mm und verlagert so die Radlast nach vorne. Abgesehen von diesen kleinen Modifikationen und der speziellen Lackierung entspricht sein V10 der Serie und kann käuflich genau so erworben werden.
Fahrwerk und Setup

An den Bikes des Santa Cruz Syndicate kommen seit einigen Jahren Fox-Fahrwerke zum Einsatz. An der Front bändigt die Fox 40 Float mit Kashima-Beschichtung und RC2 FIT-Dämpfung die gröbsten Worldcup-Strecken. Am Heck kommt ein DHX2 Stahlfeder-Dämpfer zum Einsatz, welcher durch seine lineare Kennlinie besser mit der progressiven Kinematik des V10 zusammenspielt als ein Luft-Dämpfer – dieser würde die Progression für Joshs Einsatzbereich zu stark erhöhen.
Während im Weltcup viele Fahrer bis zur Perfektion an ihrem Fahrwerk arbeiten und jeden Parameter auswendig wissen, ist Josh in dieser Hinsicht eher locker und vertraut voll auf seinen Mechaniker und die Fox-Techniker. Die Hauptsache ist für ihn jedoch, dass sich das Fahrwerk gut anfühlt. Wieviel Luft er in seiner Gabel fährt, ob er Volumenspacer verbaut hat, oder welche Dämpfungs-Einstellungen er verwendet, hat er uns nicht verraten. Sein Setup bleibt, wie schon erwähnt, über den Großteil der Saison unverändert, auf ein paar Strecken ändert Josh aber die Federraten und die Druckstufen-Einstellungen. In der Offseason oder zwischen den Rennen fährt Josh sein Bike im gleichen Setup auch ganz normal weiter, egal ob im Revolution Bikepark oder auf der nächstgelegenen Downhill-Trainingsstrecke zu Hause.

Unser ehemalige Testredakteur Maxi konnte 2014 exklusiv Joshs Fahrwerk testen. Genaueres lest ihr hier.
Laufräder und Reifen
Das Syndicate war eines der ersten großen Teams im World Cup, das auf Carbon-Felgen setzte. Die Bikes sind nach wie vor mit der sündhaft teuren und edlen Kombination aus ENVE M90 Felgen und Chris King Naben ausgestattet.

Auf den Felgen sitzen Maxxis-Reifen, je nach Streckenbedingungen kommen Highroller 2 oder Shorty zum Einsatz. Auch im Trockenen greift Ratboy immer öfter zum Shorty an der Front – dieser ist für ihn inzwischen auch bei staubigen Bedingungen die bessere Wahl. Die Gummimischung der Wahl ist Maxxis‘ 3C Maxxgrip Mischung, bei der Karkasse greift Josh zur stabilen Downhill-Karkasse. Die Reifen sind 2,4″ breit.
Josh fährt seine Laufräder schlauchlos mit einem klassischen Tubeless-Aufbau. Probleme mit herunterspringenden Reifen hat er laut eigener Aussage nicht, die Reifen sitzen stramm auf der Felge. Während sein Setup die letzten 3 Jahre größtenteils unverändert geblieben ist, hat Josh seinen Reifendruck von harten 30 und 32 psi auf 28 und 30 psi nach unten verändert.

Komponentencheck
Der Antrieb für Ratboys Arbeitsgerät kommt aus dem Hause Shimano, genauer gesagt aus der Topgruppe Saint. Entgegen dem Trend, am Downhill-Bike weniger Gänge zu verbauen, um Gewicht zu sparen, fährt Josh eine klassische 10 fach-Kassette. Die Kette wird rund ums Tretlager von MRPs G4-Kettenführung gegen das Herunterfallen gesichert.


Bei den Pedalen wechselt Josh zwischen Klick- und Flatpedalen. Dieses Jahr war er wieder vermehrt auf seinen Burgtec Plattformpedalen unterwegs. Der kontinuierliche Wechsel hatte in der Vergangenheit teilweise für Probleme gesorgt: In seinem Rennlauf in La Bresse 2011 rutschte Ratboy beim Tretstück vor dem Ziel vom Pedal und stürzte hart. Trotzdem greift Josh auf harten Strecken wie z.B. Mont Sainte Anne immer noch gelegentlich auf Klickpedale zurück.
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Zum Stehen bringen den ehemaligen World Cup-Gesamtsieger Shimanos Saint-Bremsen mit vier Kolben. Vorne und am Heck sind jeweils große 203 mm-Scheiben ohne Kühlrippen montiert, die Bremsbeläge sind jedoch aus der IceTec Serie und mit Kühlrippen ausgestattet.

Der 60 mm lange Burgtec Vorbau hilft Josh mit der Balance seines Bikes, damit er genug Druck an der Front aufbauen kann. Der mit aufgelasertem „Rat“-Schriftzug versehene Vorbau klemmt einen ENVE DH Carbon-Lenker mit 23 mm Rise und 800 mm Breite. Lizard Skins-Griffe mit lasergravierten Endkappen runden das Cockpit ab.


Der Sattel am V10 kommt aus dem Hause WTB. Wie Josh uns bei seinem unglaublichen Weltmeisterschafts-Lauf 2014 in Hafjell gezeigt hat, benutzt er diesen auch regelmäßig. Greg Minnaars Mechaniker Jason Marsh ist der Vater des durchaus populär gewordenen Marshguards – so ist es nicht verwunderlich, dass sich auch an Ratboys Bike ein Spritzschutz montiert ist. Auf dem Schlammschutz ist das Logo der 50/01 Crew aufgedruckt, der Ratboy angehört: Hauptsache Spaß am Radfahren haben! Und das verkörpert der Brite definitiv.
Laut Josh ist sein Bike das leichteste der drei Syndicate-Arbeitsgeräte: Die Bikes von Greg Minnaar und Steve Peat sind jeweils größer und somit etwas schwerer. Bis auf die verbaute untere Wippe und die Teamlackierung von Rahmen und Felgen sind am V10 ausschließlich Serienteile verbaut, die ganz regulär erhältlich sind. Während an Peatys Bike der Union Jack neben dem Namen prangt, wählt Josh die Piratenflagge.

Gerüchteküche
Nach der WM in Val di Sole verriet uns Josh Bryceland, dass er 2017 mehr Rad fahren werde als jemals zuvor – der Schwerpunkt wird jedoch nicht auf dem Downhill-Weltcup liegen. Stattdessen: Freies Fahren und freie Projekte! Wir sind gespannt, was er zusammen mit #AllTheLads und der 50/01-Crew auf die Beine stellen wird!
Weitere Informationen
Website: www.instagram.com/ratboy_bryce
Text & Redaktion: Jens Staudt, Christoph Spath | MTB-News.de 2016
Bilder: Jens Staudt
27 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumich glaub, da liegt das problem: man darf nicht annehmen, Englisch zu hören, wenn er quatscht
Is halt wie wenn a echter Waidler "deutsch" spricht, versteht auch kein Ausländer und kaum ein Inländer.
fahr mal nach texas oder virgina un quatsch mit dem landvolk, is wie als würde man sich mit nem fiesen urbayern unterhalten.
man denkt immer die haben tennisbälle im mund.
Vielleicht ist ja eh alles nur ne Fehlmeldung, weil Ratboy falsch verstanden wurde. In Wirklichkeit will er nächstes Jahr im Worldcup voll angreifen, und so viele Rennen wie noch nie gewinnen... Einfach mal richtig zuhören!!! ;-)
Genial, ich könnt mich kringeln.
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