Mit einem beachtlichen Vorsprung von 8,46 Sekunden auf den Zweitplatzierten konnte der dreifache Downhill-Weltmeister Fabien Barel am vergangenen Wochenende den Sieg beim zweiten Lauf der Specialized-SRAM Enduro Series in Riva del Garda für sich verbuchen. Für Barel war es nicht nur die erste Teilnahme an der deutschsprachigen Serie, sondern auch die erste offizielle „Amtshandlung“ unter der Team-Flagge des frisch gegründeten „Canyon Factory Enduro Teams“. Wir haben das Bike des Siegers von Riva einmal genauer unter die Lupe genommen.
# Fabien Barel in Riva – mit 8,46 Sekunden Vorsprung zum Sieg
Den Auftakt der Specialized-SRAM Enduro Series in Treuchtlingen konnte mit Nicolas Lau vom Cube Action Team bereits ein Franzose für sich entscheiden [hier zum Bike-Check]. Nur eine Woche später geht der Pokal des zweiten Laufs der Serie erneut nach Frankreich. Dieses Mal war der Sieger kein Geringerer als DH-Altmeister Fabien Barel.
Nach der Trennung von seinem langjährigen Sponsor und Arbeitgeber Mondraker stellten sich viele die Frage, wie schnell sich Barel auf einem neuen Bike zurechtfinden würde und natürlich, ob er seiner Vorliebe für lange Rahmen und sehr kurze Vorbauten – bei Mondraker Forward-Geometry genannt – treu bleiben würde. Beim zweiten Lauf der Specialized-SRAM Enduro Series im Rahmen des BIKE Festivals in Riva del Garda präsentierte sich Barel auf einem seriennahen Modell des Canyon Strive. Was genau sein Team-Bike vom Serien-Modell unterscheidet, zeigt euch dieser Bike-Check.
# Bike-Check Fabien Barel – Canyon Strive AL Team
Der Rahmen
Beim Grundgerüst seines Bikes vertraut Fabien auf einen Serien-Rahmen des Canyon Strive AL in Größe „Large“. Bis auf das Team-Design entspricht der Rahmen voll und ganz der Serie und bietet 160 mm Federweg am Heck, einen 425,5 mm kurzen Hinterbau sowie einen Reach-Wert von 435 mm und eine Rahmenhöhe von 490 mm. Für Fabien fällt der Rahmen damit im Vergleich zu seinem ehemaligen Mondraker deutlich kürzer aus, was ihm einige Zeit zur Umgewöhnung abverlangte.
Nach eigenen Angaben sei die Länge des Bikes bei seiner Körpergröße von 1,80m für ein Enduro Race-Bike grenzwertig, würde ihm in Kombination mit einem 50 mm langen Vorbau jedoch noch passen. Der Lenkwinkel beläuft sich an seinem Rad auf 66° – der Unterschied von 0,5° zur Serie kommt durch die Fox 36 zustande, die bei gleichem Federweg höher baut als die serienmäßig verbaute Fox 34.
# Canyon Strive AL Team „Large“: SRAM XX1, Fox 36 & Float CTD, Mavic Crossmax ST & SX
Die Federelemente
Wie bereits genannt, setzt der DH-Spezialist besonders bei Rennen wie dem am Gardasee auf eine steife und schluckfreudige Fox 36 mit 160 mm Federweg. Vor allem in verblockten Passagen sowie ruppigen High-Speed-Abschnitten würde ihm die 36 aufgrund der steiferen Bauweise [20-mm-Steckachse & 36 mm Standrohre] und den ausgeprägteren Druckstufen-Einstellmöglichkeiten etwas mehr Sicherheit bieten als die 34. Wie am DH-Bike fährt Barel seine Gabel auch am Enduro straff und schnell. Vor allem der Low-Speed-Druckstufe lässt er dabei ein hohes Maß an Aufmerksamkeit zukommen, da diese vor allem in Kurven eine entscheidende Rolle spielt.
Der Hinterbau seines Strives wird von einem Fox Float CTD Dämpfer in Schach gehalten, dessen CTD-Funktion er über den dazugehörigen Hebel am Lenker steuern kann. Vor allem bei abwechslungsreichen Stages mit Down- und Uphill-Passagen sei ihm dieser Hebel Gold wert. Um dem Hinterbau etwas mehr Progression zu verleihen, fährt Barel seinen Dämpfer mit dem zweitgrößten Volumenspacer. Das Shim-Stack der Zugstufe ist jedoch gleich zur Serie, da er den Volumen-Spacer je nach Strecke wechselt. Beim Rennen am Gardasse fuhr er den Dämpfer mit einem Druck von 170 PSI, die Zugstufe befand sich dabei 3 Klicks vor geschlossen. Gerade bei Luftdämpfern sei es wichtig, die Zugstufe deutlich langsamer zu fahren, als man es evtl. von Stahlfederdämpfern gewöhnt sei, so Barel.
# Fox Float Factory CTD Dämpfer mit Remote-Hebel und Kashima-Coating
Der Antrieb
Die Kraftübertragung erfolgt an Fabiens Bike verhältnismäßig unspektakulär. Der gesamte Antrieb setzt sich aus einer serienmäßigen SRAM XX1-Gruppe zusammen, die von Fabien mit einer Abstufung von 34 auf 10-42 gefahren wird. Die Kurbellänge beträgt 170 mm, um angesichts des tiefen Tretlagers auch im Gelände noch kräftig in die Pedale treten zu können. Bei den Pedalen erfolgte an Fabien Bike erst vor Kurzem ein Wechsel. Nachdem er längere Zeit auf Crank Brothers Mallet Pedalen unterwegs war, wechselte er nun zurück auf Shimano – da ihm die neuen XTR-Trail Pedale einen besseren Halt sowie geringeres Gewicht bieten würden. Um auch das letzte bisschen Risiko zu eliminieren, kombiniert Fabien seine XX1-Gruppe mit einer oberen Führung aus dem Hause e.13 – gerade bei Stürzen könnte diese unvorhergesehene Überraschungen vermeiden.
# SRAM XX1-Antrieb mit 34er Kettenblatt
Die Bremsen
Verzögern lässt sich Fabien durch Avid X0 Trail Bremsen. Sowohl an der Front als auch am Heck fährt er diese mit 180 mm Scheiben. Diese seien seinen Angaben zufolge auf den teils langen und steilen Stages beim Rennen am Gardasee aber nicht optimal gewesen – für das nächste Rennen mit einem ähnlichen Streckenprofil wird er wohl das Mehrgewicht in Kauf nehmen und am Vorderrad eine 200mm-Scheibe montieren. Was die Beläge anbelangt, setzt Barel der Bissigkeit zuliebe auf organische Bremsbeläge.
# Avid X0 Trail Bremsen und Ergon GA1 EVO Griffe
Fahrer und Bodenkontakt
Der Kontakt zum Rad wird am Strive von Fabien über einen Ergon SM3 Sattel, der auf einer 150er Rock Shox Reverb Stütze montiert ist, hergestellt. Gelenkt wird mit einem 780mm breiten Renthal Fatbar, der eine Höhe von 30 mm aufweist. Um die Front je nach Strecke anzupassen, setzt Fabien nicht auf den höchsten Renthal Lenker mit 38mm „Rise“, sondern lässt sich die Option offen, das Cockpit über Spacer in der Höhe anzupassen. Am Gardasee montierte er zwei Spacer unter dem Vorbau, was die Lenkzentrale weit nach oben bringt und ihm eine aufrechte Fahrpostion beschert. Zugegriffen wird auf einem „Prototyp“-Modell der Ergon GA1 EVO Griffe, die Fabien zur Zeit mit einer weicheren Gummimischung testet.
# Remote-Hebel für die Vario-Stütze und den Dämpfer
Wie auf den Bildern unschwer zu erkennen ist, wählt Fabien für das Rennen am Altissimo zwei verschiedene Laufräder. Obwohl er in der Regel auf die leichteren Mavic Crossmax ST Laufräder schwört, montierte es sich in Riva das steifere, aber auch schwerere Crossmax SX Laufrad an der Front. Grund dafür ist die breitere Felge, die dem Reifen mehr Volumen verleiht und somit dem Durchschlagschutz, vor allem aber dem Grip zu gute kommt.
Die Arbeit am Vorderrad verrichtete ein neuer Michelin-Reifen, der sich derzeit in der Erprobungsphase befindet. Für ein gutes Rollverhalten und eine gute Bremstraktion sorgte am Hinterrad ein 2,35″ breiter Michelin Wild Gripper. Beide Reifen fuhr Fabien am Gardasee tubeless und mit Dichtmilch, um jeder Reifenpanne vorzubeugen.
# Michelin Prototyp-Enduro-Reifen
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Redaktion: Christoph Bayer // Bilder: Maxi Dickerhoff
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