Unsere beiden schnellen Bloggerinnen, die Zwillings-Schwestern Anita und Caro Gehrig, waren auch beim zweiten spektakulären EWS-Rennen in Derby, Australien, mit von der Partie. Ob es für die beiden diesmal besser lief als beim Dschungel-Auftakt in Rotorua, erfahrt ihr im spannenden Rennbericht von Anita Gehrig – viel Spaß!
Rotorua, 3:30 Uhr, voll motiviert, die Reise anzutreten … NICHT! Die Abfahrt zur Reise ins australische Tasmanien steht an. Das ist sogar schon zu früh, um uns in die Haare zu kriegen. Ihrem Arbeitstempo nach ist die Lady am Check-In auch noch nicht wach und macht uns den Plan zunichte, in der Lounge zu frühstücken. Aber wir schaffen es wieder einmal, den Flug Schweiß gebadet zu erreichen – Last Call am Infoboard. Dennoch, die Vorfreude, bereits zum zweiten Mal die wunderschöne wilde Insel zu besuchen, ist riesig!
Wir erhalten ein herzliches Willkommen der Organisatoren des Rennens in Derby und fühlen uns gleich wieder wohl in diesem kleinen Ort im Nirgendwo. Seit dem letzten EWS-Rennen hier vor zwei Jahren hat sich einiges getan: mehr Trails, neue Kaffeeshops, Bike-Läden und viele neue Unterkünfte. Derby erlebt einen Bikeboom sondergleichen und es ist schön zu sehen, dass die Enduro World Series lokal eine große wirtschaftliche Auswirkung haben kann.
Tripping Straya – Caro und Anita Gehrig in Down Under von IBC_Redaktion – Mehr Mountainbike-Videos
Die Schmach vom letzten Wochenende haben wir noch nicht ganz verdaut, aber wir sind positiv gestimmt, die Dinge beim zweiten Rennen zu wenden. Das Training zum Rennen startet am Freitag mit fünf Stages. Los geht es mit den wildesten des Wochenendes und wir brauchen erstmals einen Moment, um so richtig anzukommen. Doch bald kommen wir in den Groove und haben mächtig Spaß mit Noga Korem, mit der wir am Nachmittag die Tracks unsicher machen. Wir fahren gut und haben keine Mühe, die zahlreichen Features und Lines im Bikepark zu bewältigen.
Am Samstag steht die Queen Stage als Prolog an. Am Morgen haben wir darauf einen Trainingsrun und am späteren Nachmittag steht bereits der Rennlauf an. Richtig cool ist es, zu sehen, wie viele Mädels all ihren Mut zusammen genommen haben und das große 8-Meter-Gap senden – High Five an alle! Pünktlich zum Start des Rennens fängt es an zu regnen. Wir versuchen, uns davon nicht verunsichern zu lassen und einen guten Lauf auf der spaßigen Abfahrt herunterzubringen. Caro stürzt dabei unglücklich und ich fühle mich zwar ganz ok, bringe aber keine gute Zeit ins Ziel. Doch das Rennen ist noch lange nicht entschieden und am Sonntag stehen noch fünf weitere Stages an.
Wir starten bei angenehmen Temperaturen und schönstem Wetter mit der Abfahrt „Detonate“ ins sonntägliche Renngeschehen. Die ikonische Stelle mit dem schmalen Schlitz im Fels meistern wir beide gut, doch ich gehe in der nächsten technischen Passage zu Boden, lasse Zeit liegen, bleibe aber heil. Am Streckenrand herrscht eine tolle Stimmung, die zahlreichen Zuschauer sind mit allerlei Lärminstrumenten angereist und machen einen Höllenkrach – richtig geil!
Trotzdem kommen wir beide nicht richtig in Schwung, auch wenn wir ohne weitere Bodenkontakte bleiben. Es ist der Wurm drin – beim letzten Rennen in Derby 2017 war Caro noch auf Podiums-Kurs, bevor die Defekt-Hexe sich einmischte. Dieses Jahr kommen wir beide einfach nicht auf Touren, auch wenn die Strecken fast identisch sind. Die Zeiten im Frauenfeld sind nahe zusammen, doch wir haben nach vier Stages schon recht viel Zeit eingebüßt. Nach der kurzen Pause im Pit versuche ich, den Kopf nicht hängenzulassen und die Freude in den Vordergrund zu stellen. Schließlich dürfen wir an einem wunderschönen Ort weit weg von zu Hause Rennen fahren!
Die beiden letzten Abfahrten bereiten mir Spaß und ich komme wenigstens mit einem fetten Grinsen ins Ziel – es ist geil, hier zu sein. Trotzdem ist der Blick auf die Resultate ernüchternd und jagt uns beiden schon fast die Tränen in die Augen. Platz 13 (Anita) und 16 (Caro) – so weit hinten haben wir uns ohne Defekt und bei normalem Rennverlauf noch nie klassiert. Was geht?!
Wo steckt der Wurm drin?
Ich für meinen Teil habe es mir wohl mental selbst vermasselt. Mit meinem siebten Rang in Rotorua war ich nicht zufrieden und habe mich damit selbst klein geredet, statt darauf aufzubauen und im zweiten Rennen eine weitere Chance zu sehen. Trotz guter Form und gutem Gefühl auf dem Bike – beim Racen hat der Kopf einen riesigen Einfluss, ob man seine Leistung abrufen kann.
Auch wenn die Situation gerade etwas frustrierend ist, letztes Jahr um diese Zeit kam ich total vermöbelt und mit zerschnittenen und gebrochenen Händen aus Chile nach Hause und Caro erging es wenig später kein bisschen besser. Wir dürfen uns nun also in bester Gesundheit auf die weitere Saison vorbereiten und das ist wohl immer noch die Hauptsache, auch wenn das Ego gerade etwas angekratzt ist …
Das nächste EWS-Rennen findet in knapp sechs Wochen auf Madeira statt. Bis dahin finden wir unseren Flow und Race-Biss! Wir sind nun froh, hat doch der europäische Frühling Einzug gehalten und wir freuen uns auf viel Zeit auf dem Bike.
Wie geht ihr mit Enttäuschungen auf dem Rad um?
Mehr Artikel zur Enduro World Series 2019 findest du hier:
- Enduro World Series #3 – Finale Ligure: Die Kursvorschau des italienischen Saisonfinales
- Enduro World Series 2020: Keine Trophy of Nations und Gesamtwertung
- Enduro World Series 2020: Neue Termine für Petzen/Jamnica und Olargues
- Enduro World Series 2020: Am Montag startet die EWS-Anmeldung
- Enduro World Series #8 – Zermatt: Die Ergebnisse mit starker deutscher Beteiligung
- Die Gehrig-Twins bei der Heim-EWS: Hopp Schwiiz!
- Enduro World Series #7 – Northstar: Die Final-Ergebnisse des knappen Rennens
- Enduro World Series #7 – Northstar: Die Ergebnisse nach Tag 1
- Enduro World Series #7 – Northstar: Die Streckenvorschau aus den USA
- Enduro World Series #6 – Whistler: Rude und Courdurier gewinnen das Monster-Rennen
4 Kommentare