Den etablierten MTB-Profis um Nino Schurter und Co. wird der Schweiß auf die Stirn fließen: Nach Superstar Mathieu van der Poel möchte nun auch der Cross-Country-U23-Weltmeister und Straßenprofi beim Team Ineos Grenadiers, Tom Pidcock, den Spagat zwischen den Disziplinen Cyclocross, Straße und Mountainbike meistern und bei den Olympischen Spielen in Tokio in der Cross-Country-Disziplin antreten. Zudem wird Pidcock bei Weltcup-Rennen und weiteren Vorbereitungsrennen am Start stehen, um sich bestmöglich auf die Herausforderung vorzubereiten.
Nach einem überaus erfolgreichen Start in der World Tour, der höchsten Rennliga im Straßenrennsport, mit einem dritten Platz beim belgischen Klassiker Kuurne-Brüssel-Kuurne und dem fünften Rang beim spektakulären Rennen Strade Bianche auf den Schotterstraßen der Toskana widmet sich Pidcock nun großen Zielen auf dem Mountainbike: Der erst 21-jährige Brite, U23-Weltmeister in der Cross-Country-Disziplin und zusätzlich amtierender E-MTB-Weltmeister, möchte sich für die Olympischen Spiele auf dem Mountainbike qualifizieren und dort bestenfalls um die Medaillen kämpfen.
Dafür hat sein Team Ineos Grenadiers einen Rennplan ausgearbeitet, der Pidcock bestmöglich auf das Rennen in Tokio vorbereiten soll. Insbesondere die Tatsache, dass Pidcock bisher kaum Weltranglistenpunkte in der MTB-Disziplin sammeln konnte und demnach bei den wichtigen Weltcup-Rennen zunächst aus den hinteren Startreihen ins Rennen gehen muss, spielte bei den Planungen wohl eine entscheidende Rolle.
Aufgrund der aktuell etwas komplizierten Lage, was die Verteilung der Weltranglistenpunkte im Hinblick der Olympischen Spiele und die Vergabe der Olympia-Startplätze angeht, ist es zudem nicht ganz sicher, ob Pidcocks Heimatnation überhaupt ein Startrecht besitzt. Ein aktuelles Nationenranking, welches zur Bestimmung der Startplätze in Tokio als Grundlage dient, steht seitens der UCI aktuell nicht zur Verfügung. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Trainer und Pidcock selbst dies genauer unter die Lupe genommen haben und davon ausgehen, dass der Brite eine realistische Chance besitzt, um in Tokio an den Start gehen zu können.
Pidcocks Rennplanung sieht demnach so aus, dass er mit dem Auftaktrennen des Proffix Swiss Bike Cup in Leukerbad am 01./02. Mai ins MTB-Geschehen eingreifen will und anschließend die Weltcuprennen in Albstadt, Nove Mesto und Leogang bestreiten wird. Wesentliches Ziel bei diesen Rennen soll es sein, sich durch gute Ergebnisse in der Startposition stetig nach vorne zu arbeiten und somit immer weiter vorne angreifen zu können. Idealerweise will Pidcock bereits beim Weltcup in Albstadt am 08./09. Mai unter die besten 16 Fahrer vorstoßen, um dann eine Woche später in Nove Mesto auch für den Short Track startberechtigt zu sein. Mit den gesammelten Weltranglistenpunkten möchte Pidcock dann auch in Tokio möglichst weit vorne starten können, um im Kampf um die Olympia-Medaillen bestmögliche Voraussetzungen zu besitzen.
Die Startaufstellung ist so entscheidend beim Mountainbike. Beim ersten Weltcup wird er sehr weit hinten starten – etwa auf Platz 92 der Startliste. Wenn er in Albstadt gut abschneidet, wenn er ein Top-16-Resultat erzielen kann, würde ihn das in das Short Track-Rennen für den nächsten Weltcup-Lauf in Novo Mesto bringen. Dort kann er dann mit einem guten Rennen seine Startposition deutlich verbessern, und wenn er es bis dahin schafft, hat er die Situation im Wesentlichen selbst in der Hand. Es geht darum, in der Startaufstellung nach vorne zu kommen – der erste Weltcup des Jahres wird für den Beginn also ein Schlüsselrennen sein.
Kurt Bogaerts, Trainer beim Team Ineos Grenadiers
Bereits in den vergangenen Wochen beschäftigte sich Pidcock und sein Team ausführlich mit der Umsetzung der ambitionierten Ziele: Ein viertägiges Trainingslager mit ausführlichen Tests des Materials im spanischen Banyoles, wo vor wenigen Wochen der Auftakt in die europäische Cross-Country-Saison stattfand, sollte Erkenntnisse über die idealen Voraussetzungen für das MTB-Projekt liefern. Zunächst aber wird sich der Fokus Pidcocks auf die noch anstehenden Frühjahrsklassiker auf der Straße richten, bereits am morgigen Samstag wird er beim Radsport-Monument Mailand-San Remo am Start stehen.
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