Der erste Tag des Andes Pacifico hat für „Team Deutschland“ relativ düster begonnen. Es ging los, dass wir unsere Bikes fertig machten und mir, wie im vorangegangenen Artikel beschrieben, auffiel, dass die Hinterradbremse Probleme macht. Heute konnte ich mich auf die Suche nach dem Problem machen und musste feststellen, dass die Bremse oben am Bremshebel Öl verliert.
Laut dem Orga-Team sollte es heute noch sehr entspannt zugehen, unter anderem würden wir heute vor dem Start in die Anden noch diverse Bikeshops besuchen. Anders als bei der Trans Provence, wo alles minutiös geplant und organisiert ist, haben wir hier am Vormittag erstmal länger gewartet, um überhaupt loszukommen. Irgendwann wurden wir dann mit den Pickups abgeholt. Insgesamt 80 Teilnehmer, je 3 pro Pickup. Der jeweilige Pickup wurden uns dann auch für die gesamte Renndauer zugewiesen.
# Raus aus der Stadt!
# Gute Stimmung unterwegs
Also erstmal alle Sachen auf den Pickup aufladen – dummerweise hatte meine Gruppe den allerkleinsten aller Pickups erwischt und mit 3 Bikes plus Gepäck war eine Tetris-Meisterleistung notwendig, das Auto so zu beladen, dass wir ohne Gepäckverlust aufbrechen und wieder ankommen konnten.
Dann ging es in die Bikeshop-Street. Da die Szene hier nicht so groß ist kann man davon ausgehen, dass, wenn man in einem Shop Teile einer speziellen Marke findet, dieser Shop auch gleichzeitig der Distributor dieser Marke hier in Chile ist.
Im ersten Bike-Shop, in dem ich wegen meiner Bremse war, gab es direkt mehrere deutsche Marken – neben ION gab es auch Produkte von Local Outerwear und EVOC. Ich habe mich nett mit dem Besitzer unterhalten – dieser erzählte mir, dass in Chile die deutsche Szene sehr genau verfolgt werden würde und es für die Chilenen entscheidend wäre, was bei uns in Deutschland gerade Trend ist – denn das wäre in Chile dann auch kurz danach angesagt. Populär wären daher besonders deutsche Firmen. Sein Shop selbst wäre bereits mit anderen Bikeherstellern in Verhandlungen, um diese Marken nach Chile zu importieren.
Ich konnte mein Bike abgeben und die Jungs sagten, sie kümmern sich um mein Bremsen-Problem – im Anschluss ging ich zum Essen. Dort trafen sich dann erstmals alle Teilnehmer und siehe da, das Starterfeld ähnelt sehr dem der Trans Provence vom vergangenen Jahr. Es war wie ein großes „Familientreffen“ und eine schöne Atmosphäre.
Tja, nach dem Mittagessen wollte ich mein Bike wieder abholen, es wurde mir als repariert hingestellt. Ich zog 3,4mal am Bremshebel und merkte direkt, dass der Druckpunkt wieder weggeht. Aus der reparierten Bremse war wieder Öl ausgelaufen. Die Mitarbeiter sagten mir dann, die Membran in der Bremse wäre gerissen, besser würde man es nicht mehr hinbekommen. So kleine Ersatzteile hätte man nicht vorrätig, auch sonst gäbe es keine passende Bremse für das Bike. In den übrigen Bikeshops war das Ersatzteil auch nicht aufzutreiben, es gab lediglich eine SLX-Bremse zu einem absolut exorbitanten Preis.
Mein Laune war in Keller. Es hat dann wirklich lange gedauert bis ich eine Lösung gefunden habe. Die Lösung bestand dann darin, dass ich mir eine Hope 4-Kolben-Bremse für das Hinterrad gekauft habe. Auch nicht gerade ein Schnäppchen – und leider mit zu kurzer Leitung.
Die Zugverlegung ist jetzt nicht wie vom Hersteller vorgesehen, sondern ziemlich freestyle. So ist auch die gesamte Ausstattung vom Bike ein wilder Mix – neben 2 unterschiedliche Laufrad-Größen fahre ich jetzt also auch 2 unterschiedliche Bremsen. Mit so einem wildem Mix bin ich seit Anfang meiner ernstzunehmenden Rennkarriere nicht mehr gefahren…. Vielleicht ist das ja ein gutes Zeichen, dass es hier locker und entspannt zugeht für mich – ich bin zuversichtlich!
# Einer der zahlreichen Bikeshops
# Letzte Reparaturen konnten hier erledigt und Ersatzteile gekauft werden. Die Shops werden sich über 80 Biker auf einmal gefreut haben!
Wir sind dann mit den Pickups von Santiago de Chile in die hohen Anden gefahren und sind aktuell auf über 2000m. Morgen geht es weiter auf 3.600 m. Leider ist bei der Auffahrt – bei der es eine unglaublich schöne Naturkulisse gab – schon der erste Shuttle-Pickup kaputtgegangen. Anscheinend hatte er Probleme mit dem Turbo. Unterwegs wurde noch versucht das Auto zu reparieren, da war aber wohl nichts mehr zu machen.
# Weiter unterwegs in die Berge
# Pferde am Straßenrand
# Bikes ganz, Auto defekt
# Endlich angekommen
# Das Ski Resort La Parva war die Basis für den ersten Abend
Irgendwann kamen wir oben an, es gab einen fantastischen Sonnenuntergang. Tilmann und ich wollten noch eine kurze Ausfahrt machen – ich wollte schließlich auch die Bremse ausprobieren, da ich vorher noch nie Hope gefahren bin und zudem die Beläge einbremsen wollte. Ein Shuttlefahrer fuhr uns in ein leeres Skigebiet hoch und wir schoben einen der Trails hochgeschoben. Auf der Abfahrt haben wir dann festgestellt, dass es hier unfassbar rutschig ist.
Man kann sich wirklich kein Bild davon machen, wie rutschig es wirklich ist – und das trotz staubiger Trockenheit. Oder vielleicht gerade, weil es so trocken ist. Wir haben richtig fieses Sandgestein, unten ist knallharter Boden, obendrauf die losgefahrene Schicht. Man muss höllisch aufpassen und seine Körperbalance sehr genau wählen, um nicht abzufliegen.
# Abendliches Shutteln – Foto: Sven Martin
# Tilmann in der Abendsonne
# Die neue Hope Bremse will eingefahren werden
Der schwarze Tag für Team Deutschland war noch nicht zu Ende: Tilmann hat sich sein Rad direkt zerlegt: sein großes Kettenblatt ist zerbrochen! So standen wir dann da, ohne weitere Ersatzteile. Jetzt hofft er darauf, dass er bis zum Rennstart morgen früh aus Santiago noch das passende Ersatzteil bekommt.
Soweit der Stand der Dinge – heute abend wurden wir noch gebrieft. Es wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass die Trails wirklich heftig sind. Wenngleich es von der Distanz her nicht so wild ist, sind die Anstiege wohl ziemlich heftig und meist mit Trage- und Schiebepassagen versehen. Die Abfahrten sollen auch alles andere als ein Kinderspiel sein. Weniger geübte Fahrer sollen bitte absteigen, sobald sie sich überfordert fühlen.
Soweit von mir. Morgen früh um 6 Uhr geht es los und der erste Renntag steht an. Bis dann!
Renntag 1:
- 40 kms total riding distance
- 4 Special Stages
- 23 kms of Special Stages
- 3670 meters of vertical downhill
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