„Das ist kein Kindergeburtstag – wir sind hier ja nicht bei der Trail Trophy!“ Mit diesen Worten erklärte Thomas Schlecking, Veranstalter der Rennserie, dass es hier eben zu Sache geht. Vergangenes Wochenende ging die Alpine Enduro Serie in die zweite Runde dieser Saison. Die Trails am Kronplatz waren im idealen Zustand, um die Arbeitsgeräte der Teilnehmer ordentlich auf Herz und Nieren zu prüfen. Hier ist der Rennbericht!
Das Zwei-Tages-Rennen war trotz Pandemie-bedingter Einschränkungen erneut top organisiert und ein voller Erfolg. Dank sonniger Verhältnisse war die Stimmung der Teilnehmer gehoben und doch hatten alle mit den noch nicht komplett getrockneten Bodenverhältnissen der regnerischen Vortage zu kämpfen.
Freitag: Trainingstag
Nun war es auch für mich endlich so weit – das erste Enduro-Rennen in 2020 stand in den Startlöchern. Nach einer gefühlten Ewigkeit ohne Rennluft war es ein super Gefühl, wieder gemeinsam mit den anderen Rennkollegen die Trails im Attacke-Modus zu befahren. Alle Stages des Rennens befanden sich auf bestehenden Trails des Bikeparks. Dank Trainings-Empfehlung bekamen meine Bamberger Gruppe und ich einen ersten Eindruck vom besonderen Charakter der Trails am Kronplatz.
Im Training ging es über den Andreas Trail, Korer & Uschi, Ochsenalm & Christian sowie den Herrensteig und Franz & Hans. So waren bereits einige Abfahrtskilometer gesammelt und wir hatten einen guten Eindruck von den Stages. Sich einzelne Stellen anzuschauen, schien nicht nötig, da die Stages durchgehend gleich schwer waren und keine besonders schwierigen Passagen bereithielten.
Ein wenig Energie musste man sich an diesem Tag dennoch aufsparen, denn am Nachmittag ging es nochmal rund eine halbe Stunde uphill zum Prolog. Für mich war es das erste Mal in diesem Jahr – gegen die Uhr fahren. Jedes Mal kommt man in diesen Modus, in dem man versucht, alles perfekt zu machen, nicht zu übertreiben, sauber zu fahren – und das fühlte sich nach einer langen Zeit ohne Rennen noch ziemlich fremd an. Ähnlich erging es einigen meiner Bamberger Kollegen, für sie war es nämlich ihr allererstes Rennen. Die Prolog-Stage hielt zu Beginn ein paar entspannte Bikepark-Anliegerkurven und ein ordentliches Wurzelfeld bereit.
Samstag: Renntag 1
Insgesamt 5 Stages mussten an diesem Tag von den Teilnehmern bewältigt werden. Um 9:00 Uhr fiel der Startschuss und per Muskelkraft ging es hoch zu Stage 1 & 2. Gut aufgewärmt ging es über den Andreas Trail, welcher den Startern mit vielen Kurven und ein paar engeren Stellen gleich die vollste Konzentration abverlangte.
Stage 2 setzte sich aus dem Korer und Uschi Trail zusammen. So ging es zu Beginn mit zwei steilen, engen Kehren in ebenso steiles Gelände. Hier war eine saubere Kurventechnik gefragt, um keine wertvollen Sekunden in den teils offenen Kurven durch Bodenproben zu verlieren. Auf dem Uschi Trail angekommen, veränderte sich der Charakter des Trails in einen traumhaften, fluffigen Waldboden.
Um zu Stage 3 zu gelangen, nutzten wir die Gondel, um es auf dem Furcia Trail mit seinen gut 500 Tiefenmetern krachen zu lassen. Nach dem Start oberhalb der Baumgrenze ging es auf der breiten Bikeparkstrecke mit Highspeed durch die Anlieger und Table Jumps. Hier war es entscheidend, den Speed mitzunehmen und sich die Kraft für den unteren Teil der Strecke einzuteilen. Dort wurde es wieder etwas enger, steiler und technischer. Bei einer schnellsten Stage-Zeit von knapp 6 Minuten waren die Unterarme spätestens jetzt wachgerüttelt.
Nach einer weiteren Gondelfahrt und entspannter Mittagspause auf dem Bergrestaurant stand Stage 4 auf dem Programm. Auf dem Ochsenalm und Christian Trail waren zu Beginn wieder Bikepark-Kurven-Skills gefragt, dann präzise Fahrweise durch etwas engere, technische Passagen. Zum Glück war der Boden inzwischen halbwegs trocken, denn die etlichen Wurzeln hatten ohnehin schon dafür gesorgt, dass man zu kämpfen hatte, sein Vorderrad auf dem Trail zu behalten.
Stage 5 und somit die letzte für den Tag forderte nochmal volle Konzentration und rundete das Zwischenspiel aus Bikepark-Strecke und technischem Gelände perfekt ab. Nach dem ersten Renntag war es an der Spitze der Männerklasse interessant geworden: Trotz einiger technischer Defekte bei fast allen konnte sich am Ende Anton Wünscher aus dem Ibis-Team den ersten Platz sichern. Gusti Wildhaber hatte mit einem platten Reifen zu kämpfen und musste am Folgetag nochmal alles geben, um die verlorene Zeit wieder gutzumachen.
Sonntag: Renntag 2
Mit dem Konzept, dass die Langsamsten als erstes starten, ging es auch am Sonntag wieder per Muskelkraft zu Stage 6 & 7. Das Feld blieb stets schön zusammen und die Wartezeiten waren gering. Inzwischen fühlte ich mich auch wieder etwas vertrauter gegenüber den höheren Renngeschwindigkeiten und hatte enormen Spaß, die engen Kurven und schmalen Stellen auf der ersten Stage des Tages zu meistern. Diese Strecke, wie auch die kommende 7. Stage, wurde auf Sicht gefahren und erforderte eine weit vorausschauende Fahrweise, um an den doch teilweise engen Passagen nicht den Track zu verlassen.
Stage 7 startete an der gleichen Stelle wie Stage 3 und hielt somit ebenfalls den zuvor gelobten super Boden für die Teilnehmer bereit. Viel Grip auf einem schmalen Singletrail mit einigen technischen Raffinessen forderte ein Zwischenspiel aus Highspeed und sauberer Fahrweise, um hier mit einer guten Zeit zu brillieren.
Stage 8: Die Königsetappe – 3 Trails in einer Stage
Auf diese Abfahrt hatten sich einige gefreut, andere hatten sie gefürchtet: Aufgrund ihrer Länge lag die schnellste Zeit bei knapp 12 Minuten. Am Start diskutierten alle, was wohl die sinnvollste Strategie wäre. Kraft sparen am Anfang und sauber bis zum Ende durchfahren oder lieber gleich voll draufhalten und riskieren, dass am Ende die Kraft ausgeht?
Mit diesem Wissen hatten die Veranstalter entschieden, zwischen den Trails Franz und Hans eine kleine ungetimete Zone einzubauen, sodass sich die Teilnehmer auf einem Ziehweg kurz die Hände ausschütteln konnten, nachdem es wieder in den Trail ging. Absolut gute Entscheidung!
Ich entschied mich für die Variante „gleich voll draufhalten“ und fuhr den Herrensteig und Franz mit voller Power gen Tal. Inzwischen hatte ich mich an den Rennspeed gewöhnt und konnte gefühlt wieder einiges an zuvor versemmelter Zeit herausfahren. Unglücklicherweise entschied sich meine Kette dafür, mich zu überholen. Zuvor hatte ich versucht, sie hektisch wieder auf das Kettenblatt zu setzen, da sie vor lauter harten Schlägen heruntergefallen war. Doch dank Skateboard-Anschiebetechnik konnte ich auf dem letzten Teil der Stage – dem Hans – auch noch die spaßigen Kurven und technischen Passagen genießen. Die Arme waren dick, die Hände spürten alle deutlich und ein top organisiertes Rennen konnte trotz Pandemie stattfinden.
Ergebnisse und Siegerehrung
Das waren die wohlverdienten Sieger der Alpine Enduro Serie am Kronplatz – ein hart umkämpftes Rennen mit einem starken Startfeld, anstrengenden Stages und super Stimmung.
Fazit – Alpine Enduro Series Kronplatz
Großen Respekt an den Veranstalter, wieder ein super Rennen auf die Beine gestellt zu haben und trotz zusätzlicher Auflagen das Gefühl von gemeinsamem Spaß am Rennen fahren zu bieten. Der Kronplatz ist zudem ein super Bikepark, der uns mit einem besonderen Baustil abgeholt hat. Wir kommen sehr gerne wieder!
Wart ihr ebenfalls am Start? Wie hat es euch gefallen?
25 Kommentare